Massenproduktion bei gleichzeitig Losgröße 1 ist eine der aktuellen Herausforderungen für die Industrie. Ohne Digitalisierung geht fast nichts. Daten werden zum Produkt, egal in welcher Branche. Das war Thema der Siemens Industry Analyst Conference in Boston.
Vor mehr als einem Jahrhundert hat Henry Ford eine industrielle Revolution gezündet: 1913 setzte der Automobilfabrikant seine ersten Fließbänder in Bewegung und schuf damit die Grundlage für Massenproduktion. Heute lautet die Herausforderung individualisierte Massenproduktion. Ein Beispiel aus der Automobilindustrie: Der Ghibli von Maserati ist in 27 Versionen, 13 Farben und mit 205 Ausstattungsoptionen erhältlich. »Die Fertigung der Zukunft setzt auf die Digitalisierung sämtlicher Prozesse«, betonte Horst J. Kayser, Chief Strategy Officer von Siemens, bei der Industry Analyst Conference.
»Um Kunden neben verbesserter Produktivität gesteigerte Flexibilität und Produktlebenszeit sowie kürzere Markteinführungszeiten zu bieten, setzen wir auf drei Business-Säulen: digitale Services, vertikale Software sowie digital verbesserte Elektrifizierung und Automatisierung.« Daran arbeiten rund 28.000 Forscher, 17.500 Software-Ingenieure und 220 Daten-Wissenschafter. Entscheidend ist auch das Partnerkonzept von Siemens, das neben Technologie-Start-ups und Geldgebern entscheidende Unternehmen der IT-Branche umfasst, darunter Atos, Accenture, McAfee und Teradata.
Business-Core
Noch nie war die Welt so vernetzt. Milliarden intelligenter Geräte und Maschinen erzeugen riesige Datenmengen. Bis 2020 soll der weltweite Datenbestand auf 44 Zettabyte wachsen. Das bedeutet eine Verzehnfachung gegenüber 2013. Es gibt mehr als 2,5 Milliarden Software-Lösungen. Entscheidende Lösung bei Siemens ist PLM, Product Lifecycle Management, das entscheidend zur Produktentwicklung und -fertigung beiträgt. Mit PLM können Unternehmen einen Innovationsprozess etablieren, der eine beschleunigte Produkteinführung, profitables Umsatzwachstum, geringere Fertigungskosten, einen verlängerten gewinnbringenden Produktlebenszyklus sowie wiederverwendbare und bewährte Prozesse unterstützt.
Die Velocity Series richtet sich an kleine bis mittelständische Fertigungsunternehmen, deren PLM-Anforderungen steigen und die eine wachsende digitale Umgebung suchen. Eine immer größere Rolle bei Produktentwicklung, aber auch bei Planung und der virtuellen Inbetriebnahme spielen Simulationen. Mit der Software Tecnomatix können ganze Werke simuliert werden. Digital Product Development mit NX und Solid Edge-Suite ermöglicht die Einführung eines ganzheitlich ausgerichteten Ansatzes bei der Produktentwicklung und -einführung.
Laut Gartner wird das Internet der Dinge im Jahr 2020 über viele Industriezweige hinweg einen Mehrwert von 1,9 Billionen Dollar erzeugen. IDC rechnet sogar mit einem Ertrag von 8,9 Billionen Dollar. Mehr als 30 Milliarden Geräte werden vernetzt sein. |
Digitale Zukunft
Kernbotschaft in Boston: Das industrielle Internet ändert die Grundlagen des Wettbewerbs. Unternehmen müssen sich von ihrer Fokussierung auf einzelne Produkte oder Services lösen und ganzheitlicher denken. Der Markt für digitale Dienstleistungen dürfte in Zukunft um rund 15 Prozent pro Jahr wachsen. Entscheidend wird auch Smart Home sein: Nach Einschätzung der Beratungsgesellschaft Deloitte & Touche wird es hier allein in Europa im Jahr 2017 ein Volumen von 4,1 Milliarden Euro geben.
Dank stark fallender Preise für Speicherkapazitäten und Rechenleistung, immer leistungsfähigeren Breitband-Internetverbindungen sowie einer praktisch unbegrenzten Anzahl von IP-Adressen werden immer mehr Objekte über eine digitale Identität und einen Internetanschluss verfügen. Ein weiterer Digitalisierungs-Meilenstein: das Internet der Dinge. Laut dem IT-Beratungsunternehmen Gartner sind 2020 etwa 33 Milliarden Objekte vernetzt. Viele dieser Gegenstände werden sich als Vorprodukte oder Werkstücke durch die Fabrikhallen der Zukunft bewegen. Sogenannte cyber-physische Systeme sind zentraler Bestandteil der Vision Industrie 4.0.