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»Wir sind zu Wachstum verdammt«
Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht Peter Krammer, CEO Swietelsky, über die aktuelle Geschäftsentwicklung, Optimierungspotenziale im Unternehmen und in der Branche sowie seine Forderungen an die Politik. Außerdem verrät er, welche Vision ihn als CEO antreibt und welche andere Tätigkeit ihn gereizt hätte, wenn ihn sein Karriereweg nicht schon früh in die Bauwirtschaft geführt hätte.

Bild: »Die Regulierungswut muss endlich ein Ende haben. Wir haben neun Bauordnungen. Wozu? Das ist obsolet. Jede zusätzliche Regel verteuert den Bau«, sagt Peter Krammer.
Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf das bisherige Jahr 2025 zurück? Mit welchen auf das restliche Jahr?
Peter Krammer: Im vergangenen Geschäftsjahr hat man nach zwei Jahren der Stagnation endlich wieder gesehen, dass es bergauf geht, sowohl von der Leistung als auch vom Ergebnis. Und das ist ganz wichtig. Wenn man sich als Unternehmen entwickeln will, braucht es Wachstum. Wir sind zu Wachstum verdammt, um Prozesse zu optimieren und Neues zu entwickeln. Im abgelaufenen Geschäftsjahr ist uns das gut gelungen. Wir haben mit einem Umsatz von 3,67 Milliarden Euro das Vorjahr klar übertroffen. Mit einem Ergebnis vor Steuern von 172 Millionen Euro haben wir das Ergebnis um fast 20% gesteigert. Auch der Blick in die Zukunft ist positiv. Mit einem Auftragsbestand von 4,1 Milliarden Euro liegen wir weit über dem Vorjahr.
Sie haben die internen Prozesse angesprochen. Sie sind seit rund 2,5 Jahren CEO der Swietelsky. Wo sehen Sie das größte Potenzial?
Krammer: Ein ganz wesentlicher Punkt, der nicht nur die Swietelsky, sondern die ganze Branche betrifft, ist die Automatisierung. Wir müssen den Bau industrialisieren. Das ist eine enorme Herausforderung. Da geht es auch um die Planung und die Vertragsgestaltung sowie das Verhältnis aller Stakeholder. Wir müssen vorausdenken und vorausplanen. Da gibt es noch viel Aufholbedarf. Wir müssen wissen, was wir zu bauen haben, bevor wir zu bauen beginnen. Aber verbessern kann man sich auch bei kaufmännischen Prozessen, im Personalmanagement oder der Geräteverwaltung. Das bringt keinen zusätzlichen Umsatz, versetzt dich aber in die Lage, die Leistung zu erhöhen, ohne zusätzliche Ressourcen zu brauchen.
Ansätze zu seriellem Bauen gibt es immer wieder. Arbeitet die Swietelsky an entsprechenden Lösungen?
Krammer: Ja, auf jeden Fall. Serielles Bauen hat den Vorteil, dass der gesamte Wertschöpfungszyklus in einer Hand ist. Von der Planung über die Produktion und Errichtung bis zum Vertrieb. Solange die einzelnen Stakeholder am Bau aber unterschiedliche Interessen haben, ist es schwer. Dann kann man nur mit den Kunden versuchen, die Bauprozesse zu optimieren. Da ist es enorm hilfreich, wenn man rechtzeitig weiß, was der Kunde genau will. Dann können wir unser Know-how zum Wohle des Projekts bestmöglich einbringen.
Die Politik hat mit ihrem Förderstopp für viel Irritation und Planungsunsicherheit gesorgt. Welche Schritte würden Sie sich von der Politik jetzt erwarten, um die Baukonjunktur anzukurbeln?
Krammer: Natürlich muss die Wohnbauförderung wieder zweckgebunden werden. Aber vor allem muss diese Regulierungswut endlich ein Ende haben. Wir haben neun Bauordnungen. Wozu? Das ist obsolet. Jede zusätzliche Regel verteuert den Bau. Natürlich gibt es immer Gründe, aber wenn man den Bau wirklich leistbar machen will, dann muss sich da etwas ändern. Die Vorgaben an den sozialen Wohnbau sind so hoch, dass er vom frei finanzierten nicht mehr unterscheidbar ist. Es geht darum, ein Objekt von seiner Ausgestaltung her dem Zweck dienend, optimiert zu bauen. Da geht es um Materialien, um Flächengestaltung und um Wiederholbarkeit.
Als Obmann des Fachverbands der Bauindustrie sind Sie auch Lobbyist. Wie laufen die Gespräche im Hintergrund mit der Politik?
Krammer: Vor der Regierungsbildung haben wir zahlreiche Gespräche geführt, danach war das Interesse enden wollend. Dabei wissen alle, dass der Bau ein ganz wichtiger Motor für die Wirtschaft ist. Die Politik ruht sich da ein wenig auf der ÖBB und Asfinag aus, die hervorragend funktionieren. Der Wohnbau läuft leider auf einer anderen Schiene. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass eine Bündelung aller Bereiche in einem Ministerium sinnvoll gewesen wäre. Es geht aber nicht nur um den Bund, sondern auch um die Länder und Gemeinden. Die gilt es, finanziell entsprechend auszustatten.
Swietelsky ist international tätig. Wo sehen Sie die größten Unterschiede zwischen Österreich und anderen Ländern?
Krammer: Jedes Land hat seine Stärken und Schwächen. In Österreich sind die Infrastrukturbetreiber wirklich erste Klasse. Das gibt es sonst nirgends. In Deutschland etwa steht die Deutsche Bahn vor einem enormen Investitionsstau. Tschechien hingegen ist etwa extrem weit bei BIM. Da wurde schon sehr früh eine Richtlinie zur Modellierung erlassen.
In Österreich hat man das Gefühl, dass es um BIM generell ein wenig ruhig geworden ist. Teilen Sie diese Einschätzung?
Krammer: BIM ist von der Hypephase in die reguläre Phase übergegangen und bei vielen Projekten heute State of the Art. Die fehlende Barrierefreiheit, also die Durchgängigkeit der Daten, ist aber ein großes Problem. Jeder muss sein eigenes BIM-Modell erstellen, damit er etwas damit anfangen kann. Bei Swietelsky haben wir dafür einen eigenen Bereich. Wir konzentrieren uns bei BIM aber auf die Bereiche, wo wir den größten Nutzen und Mehrwert sehen. Das könnte sicher mehr sein, aber solange nicht alle Stakeholder an einem Strang ziehen, nutzen wir BIM für unsere eigenen Zwecke.
Die angesprochene fehlende Durchgängigkeit, Programme, die sich untereinander nicht verstehen, erschweren die Zusammenarbeit enorm. Mit der ÖBV haben Sie dafür BIM-T entwickelt. Mit welchen Erwartungen?
Krammer: Mit BIM-T schaffen wir weitgehende Barrierefreiheit. Damit kann man das BIM-Modell eines anderen übernehmen und in meiner Welt mit meinen Attributen und Bezeichnungen weiterarbeiten. Aktuell sind wir in einer Testphase, aber wir können jetzt schon sagen, dass es funktioniert.
Welche Vision treibt Sie als CEO von Swietelsky aktuell am stärksten an?
Krammer: Ich liebe das Entrepreneurship, das wir leben. Aus Swietelsky einen Konzern zu machen, der in der Lage ist, weiter zu wachsen, profitabel zu wachsen, das treibt mich an.
Wenn Sie auf Ihr bisheriges Wirken bei der Swietelsky zurückblicken. Was war Ihre beste Entscheidung? Und was würden Sie heute anders entscheiden?
Krammer: Die beste Entscheidung war, zu Swietelsky zu gehen. Was ich anders machen würde? Die Entwicklungsschritte der letzten zwei Jahre haben viele Menschen extrem gefordert. Obwohl ich sehr viel Verständnis und Unterstützung gespürt habe, hätte ich mir vielleicht teilweise mehr Zeit nehmen müssen. Vielleicht war meine Ungeduld manchmal zu groß.
Wären Sie nicht in der Bauwirtschaft gelandet: Welche andere Branche, welches Berufsfeld würde Sie reizen?
Krammer: Das ist sehr schwer zu beantworten, weil ich die Weichen schon sehr früh in Richtung Bau gestellt habe. Fast wäre es in Richtung Berufsoffizier gegangen, aber der Bau ist meine Leidenschaft. Gereizt hätte mich auch der Profisport, entweder Ski- oder Radfahren.
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