Sonntag, April 28, 2024
Infrastruktur für eine saubere Zukunft
»E-Mobilität ist beim Pkw und immer mehr auch bei Nutzfahrzeugen die Lösung«, ist Barbara Schmidt, Oesterreichs Energie, überzeugt. (Credit: Oesterreichs Energie Akademie)

Der Zug ist im Rollen, aktuelle Entwicklungen versprechen einen stark wachsenden Markt. Dennoch steht der Aufbau von E-Mobilität vor großen Herausforderungen in Österreich.

»Energiewende heißt auch Mobilitätswende und bei aller Technologieoffenheit – die E-Mobilität ist beim Pkw und immer mehr auch bei Nutzfahrzeugen die Lösung«, betonte Barbara Schmidt Anfang Oktober der jährlich stattfindenden Fachveranstaltung »Oesterreichs Energie E-Mobilitätstage« in Wien. Die Generalsekretärin des Branchenverbands spricht von einer notwendigen Zusammenarbeit aller Akteure – Netzbetreiber, Erzeuger und Automobilindustrie –, um die Strominfrastruktur »fit für intelligentes Laden« zu bekommen, indem zum Beispiel nicht alle Nutzer*innen zur gleichen Zeit laden. »Daran arbeiten wir täglich«, gibt sich Schmidt optimistisch.

Mit lange erwarteten Gesetzesnovellen wie einem Rechtsrahmen für leistungsbasiertes Laden nach Kilowattstunden – davor konnten nur Bruttostehzeiten an den Ladestationen verrechnet werden – und einer Novelle der Kraftstoffverordnung wären nun zusätzliche finanzielle Anreize und eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit von Ladeinfrastruktur gegeben. Mit einer Änderung der Sachbezugswerteverordnung gibt es zudem eine steuerliche Verbesserung für Arbeitnehmer*innen. Dennoch ist der weitere Ausbau der Erneuerbaren und der Netzinfrastruktur notwendig. Die Intelligenz, von der Barbara Schmidt spricht, betrifft neue Speichermöglichkeiten, eine bessere Integration und Kopplung unterschiedlicher Sektoren in Energiesystemen und Managementsysteme für das smarte Laden vor Ort, aber auch ausgleichende Regelungen in den Verteilernetzen. 

Infrastruktur für Flüstertrucks

Der Lkw-Verkehr ist noch immer eine der größten Herausforderungen der Mobilitätswende, dennoch setzen immer mehr Unternehmen sukzessive auf umweltfreundliche und nachhaltige Alternativen. So schaffen bereits vollelektrische Lkw von Volvo Trucks einen reibungslosen Übergang zur Elektromobilität. Der Verbund bietet mit der Business-Charging-Lösung eine umfassende Ladeinfrastruktur mit 100 Prozent Grünstrom für die Elektromobilität. »Wir haben uns zum Ziel gesetzt, bis 2030 mindestens 50 Prozent aller verkauften Lkw elektrisch zu betreiben und bis 2040 ein klimaneutrales Unternehmen zu sein«, sagt Patrick Dornig, Geschäftsführer Volvo Group Austria.

»Die Partnerschaft mit Volvo Trucks bietet uns die Möglichkeit unsere Kund*innen noch ganzheitlicher zu beraten und parallel stärken wir die Positionierung beider Unternehmen als Treiber der Mobilitätswende«, betont Martin Wagner, Geschäftsführer Verbund Energy4Business. Zunächst kommen drei der neuen Elektro-Lkw von Volvo Trucks mit der dazu passenden E-Ladeinfrastruktur bei der Brau Union Österreich zum Einsatz. Insgesamt wurden in einer ersten Phase sechs Standorte, darunter auch die Zentrale in Linz, mit über 70 AC-Ladepunkten und bis dato sechs DC-Schnellladern ausgestattet. 


Solar-Lkw auf höchstem Vulkan

Das Logistikunternehmen Gebrüder Weiss will einen Solar-Lkw auf 6.893 Meter Höhe bringen.

David und Patrik Koller vom Gebrüder Weiss Peak Evolution Team gemeinsam mit Katharina Zimmerling (Niederlassungsleiterin Air & Sea Zürich bei Gebrüder Weiss) und Vanessa Hafner (Team Leader Digital Communications bei Gebrüder Weiss). (Foto: Gebrüder Weiss/Anna Pocinska)

Der höchste Vulkan der Welt, ein Team, das den Gipfel mit einem solarbetriebenen E-Lkw erreichen will, der Versuch eines Weltrekords: Da sind die wesentlichen Bestandteile einer Aktion, die demnächst in den chilenischen Anden über die Bühne gehen soll. Denn die drei Schweizer hinter dem Team Peak Evolution möchten mit ihrem eigens entwickelten Solar-Lkw den Gipfel des Ojos del Salado bezwingen. Mit einer Höhe von 6.893 m ist er der höchste aktive Vulkan der Erde. Das Team von Peak Evolution hat an der Umrüstung eines dieselbetriebenen landwirtschaftlichen Fahrzeugs auf Elektroantrieb gearbeitet (380 PS E-Motoren, 200 km Reichweite, 240 KW Leistung, 42 m² PV-Module auf dem Dach und als mobile Ausleger mit 7,4 kWp Gesamtleistung.

Gebrüder Weiss ist Hauptsponsor und Logistikpartner des Teams und maßgeblich an dem Gelingen der Aktion beteiligt. Das solarbetriebene Mehrzweckfahrzeug hat eine höhere Zugkraft als ein durchschnittlicher 40-Tonnen-Sattelschlepper und könnte vornehmlich in unwegsamem Gelände eingesetzt werden. Gebrüder Weiss hat bereits einige Projekte dieser Art gefördert. »Als ältestes Logistikunternehmen der Welt fühlen wir uns verpflichtet, die Zukunft der Mobilität mitzugestalten«, so Frank Haas, Head of Corporate Brand Strategy & Communications bei Gebrüder Weiss, zu den Beweggründen der Kooperation.  

Schnellladeparks in Wien

Auch die Stadt Wien und Wien Energie bauen die Ladeinfrastruktur für Elektroautos weiter aus. Nach der planmäßigen Errichtung von 1.000 öffentlichen E-Ladestellen hat der Energiedienstleister auch zwei erste öffentlichen Schnellladeparks in Betrieb genommen: Ab sofort können E-Autofahrer*innen am Margaretengürtel an zehn Ladestellen mit einer Leistung von jeweils bis zu 150 Kilowatt ihren Ökostrom laden. Ein zweiter Schnellladepark mit ebenfalls zehn Ladestellen am Währinger Gürtel folgt. Die Ladestellen wurden bewusst an Standorten mit erhöhtem Verkehrsaufkommen und Pendelverkehr errichtet. Ein durchschnittliches Elektro-Auto lädt an diesen Ultra-Schnellladestellen nur zwölf Minuten für 100 Kilometer Reichweite.

Eröffnung des Schnellladeparks am stark befahrenden Margaretengürtel in Wien. (Foto: Wien Energie/Max Kropitz)

Einer Studie der Universität für Bodenkultur zufolge wird der Anstieg an Elektroautos im Verkehr in der Hauptstadt bis 2030 beinahe doppelt so schnell steigen, wie noch in der Vorgängerstudie aus 2018 angenommen. Während der Anteil im Pkw-Bestand in Wien im Jahr 2025 bei rund zehn Prozent liegen wird, steigt der Anteil mit den derzeitigen Rahmenbedingungen bis 2040 auf bis zu 71 Prozent an.

Vergleichszahlen

Aktuell trägt der Verkehr etwa ein Drittel zum CO2-Ausstoß und Energieverbrauch in Österreich bei. Während der Energiebedarf eines Dieselfahrzeugs bei sieben Liter auf 100 Kilometer rund 70 kWk beträgt, kommen E-Autos auf 15 kWh. Bei Emissionen schneiden mit erneuerbaren Strom gespeiste E-Mobile noch besser ab: Ein E-Auto in Größe der Kompaktklasse verursacht in seiner Bilanz 80 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer. Ein Diesel in der gleichen Klasse stößt bilanziell 534 Gramm aus.

E-Mobilität nimmt in Österreich jedenfalls Fahrt auf. Mit 135.626 Fahrzeugen Ende Juli 2023 stiegen die Zulassungszahlen aktuell rasant an. Fest steht auch für Schmidt, dass selbst bei einer hundertprozentigen Durchdringungen des Marktes mit Elektromobilität der Strombedarf gestemmt werden kann. Fünf Millionen E-Autos in Österreich würden einen Ausbau um 10 TWh Stromerzeugung benötigen. Für das Erreichen der politischen Klimaziele einer Emissionsneutralität ist ein Mehrfaches an Ausbau notwendig – 27 TWh.

Das sind keine kleinen Zahlen, vor allem wenn man die Situation beachtet, in der sich die Energiewirtschaft seit Jahrzehnten befindet: Um jedes Kraftwerk, jede Leitung muss in jahrelangen Genehmigungsverfahren gerungen werden. Die Beschleunigung dieser Verfahren und eine Mobilisierung der erforderlichen Flächen für Erneuerbare Energien werden die Basis für das Gelingen der Energie- und damit auch Verkehrswende sein.

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