Montag, April 29, 2024
Empathie gefragt
(Fotocredit: iStock)

Modernes Leadership bedeutet mehr denn je, Teams zu formen und Eigenverantwortung zu stärken. Führungs­kräfte, die auf ihrer alleinigen Entscheidungskraft beharren, behindern den innovativen Wandel des Unternehmens. 

Text: Angela Heissenberger

In hierarchisch aufgebauten Unternehmen sind die Rollen klar verteilt: An der Spitze der Pyramide sitzt ein – meist männlicher – Manager, der analysiert, steuert, Anweisungen erteilt, kontrolliert und Entscheidungen trifft. Solche Unternehmen sind seltener geworden, aber es gibt sie noch.

In volatilen Zeiten, in denen sich Geschäftsfelder laufend ändern und die Betriebe vor komplexen Herausforderungen stehen, braucht es jedoch das Einbeziehen aller Fachbereiche. Die einsamen Entscheider an der Spitze haben ausgedient. Führung ist in agilen Unternehmen auf mehrere Schultern verteilt und oft an Aufgaben und Projekte gebunden. Nur so können in kurzer Zeit fundierte Weichenstellungen für die Zukunft getroffen werden, die von allen mitgetragen werden. »Flexibilität ist in unsicheren Zeiten für Führungskräfte unerlässlich. Die Fähigkeit, sich rasch an neue Gegebenheiten und sich ändernde Rahmenbedingungen anzupassen, wird durch klare Kommunikation und einen empathischen Umgang mit den Ängsten der Mitarbeitenden gestärkt«, erklärt Michaela Kreitmayer, Leiterin des Hernstein Instituts.

Im Gegensatz zu traditionell agierenden Führungskräften, die vor allem über fachliche und methodische Kompetenzen verfügen, stehen bei Leadern modernen Zuschnitts die sozialen Fähigkeiten im Mittelpunkt: Sie inspirieren und ermutigen, fördern, delegieren und räumen Hindernisse aus dem Weg. »Führungsexzellenz braucht Sozialkompetenz«, sagt Businesscoach und Keynote-Speakerin Anne M. Schüller. »Die Führungskräfte, die wir jetzt brauchen, sind Koordinator und Facilitator, Inspirator und Katalysator. Ihre Kernaufgabe besteht darin, die Menschen dazu zu bringen, besser zusammenzuarbeiten und gemeinsam gute und zugleich schnelle Entscheidungen zu treffen. Nur so kann der Sprung in die Zukunft gelingen.«


Das Periodensystem der Führung

(Quelle: WU Executive Academy)


Die WU Executive Academy hat ein Leadership-Modell erstellt, das die Kompetenzen der Führungskräfte nach Aggregatzuständen in Hard Skills (fest), Methoden-Kompetenz (flüssig), Soft Skills (gasförmig) und neue Leadership-Qualitäten (plasmaförmig) einteilt. Zu den Hard Skills zählen demnach jene Fähigkeiten, die sich Menschen im Rahmen ihrer Aus- und Weiterbildung aneignen. Methoden-Kompetenz beschreibt die Fähigkeit, die passenden Tools und Techniken richtig und effektiv anzuwenden. Zu den Soft Skills zählen persönliche Werte, individuelle Eigenschaften und soziale Kompetenzen, die Menschen befähigen, mit anderen zu interagieren. Darüber hinaus braucht es in der dynamischen Wirtschaftswelt spezielle Leadership-Qualitäten, um eine optimale Performance zu ermöglichen.


Einen Schritt zurücktreten

Die Digitalisierung macht zudem viele der bisherigen Managementaufgaben überflüssig. Analysen und Bilanzen werden schneller und detaillierter vom Computer erstellt. Gefragt sind nun emotionale Intelligenz und Empathie – also jene Fähigkeiten, die nicht durch Maschinen ersetzt werden können. Wer über die nötige Menschenkenntnis verfügt, findet sich leichter damit ab, einen Schritt in den Hintergrund zu treten. Mitarbeiter*innen, denen mehr Handlungsspielraum und Entscheidungskompetenz zugestanden wird, handeln in der Regel verantwortungsvoller und zielstrebiger. Beides wirkt sich auf die Arbeitszufriedenheit und die Motivation aus.

Michaela Kreitmayer, Leiterin des Hernstein Instituts, erklärt: »Die Fähigkeit, sich rasch an neue Gegebenheiten und sich ändernde Rahmenbedingungen anzupassen, wird durch klare Kommunikation und einen empathischen Umgang mit den Ängsten der Mitarbeitenden gestärkt.« (Foto: Philipp Tomsich)


Das ist besonders in Hinblick auf anstehende Transformationsprozesse ein nicht zu unterschätzender Faktor. Wandel löst oft Widerstände in der Belegschaft aus. Werden die Mitarbeitenden aber in bevorstehende Umstrukturierungen eingebunden, ist die Akzeptanz ungleich größer. Wertschätzende Kommunikation ist der Schlüssel für ein funktionierendes Teamwork, so Hernstein-Chefin Kreitmayer: »Führungskräfte müssen in der Lage sein, ihre Teams umfassend zu informieren, um damit Unsicherheiten zu minimieren. Transparente Informationen fördern dabei die Zusammenarbeit und schaffen ein vertrauensvolles Arbeitsumfeld.« 


Welche Kompetenzen Führungskräfte in unsicheren Zeiten brauchen

Gunther Fürstberger, CEO MDI Management Development International, nennt folgende Fähigkeiten, die für Manager*innen unerlässlich sind, um strategisch und überlegt entscheiden zu können. (Foto: MDI)
  1. Wahrnehmungsfähigkeit: Führungskräfte erkennen die Frühwarnsignale von Veränderung. Dafür nehmen sie sich Momente der Ruhe, des Ausstiegs aus dem operativen Hamsterrad.

  2. Vorausschauendes Denken: Unsicherheiten kommen immer mit Risiken und Chancen. Welche kurz- und langfristigen Auswirkungen haben z. B. Kriege, die Inflation oder künstliche Intelligenz auf das Unternehmen, die Abteilung, die Mitarbeiter*innen und auf einen selbst? Auf dieser Basis lässt sich ein durchdachter Plan entwickeln.

  3. Handlungswille: Den ersten Schritt setzen Führungskräfte heute und nicht erst morgen. 

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