Freitag, Mai 10, 2024

Hans-Peter Moser ist Vorstandsvorsitzender der SHT Haustechnik AG. Im Interview verrät er, warum er nicht um jeden Preis ins Ausland gehen würde, welche Herausforderungen das Leben in einem Oligopol mit sich bringt und warum er für langjährige Kunden Hausbank spielt.

Report: Die Baubranche reagiert in der Regel mit etwas Verzögerung auf konjunkturelle Änderungen. Wie sehr spüren Sanitär-, Heizungs- und Installationstechniker die Krise?
Hans-Peter Moser: Bislang hat sich durch die Krise nichts geändert. Wir haben extreme Boomjahre hinter uns. Im Objektgeschäft sind die Vorzeichen auch jetzt noch gut, beim Endkunden ist jedoch schon eine gewisse Zurückhaltung spürbar. Deshalb wäre es jetzt wichtig, dass die EZB die Leitzinsen weiter senkt und dass Geld in Umlauf gebracht wird. Denn nur durch den privaten Konsum können die Auswirkungen der Krise etwas abgefedert werden. Das größte Prob-lem derzeit ist, dass die Banken das Geld nicht weitergeben. Das muss sich rasch ändern, sonst wird es schwierig. Das spüren dann natürlich auch unsere Kunden. Wir planen deshalb, den langjährigen, treuen Kunden unter den Installateuren eine Finanzierungshilfe in Form eines Zahlungsaufschubs zu gewährleisten. Wir sind ja auch jetzt schon so etwas wie eine Installateursbank, mit Außenständen zwischen 30 und 40 Millionen Euro.

Report: Während andere an der Kostenschraube drehen, investieren Sie munter weiter. Wollen Sie den Expansionskurs auch 2009 weiter beibehalten oder werden Sie auf die Bremse steigen?
Moser: Von Panik halte ich nicht sehr viel. Ich investiere lieber. In Salzburg errichten wir derzeit ein neues Logistikzentrum und auch in Innsbruck haben wir eine neue Immobilie erworben. Wir haben auch in der Vergangenheit jährlich fünf bis sechs Millionen Euro in neue Abholmärkte, neue Kommissioniersysteme und die Logistik investiert. Da wollen wir weitermachen. Denn damit haben wir unsere Infrastruktur enorm gestärkt und sind jetzt auch deutlich besser aufgestellt als der Mitbewerb. Deshalb bin ich auch überzeugt, dass wir im nächsten Jahr weitere Marktanteile gewinnen werden. Auch dann, wenn der Gesamtmarkt nicht mehr wachsen sollte, wovon ich ausgehe.

Report: Sie konzentrieren sich nach wie vor auf Österreich. Welche Rolle spielt das benachbarte Ausland?
Moser: Das Thema Internationalisierung ist immer am Tisch. Wenn ich mir die Entwicklung so ansehe, bin ich aber sehr froh, dass wir damals, als es modern war, nicht dem Herdentrieb verfallen sind. Einige Mitbewerber sind in Ungarn und der Slowakei mit enormen Problemen konfrontiert. Da stehen demnächst sicher einige Übernahmen an. Wenn es soweit ist, sind wir bereit.

Report: Sie wollen den Weg der Internationalisierung also nur über Akquisitionen beschreiten?
Moser: Das ist das Einzige, was wirklich Sinn macht. Wir sind ja in erster Linie an Kundenbeziehungen interessiert und nicht an der Infrastruktur. Für Bratislava brauche ich keine neue Infrastruktur, das kann von Wien aus miterledigt werden. Außerdem ist die Internationalisierung auf eigene Faust ein ziemlich steiniger Weg, da kann man sich schnell eine blutige Nase holen.

Report: Die Renditen sinken, von der Industrie bis zum Handel. Wird sich die Preisspirale weiter nach unten drehen oder ist die Grenze bald erreicht?
Moser: Ich denke, dass die Grenze bereits überschritten ist. Viele unserer Mitbewerber setzen ausschließlich auf das Preisargument. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Wenn man ehrlich ist, muss man sagen, dass wir in einem Oligopol leben. Wir unterscheiden uns nur in Nuancen. Deshalb muss ich einen Mehrwert bringen, vor allem im Bereich der Dienstleistung. Wir haben einen tollen Webshop, Schnittstellen zu fast allen Installateuren und ein hervorragendes Produktmanagement. Außerdem nehmen wir unsere Funktion als Großhändler ernst und greifen den Installateuren schon mal unter die Arme, etwa indem wir Schauräume zur Verfügung stellen.

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