Saturday, August 02, 2025

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Das erste Halbjahr 2025 stand im Zeichen wirtschaftlicher Unsicherheit – von anhaltend hohen Finanzierungskosten über geopolitische Spannungen bis hin zu regulatorischer Komplexität. Dennoch zeigen sich auf dem M&A-Markt selektive Erholungszeichen, zeigt eine Untersuchung von EY in Österreich.

Eva-Maria Berchtold ist Partnerin und Leiterin Strategy and Transactions bei EY.

In Österreich wurden im ersten Halbjahr insgesamt 118 Transaktionen mit österreichischer Beteiligung registriert, was einem leichten Rückgang um 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht (124 Deals). Das Bild ist dennoch differenziert: Der Rückgang bei der Anzahl wurde durch ein großes Plus beim Volumen auf 17,3 Milliarden Euro überkompensiert – mehr als eine Versiebenfachung gegenüber dem Vorjahreswert von 2,7 Milliarden Euro. Dieser sprunghafte Anstieg geht maßgeblich auf zwei noch ausstehende Großtransaktionen zurück: die geplante Übernahme von Santander Polen durch die Erste Group im Umfang von sieben Milliarden Euro sowie die Einbringung von Borealis, Borouge und Nova Chemicals durch OMV und ADNOC in ein neues Joint Venture im Wert von 8,9 Milliarden Euro.

„Wir sehen eine gewisse Stabilisierung des Marktes – wenn auch auf niedrigerem Niveau“, sagt Eva-Maria Berchtold, Partnerin und Leiterin Strategy and Transactions bei EY Österreich. „Das starke Volumenwachstum zeigt, dass Investor:innen gezielt auf einzelne, strategisch relevante Transaktionen setzen – insbesondere bei internationalen Großprojekten.“ 

Das zeigen die Ergebnisse des österreichischen M&A-Index der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Für die Analyse untersucht EY halbjährlich alle veröffentlichten Transaktionen mit österreichischer Mehrheits- und Minderheitsbeteiligung. 

Internationales M&A-Volumen steigt um 30 Prozent – Tech und Mega-Deals dominieren
Auch weltweit war das erste Halbjahr 2025 geprägt von einem dynamischen Transaktionsgeschehen. Das globale M&A-Volumen stieg auf 2,1 Billionen US-Dollar, was einem Plus von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Vor allem der Juni erwies sich mit einem monatlichen Volumen von 425 Milliarden US-Dollar als starker Abschluss der ersten Jahreshälfte. Wesentliche Treiber waren 34 Mega-Deals über zehn Milliarden US-Dollar – darunter die Übernahme von Toyota Industries durch Toyota Motor (33 Mrd. USD) und der Kauf des australischen Energiekonzerns Santos durch ein ADNOC-Konsortium (24 Mrd. USD). Der Technologiesektor bleibt global mit 488 Milliarden US-Dollar führend, gefolgt von Finanzdienstleistungen (307 Mrd. USD) und Öl & Gas/Chemie (251 Mrd. USD). Die USA waren mit 952 Milliarden US-Dollar erneut das attraktivste Ziel für Investitionen, während Europa mit über 14.000 Deals die höchste Transaktionsanzahl aufwies. 

„Während Österreich vorsichtig agiert, zeigen die internationalen Märkte, was möglich ist: Rekordwerte im Technologiesektor, hohe Aktivität im Private-Equity-Bereich und starke Mega-Deals setzen klare Signale. Das globale M&A-Geschehen hat im ersten Halbjahr deutlich an Fahrt aufgenommen – getragen von Vertrauen in langfristige Wachstumsstrategien“, erklärt Robert Hufnagel, Partner und Leiter M&A Advisory bei EY Österreich. 

Heimischer Markt: Strategische Deals dominieren – Private Equity weiter Randthema
In Österreich wurde das M&A-Geschehen erneut überwiegend von strategischen Investorengruppen geprägt: 109 der 118 Deals fielen in diese Kategorie – ein Rückgang um vier Transaktionen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024. Transaktionen mit Beteiligung von Private Equity oder Venture Capital machten nur rund acht Prozent aus, mit lediglich neun Transaktionen. Damit bleibt privates Risikokapital weiterhin ein Randthema auf dem österreichischen Markt. 

Ein Blick auf die geografische Herkunft der Transaktionen zeigt, dass die grenzüberschreitenden Aktivitäten weiter einen großen Anteil ausmachen, aber ebenfalls unter Druck stehen. Bei den „Inbound“-Transaktionen, also Käufen ausländischer Investor:innen in Österreich, wurden im ersten Halbjahr 48 Deals registriert – das entspricht einem leichten Rückgang um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das Investitionsvolumen betrug dabei 900 Millionen Euro und konzentrierte sich vor allem auf den TMT-Sektor (Telekommunikation, Medien und Technologie). Hauptakteur:innen kamen erneut aus Europa: 75 Prozent der Käufer:innen hatten ihren Sitz in europäischen Ländern, angeführt von Investor:innen aus Deutschland mit zehn Transaktionen, gefolgt von der Schweiz und den USA mit je sechs Deals. Weitere Aktivitäten kamen aus den Niederlanden (vier Deals) und vereinzelt aus dem Mittleren Osten. 

Auf der anderen Seite verzeichnete Österreich im ersten Halbjahr 46 sogenannte „Outbound“-Transaktionen, also Übernahmen durch österreichische Unternehmen im Ausland – ein Rückgang um 9,8 Prozent. Diese Kategorie dominierte jedoch klar das Volumen: 16,3 Milliarden Euro, also über 94 Prozent des Gesamtvolumens, entfielen auf diese grenzüberschreitenden Aktivitäten. Wichtigstes Zielland war erneut Deutschland mit zehn Transaktionen, gefolgt von Italien (4 Deals) sowie Frankreich, Niederlande, Polen und den USA mit jeweils drei Deals. Inländische („Domestic“) Transaktionen machten 24 Deals aus – ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr (+4,3 %) – und lagen mit 100 Millionen Euro Volumen auf dem Niveau des Vorjahres. 

Industrie und Life Sciences als Volumentreiber
Bei den Branchen lag der Fokus auf dem Industriesektor, der mit 34 Transaktionen die Liste anführte. Dahinter folgen TMT sowie Consumer Products & Retail mit jeweils 22 Deals. Das mit Abstand höchste Volumen entfiel auf den Bereich Life Sciences & Chemicals mit 8,9 Milliarden Euro, gefolgt von Financial Services mit 7,1 Milliarden Euro – beides Outbound-Transaktionen.

„Insbesondere die österreichische Industrie zeigt nachhaltige Stärke und strategisches Entwicklungspotenzial – sei es durch digitale Transformation oder gezielte Investitionen in klimarelevante Technologien“, betont Berchtold. „Wenn wir gezielt Wachstumsfelder wie Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft und KI-Infrastruktur adressieren, kann Österreich sich wieder stärker als attraktiver Investitionsstandort positionieren.“ 

Zweites Halbjahr bleibt herausfordernd
Trotz selektiver Stärke bleibt der Ausblick für das zweite Halbjahr verhalten. Anhaltend hohe Finanzierungskosten, geopolitische Risiken und komplexe regulatorische Rahmenbedingungen könnten das Momentum dämpfen. Dennoch bleibt die Hoffnung auf Impulse durch Zinssenkungen, wachsendes Investitionsinteresse institutioneller Anleger:innen und hohe Kapitalreserven im Private-Equity-Sektor. „Österreich hat das Potenzial, durch innovative, technologiegetriebene Geschäftsmodelle und nachhaltige Industrieprojekte wieder an Dynamik zu gewinnen“, so Hufnagel abschließend. „Die Voraussetzungen dafür sind vorhanden – jetzt gilt es, Chancen konsequent zu nutzen.“

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