Thursday, May 01, 2025

Mehrwert für Manager

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ETC-Geschäftsführer Christoph Becker bietet mit der "ETC KI-Schmiede" eine umfassende Lösung für Unternehmen, die ihre KI-Fähigkeiten gezielt ausbauen möchten. Er spricht über Lösungen für die Entwicklungsphasen der KI-Reise und vor allem darüber, wie man hier die Übersicht behalten kann.

Christoph Becker ist Geschäftsführer von ETC.

Das Angebot von KI-Angeboten scheint von Woche zu Woche größer zu werden. Wie können Unternehmen da den Überblick bewahren?

Christoph Becker: In erster Linie geht es um die individuellen Bedürfnisse und den KI-Reifegrad eines Unternehmens. Deshalb starten wir in der KI-Schmiede immer mit einem gemeinsamen Anforderungsworkshop, um herauszufinden, was gebraucht wird, wo das Unternehmen auf seiner KI-Reise steht und um die individuellen Ziele des KMU zu definieren. Auf Stufe 1 der KI-Reife nutzen die Mitarbeitenden die KI, um sich den persönlichen Arbeitsalltag zu erleichtern, indem sie sich beispielsweise E-Mails oder Besprechungen zusammenfassen lassen. In einem zweiten Schritt analysiert ein interdisziplinäres Pilotteam, was sich durch KI automatisieren lässt und in welchen Bereichen die Produktivität gesteigert werden kann. Im dritten Schritt stellt das Unternehmen sein Geschäftsmodell auf KI um. Weltweit sind erst zehn Prozent so weit. In Österreich gibt es zum Beispiel Unternehmen, die sich digitale Lernstrecken mit KI-Assistenten bauen lassen oder den Handelskonzern, der seine Logistik auf KI umgestellt hat. Wir bieten KMUs dann ein maßgeschneidertes KI-Weiterbildungspaket für die wichtigsten Jobrollen - von Management über HR bis hin zu IT-Schlüsselrollen.

Grundsätzlich ist die Entscheidung, Künstliche Intelligenz in einem Unternehmen einzusetzen, eine strategische Herausforderung, die von der Unternehmensleitung bewältigt werden muss. Die Implementierung von KI erfordert einen umfassenden Veränderungsprozess, der häufig von der Personalabteilung (HR) geplant und gesteuert wird und in dessen Verlauf das Unternehmen eigene Talente zu KI-Architekt*innen, KI-Administrator*innen und KI-Entwickler*innen ausbildet. Unser Fokus liegt darauf, die bestehenden Mitarbeiter*innen zu befähigen, die Potenziale von KI aktiv zu nutzen und weiterzuentwickeln, anstatt sich von Beratern abhängig zu machen. Denn der Schlüssel zum Erfolg liegt im internen Kompetenzaufbau und in der engen Zusammenarbeit zwischen Top-Management, HR- und IT-Abteilungen, um vorhandenes Know-how optimal mit den Anforderungen der digitalen Transformation zu verknüpfen.

Um den Überblick zu behalten, sollten Unternehmen zunächst ihre Ziele und Prioritäten klären. So ist es beispielsweise sinnvoll, KI-Tools nach ihrem Zweck zu kategorisieren - etwa Produktivität, Kreativität oder Datenanalyse. Etablierte Anbieter mit nachgewiesener Erfolgsbilanz sind eine gute Wahl. Gleichzeitig lohnt es sich, ein Netzwerk von Experten und Partnern aufzubauen, das eine systematische Evaluierung der Tools und einen Wissensaustausch ermöglicht. Eine langfristige Orientierung an grundlegenden Architekturen und Prinzipien hilft, den Überblick über schnell wechselnde Trends zu behalten.

Wie können Unternehmen in dieser Flut KI-Tools finden, die sie wirklich brauchen?

Becker: Die Auswahl geeigneter KI-Werkzeuge beginnt mit einer detaillierten Prozessanalyse: Wo gibt es Engpässe? Welche Aufgaben wiederholen sich und sind ressourcenintensiv? Danach sollten Unternehmen die technische Stabilität - zum Beispiel API-Zuverlässigkeit, Integration - und die kulturelle Passung der Tools prüfen. Es muss sichergestellt werden, dass die Tools von den Mitarbeitenden akzeptiert und genutzt werden. Kleine Pilotprojekte mit klar definierten Zielen sind ein effektiver Einstieg, bevor eine skalierte Implementierung erfolgt.

Wie schafft man es als Vermittler von KI-Tools mit dem enormen und rasanten Wachstum an neuen Funktionalitäten noch Schritt zu halten?

Becker: Der Schlüssel liegt darin, sich auf grundlegende Architekturen und Nutzungsmuster zu konzentrieren und nicht auf einzelne Funktionen. Experten sollten ein tiefes Verständnis für die Prinzipien der zugrunde liegenden Technologien entwickeln, da sich Benutzeroberflächen zwar schnell ändern, die grundlegenden Prinzipien jedoch oft gleich bleiben. Das Lernen in der Gruppe, kontinuierliche Weiterbildung und eine enge Zusammenarbeit mit Technologieanbietern und Anwendern helfen dabei, auf dem neuesten Stand zu bleiben.

Wie schätzen Sie die Zukunft der KI ein? Experten sprechen oft von einer KI-Bubble, die ähnlich wie die Dot.Com-Bubble implodieren könnte und nur mehr wenige, sehr große Unternehmen übrigbleiben könnten. Kommt das so?

Becker: Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass sich der Markt konsolidieren wird, allein schon aufgrund der unglaublichen Ressourcen der führenden KI-Anbieter, die über die Entwicklungsgeschwindigkeit und die Erfolgschancen entscheiden. Die bisherigen Trainingsmethoden für große Sprachmodelle haben ihre Grenzen erreicht. Das Reasoning von OpenAI oder des chinesischen Anbieters DeepSeek scheint einen Ausweg zu bieten. Dennoch werden sich in den Nischen unzählige Anbieter etablieren, die mit ihren einzigartigen Lösungen die Nische bedienen. Eine vollständige Implosion halte ich für unwahrscheinlich, da KI bereits heute ein zentraler Bestandteil moderner Geschäftsprozesse ist. Der zukünftige Erfolg wird stark davon abhängen, welche Lösungen einen echten Mehrwert schaffen und gesellschaftlich akzeptiert werden.

Wie bereiten Sie persönlich Unternehmen auf den Einstieg in KI-Tools vor?

Becker: Wie anfangs skizziert, machen wir innerhalb der KI Schmiede zuerst eine Bestandsaufnahme. Dann geht es darum, die Geschäftsprozesse zu identifizieren, die von KI profitieren können. Im nächsten Schritt können in einem Pilotprojekt Lösungen im kleinen Maßstab getestet und Erkenntnisse gewonnen werden. Parallel dazu helfen Workshops, Wissen zu vermitteln und Ängste abzubauen. Die frühzeitige Einbindung aller Stakeholder ist entscheidend, um Akzeptanz zu schaffen. Innerhalb der Teams können KI-affine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Multiplikatoren wirken. Gelingt es den Unternehmen, diese Ansätze in die gesamte Organisation zu integrieren, sind sie breit skalierbar.

Welche Resonanz spüren Sie bei den Unternehmen? Herrscht da Euphorie, Skepsis oder gar Ablehnung vor?

Becker: Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich: Während technische Teams oft begeistert sind, zeigen sich Führungskräfte oft besorgt über Komplexität und Kontrolle. Jüngere Mitarbeitende stehen neuen Technologien offener gegenüber, erfahrenere Mitarbeitende sind skeptischer. Entscheidend sind eine Kultur der Offenheit und ein klarer Fokus auf den konkreten Nutzen von KI-Lösungen. Unternehmen brauchen greifbare Ergebnisse und einen klaren ROI, um ihre Skepsis zu überwinden. Viele kleinere und mittlere Unternehmen stehen bei Künstlicher Intelligenz vor einem hochmodernen Werkzeugkoffer, können aber ihre Baustellen nicht identifizieren. Hier können wir helfen. Dass es sich auszahlt, zeigt eine aktuelle Studie von Microsoft, die für österreichische Unternehmen, die KI einsetzen, einen Wertschöpfungszuwachs von 18 Prozent errechnet hat.