Sonntag, Mai 12, 2024
Privater Konsum schwächelt
Foto: Daniel Hinterramskogler

Die Pandemie wirkt sich auch auf den Umgang mit Geld aus. Die Österreicherinnen und Österreicher zahlen nun öfter bargeldlos und geben insgesamt weniger Geld aus. Das zeigt eine IMAS-Umfrage, die im Auftrag der Erste Bank im Juni durchgeführt wurde.

62 % der 900 Befragten gaben an, von der Krise finanziell nicht betroffen zu sein. 38 % geben jedoch weniger Geld aus als früher – „auf ganz Österreich hochgerechnet, sind das immerhin 2,5 Millionen Menschen“, erklärte Thomas Schaufler, Privatkunden-Vorstand der Erste Bank, bei der Präsentation der Studie.

Wurden die bereits vor der Krise geplanten größeren Konsumausgaben, etwa der Kauf von Möbeln oder eines Autos, noch durchgezogen, zeigen sich die ÖsterreicherInnen nun deutlich sparsamer. Zwei Drittel ließen sich allerdings auch durch Corona nicht vom Hausbau oder Wohnungskauf abbringen. Wohnkredite sind nach wie vor stark gefragt, während sich das Neugeschäft für Konsumkredite rückläufig entwickelt.

Digitalisierung vorantreiben

Nur 15 % shoppen nun öfter online, 68 % kaufen gleich viel im Internet wie zuvor. Bargeld versuchen nun mehr Menschen zu meiden: 38 % der Befragten gaben an, nun häufiger kontaktlos zu bezahlen.

Diese Entwicklung zeigt deutlich den Lernprozess durch Corona: Der 13. März – der Freitag vor dem Lockdown – hatte die heimischen Banken noch vor große Herausforderungen gestellt. Aus Angst wollten viele, vorwiegend ältere Menschen ihr gesamtes Geld abheben. „Die vierfache Geldmenge als sonst wurde benötigt, um dem Bedarf der Kunden nachzukommen“, erzählt Erste-Bank-Vorstand Schaufler. In den Wochen danach wurde es in den Filialen ruhig, dafür setzte ein Boom auf die Online-Dienste ein. Während auf der Erste-App George sonst maximal 3.000 Logins gezählt werden, waren es in den ersten Tagen bis zu 1,6 Millionen.

Die Digitalisierung der Finanzprozesse wird weiter vorangetrieben und durch Beratungsgespräche via Video erweitert. Mit Corona-sicheren Outdoorschulungen sollen auch SeniorInnen in die Welt des Online-Bankings eingeführt werden.

Hohe Bargeldbestände

Sparen ist für 79 % der ÖsterreicherInnen extrem wichtig. Diese Rekordmarke wurde zuletzt nach der Wirtschaftskrise 2009 erreicht. Besonders die Liebe zum Sparbuch ist weiterhin ausgeprägt. Die Sparquote stieg während der Corona-Krise „wirklich dramatisch nach oben“, erklärt Schaufler – trotz Zinsen auf Nullniveau. Der durchschnittliche Sparbetrag liegt derzeit bei 272 Euro monatlich. Um der Tradition des Weltspartags zu entsprechen, jedoch den Ansturm der KundInnen im Rahmen zu halten, gibt es heuer zwei Weltsparwochen. „Was mir wirklich Sorgen macht, ist der massive Anstieg an Cash“, weist der Bankmanager auf den Wertverlust durch die Inflation hin. Rund 160 Milliarden Euro haben die ÖsterreicherInnen auf der Seite – Tendenz steigend.

Knapp 40.000 KundInnen gewährte die Erste Bank im Rahmen gesetzlicher Moratorien Stundungen im Ausmaß von 41 Millionen Euro, weiteren 10.000 KundInnen freiwilliger Aufschub im Wert von 31 Millionen Euro.

Bei den Unternehmen setzt man auf langfristige Sanierung, so Schaufler: „Wir haben gesehen, dass bei vielen KMU die Eigenkapitalausstattung relativ eng ist. Da wollen wir Restrukturierungsmaßnahmen anbieten. Außerdem beraten wir dahingehend, wie man das Geschäftsmodell mehr in Richtung Online ausrichten kann.“ Zum Jahresende und im ersten Quartal 2021 rechnet Schaufler dennoch mit einem Anstieg der Insolvenzen. Die Bankengruppe habe diesbezüglich Rückstellungen gebildet.

Meistgelesene BLOGS

Firmen | News
01. März 2024
Unter dem Motto „Mission Zukunft - Transformation der Wirtschafts- und Energiesysteme" veranstalten die Deutsche Handelskammer in Österreich in Kooperation mit Fraunhofer Austria Research das Deutsch-...
Nicole Mayer
26. Jänner 2024
Der Bewerb um die höchste staatliche Auszeichnung für Unternehmensqualität in Österreich ist eröffnet. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) sucht Quality Austria wieder...
Firmen | News
14. März 2024
Bereits zum dritten Mal verleiht die auf Informationssicherheit spezialisierte Zertifizierungsinstanz CIS - Certification & Information Security Services GmbH die begehrte Personenauszeichnung „CI...
Alfons A. Flatscher
26. Jänner 2024
Ganz oben auf der Agenda unserer Leser*innen steht: Neues schaffen! Wir haben gefragt, 150 Leser*innen haben uns qualifizierte Antworten geliefert. (Zum Artikel: Chancen überall, nicht erst ab 2025) D...
Firmen | News
25. März 2024
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unternehmen weltweit erkennen zunehmend die Bedeutung von KI für ihre Produktivität und W...
Katharina Bisset
07. Februar 2024
Ab 14. Februar 2024 müssen alle Pflichten des Digital Services Act von betroffenen Unternehmen umgesetzt werden – aber was bedeutet dies konkret? Der Umfang der Pflichten hängt davon ab, welche Dienst...
Alfons A. Flatscher
21. März 2024
 Mit KI-Technologien bleibt kein Stein auf dem anderen. Ganze Berufsstände, die sich bisher unangreifbar fühlten, geraten plötzlich in eine Krise. Legionen von Programmierern arbeiten gerade an d...
Mario Buchinger
22. Jänner 2024
In der Consulting- und Coaching-Branche gibt es sicher einige Leute, die kompetent Organisationen unterstützen können. Aber viele der Coaches und Consultants nützen meist nur sich selbst. Worauf Unter...

Log in or Sign up