Thursday, November 20, 2025

Mehrwert für Manager

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Mutig und strategisch handeln, statt zu jammern: Diese Unternehmen bringen der österreichischen Wirtschaft Stabilität, treiben Innovationen voran und können sich international behaupten. Was machen sie anders?

Bild: iStock


Wenn eine klare Strategie, Innovationskraft, eine tragfähige Unternehmenskultur und eine nachhaltige Finanzstruktur zusammenkommen, ist vieles möglich. Aber was ein Unternehmen wirklich erfolgreich macht, ist oft ein Quäntchen Mut. »Gerade in Zeiten wirtschaftlicher und geopolitischer Unsicherheiten sind mutmachende Vorzeigeprojekte gefragt, die Unternehmerinnen und Unternehmern Orientierung, Sicherheit und Zuversicht geben«, betont Gottfried Spitzer, Partner und Family Business Leader bei Deloitte Österreich.

Das Beratungsunternehmen zeichnete kürzlich gemeinsam mit der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien 18 Unternehmen als »Best Managed Companies« aus. Zuvor mussten sich die Betriebe einem intensiven »Fitness-Check« unterziehen, der sie mit Fokus auf vier Bereiche – Strategie, Produktivität & Innovation, Kultur & Commitment, Governance & Finanzen – durchleuchtet. Das Programm ist international standardisiert und erfordert ein hohes Maß an Offenheit, Reflexion und Gestaltungswillen. Rund ein Drittel der teilnehmenden Unternehmen gab auf halber Strecke auf oder erfüllte die strengen Kriterien nicht.

Einer der Betriebe, die sich dem Auditprozess erfolgreich unterzogen, ist der Softwareentwickler BMD Systemhaus. Geschäftsführer Markus Knasmüller definiert Erfolg »über den Mehrwert für unsere Kundinnen und Kunden«: »Hohe Produktqualität, exzellenter Service und nachhaltiges Wachstum sind unsere Leitlinien. Wir fördern Eigeninitiative, Wissen und Teamgeist. So schaffen wir ein Umfeld, in dem Innovation entsteht und Kundenzufriedenheit zum Maßstab unseres Handelns wird.« Trotz der gegenwärtigen Konjunkturflaute bleibe das Unternehmen »fokussiert auf Qualität, Innovation und Kundennutzen«, so Knasmüller. »Unsere Softwarelösungen unterstützen Unternehmen, effizient und zukunftssicher zu arbeiten.« In herausfordernden Zeiten setze man auf klare Strategien, stabile Partnerschaften und engagierte Teams. Verantwortung übernehmen und mit Leidenschaft handeln, lautet die Devise.

Bild: Markus Knasmüller, Geschäftsführer BMD Systemhaus: »Fokussiert auf Qualität, Innovation und Kundennutzen.«

Die Rahmenbedingungen – hohe Kosten, magere Konjunktur, starker Wettbewerb – sind derzeit für alle schwierig. Doch die »Best Managed Companies« handeln antizyklisch und setzen auf Diversifizierung, sagt Deloitte-Experte Albrecht Rauchensteiner: »Sie gehen finanziell in Vorleistung und stellen jetzt die Weichen für einen zukünftigen Aufschwung. Viele Unternehmen suchen ganz bewusst Innovationen außerhalb ihres klassischen Geschäftsbereiches.« Und: Neben wirtschaftlichen und strategischen Überlegungen übernehmen sie auch soziale Verantwortung für ihre Mitarbeiter*innen und die Region, etwa durch Gesundheitsvorsorge und Angebote für Kinderbetreuung oder Mobilität.

In der Krise erfolgreich
Nicht jedes erfolgreiche Unternehmen ist auch ein Leitbetrieb. Diese Vorzeigeunternehmen begegnen aktuellen Herausforderungen mit innovativen Konzepten und nehmen ihre ökonomische, ökologische und soziale Verantwortung wahr. Rund 220 österreichische Unternehmen wurden bisher vom Wirtschaftsnetzwerk »Leitbetriebe Austria« zertifiziert. »Ein Leitbetrieb steht für Exzellenz in allen Bereichen unternehmerischen Handelns«, erklärt Monica Rintersbacher, Geschäftsführerin der Leitbetriebe Austria. »Leitbetriebe sind Vorbildbetriebe, die nicht auf kurzfristige Gewinne ausgerichtet sind, sondern auf nachhaltigen Unternehmenserfolg setzen. Durch ihre klare Markt- und Werteorientierung werden sie zu Treibern der Entwicklung ihrer Region und Branche. Sie übernehmen Verantwortung – für Gesellschaft, Umwelt und Mitarbeitende – und schaffen dadurch Vertrauen sowie langfristige Wettbewerbsvorteile.«

Bild: Monica Rinters­bacher, Geschäftsführerin der Leit­betriebe Austria: »Nicht auf kurzfristige Gewinne ausgerichtet.«

So ist die FACC AG als Zulieferer in der Luftfahrtindustrie zu einem Global Player gewachsen, mit dem Headquarter in Ried im Innkreis zählt das Unternehmen zu einem der attraktivsten Arbeitgeber in Oberösterreich. Trotz der Vielzahl geopolitischer Ereignisse verzeichnet FACC einen Rekordauftragsstand. Doch nicht nur global tätige Großbetriebe, auch mittelständische Unternehmen wie die E-Conomix Group, Spezialist für digitales Marketing, oder Glorit Bausysteme sind als Leitbetriebe zertifiziert. Dem Bauträger gelang es zuletzt, trotz steigender Baukosten auf dem hart umkämpften Wiener Immobilienmarkt seine Marktposition nicht nur zu behaupten, sondern auszubauen. Bis Ende August 2025 verzeichnete das Unternehmen ein Auftragsplus von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr, für das Gesamtjahr rechnet man mit mehr als 100 Millionen Euro an Neuaufträgen.

Für Leitbetriebe-Chefin Rintersbacher ist das kein Zufall: »Gerade in Krisenzeiten zeigt sich die wahre Qualität eines Unternehmens. Ein Leitbetrieb zeichnet sich durch Stabilität und nachhaltiges Wirtschaften aus, bleibt aber zugleich flexibel und handelt vorausschauend, um auch in herausfordernden Situationen erfolgreich zu agieren. Diese Fähigkeit, Chancen und Risiken mit Weitblick zu erkennen und entsprechend zu handeln, ist ein wesentlicher Bestandteil verantwortungsvoller Unternehmensführung.«

Starkes Signal
Auszeichnungen wie die etwa Staatspreise für Innovation oder Unternehmensqualität sind eine Anerkennung der besonderen Anstrengungen dieser Betriebe. Sie haben aber Signalwirkung für ihre Branche und für die österreichische Wirtschaft insgesamt: Erfolge sind trotz widriger Umstände möglich, aber es braucht Kontinuität und mitunter einen langen Atem. Der Staatspreis für das beste Patent ging heuer an den Baustoffkonzern Wienerberger AG für die Entwicklung eines speziellen Gasbrenners zur Beheizung der Tunnelöfen in der Ziegelherstellung. Mit dem »TOREtech«-Brenner lassen sich bis zu 30 Prozent Energie einsparen – an der Innovation wurde in Kooperation mit der TU Wien mehrere Jahre getüftelt.

Die langjährige Erfahrung traditionsreicher Unternehmen sei ein guter Nährboden für neue Ideen, befand Patentamtspräsident Stefan Harasek bei der Preisverleihung. Auf den einmal erworbenen Lorbeeren sollte sich kein Unternehmen ausruhen, zumal die Innovationszyklen deutlich an Tempo zugelegt haben. »Wir investieren gezielt in Aus- und Weiterbildung, um Know-how im Unternehmen zu sichern. Gleichzeitig entwickeln wir unsere Software kontinuierlich weiter, um den steigenden Anforderungen an Automatisierung, Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit gerecht zu werden«, verrät BMD-Chef Knasmüller.

Ein Erfolgsrezept, das für alle passt, gibt es tatsächlich nicht. Wohl aber einige begünstigende Faktoren. Dazu zählt vor allem der wertschätzende Umgang mit den Mitarbeiter*innen. »Eine starke Unternehmenskultur bildet das Fundament für nachhaltigen Erfolg«, bestätigt Rintersbacher. »Besonders Führungskräfte sind gefordert, diese Werte authentisch vorzuleben und so ein Umfeld zu schaffen, in dem Mitarbeitende motiviert, produktiv und mit Überzeugung wirken. Denn nur dort, wo Werte gelebt werden, entsteht jene Qualität, die Leitbetriebe auszeichnet.«

 

Die Leader

1. AT&S
Das steirische Unternehmen zählt zu den weltweit führenden Anbietern von High-End-Leiterplatten und IC-Substraten. Durch seine globale Präsenz und Innovationskraft im Bereich der Mikroelektronik beschleunigt AT&S den technologischen Fortschritt in Schlüsselindustrien. Am Hauptsitz in Leoben wurde im Juni 2025 ein neues Kompetenzzentrum eröffnet.

2. Andritz
Der Technologiekonzern spielt mit einem breiten Angebot an nachhaltigen Produkten und Lösungen in der Zellstoff- und Papierherstellung, der Metall­industrie sowie im Umwelt- und Energiesektor eine wichtige Rolle. Mit innovativen Technologien treibt das Grazer Unternehmen die grüne Transformation voran.

3. voestalpine
Der Stahl- und Technologiekonzern ist der weltgrößte Hersteller von Bahninfrastruktursystemen und Weltmarktführer bei Werkzeugstählen und Spezialprofilen. Das Unternehmen ist an den Standorten Linz, Leoben und Krems zudem ein wichtiger Arbeitgeber mit einem weltweit einzigartigen Mitarbeiterbeteiligungsmodell.


Die Familienfreundlichen

1. Generali
Flexible Arbeitszeitmodelle, ein Betriebskindergarten und ein Karenz- und Wiedereinstiegsmanagement machen die Generali zum »Familienfreundlichsten Betrieb Wiens 2025«. Ergänzt wird das Angebot durch umfassende Sozialleistungen und Gesundheitsprogramme.

2.Orbis
Die IT- und Unternehmensberatung hat sich auf die Digitalisierung von Geschäftsprozessen spezialisiert. Familienfreundlichkeit ist für das Wiener Unternehmen kein Benefit. Flexible Arbeitszeiten, Verständnis bei familiären Verpflichtungen und echte Chancengleichheit für Teilzeitkräfte sind längst Alltag.

3. FACC
Mit mehr als 300 unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen und ganztägiger Kinderbetreuung bietet FACC den Mitarbeiter*innen große Flexibilität. Durch Jobsharing wird auch Führungskräften in Teilzeit die Fortsetzung ihrer Karriere ermöglicht. Mit gegengleichen Schichten können Eltern auch in der Produktion ihre Arbeitszeiten aufeinander abstimmen.


Die Innovativen

1. Infineon
Der deutsche Konzern ist einer der führenden Halbleiterhersteller für Energiesysteme und IoT. Am Standort Villach sorgte Infineon Austria mit der Entwicklung von extrem leistungsstarken Mikrochips für Aufsehen. Rund 2.500 Expert*innen forschen in Österreich an neuen Lösungen und Technologien.

2. Alpla
Das Vorarlberger Familienunternehmen ist Spezialist für Verpackungslösungen aus Kunststoff. Mit Systemen für Flaschen und Verschlüsse, Produkten aus Spritzguss und Neuheiten wie der PET-Weinflasche und der Monomaterial-Dispenser-Pumpe werden zahlreiche Märkte abgedeckt. Bis 2030 will man zudem die Recyclingkapazität verdoppeln.

3. Bosch
Innerhalb der deutschen Bosch-Gruppe konnte sich die Österreich-Tochter als F&E-Standort etablieren. Am Linzer Engineering Center und in Hallein werden Wasserstoff-Lösungen für den weltweiten Einsatz entwickelt, etwa Elektrolyse-Stacks sowie Großmotoren-Einspritzsysteme für alternative Kraftstoffe.


Die Nachhaltigen

1. Wienerberger
Im Rahmen eines umfassenden Nachhaltigkeitsprogramms hat sich der Baustoffkonzern ambitionierte Ziele gesetzt. Am Standort Uttendorf wurde die Ziegelproduktion von Gas- auf Elektroöfen umgestellt, um die CO2-Emissionen um bis zu 90 % zu reduzieren. Bis 2026 sollen zudem 90 % aller Produkte wiederverwertbar oder wiederverwendbar sein.

2. Püspök
Das burgenländische Familienunternehmen entwickelt seit 1997 Lösungen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und setzte mit einem der ersten privaten Windparks einen Meilenstein. Inzwischen wurde das Portfolio um Photovoltaik und Batteriespeicher erweitert.

3. Hagleitner
Der Spezialist für Reinigungs- und Desinfektionsmittel mit Sitz in Zell am See ist in zwölf europäischen Ländern präsent. Mit der Strategie »Greenovative« setzt sich das Familienunternehmen strenge Kriterien: Rohstoffe sind öko-zertifiziert, Hochkonzentrate sparen Plastik, Systemnachfüllungen senken Emissionen, Kunststoff wird recycelt.


Interview: »Wir wollen Vorreiter sein«

Philipp Lehner übernimmt ab Jänner 2021 als CEO die Führung der ALPLA Group mit Sitz in Hard/Österreich. // As CEO, Philipp Lehner will be responsible for managing the ALPLA Group based in Hard, Austria, from January 2021.

Philipp Lehner, CEO ALPLA Group, will »Kunststoff neu denken« und hält trotz massiven Drucks an Wachstumsplänen fest.

Wie sind trotz schwieriger Rahmenbedingungen wirtschaftliche Erfolge möglich?
Philipp Lehner: Wir denken langfristig, handeln entschlossen und investieren gezielt in moderne Technologie und effiziente Prozesse. Unsere Stärke liegt in Innovationskraft, globaler Präsenz und Ausrichtung auf Kreislaufwirtschaft. Trotz überbordender Regulierung aus Brüssel und Herausforderungen der Weltwirtschaft ist unsere Strategie klar: Ausbau des Kerngeschäfts, Erschließung neuer Märkte oder Technologien sowie Erforschung uns bislang unbekannter Felder.

Welche Maßstäbe setzen Sie im Unternehmen?
Lehner: Wir wollen Vorreiter sein – bei technologischem Fortschritt, Kundenzufriedenheit und Mitarbeiterentwicklung. Qualitätsbewusstsein, Verantwortung und Innovationsgeist bestimmen unsere Entscheidungen. Wir messen unseren Erfolg an nachhaltigem Wachstum, globaler Wettbewerbsfähigkeit und langfristigen, stabilen Partnerschaften mit unseren Kunden und Lieferanten.

Was sind derzeit Ihre größten Herausforderungen?
Lehner: Die europäische Recyclingindustrie steht unter massivem Druck. Fehlende Nachfrage, ungleicher Wettbewerb und Bürokratie gefährden den Fortschritt. Die neue EU-Verpackungsverordnung PPWR (Packaging & Packaging Waste Regulation) muss Zähne bekommen, um die Kreislaufwirtschaft zu sichern. Gleichzeitig müssen wir Kunststoff neu denken: leichter, effizienter, besser recycelbar. Aber nur wenn Nachhaltigkeit auch wirtschaftlich bleibt, kann sie dauerhaft Wirkung entfalten.

 

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