Tuesday, December 23, 2025

Mehrwert für Manager

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Künstliche Intelligenz ist im Begriff, ihren Sonderstatus zu verlieren und nach Jahren des Lernens, Testens und Skalierens zum festen Bestandteil des unternehmerischen Alltags zu werden. Für Cathy Mauzaize, EMEA President bei ServiceNow, markiert 2026 diesen Wendepunkt.

Bild: iStock


„Wenn die vergangenen Jahre davon geprägt waren, zu verstehen, was KI leisten kann, dann geht es 2026 darum zu beobachten, was passiert, wenn sie untrennbar mit unserem Arbeiten und Leben verbunden ist. Unternehmen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika beschäftigen sich längst nicht mehr mit der Frage, ob sie KI einsetzen sollten, sondern wie sie in einer Welt erfolgreich bleiben, in der KI jede Entscheidung und jeden Prozess beeinflusst.“

Multimodale KI wird zur neuen Normalität
Die Art und Weise, wie Menschen mit Technologie arbeiten, hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Lange Zeit war die Arbeit mit digitalen Systemen durch klar definierte Bedienformen geprägt. Nutzer wechselten zwischen einzelnen Anwendungen, steuerten Prozesse über Tastatur und Maus und orientierten sich an festen Benutzeroberflächen. Diese Grenzen beginnen sich nun aufzulösen.

Moderne Unternehmenssoftware entwickelt sich hin zu multimodalen Systemen, in denen Sprache, Text, Bilder, Klicks und Video in einer integrierten Arbeitsumgebung verschmelzen. Die Kommunikation mit Technologie orientiert sich immer stärker daran, wie Menschen denken, sprechen und Informationen erfassen.

Was das zur Folge hat, zeigt sich unmittelbar im Arbeitsalltag. Teams können Projekte im Gespräch aufsetzen, während KI parallel Inhalte strukturiert, dokumentiert und visuell aufbereitet. Service-Teams wechseln nahtlos zwischen Chat- und Sprachinteraktionen und KI antizipiert bereits die nächsten Schritte und stellt kontextbezogene Informationen zur Verfügung. Ebenso können Analysen aus der Interaktion heraus entstehen und lassen sich beispielsweise ohne Medienbrüche visuell vertiefen. All das verändert das Verhältnis zwischen Menschen und Technologie. KI tritt nicht als isoliertes Werkzeug auf, denn sie lässt sich nahtlos in bestehende Arbeitsabläufe integrieren.

Governance versus Geschwindigkeit wird zur Führungsfrage
Je selbstverständlicher KI im Unternehmensalltag wird, desto stärker rückt eine klassische Managementfrage in den Mittelpunkt: Wie lassen sich die enorme Entwicklungsgeschwindigkeit und das Thema Verlässlichkeit miteinander vereinbaren? Für viele Führungskräfte geht es daher weniger um Technikintegration als um Verantwortung.
Mit dem EU AI Act wird diese Frage konkret und verankert das Thema Regulierung in der unternehmerischen Realität. Doch Regeln allein schaffen noch keine verantwortungsvolle KI. Entscheidend ist, wie Unternehmen im Arbeitsalltag damit umgehen. Gefragt sind klare Leitlinien, die Orientierung geben und Entscheidungsprozesse nicht ausbremsen.

Erfolgreiche Organisationen verankern Governance in ihren Arbeitsabläufen. Zuständigkeiten, Transparenz und klare Entscheidungswege werden nicht nachträglich ergänzt, sondern sind von Beginn an integriert und fließen automatisch in bestehende Prozesse ein. So lassen sich Risiken begrenzen, ohne an Innovationskraft zu verlieren.

Für das Management bedeutet das einen Perspektivwechsel. Es gilt, Governance nicht als Hemmnis zu sehen, sondern zum Instrument aktiver Steuerung zu machen. Klare Regeln schaffen Vertrauen, intern wie extern, und geben Führungskräften die nötige Sicherheit, um handlungsfähig zu bleiben.

Agentische KI verlangt neue Verantwortung von CIOs
2026 wird auch das Jahr sein, in dem agentische KI-Plattformen flächendeckend in der Unternehmenslandschaft Einzug halten. Gemeint sind Netzwerke intelligenter Agenten, die Aufgaben selbstständig koordinieren, Workflows steuern und Entscheidungen vorbereiten.

Diese Entwicklung erhöht Effizienz und Geschwindigkeit, bringt aber auch neue Risiken mit sich. Die bekannte Problematik der Schatten-IT wird durch ein neues Phänomen ersetzt: Schatten-KI. Modelle und Agenten, die außerhalb definierter Governance-Strukturen entstehen, können Sicherheits-, Datenschutz- und Compliance-Risiken verursachen.

Da technologische Innovation oft schneller voranschreitet als Regulierung, müssen CIOs und Vorstände vorausschauend handeln. Gefragt ist eine einheitliche Plattformarchitektur, die Governance, Datenmanagement und Entscheidungslogik von Beginn an zusammenführt. Nur so lassen sich KI-Aktivitäten über alle Unternehmensbereiche hinweg sichtbar machen, koordinieren und steuern.

KI wird Teil der Arbeit – nicht nur ein zusätzliches Tool
Die vielleicht größte Veränderung betrifft den Arbeitsalltag selbst. Im Jahr 2026 wird KI nicht mehr neben den Arbeitsprozessen stehen, sondern integraler Bestandteil der täglichen Arbeit sein.Was als zusätzliche Effizienzebene begann, hat sich zu zu operativer Intelligenz entwickelt, die Entscheidungen unterstützt, Abläufe beschleunigt und den Fokus auf wertschöpfende Tätigkeiten lenkt.

Diese Entwicklung bedeutet nicht, bestehende Anwendungen einfach durch KI zu ergänzen. Entscheidend ist vielmehr, für jeden Anwendungsfall den passenden KI-Einsatz zu identifizieren und KI-Agenten so zu orchestrieren, dass sie aufgabenspezifisch zusammenarbeiten. Kontext, Branchenwissen, Kontextverständnis und individuelle Arbeitsweisen spielen dabei eine zentrale Rolle.

Ein anschauliches Beispiel aus der Life-Science-Branche liefert AstraZeneca. Dort werden sukzessive alle Ebenen der Arbeit mit KI verbunden – von der Forschung über operative Prozesse bis hin zum Onboarding. Dadurch werden Kapazitäten freigesetzt, Forschungszyklen verkürzt und die Markteinführung lebenswichtiger Therapien beschleunigt. Bereits heute spart das Unternehmen jährlich über 30.000 Arbeitsstunden ein: Aufgaben, die früher bis zu 30 Minuten in Anspruch nahmen, werden nun in Sekunden erledigt und beschleunigen so Forschung und Entscheidungsfindung im gesamten Unternehmen.

Für Beschäftigte wird diese Entwicklung immer häufiger auch zu einer persönlichen. Zukünftig sind diejenigen Talente besonders gefragt, die souverän mit KI arbeiten können, eigene Agenten steuern, präzise Anweisungen geben und automatisierte Ergebnisse kritisch einordnen. Viele Organisationen beginnen bereits, KI-Kompetenz als festen Bestandteil von Leistungsbewertung und Entwicklung zu verankern.

Für neue Generationen von Fachkräften wird diese Form der Zusammenarbeit selbstverständlich sein. Unternehmen müssen deshalb klar definieren, wie die Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI gestaltet und als neues Arbeitsumfeld etabliert wird.

Ausblick
2026 wird zum Jahr der Entscheidung. KI verliert ihren Projektstatus und wird zur betrieblichen Selbstverständlichkeit. Der Unterschied entsteht durch die Art, wie Unternehmen Arbeit, Steuerung und Verantwortung neu organisieren. Multimodale Interaktion, integrierte Governance und agentische Systeme greifen dabei ineinander, wirken gemeinsam und verstärken sich in ihrer Wirkung.

Unternehmen, die KI als Teil ihres operativen Kerns begreifen, gewinnen Tempo, Transparenz und Handlungsspielraum. Wer hingegen an Insellösungen festhält oder Governance nachschiebt, riskiert Reibungsverluste und Kontrollverlust. Die Frage ist damit nicht mehr, wie fortschrittlich KI eingesetzt wird, sondern wie konsequent sie in den Arbeitsalltag integriert ist. Die Frage ist damit nicht mehr, wie fortschrittlich KI eingesetzt wird, sondern wie konsequent sie in den Arbeitsalltag integriert ist.

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