Saturday, July 26, 2025

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Staatliche Förderungen für den Kauf von Elektroautos und Steuerbefreiungen sind Geschichte. Die Regierung will stattdessen den Schwerpunkt auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur legen. 480 Millionen Euro stehen bis 2026 zur Verfügung, die Hälfte davon fließt in die Umstellung der öffentlichen Busflotten auf Elektroantriebe. Kann so die Mobilitätswende gelingen? Report(+) hat drei Experten um eine Einschätzung gebeten.

Bild: iStock


Wie wichtig sind Kaufprämien für das Hochfahren der E-Mobilität?

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Renato Eggner, Geschäftsführung Raiffeisen-Leasing Fuhrparkmanagement: "Die Stützung über Kaufprämien war wichtig, als es noch große Preisunterschiede zwischen E-Fahrzeugen und Verbrennern gab und keine günstigen Einstiegsmodelle verfügbar waren. Früher waren E-Fahrzeuge vor allem für Unternehmen eine attraktive Option. Mittlerweile sind die Preisunterschiede geringer und der Kauf eines E-Fahrzeugs ist aufgrund der niedrigeren Betriebskosten auch für Konsument*innen wirtschaftlich attraktiv geworden. Das wachsende Angebot an preisgünstigen E-Fahrzeugen bis 25.000 Euro hat zu einem signifikanten Anstieg der Erstzulassungen in diesem Jahr geführt."



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Hauke Hinrichs, CEO von SMATRICS und COO von SMATRICS EnBW: "Kaufprämien haben grundsätzlich eine starke Wirkung – vor allem im Privatkundenbereich, weil sie den Anschaffungspreis direkt senken und ein wirksames Mittel sind, um den Einstieg in die E-Mobilität zu erleichtern. In Österreich erwarten wir in diesem Segment derzeit eine Seitwärtsbewegung – gestützt durch aggressive Angebote der Automobilwirtschaft und internationaler Marken. Deutlich dynamischer entwickelt sich der Markt für gewerblich genutzte E-Fahrzeuge. Hier sehen wir ein konstantes Wachstum."

Martin Grasslober

Martin Grasslober, Verkehrswirtschaftsexperte des ÖAMTC: "Mit Wegfall der Kaufprämien sind nun die Hersteller gefordert, mit konkurrenzfähigen Preisen zu überzeugen – nicht zuletzt, um die europäischen CO2-Flottenziele zu erreichen. Das Interesse von Privatpersonen an neuen E-Autos ist zwar deutlich gestiegen, dennoch bleiben vor allem Unternehmen zentrale Treiber der Elektromobilität. Ausschlaggebend dafür sind neben Vorsteuerabzug und attraktiveren Abschreibungsmöglichkeiten insbesondere die weiterhin geltende Sachbezugsbefreiung bei privater Nutzung."

 

Ist die Ladeinfrastruktur unzureichend?

Renato Eggner: "Im Durchschnitt ist die Anzahl der öffentlichen Ladepunkte in Österreich schon sehr gut und wäre für die aktuelle Anzahl an E-Fahrzeugen absolut ausreichend. Dennoch gibt es regionale Lücken, besonders in urbanen Gebieten. Hier fehlt es an Langsamladestationen, die es E-Fahrzeugnutzer*innen ermöglichen, über Nacht ohne Blockiergebühren und zu fairen Kosten zu laden. Besorgniserregend sind die Bestrebungen der Ladestationsbetreiber, »dynamische« Tarife einzuführen. Diese optimieren zwar ihr Geschäftsmodell, berücksichtigen aber nicht die Bedürfnisse von Berufskraftfahrer*innen, die nicht frei wählen können, wann sie laden. Ein unterschiedlicher Tag- und Nachttarif wäre hingegen in Ordnung und würde weiterhin für Kalkulierbarkeit sorgen."

Hauke Hinrichs: "Österreich ist hier gut aufgestellt und liegt laut »EV Charging Infrastructure Masterplan« der EU-Kommission im oberen Drittel. Im vergangenen Jahr ist die Zahl öffentlicher Schnell- und Ultraschnelllader um mehr als 64 % gestiegen. Das verdeutlicht: Wir Ladeinfrastrukturbetreiber haben geliefert! Dennoch gibt es punktuelle Lücken. Hier setzt das Programm eMove Austria an: In schlechter entwickelten Gebieten, wo die Auslastung aktuell noch fehlt und sich Investitionen erst langfristig rechnen, sind gezielte Förderanreize unerlässlich."

Martin Grasslober: "Schon wegen der deutlich günstigeren Ladekosten empfiehlt sich eine eigene Lademöglichkeit. Gleichzeitig gibt es bereits ein gut ausgebautes Netz an öffentlichen Ladestationen, das laufend wächst. Während stark befahrene Routen neue Standorte anziehen, müssen Lücken gezielt durch Förderungen geschlossen werden. Wichtig ist ein funktionierender Wettbewerb, damit auch an fremden Stationen und speziell entlang der Autobahnen zu fairen Preisen geladen werden kann."

 

Ist die Aufhebung der Steuerbefreiung für E-Autos ein Rückschritt?

Renato Eggner: "Das Ende der Befreiung von der motorbezogenen Versicherungssteuer für E-Fahrzeuge ist sicherlich nicht förderlich für die E-Mobilität, aber verkraftbar. Entscheidend ist eine langfristig verlässliche Planung der steuerlichen Rahmenbedingungen für E-Fahrzeuge und Verbrenner. Belgien zeigt, wie positiv sich eine solche langfristige Ausrichtung auf die E-Mobilität auswirken kann. Kurzfristige und rückwirkende Änderungen schaffen Unsicherheit für Unternehmen und Konsument*innen, die dann eher zögern, auf die neue Technologie umzusteigen."

Hauke Hinrichs: "Dass Steuerbegünstigungen nicht ewig gelten, ist klar. Aber ausgerechnet jetzt – in wirtschaftlich angespannten Zeiten  – diese Erleichterungen zu streichen, bremst den Hochlauf der Elektromobilität spürbar. Besonders ärgerlich: Mit dem neuen Berechnungsmodell werden Verbrenner weiterhin nach CO2-Ausstoß besteuert, bei E-Autos zählt das Gewicht, was nur bedingt etwas über den CO2-Ausstoß aussagt – schon gar nicht, wenn die Fahrzeuge, wie bei den Ladestationen der SMATRICS EnBW, mit 100 % Ökostrom laden."

Martin Grasslober: "Die Aufhebung der Steuerbefreiung bei der motorbezogenen Versicherungssteuer war ein unerfreulicher, aber absehbarer Schritt der Politik. Im Vergleich zu einer möglichen Streichung des Vorsteuerabzugs oder der Sachbezugsbefreiung bleibt sie jedoch ein vergleichsweise geringes Hindernis für den Hochlauf der E-Mobilität. Auch wenn die ePrämien (THG-Quote) zuletzt gesunken sind, tragen sie weiterhin zur Senkung der Nutzungskosten bei – und sollten daher genutzt werden."

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