Thursday, November 20, 2025

Mehrwert für Manager

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Die EU-Staaten haben sich auf ein abgeschwächtes Klimaziel für 2040 geeinigt. Auch die österreichische Regierung setzt den Sparstift vor allem im Klima- und Umweltschutz an. Wissenschafter*innen kritisieren die Vorgehensweise scharf: Die Chance, international in der grünen Transformation eine Vorreiterrolle einzunehmen, werde somit verpasst. Wie gut verträgt sich Wirtschaftswachstum mit Klimaschutz? Und halten Unternehmen dennoch an ihrer Strategie fest? Report(+) hat drei Expert*innen um ihre Einschätzung gebeten.

Bild: iStock

1. Können wir uns Klimaschutz nicht mehr leisten?

Christiane Brunner, Vorständin CEOs for Future, Initiatorin Climate Business Circle

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"Was wir uns nicht mehr leisten können, sind weitere Verzögerungen beim Klimaschutz. Für Klimaneutralität 2040 sind etwas über elf Milliarden Euro pro Jahr an Investitionen nötig. Die kommen aber über Wertschöpfung in Österreich wieder zurück. Kostenexplosionen, die wir uns sicher nicht leisten können, wird es durch immer höhere Klimaschäden oder Strafzahlungen bei Nichterreichung von Klimazielen geben. Wir können uns auch nicht leisten, im internationalen Wettbewerb zurückzufallen. Klimaschutz ist ein einmaliger Business Case – in den sollten wir investieren."

 

Hildegard Aichberger, Geschäftsführerin Umweltbundesamt Österreich

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"Klimaschutz ist keine Ideologie, sondern eine wirtschaftspolitische Notwendigkeit. Die Kosten des Nichthandelns, z.B. durch Strafzahlungen oder Schäden durch Extremwetterereignisse, sind schon heute erheblich. Es geht um die Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts: Dekarbonisierung und der Umbau der Netzinfrastruktur sind zentrale Hebel für Europas Wettbewerbsfähigkeit. Milliardenumsätze und die Beschäftigtenzahlen im Umwelt- und Klimasektor zeigen, wie bedeutend schon heute Klimaschutz für Wohlstand und gesellschaftliche Stabilität ist."


Haimo Primas, CEO Holcim Österreich

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"Klimaschutz ist eine Investition in die Zukunft, in Wertschöpfung, Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Mit unserer klaren Vorreiterposition in der Dekarbonisierung und mit Investitionen in Kreislaufwirtschaft, erneuerbare Energie und CO2-reduzierende Technologien stärken wir unsere Standorte und reduzieren künftige Kosten nachhaltig. Für die Industrie ist Klimaschutz kein »Nice to have«, sondern Voraussetzung, um langfristig erfolgreich zu bleiben. Klima schützen zahlt sich aus."


2. Wurde an den falschen Stellen gefördert bzw. investiert?

Christiane Brunner
"Ja. Immer noch werden in Österreich rund vier Milliarden Euro pro Jahr für kontraproduktive Subventionen verwendet, die fossile Energie stützen und Wertschöpfung aus Österreich abziehen. Förderungen generell zu evaluieren, halte ich für sinnvoll. Wir brauchen Rahmenbedingungen, die Kostenwahrheit widerspiegeln. Dann ist Nachhaltigkeit ein Business Case."

Hildegard Aichberger
"Öffentliche Mittel müssen effizient eingesetzt werden. Insbesondere kontraproduktive Förderungen und Subventionen, oder solche mit minimalen Effekten, bieten Einsparpotenziale. Wirkungsfolgenabschätzungen sollten dabei ökologische, soziale und standortökonomische Aspekte berücksichtigen. Gezielte Investitionen in nachhaltige Infrastrukturen und zukunftsfähige Technologien schaffen Planungssicherheit, stärken den Standort und lenken Kapital in Projekte mit langfristigem Nutzen."

Haimo Primas
"Entscheidend ist, dass Förderungen dort ankommen, wo sie spürbare Emissionsreduktion und technologische Weiterentwicklung ermöglichen. Investitionen in Dekarbonisierung, grünen Strom und starke Stromnetze, Speichertechnologien (wie die erste CO2-Speicheranlage Österreichs, die wir im März in unserem Betonwerk Alberner Hafen in Betrieb genommen haben) und Kreislaufwirtschaft unterstützen die Klimaziele und halten industrielle Wertschöpfung im Land. Das stärkt Innovation, Beschäftigung und regionale Lieferketten."

3. Wird die grüne Transformation ausgebremst?

Christiane Brunner
"Zum Teil wird das versucht – über Scheindebatten um Begriffe wie Technologieoffenheit, Ziel-Diskussionen oder Verbrenner-Aus. Es ist längst entschieden, wohin die Reise geht. Wir sollten keine Zeit mit Diskussionen verlieren, die Unternehmen wie Bürger*innen verunsichern. Aufgehalten werden kann die Transformation nicht mehr. Die erneuerbare Energierevolution rollt wie keine andere zuvor. Seit Beschluss des Paris-Agreements erreichen die globalen Investitionen in die Energiewende und Dekarbonisierung von Jahr zu Jahr Rekordwerte. Wenn wir als Standort attraktiv bleiben wollen, müssen wir Unternehmen Klarheit für Investitionen in die Dekarbonisierung geben."

Hildegard Aichberger
"Die grüne Transformation ist im vollen Gange, wir befinden uns mitten im Veränderungsprozess. An vielen Stellen fehlen aber die politischen Rahmenbedingungen, klare Zukunftsbilder und Klarheit über Investitionsmöglichkeiten. Ein weiteres ernstes Hemmnis ist die wachsende Flut an Desinformation und Fake News. Diese untergraben das gesellschaftliche Vertrauen und verringern den politischen Mut zur Transformation."

Haimo Primas
"Die Transformation ist in Gang, aber es braucht neben einem gesamtgesellschaftlichen Commitment, auch eine klare Dekarbonisierungsstrategie der Regierung für Österreich, d.h. klare Rahmenbedingungen, effiziente Genehmigungsverfahren und Planungssicherheit. Industrie und Politik müssen an einem Strang ziehen – je schneller Bewilligungen erlassen und Infrastruktur ausgebaut werden, desto schneller kann Österreich CO2-arme Technologien skalieren. Wir als Holcim Österreich wollen investieren, dazu braucht es aber von der Politik mehr Tempo."

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