Montag, Mai 06, 2024
KI als Assistenz im Unterricht

ChatGPT im Unterricht? Rund zwei Drittel aller Lehrkräfte sehen darin zumindest mehr Vor- als Nachteile - besonders, wenn es darum geht, digitale Kompetenzen zu stärken und kritisches Denken zu fördern. 

Welche Herausforderungen kommen durch generative Künstliche Intelligenz auf Schule und Schüler*innen zu? Und welche neuen Chancen bieten sich gleichzeitig für den Unterricht? Diesen Fragen hat sich das Capgemini Research Institute in einer neuen Studie names „Future ready education: Empowering secondary school students with digital skills” gewidmet.

Bildungssysteme auf der ganzen Welt unternehmen erste Schritte, um generative KI wie ChatGPT in den Schulalltag zu integrieren - oder sie daraus zu verbannen. Fast die Hälfte (48 Prozent) der Lehrerinnen und Lehrer in der Mittel- und Oberstufe berichtet zum Beispiel, dass ihre Schulen die Nutzung derartiger Programme entweder gesperrt oder eingeschränkt haben. Andere Early Adopter sind weniger restriktiv: 19 Prozent geben an, dass solche Tools für bestimmte Anwendungsfälle erlaubt sind, und 18 Prozent prüfen sie noch auf ihre Sinnhaftigkeit im Unterricht.

Dass KI den Unterricht so oder so verändert - beispielsweise über Lehrpläne oder Beurteilungsmethoden - dem stimmt international über die Hälfte (56 Prozent) der befragen Lehrkräfte zu. Ein ähnlich hoher Anteil (52 Prozent international, 71 Prozent im DACH-Raum) glaubt jedoch, dass KI-Tools den Lehrerberuf zum Besseren verändern werden. Letzteres ist gerade deshalb so wünschenswert, weil laut derselben Studie Schüler*innen heute deutlich weniger zuversichtlich sind, dass ihre digitalen Fähigkeiten für das Berufsleben ausreichen - im Gegensatz zu ihren Lehrkräften. Insbesondere an Grundkenntnissen in digitaler Kommunikation und Datenkompetenz mangele es.

„Es ist uns ein großes Anliegen, die digitale Kluft zu schließen, denn unsere Wirtschaft befindet sich in einer zweifachen Transformation zu einer digitalen und nachhaltigen Zukunft. Da beides miteinander verknüpft ist, wäre ein Mangel an Talenten mit guter Digitalkompetenz doppelt kritisch“, sagt Martina Sennebogen, Managing Director bei Capgemini in Österreich. „Mit der Verbreitung neuer Digitaltechnologien wie generativer KI müssen wir die junge Generation im aktiven Umgang damit schulen, indem wir ihre Fähigkeiten und ihr Selbstvertrauen mit Lernen im eigenen Tempo und Hyperpersonalisierung stärken.“ Auch Capgemini selbst bietet international Bildungs- und Mentoringprogramme für die Ausbildung digitaler Kompetenzen an.

Besonders am Land mangelt es vergleichsweise an digitalen Kompetenzen bei den Schüler*innen - auch, weil Lehrenden keine geeigneten Hilfsmittel zur Verfügung gestellt werden. (Grafik: Capgemini)

Kosten-Nutzen-Rechnung

Doch während viele Lehrkräfte Potenzial in der Technologie erkennen, haben 78 Prozent der Lehrenden in Mittel- und Oberstufen weltweit noch Bedenken: Dazu gehören etwa die Auffassungen, dass sie den Wert des Schreibens als Fähigkeit mindert (66 Prozent) oder die Kreativität der Schüler*innen schwächt (66 Prozent).

Trotzdessen ist die Hälfte des befragten Lehrpersonals weltweit der Meinung, dass das Potenzial generativer KI als Bildungswerkzeug die Risiken überwiegt. Im DACH-Raum teilen gut zwei Drittel (67 Prozent) diese positive Einschätzung. Als vorteilhaft hoben die Lehrkräfte insbesondere ihren Einsatz hervor, um den Umgang mit KI-Modellen und ihr Verständnis zu unterrichten (60 Prozent international, 77 Prozent im DACH-Raum) sowie als Unterstützung bei Übungen zu kritischem Denken (56 Prozent international, 69 Prozent im DACH-Raum) und für Überarbeitungsvorschläge zu Schülerarbeiten (52 Prozent international, 66 im DACH-Raum).

Die Haltung gegenüber generativer KI unterscheidet sich von Land zu Land deutlich: Lehrkräfte in den USA, im Vereinigten Königreich sowie im DACH-Raum und Finnland nehmen die Bedeutung und das Potenzial von generativer KI sehr viel stärker wahr als Lehrende in Singapur, Japan oder Frankreich. Von allen untersuchten Ländern gibt es im DACH-Raum den höchsten Anteil (94 Prozent) an Lehrkräften, die der Meinung sind, dass die Vermittlung von Digitalkompetenz an ihrer Schule Priorität hat. In Japan sind 81 Prozent dieser Meinung, in Frankreich nur 72 Prozent und in Singapur 70 Prozent.

Schlüsselfähigkeiten lehren

Fast zwei Drittel der Lehrkräfte in Mittel- und Oberstufen sind davon überzeugt, dass es wichtig ist, die digitalen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler auszubauen, um sie fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Eine große Mehrheit (82 Prozent) ist der Meinung, dass Pflichtunterricht in digitalen Kompetenzen für die Jugendlichen von Vorteil wäre. Der Studie zufolge scheinen sie die Fähigkeiten ihrer Schützlinge zu überschätzen: 70 Prozent der Lehrkräfte glauben, dass ihre Schülerinnen und Schüler über die notwendigen digitalen Fähigkeiten verfügen, um in der heutigen Arbeitswelt erfolgreich zu sein (83 Prozent in Großstädten gegenüber nur 40 Prozent in ländlichen Gebieten). Nur 64 Prozent der Eltern und 55 Prozent der Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren teilen diese Meinung.

Je ländlicher, desto mehr ähneln sich die Einschätzungen von Lehrenden und Schülerschaft hinsichtlich digitaler Kompetenz an. (Grafik: Capgemini)

Im DACH-Raum haben rund 69 Prozent der Schülerschaft im Alter von 16 bis 18 Jahren Vertrauen in ihre digitalen Grundkenntnisse. Weniger als die Hälfte trauen sich jedoch dasselbe in Bezug auf Kommunikation und Datenkompetenz zu – Fähigkeiten, die als entscheidend für den Erfolg am modernen Arbeitsplatz gelten.

Die Studienautoren betonen, dass das Aufbauen von Selbstvertrauen die beste Basis ist, um im Internet Fakten von Fehlinformationen korrekt unterscheiden zu können. Während die große Mehrheit der Schülerinnen und Schüler (71 Prozent im DACH-Raum) sagt, dass sie sich sicher sind, Informationen im Internet finden zu können, weiß nur ein geringerer Anteil von ihnen, welchen Online-Quellen er auch vertrauen kann (65 Prozent). Ähnlich viele sehen sich in der Lage, im Internet Fakten von Meinungen unterscheiden zu können.


Mehr Informationen? Hier der Link zur Umfrage: https://www.capgemini.com/insights/research-library/digital-skills-in-education/

 

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