Piero Corsini:Seit 1996 haben wir Projekte in 22 eruopäischen Ländern durchgeführt. Die wichtigsten drei Schritte sind: Zuerst Information anzubieten, dann Transaktion und später die ortsunabhängige Integration zu ermöglichen. Eine der Transaktionen, die oft als erste angeboten wird, ist das Steuerzahlen via Internet."
Welche Vorgaben der EU gilt es dabei zu beachten, und was sind die übergeordneten Pläne der Union?
Die Vorgaben der EU sind in der eEurope Roadmap sehr genau definiert. Hier wird vorgeschrieben, welche Services elektronisch laufen müssen.
Das übergeordnete Ziel ist jedoch, unsere Industriegesellschaft zu einer Informationsgesellschaft zu machen. Diese Infrastruktur ist es, die ein Land attraktiv macht.
In Zukunft wird es für EU-Bürger egal sein, wo sie leben oder arbeiten - das kann auch zuhause sein. Die Kommunikation mit der Behörde, die etwa stattfindet, wenn man den Wohnort wechselt, kann entfallen. Das Motto wird lauten: Wähle, wo du leben willst und sei ein Teil davon."
Mit dem Aufbau der E-Governments in Europa sind aber auch erhebliche IT-Investments verbunden. Lässt sich hier der Return on Investment berechnen?
Natürlich. Innerhalb von drei Jahren muss ein E-Governmentprojekt die Investments wieder hereinspielen.
In letzter Zeit wachsen immer mehr IT-Ministerien aus dem Boden. Welchen Einfluss haben sie im E-Government?
Das ist ein interessantes Phänomen. Die IT-Ministerien sind sehr junge Ministerien, die noch über wenig Budget verfügen, daher müssen sie ihre IT-Roadmaps an andere Projekte koppeln, um so Governmentprojekte mit zu finanzieren, etwa im Zuge von Security-Projekten.
Was sind die Major Investments von IBM? Womit rüsten Sie sich für den Kampf um den Public sector?
Die Weiterentwicklung von Websphere ist unser Ivestment Nummer eins, Nummer zwei ist Linux. Wir legen besonders auf die Multivendorstrategie wert, das gilt im Bezug auf unsere Partner ebenso wie für unsere eigenen Softwareprodukte. Websphere muss auf allen Plattformen und in allen Softwareumgebungen lauffähig sein.
IBM hat im vergangenen Jahr eine Milliarde Euro in Linux investiert. Was sind Ihre Pläne mit Linux - wohin soll sich dieses Betriebssystem entwickeln?
Wir wollen, dass Linux auf größeren Servern für Webservices lauffähig ist. Dafür muss es robust und zugleich flexibel sein.
IBM gibt also jetzt mit großen Investments die Fahrtrichtung dieser freien Entwicklergemeinde vor?
Das wollen wir auf keinen Fall. Lassen Sie es mich anders herum formulieren: Der Markt gibt heute die Richtung vor, in die sich Software entwickelt. Wir haben Einfluß auf diese Entwicklung, aber diese Leute sollen deswegen nicht ihre Eigenständigkeit verlieren.
Wie viel wollen Sie künftig in Linux investieren?
Wir werden zehn Milliarden Euro in "E-Business on demand" investieren, davon wird ein großer Teil in die Weiterentwicklung von Linux fließen.
Einen weiteren Schwerpunkt wollen wir auch in der Weiterentwicklung unserer autonomen Computing Systeme setzen. Systeme müssen von selber laufen, und sich wie ein Organismus selbst am Leben erhalten.
Die Maschine managed sich also selbst und meldet sich, wenn sie Probleme hat? Welche Systeme sollen autonom werden?
Genau. Nach der Hardware wollen wir jetzt auch in unseren wichtigsten Softwareprodukten selfmanaging Features einbauen. Unsere Datenbank DB2 wird sich beispielsweise selbst adaptieren, wenn sie es plötzlich statt zehn mit 100 Benutzern zu tun hat.
Die Systemmanagamentsoftware Tivoli wird selbsttätig den Storagebedarf des Systems kontrollieren, und dann den künftigen Bedarf an Speicherressourcen vorhersagen.
Wieviel Einsparungspotenzial messen Sie dieser autonomen Software bei?
Das kann man so nicht messen. Aber wenn Sie davon ausgehen, dass statt hundert Anrufen zum Support nur mehr zehn täglich nötig sind, dann ist das ein enormer Erfolg.