Freitag, Mai 03, 2024

Österreich ist – dem aktuellen Deloitte Wirtschaftsradar zufolge – im europäischen Vergleich der Wirtschaftsstandorte „bestenfalls Mittelmaß“. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit schlägt sich auch auf die angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt nieder: Für Arbeitskräfte aus dem Ausland ist Österreich „vollkommen unattraktiv“.

Titelbild: „Unsere Arbeitsmarktsituation ist die größte Bremse für unser Wirtschaftswachstum“, meint Elisa Aichinger, Partnerin bei Deloitte Österreich (li.). Sie stellte gemeinsam mit CEO Harald Breit (re.) und Herbert Kovar, Managing Partner Tax & Legal, das neue Deloitte Wirtschaftsradar vor. (Credit: Deloitte)

Der Faktor Lebensqualität war lange Zeit für den Wirtschaftsstandort Österreich „ein echtes Ass im Ärmel“, meint Elisa Aichinger, Partnerin bei Deloitte Österreich. Dieser Vorteil zieht nicht mehr, wie der „Deloitte Radar 2023“ des Beratungsunternehmens zeigt. 57 Prozent der 185 befragten Führungskräfte sehen die Verfügbarkeit von Arbeitskräften als „genügend“ oder „nicht genügend“ an. Bei Fachkräften sind es sogar mehr als zwei Drittel. Es gebe praktisch keine Branche mehr, die vom Arbeitskräftemangel verschont sei, so Aichinger: „Unsere Arbeitsmarktsituation ist die größte Bremse für unser Wirtschaftswachstum.“

Rückgang der Migration

Im internationalen Vergleich kann Österreich beim Ringen um Fachkräfte nicht mithalten. „Wir sind vollkommen unattraktiv für Arbeitskräfte aus dem Ausland“, macht Herbert Kovar, Deloitte Österreich Managing Partner Tax & Legal, die hohen Steuern verantwortlich: „Mit derart hohen Kosten auf dem Faktor Arbeit werden wir die Personalressourcen aus anderen Ländern nicht anziehen können.“ Auch Osteuropa könne bereits mit guten Löhnen und Arbeitsbedingungen aufwarten – Migration ist für die Menschen kein Thema mehr.

Gleichzeitig hat Österreich seine Spitzenposition bei Teilzeitbeschäftigung weiter ausgebaut. In keinem anderen europäischen Land ist der Anteil höher. Bei Frauen liegt die Quote bereits über 50 Prozent, auch bei Männern nimmt die Zahl der Teilzeitbeschäftigten stetig zu.

Positive Stimmung

Trotz der angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt hat sich die allgemeine Stimmung in den Unternehmen im Vergleich zum vergangenen Herbst gebessert. 70 Prozent der Führungskräfte nehmen aktuell eine positive Stimmung wahr. Im Herbst 2022, als der Krieg in der Ukraine und steigende Energie- und Rohstoffkosten die Zukunftsaussichten trübten, waren nur 42 Prozent dieser Meinung. „Der befürchtete wirtschaftliche Einbruch ist – vorerst zumindest – ausgeblieben“, erklärt Harald Breit, CEO von Deloitte Österreich.

Die Analyse der wichtigsten globalen Standort-Indizes zeige jedoch über die letzen zehn Jahre eine ernüchternde Entwicklung, so Breit: „In internationalen Rankings kommt Österreich seit Jahren nicht vom Fleck. Das Land ist auch heuer wieder bestenfalls Mittelmaß und bleibt unter seinen Möglichkeiten.“ Im Europa-Ranking belegt Österreich nur Platz 10. Die Schweiz und die skandinavischen Länder – also Volkswirtschaften, die mit Österreich durchaus vergleichbar sind – liegen klar vorne. 

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