Thursday, November 27, 2025

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Software-Transitions sind für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, da sie sich direkt auf die Stabilität, Sicherheit und Zukunftsfähigkeit von Anwendungen auswirken. Sie bieten Chancen zur Modernisierung, Automatisierung und Nutzung neuer Technologien, stellen Unternehmen aber auch vor komplexe Herausforderungen. Thomas Brandstätter, Head of Custom-made Business Solutions bei DCCS, zeigt auf, wie diese Hürden überwunden werden können und wie Transitions gelingen.

Thomas Brandstätter, Head of Custom-made Business Solutions DCCS


Die Überführung einer Softwareanwendung – sei es von einem externen Anbieter ins eigene Unternehmen oder zu einem neuen Provider – ist ein strategisch wichtiger Schritt. Sie bietet Chancen, bringt aber auch Herausforderungen mit sich: Die Betriebssicherheit, der Wissenstransfer, die Kosten und die Zukunftsfähigkeit müssen gleichzeitig im Blick behalten werden. Ziel ist ein nahtloser, qualitätsgesicherter Übergang, der Risiken minimiert und die Weiterentwicklung sowie den Betrieb der Applikation sicherstellt. Eine Software-Transition ist jedoch mehr als nur ein technischer Vorgang – sie ist ein strategischer Schritt, um die Kontrolle, Sicherheit und die langfristige Weiterentwicklung einer Anwendung zu gewährleisten. Wer frühzeitig und strukturiert plant, reduziert Risiken und legt den Grundstein für einen reibungslosen Betrieb. Zeit ist ein zentraler Faktor für das Gelingen von Software-Transitionen. Die Praxis zeigt, dass das Management oder die interne IT-Abteilung oftmals zu wenig Ressourcen und Zeit für Transitions aufwenden.

Vielfältige Gründe für einen Providerwechsel

Die Gründe für eine Software-Transition bzw. einen Providerwechsel sind zahlreich. Oft steht die Kostenoptimierung im Vordergrund, also geringere Betriebs- und Personalkosten sowie planbare Ausgaben. Ein weiteres Motiv ist die Unzufriedenheit mit dem aktuellen Provider. Häufig wird eine Qualitätsverbesserung durch bessere Service-Level-Agreements (SLA), schnelleren Support und eine höhere Stabilität des Systems angestrebt. Auch Modernisierungsbedarf ist ein häufiger Auslöser für einen Wechsel, der die Nutzung neuer Technologien wie Cloud oder KI, sowie moderne Methoden zur Automatisierung ermöglicht. Compliance und Security spielen dabei eine zunehmend wichtige Rolle, um regulatorische Vorgaben und höhere Sicherheitsstandards zu erfüllen. Ein weiterer Grund ist die strategische Fokussierung: Unternehmen konzentrieren sich auf das Kerngeschäft und übergeben den Betrieb des Systems an externe Provider. Damit lässt sich fehlendes IT-Personal bzw. fachliches Know-how effizient und skalierbar kompensieren.

Herausforderungen und Risiken

Ein Providerwechsel bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich, die Unternehmen frühzeitig berücksichtigen sollten. Eine der größten Hürden ist oft die fehlende Akzeptanz der Anwender, insbesondere dann, wenn sie keinen klaren Nutzen in der Umstellung erkennen. Ziel ist es, den Übergang so zu gestalten, dass Anwender von der Umstellung idealerweise nichts bemerken – außer einer verbesserten Performance, höheren Zuverlässigkeit oder einem besseren Service. Die größten Herausforderungen liegen dabei in der sorgfältigen Planung, der technischen Umsetzung, der Datenmigration sowie der Sicherstellung einer unterbrechungsfreien Verfügbarkeit. Hinzu kommen rechtliche Fragestellungen, beispielsweise zur Einhaltung der DSGVO oder sicherheitsrelevanter Richtlinien. Ein besonderes Risiko entsteht, wenn der Sourcecode des Altsystems bzw. die Rechte daran nicht verfügbar sind. Problematisch sind zudem instabile Anwendungen oder eine zu starke Abhängigkeit von einem bestimmten Anbieter, und somit einem Vendor Lock-in, oder von lizenzpflichtigen Applikationen. Gerade hier lässt sich mit alternativen Technologien die Total Cost of Ownership senken.

Migration, Integration und Anwenderakzeptanz

Ein weiteres zentrales Thema ist die Datenmigration: Um die Datenqualität sicherzustellen, sollten Integritätsprüfungen wie Checksummen- oder Hash-Verfahren (z.B. SHA-256) eingesetzt werden. Ergänzend können Stichprobenprüfungen, Datenbank-Konsistenztests oder automatisierte Vergleichsberichte helfen, Unterschiede oder Übertragungsfehler frühzeitig zu erkennen. Ebenso wichtig sind die Integration in bestehende Systemlandschaften und die Anbindung von Fremdsystemen. Erfahrung, Monitoring, Tracing und Logging sind dabei unverzichtbar. Auch die Minimierung von Ausfallzeiten und Betriebsrisiken spielt eine entscheidende Rolle. Wo Systeme nicht ausreichend skalierbar sind, muss eine Modernisierung erfolgen, um die Performance langfristig sicherzustellen. Parallel dazu ist die Schulung der Anwender ein Schlüsselfaktor für den Erfolg. Statt veralteter Handbücher kommen heute moderne Lernformate wie Schulungsvideos zum Einsatz. Aktuelle Systeme bieten darüber hinaus Unterstützung durch KI-basierte Tools wie Large Language Models, die den Nutzern den Einstieg erleichtern und die Nutzerakzeptanz fördern.

Erfolgsfaktoren: Klare Ziele und sorgfältige Analyse

Für eine erfolgreiche Transition sind klare Ziele und eine detaillierte Anforderungsanalyse entscheidend. Ein strukturierter Wissenstransfer, beispielsweise in Form von Dokumentationen, ist dafür unerlässlich. Ebenso müssen sicherheitstechnische Aspekte berücksichtigt werden, beispielsweise wer künftig Zugriff auf das System erhält. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Abstimmung mit dem bisherigen Provider, um das Übergangsszenario reibungslos zu gestalten. Parallel dazu wird die notwendige Toolchain aufgebaut, es werden Grundlagen geschaffen und erste Tests durchgeführt. Hierbei kann es hilfreich sein, historische Daten (zum Beispiel alte Tickets) zu analysieren. Ein zentrales Erfolgskriterium ist die frühzeitige Einbindung aller Stakeholder. 

Sicherheit und Compliance als zentrale Aspekte

Gerade bei Altapplikationen sind sensible Daten wie Passwörter oder Gehaltsinformationen oft ohne besondere Hürden einsehbar. Um den heutigen Anforderungen gerecht zu werden, ist eine umfassende Modernisierung notwendig, die den Datenschutz und die Einhaltung von Compliance-Vorgaben sicherstellt. Ein zentrales Prinzip ist dabei „Privacy by Design“: Datenschutz und Compliance müssen von Beginn an in die Entwicklung und Modernisierung einfließen. Ebenso entscheidend ist es, während der Migration den Schutz sensibler Daten zu gewährleisten und sicherzustellen, dass branchenspezifische Compliance-Richtlinien konsequent eingehalten werden. Auf diese Weise wird nicht nur die Sicherheit erhöht, sondern auch eine nachhaltige Grundlage für den Betrieb der neuen Lösung geschaffen.

Von Software-Transition zu Modernisierung

Software-Modernisierungen sind langfristige Investitionen, die für Unternehmen überlebenswichtig sind. Bei der Umsetzung stellt sich die Frage, ob eine schrittweise Einführung oder ein Big-Bang-Ansatz sinnvoller ist. Bei Modernisierungen bietet sich die Strangler-Methode an, bei der Systeme schrittweise abgelöst werden. Dies erleichtert den Anwendern die Umstellung und schafft Akzeptanz. Ein Big-Bang-Ansatz ermöglicht zwar eine schnellere und oft kosteneffizientere Modernisierung, birgt jedoch höhere Risiken für Betriebsunterbrechungen, Fehler oder Datenverlust, erschwert die Anpassung bestehender Schnittstellen und lässt kaum Zeit für iterative Tests oder schrittweise Optimierungen. Zudem erfordert er umfassende Schulungen, da die Nutzer zum Stichtag mit einer vollständigen Umstellung konfrontiert sind. Abschließend spielen Tests und Qualitätssicherung eine zentrale Rolle. Ein Qualitätshandbuch definiert die entsprechenden Verfahren, sodass alle notwendigen Tests gemeinsam mit dem Kunden durchgeführt werden können. Dafür ist es unerlässlich, ein eigenes Testsystem einzurichten und permanent verfügbar zu halten. Nur so lassen sich die Stabilität, Sicherheit und Compliance der neuen Lösung gewährleisten.

Fazit

Erfolgreiche Transitions erfordern sorgfältige Planung und ausreichend Zeit – insbesondere für den Wissenstransfer und die Abstimmung aller Beteiligten. Ein strategischer Ansatz ist in jedem Fall unverzichtbar, um den gesamten Lebenszyklus zu berücksichtigen. In der Praxis hat es sich bewährt, auf modulare Übernahmen (etwa bei der Migration von Daten) zu setzen und eine klare Priorisierung vorzunehmen. Zunächst stehen die Kernapplikationen im Fokus, während sekundäre Anwendungen in einem zweiten Schritt modernisiert werden können. Alte Systeme können zunächst weiterbetrieben und neue schrittweise implementiert werden, um eine skalierbare und zukunftsfähige Lösung zu schaffen. Durch Automatisierung und Effizienzsteigerungen entstehen langfristige Kosteneinsparungen und Ressourcen können geschont werden. Entscheidend ist zudem die regelmäßige Kommunikation mit allen Stakeholdern, denn Transitions gelingen nur, wenn alle im Team an einem Strang ziehen. So wird Software-Transition zu einem entscheidenden Schritt in Richtung Innovation und Wettbewerbsfähigkeit – und somit zu weit mehr als nur einem technischen Projekt.

 

Das 6-Stufen-Modell von DCCS

Um die Komplexität von Software-Transitions zu meistern, hat sich das 6-Stufen-Modell bewährt. Es gewährleistet einen reibungsfreien Übergang, minimiert Risiken und stellt sicher, dass die Software langfristig optimal betrieben und weiterentwickelt werden kann.

1. Grundlagen schaffen

In der Initialphase steht eine kontrollierte Übernahme: klare Zieldefinition, Ressourcenzuweisung, enger Wissenstransfer mit dem bisherigen Provider, Integration der Toolchain (z.B. Versionskontrolle, CI/CD, Monitoring) sowie eine schrittweise Verantwortungsübergabe.

Ergebnis: Planungssicherheit und volle Transparenz im Übergangsprozess.

2. Stabilisierung der Anwendung

Nach der Übernahme folgt die Stabilisierung: Sichern des fehlerfreien Betriebs durch Monitoring, gezielte Fehlerbehebung und Maßnahmen für Performance, Backup und Security.

Ergebnis: eine stabile, verlässliche Basis für alle weiteren Schritte.

3. Optimierung

Im nächsten Schritt sollen Effizienz gesteigert und Kosten reduziert werden – u.a. durch Code-Optimierung, Automatisierung von Workflows und verbessertes Ressourcenmanagement.

Ergebnis: eine performante, kosteneffiziente Anwendung.

4. Weiterentwicklung

Um die Zukunftsfähigkeit zu sichern, wird die Software kontinuierlich modernisiert – z.B. durch agile Funktionserweiterungen, Migration auf aktuelle Frameworks sowie Anpassungen für Compliance und Skalierbarkeit.

Ergebnis: eine flexible, zukunftssichere Software, die mit dem Unternehmen wächst.

5. Application Management Service (AMS)

AMS unterstützt das interne Team durch proaktive Überwachung, schnellen Support und strukturiertes Release-Management.

Ergebnis: ein dauerhaft stabiler Betrieb bei gleichzeitiger Entlastung der Mitarbeiter.

6. Service Level Agreements (SLA)

Verbindliche SLAs schaffen Klarheit über Verfügbarkeiten, Reaktions- und Problemlösungszeiten.

Ergebnis: Verlässlichkeit und Transparenz in allen Serviceleistungen.

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