Peter Scheifinger, der Präsident der österreichischen Bundesingenieurkammer, haut auf den Tisch. Grund: Das Architekturstudium an der Technischen Universität Wien soll, geht es nach der Studienkommission, im Modulsystem absolviert werden, was eine strengere berufsorientierte Ausbildung bedeuteten würde.
Den ursprünglichen Plan, zwischen beiden Abschnitten ein Bakkalaureat einzuschieben, hat die Kommission inzwischen aufgegeben - offiziell wegen der notwendigen Abstimmung aller heimischen TUs. Vehementer Einspruch kam aber von der Kammer. Damit würde die Ausbildung nach unten nivelliert, so Präsident Scheifinger. "Die Faulen werden kurz studieren, aber den Anspruch erheben, vollwertige Architekten zu sein. Die anderen werden sagen: "Wozu soll ich noch ein Doktorat machen?" So wird die Ausbildung um eine Ebene zurückgestuft." Scheifinger sieht den einzigen Grund für solche überlegungen darin, "Vasallen und Leibeigene für die Wirtschaft heranzuzüchten". Die Architekten würden auseinander dividiert in jene, die im Elfenbeinturm sitzen und mit dem Zeichnen von Polierplänen nichts zu tun haben wollen, und in solche, die nur Fassaden zeichnen können. "Studienreform ja, aber wir Architekten dürfen uns nicht die Argumente aus der Hand nehmen lassen, wenn andere uns sagen wollen, was technisch machbar ist", hält Scheifinger ein flammendes Plädoyer für die universalistische Architekturausbildung. "Die ist Voraussetzung für gute Architektur."
Das jung-dynamische Schotterer-Team der Pannonia Kiesgewinnungs GmbH blickt auf sein bisher erfolgreichstes, zweites Geschäftsjahr zurück. Mit einem voraussichtlichen Gesamtumsatz von 47 Millionen Schilling konnten die Newcomer den Umsatz 2000 im Kiesverkauf verdreifachen und jenen für die Bodenaushubannahme verfünffachen. Nach seinem Erfolgsrezept befragt, hat Geschäftsführer Marcus Rotter zwei Antworten parat: „Eine gewisse Preisaggressivität ist für ein junges Unternehmen einfach notwendig. Andererseits hat sich das Wiener Vertriebslager mit Gleisanschlüssen bei kleinen und mittleren Baumeistern bereits gut etabliert.“
Tatsächlich konnte das Parndorfer Schottertrio in diesem Jahr seine Kundenzahl verdoppeln, was die ohnehin in Zeiten schwacher staatlicher Baukonjunktur angeschlagene Konkurrenz umso weniger freuen dürfte. Mit verbesserter Logistik durch den werkseigenen Bahnanschluss beim Werk Parndorf will man künftig auch bei Großprojekten mitspielen. Als erste und derzeit einzige Kiesgrube österreichs mit Bahnanschluss könne man auch die Anforderungen bei Bauvorhaben wie beispielsweise beim Lainzer Tunnel geradezu ideal erfüllen.
Nach einer neuen Wasch- und Siebanlage will die Pannonia nächstes Jahr in ihren dritten Bereich, das Recycling-Geschäft, investieren. In wenigen Wochen soll eine Dichtfläche die Annahme von Baurestmassen ermöglichen, für die man auch schon eine Genehmigung hat. Im nächsten Frühjahr soll ein weiteres Vertriebslager mit Gleisanschluss in Spratzern in Betrieb gehen.
Die prognostizierten Wachstumsraten im Bereich Virtual Reality (VR) klingen verlockend. Allein in Europa beträgt einer Studie zufolge das Marktvolumen für VR in den nächsten fünf Jahren vier Milliarden US-Dollar. Dass die von Cyber Edge Information Services prognostizierten Zahlen auch Realität werden, hofft die Grazer Qb.vision Darstellungstechnik AG.
Schließlich setzt das Unternehmen, das zuletzt einen Umsatz von zehn Millionen erwirtschaftete, massiv auf diese Sparte. Ein Engagement, das dank einer luxuriösen 20-Millionen-Kampagne kaum jemandem in der Branche verborgen blieb - und die Firmengründer Verena und Gerald Florian für die Zukunft hoffen lässt. Sie erwarten sich für das kommende Jahr einen dreistelligen Millionenumsatz. Mittelfristig peilt das Duo in Europa einen VR-Marktanteil von 30 Prozent an. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, hat Qb.vision seine Produkte nun standardisiert. Kategorisiert in drei Sparten, reicht das Leistungsspektrum von 30.000 Schilling für eine Basisvisualisierung bis zur High-End-Lösung um zwei bis drei Millionen Schilling.
Losgelöst hat man sich außerdem von der Fokussierung auf die Bereiche Bauen und Architektur. Referenzen aus den Bereichen Tourismus, öffentliche Infosysteme und Finanzwelt zeugen von der Anwendungsvielfalt der virtuellen Realität aus der Murstadt. Wie so etwas aussehen kann, zeigt die Stadt Leoben.
Erst die gute Nachricht: österreichs Bauwirtschaft - Bauhaupt- und -nebengewerbe zusammen - hat heuer mit einem realen Wachstum von 4,2 Prozent abgeschnitten. Auch für 2001 prognostiziert ihr die Forschungsgesellschaft für Wohnen, Bauen und Planen (FGW) noch 2,3 Prozent Zuwachs.
Jetzt die schlechte Nachricht: Im Tiefbau schaut es weniger rosig aus. Dort ist ein Gleichbleiben oder Schrumpfen von 0,3 Prozent zu erwarten.
Wolfgang Amann, Geschäftsführer der FGW, zeigte sich anlässlich der Präsentation der Bauvorschau 2001 erfreut: "Mit unserer Vorjahresprognose sind wir im Schwankungsbereich von wenigen Zehntelprozent geblieben." Wobei dieses Gesamtergebnis nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass es vereinzelt zu größeren Schwankungen gekommen ist.
"Wir haben einen deutlichen Rückgang im Wohnbau vorhergesagt, der nicht eingetroffen ist, weil der Zuschuss der Bundesländer die Förderung gestützt hat. Andererseits haben wir den Rückgang im Rohrleitungsbau nicht vorhergesehen." Gründe für die insgesamt doch gute Entwicklung seien in der guten Gesamtkonjunktur zu sehen, die sich auch auf die Baubranche niederschlage, so Amann.
Durch ein neues statistisches System sei es möglich geworden, Spartenprognosen abzugeben, erläuterte Edwin Deutsch vom ökonometrieinstitut der Technischen Universität Wien. Die gesamte Bauwirtschaft habe man in drei Bereiche unterteilt: den klassischen Wohnbau, den Nutzbau sowie den Tiefbau. Während der stagnierende Wohnbau von der demografischen Entwicklung abhängt, steht der Nutzbau in Verbindung mit internationalen Trends. "Sparten wie der Kabelbau, die mit der neuen Technologie zu tun haben, profitieren stärker von der wirtschaftlichen Dynamik", ergänzte Amann. In diesem Bereich erwartet die FGW Zuwächse von 7,6 Prozent.
Die schlechte Erwartungshaltung in Bezug auf den Tiefbau sei darauf zurückzuführen, dass der Bau von Straßen, Schienen und Rohrleitungen von der öffentlichen Hand abhängig ist. Der Rückgang in diesem Bereich sei aber europaweit zu bemerken, so Deutsch.
Wenig Arbeitslose, niedrige Margen. Horst Pöchhacker, Präsident der Vereinigung der industriellen Bauunternehmen österreichs (VIBö), sieht die Sache mit einem lachenden und einem weinenden Auge: "Per saldo war 2000 absolut überdurchschnittlich. Unser Problem ist aber nicht die Menge, sondern der Preis. Die Ertragssituation der Bauindustrie ist mit weniger als einem Prozent return on sales schier unerträglich."
Die Schuld daran gibt Pöchhacker "den Skandalisierungen". Dadurch würden sich Beamte nicht mehr trauen, Entscheidungen zu treffen. "Die Realität ist aber anders, es gibt keine Skandale", meint Pöchhacker. Skandalös sei hingegen die Infrastrukturplanung. "Lauter Baustellen, die Verkehrssituation ist ein Horror. Das sind Versäumnisse, die zehn Jahre zurückliegen."
An die neue Verkehrsministerin Monika Forstinger richtet der VIBö-Präsident die Aufforderung, das Roadpricing schnellstens zu realisieren. "Wenn 2001 bei der öffentlichen Hand keine Entscheidungen fallen, haben wir 2002 große Probleme."
Dank des günstigen Wirtschaftswachstums sagt die Forschungsgesellschaft eine sinkende Arbeitslosenrate voraus - von heuer 5,3 auf unter fünf Prozent im nächsten Jahr. Das kann auch Horst Pöchhacker bestätigen: "Wir haben bereits einen Arbeitskräftemangel, brauchen daher qualifizierten Zuzug." Bei der Arbeitsmarktbewertung müsse aber, so die FGW-Prognose, auch der Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Rechnung gestellt werden.