Dienstag, Mai 14, 2024

Johannes Bischof ist Geschäftsführer von Konica Minolta Business Solutions in Österreich und in Deutschland. Er spricht über den laufenden Wandel zu IT-Dienstleistungen, die Nähe zu den Kunden und Bedarfe bei den Unternehmen.

(+) plus: Wie geht es Konica Minolta in Österreich?

Johannes Bischof: Was uns ausmacht, ist ein großer Zusammenhalt im Team, eine sehr gute Vertriebsmannschaft und ein überzeugender Service. Wir haben uns nicht – wie so viele andere – aus den Bundesländern zurückgezogen, sondern sind von Vorarlberg bis Wien mit unserer eigenen Servicemannschaft zugegen. Konica Minolta ist in der Betreuung des Mittelstandes und kleinerer Unternehmen sehr gut in der Region verankert. Darüber hinaus sind wir im Projektgeschäft bei Großkunden erfolgreich. Paradebeispiel ist die Erste Bank mit ihrem starken Netzwerk in Osteuropa, die nach wie vor einer der weltweit größten Kunden Konica Minoltas ist. Wir betreuen die Bankengruppe mit Managed-Print-Services nach einem Single-Vendor-Prinzip, wickeln also die gesamte Verwaltung der Printerflotte, Verbrauchsmaterialien und automatisierten Abrechnungen in allen Ländern ab.

(+) plus: Sie haben im Konzern auch die Verantwortung für Deutschland – was für einen Manager in Österreich nicht gerade typisch ist.

Bischof: Dies hat sich so ergeben, ich mach es aber gerne. Ohne ein gutes Managementeam sowohl in Deutschland als auch in Österreich würde meine Arbeit aber nicht funktionieren. Früher hatte ich gedacht, dass der österreichische Markt eine große Herausforderung ist. In der Zwischenzeit weiß ich: Der deutsche Markt fordert noch um einiges mehr heraus. Was österreichische Manager vielleicht generell qualifiziert, ist eine große Flexibilität und auch Kreativität. Ich beobachte das zumindest, denn ich selbst bin eher für meine Sturheit bekannt (lacht). Ein großer Unterschied in den beiden Ländern sind die Durchsetzungszeiträume von Projekten. Wir probieren hier vieles erst einmal in Österreich aus, bevor wir es auch in Deutschland umsetzen. Da ist Österreich sozusagen das Schnellboot und Deutschland die große Yacht mit vielen PS,  die auch anders gesteuert werden muss.

(+) plus: Steigt oder sinkt das Druckvolumen in Unternehmen?

Bischof: Bei Unternehmen im Consumer-Bereich steigt das Volumen weiterhin. Papier zählt hier immer noch viel. Angebote werden dem Konsumenten gerne in Papierform überreicht – das Angebot per E-Mail gibt es dann vielleicht zusätzlich. Das wird sich so schnell auch nicht ändern. Bei B2B dagegen haben sich rein digitale Prozesse in der Kommunikation und im Dokumentenlauf stark durchgesetzt. Dort geht es stark auch um Sicherheit und Effizienz: Bei vielen Kunden haben wir »Secure Print« und Follow-Me-Lösungen einführen können.

Das heißt: Die Anwenderinnen und Anwender können, wenn sie in einem Besprechungszimmer sitzen, ihre Dokumente von multifunktionalen Geräten mit ihrem persönlichen Code überall im Haus abrufen – sie müssen nicht zu ihrem Arbeitsplatzdrucker zurückgehen. Solche Lösungen fördern die Mobilität in Organisationen sehr und reduzieren auch das Druckvolumen, da Ausgedrucktes tatsächlich verwendet wird und nicht liegen bleibt.

(+) plus: Kann man davon ausgehen, dass Unternehmen Drucker generell nicht mehr kaufen, sondern nur noch leasen respektive als Service beziehen?

Bischof: Das ist sehr unterschiedlich. Wir bieten alle Finanzierungsmöglichkeiten an – von der reinen Abrechnung der gedruckten Seiten als Managed-Print-Service, ohne das Gerät zu kaufen, angefangen, über Leasing und Miete bis hin zur Kaufoption. Die Unternehmen können das frei wählen – ob das ein eigentümergeführter Handwerksbetrieb ist, der sich ein Einzelgerät nach wie vor kauft, oder ein Unternehmen, das bereits jahrelange Erfahrung mit Leasing- und Mietmodellen im Bürobereich hat.

(+) plus: Wo sehen Sie die Zukunft Ihres Unternehmens? In welchen Bereichen soll Konica Minolta wachsen?

Bischof: Wir sehen natürlich, dass im Bereich Office-Print eine gewisse Marktsättigung stattgefunden hat – hier wollen wir stärker in Richtung IT-Services diversifizieren. Ein anderes Wachstumssegment ist der Produktionsdruck, in dem wir auch bald neue Großgeräte auf den Markt bringen werden. Ein weiteres vielversprechendes Thema ist 3D-Druck, bei dem wir mit einem Start-up zusammenarbeiten, um Angebot für Industriekunden zu entwickeln.

(+) plus: In welche Richtung bewegen Sie sich mit Ihrer IT-Palette?

Bischof: Wir sind seit rund 45 Jahren am österreichischen Markt tätig und haben aufgrund unseres Namens, aber auch der langjährigen Zugehörigkeit unserer Vertriebsmitarbeiter eine hervorragende Bindung zu unseren Kunden. Aufgesetzt auf dieses Vertrauen und dem Digitalisierungsbedarf der Unternehmen docken wir seit gut zwei Jahren auch mit Enterprise-Content-Management (CMS) an.

Das analoge Dokument war immer schon unsere Kernkompetenz, daraus bauen wir nun auch Workflow-Lösungen auf digitaler Ebene. Die Themen hier in Unternehmen sind Prozesssicherheit und Compliance, die Optimierung von Entscheidungswegen, die automatisierte Verarbeitung von Eingangsrechnungen, die Arbeit am digitalen Kundenakt – bis hin zu Know-how-Management der unterschiedlichen Berührungspunkte zum Kunden. Dabei geht es um alle Schnittstellen in der Beziehung von Unternehmen zu ihren Kunden. Mail, Schriftverkehr, immer noch auch Fax, die Briefpost, Mitschriften aus Besprechungsprotokollen, Projektdokumentation – all das muss organisiert und auf einen Nenner gebracht werden. Wir knüpfen genau hier an.

(+) plus: Wie ist denn die IT-Palette bei Konica Minolta derzeit in Umsätzen gewichtet? Ist dies bereits ein großer Teil Ihres Geschäfts?

Bischof: Die Keimzelle dieses neuen Auftritts war die Übernahme eines IT-Systemhauses in Stuttgart mit rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Daraus ziehen wir Teile des Portfolios, nutzen dieses Know-how-Zentrum, bauen derzeit aber sehr wohl auch Vertriebs- und Servicekompetenz in allen Ländern auf. Dieser Geschäftsaufbau in einer Mischung aus organischem und nichtorganischem Wachstum passiert aktuell auch in Frankreich und in England. Letztlich werden wir die vielen Portfolios dann auch so konsolidieren, dass es auch ein einheitliches Angebot für große Konzerne in Europa geben kann. Zurzeit arbeiten wir auch mit deutschen CMS-Herstellern wie ELO zusammen, vertreiben die Marke d.velop und beginnen nun eine weitere Kooperation mit dem US-Anbieter Hyland mit seinem Produkt OnBase, mit dem wir internationale Großkunden gut bedienen können.

(+) plus: Welche Untergrenze in der Unternehmensgröße sehen Sie für den Einsatz eines Content-Management-Systems?

Bischof: Dies hängt sehr vom Geschäft des Unternehmens ab. Natürlich wird der Zehn-Mann-Frisör weniger unser Kunde sein als ein Handelshaus oder Internethändler, der vielleicht sogar weniger Mitarbeiter  hat, aber die Übersicht über wesentlich mehr Dokumente und komplexere Prozesse bewahren muss. Da haben wir weder nach unten noch nach oben Berührungsängste. Auch wenn bei größeren Unternehmen bereits entsprechende Lösungen im Einsatz sind – viele davon sind bereits zehn Jahre alt und nicht mehr am neuesten Stand der Technik. Wir meinen: Eine Erneuerung dieser Landschaft ist durchaus sinnvoll.

(+) plus: Sie leiten den Cluster West im Konzern von Wien aus, der Österreich, Deutschland, Holland und Belgien umfasst. Welche Umsatzziele haben Sie sich gesetzt?

Bischof: Wir streben heuer deutlich über 700 Millionen Euro an. Rein in Österreich peilen wir einen Umsatz von 80 Millionen an.


Hintergrund

Konica Minolta hat in Österreich rund 365 Mitarbeiter, davon 120 Techniker, und strebt im laufenden Geschäftsjahr 80 Millionen Umsatz an. Der Cluster West mit den Ländern Österreich, Deutschland, Holland und Belgien hat knapp über 3.000 Mitarbeiter. Johannes Bischof leitet seit 2000 Konica Minolta Business Solutions in Österreich, seit 2012 ist er Geschäftsführer für den Cluster West. Seit 2013 leitet Bischof zusätzlich Konica Minolta Business Solutions Deutschland.

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