Montag, Mai 06, 2024

Sie sind innovativ, zielstrebig und erobern neue Märkte. Der Report hat sie versammelt: Welche Unternehmen, Projekte und Services Sie sich in den kommenden Monaten näher ansehen sollten.

Präzise Wetterfrösche

Welcher Bergfex kennt das nicht: Die Tour ist geplant, der Wetterbericht ist vielversprechend. Endlich angekommen, dann die Ernüchterung: Gutes Wetter? Ja – aber auf dem Nachbargipfel! Tatsächlich zeichnen sich gerade Bergregionen durch extrem kleinräumige Wettermuster aus. Mit treffsicheren Wettervorhersagen für solche Fälle hat sich das Unternehmen MetGIS weltweit einen guten Ruf erarbeitet. Lawinenwarndienste in den Pyrenäen und Indien, argentinische Skigebiete, chilenische Tagbauminen und der Wetterdienst Bhutans greifen regelmäßig auf die Prognosen der Österreicher zurück.

Von Gerald Spreitzhofer und Stefan Sperka im Jahr 2013 gegründet, werkt man im Spin-off der Universität Wien beständig an der Ausweitung seiner Informationsdienste. »Die meisten Wettervorhersagen basieren auf vereinfachten Geländemodellen. Für viele Regionen der Welt passt das gut für die Berge nicht. Gipfel und Täler beeinflussen das Wetter massiv und müssen einkalkuliert werden«, erklärt Spreitzhofer. Die beiden Jungunternehmer kombinieren meteorologische Vorhersagemodelle mit hochaufgelösten geografischen Datenbanken. Tatkräftige Unterstützung holte man sich in den vergangenen Monaten vom universitären Gründerservice IniTS.

Portal mit Potenzial

Manche Branchen wandeln sich durch IT-Entwicklungen derart schnell, dass den eingesessenen Marktspielern schlicht die Luft wegbleibt. Dem Film ergeht es ähnlich wie Musikverlagen und Medien: Internet und erfolgreiche Startups aus eigentlich branchenfremden Bereichen machen die bekannten Geschäftsmodelle zunichte und setzen neue erfolgreiche Dienste darauf. iTunes und Netflix sind die großen Namen aus Übersee, die den Kinos und Videotheken harte Konkurrenz bereiten. Und in Österreich? Da gibt es neben Streamingdiensten der Internetprovider auch Flimmit. Die Plattformgründer Walter Huber, Karin Haager und Ulrich Müller-Uri setzen auf eine Mischung aus lokalem Content und internationalem Filmmaterial. Die Movies können entweder im Stream über einen Zeitraum von 24 Stunden gesehen werden oder sind direkt herunterladbar. Flimmit bereichert das Patschenkino vor allem mit viel heimischem Stoff. Auf komplizierte Software für Rechtemanagement hat man von Anfang an verzichtet. »Warum sollten wir Filmfans vorschreiben, wie oft sie den Film speichern oder brennen dürfen, wenn sie für einen Film nach Hause. rechtmäßig bezahlt haben?«, wollen die drei ihre »Kunden nicht kriminalisieren«. Sie sind überzeugt, dass den Datenleitungen die Zukunft der bewegten Bilder gehört – und das nicht nur auf YouTube-Niveau sondern auch für hochwertigen Kinogenuss.

Stein der Weisen gefunden

Die versammelte IKT-Branche suchte viele Jahre nach Premiumservices, um mehr aus dem Infrastrukturgeschäft zu holen. So richtig vergolden lassen sich die Breitbandleitungen bis heute nicht so recht. Den großen Reibach machen nach wie vor jene, die lediglich auf den guten Leitungsservice aufsetzen: Amazon, Google, Facebook und Co. Dass ein kleinerer Provider aus Österreich bereits einen Weg aus der Todesspirale des Infrastrukturgeschäfts gefunden hat, beweist Manuel Urbanek mit den WLAN-Diensten seiner jüngsten Firmengründung Loop21. Ob Seilbahnen in Sölden, der Wiener Rathausplatz oder komplette Flächen in Shoppingcentern: Die Techniker vergolden mit eigenen App- und Onlinelösungen ihre Infrastrukturdienste sogar über heimische Grenzen hinaus. In Lagos in Nigeria griff man einem lokalen Provider mit einem Hotspotnetz unter die Arme. Der große Renner ist derzeit ein Service, mit dem die Benutzer in drahtlosen Netzen gezielt auch ohne GPS lokalisiert und angesprochen werden können. Für Shoppingcenter bedeutet dies, endlich die Kunden auch drahtlos bedienen zu dürfen. Firmengründer Urbanek ist ein alter Hase in Sachen Richtfunkleitungen und Breitband, und mit der jüngsten Ausgründung wieder springlebendig mit Value-Added-Services tätig.

Software für die Großen

Wer sich in Softwarekreisen bewegt, wird in Österreich irgendwann über den Namen Supanz stolpern. Neben den großen Entwicklerschmieden, die mit Hundertschaften von Programmieren die Unternehmenskunden bedienen, produziert seit vielen Jahren ein kleines Team aus Keutschach in Kärnten findige Codes für die lebenswichtigen SAP-Umgebungen von Konzernen und Kunden aller Größen. Die Softwaremanufaktur ist Expertin für Datenintegration und Schnittstellenentwicklung und führt die vielen Insellösungen in den IT-Landschaften der Unternehmen zu einem gewinnbringenden Ganzen zusammen. Der Dreipersonenbetrieb rund um Bernhard Supanz und Sabina Supanz-Smrt hat es sogar geschafft, seine selbst entwickelten SAP-Codes von Stammhaus des Softwareriesen in Walldorf in Deutschland absegnen zu lassen. So eine Zertifizierung bringt die nötige formale Sicherheit für die Programmierungen bei den Kunden. Diesen werden fixfertige Bausteine und Module zur flexiblen Anpassung an die eigenen IT-Strukturen angeboten. Benutzerfreundlichkeit wird von den Kärntnern groß geschrieben: Die kompliziertesten Prozesse werden sogar auf Tablets einfach dargestellt und konfiguriert. Das Motto bei Supanz: Auch Software darf Spaß machen. Das haben bereits auch Kunden wie EO.N, Infineon und Andritz erkannt.

Virtuelle Umkleidekabine

Wie Einkaufen in Zukunft aussehen könnte, zeigt aktuell ein Forschungsprojekt der Technischen Universität Graz mit dem steirischen Startup JCL E-Commerce. »Narkissos« ermöglicht eine neue Dimension des Shoppens: Die virtuelle Umkleidekabine befreit die Benutzerinnen und Benutzer beim Kleidungskauf vom mühsamen Umziehen. Dabei wird der Spiegel der Kabine durch einen Bildschirm ersetzt, in dem sich der Benutzer mit der gewünschten Bekleidung sieht. Die Kleidungsstücke erscheinen dem Körper angepasst und folgen den Bewegungen. Eine einfache Geste mit den Händen genügt, um eine andere Farbe, einen anderen Schnitt oder ein anderes Kleidungsstück anzuzeigen. Künftig soll die Lösung auch maßgerechte 3D-Abbilder der Benutzer erzeugen, um in Webshops die hohen Retourquoten zu senken. Der Markt ist riesengroß: Bei dem E-Commerce-Experten JCL beschäftigen sich über 60 Mitarbeiter mit visionären Konzepten für den Handel. Kernlösung des Unternehmens ist das Produkt »JCL Market«. Es ist aus Anforderungen aus über 80 E-Commerce-Projekten entstanden und bietet sämtliche Funktionalitäten für die Abwicklung eines internationalen Multichannel-Geschäftes. Projektpartner Stefan Hauswiesner vom Grazer TU-Institut für Computergrafik und Grafikvision will nun mit JCL-Geschäftsführer Andreas Pesenhofer maßgeschneiderte Lösungen für die Bekleidungsbranche und auch andere Wirtschaftsbereiche entwickeln. Die Idee: die Kunden in beiden Welten – online und offline, vor Ort im Geschäft – auf gleiche Weise abzuholen.

Flexibler Ticketverkauf

Wer es noch nicht weiß: Im krisensicheren Markt des Ticketvorverkaufs gibt es eine Marktlücke. Am Markt existierende Vorverkaufssysteme sind wegen teils manueller Schritte in der Abwicklung und wegen der hohen Transaktionskosten für Niedrigpreistickets – sprich kleine Veranstalter – ungeeignet. Daher werden nur bei rund 10 % aller Veranstaltungen überhaupt Tickets im Vorverkauf angeboten, 90 % des Marktes werden nicht bedient. So kann das nicht weitergehen, dachte sich Mario Rosin Anfang 2012 und gründete mit Hilfe von Investoren und einer ZIT-Förderung die Plattform ticketgarden.com. Kunden erhalten ihre Tickets ohne jeglichen Aufschlag online, per E-Mail oder als QR-Code auf ihr Smartphone. Der Veranstalter zahlt lediglich 3 % vom Umsatz plus den Preis für drei Tickets pro tausend Besucher. Das Konzept ging rasch auf: Bereits in der Beta-Phase hatte sich der Mobilfunker T-Mobile exklusiv für ticketgarden.com entschieden und wickelte bereits Veranstaltungen wie den Life Ball, Konzerte von Depeche Mode und Fußball-Bundesligaspiele über die Plattform ab. Alle Geschäfts- und Sonderfälle sind automatisiert, die Geschäftstätigkeit ist regional skalierbar und in andere Länder und neue Märkte übertragbar. Die Onlineagentur Blue Monkeys ist zu 25 % an der Plattform beteiligt und hatte die technische Entwicklung über. »Unternehmer sein bedeutet, eine klare Vision zu haben«, sagt Mario Rosin. »Wir wollen erreichen, dass über uns abgewickelte Veranstaltungen ausverkauft sind.«

Rettung von Menschenleben

Nach dem Katastrophenwinter 1999 und dem verheerenden Lawinenabgang in Galtür generierte General Solutions Steiner dort Fachwissen und Know-how im Risiko-, Krisen- und Katastrophenmanagementbereich, wo es gebraucht wird. Denn Zeit ist ein wesentlicher Faktor, wenn es darum geht, Menschenleben zu retten. Aus diesem Grund hat der Landecker IT-Dienstleister und langjähriger Partner der Bergrettung Tirol ein praktisches Tool entwickelt, das die Planung und Organisation von Einsätzen in unübersichtlichem und unwegsamem Gelände erleichtert. Von großem Nutzen ist das Werkzeug vor allem auch bei länger andauernden Sucheinsätzen. Dabei erhält die Einsatzleitung eine detaillierte Visualisierung des Suchgebietes. Eine übersichtliche Kartendarstellung gibt Aufschluss darüber, wo sich aufgrund von GPS-Lokalisierungen die Einsatzkräfte zum aktuellen Zeitpunkt befinden und welche Gebiete bereits abgesucht worden sind. Geschäftsführer Walter Steiner spricht mit dem Produkt für die Vermisstensuche nun weitere Einsatzorganisationen an und meint selbstbewusst: »Unsere Stärke liegt in der eigenen Innovationskraft.«

Ready for Take-Off

Lange vor dem Take-off der Flugzeuge ist bei Austrian Airlines jeder Handgriff minutiös geplant. In der Hangarplanung für die Flugzeugwartung wird festgelegt, wann welches Flugzeug, auf welcher Standfläche im Hangar oder am Vorfeld gewartet wird. Mithilfe einer neuen Applikation, die von dem IT-Dienstleister Cellent AG gemeinsam mit dem Kunden entwickelt wurde, können die Flugzeuge über Drag-and-Drop-Funktionen virtuell im Raum platziert werden. Die grafische Darstellung der Belegung im und vor dem Hangar ist maßstabsgetreu und ermöglicht eine genauere Planung. Das jüngste Werkzeug der Fluggesellschaft ist ein großer Erfolg. So konnte der Planungszeitraum bei unveränderter Personalkapazität von 30 auf 90 Tage ausgeweitet werden. Darüber hinaus werden die Mitarbeiter nun Tag und Nacht via Monitor über die aktuellen Flugzeugstandzeiten informiert. Die Applikation leistet somit einen wesentlichen Beitrag zur Optimierung der Geschäftsprozesse. »Die Erfüllung aller Anforderungen, die rasche Umsetzung während des laufenden Betriebs und die hohe Benutzerfreundlichkeit haben uns überzeugt«, ist Walter Kovarik, IT Projektmanager bei Austrian Airlines, mit der Zusammenarbeit mit dem IT-Partner Cellent AG ausgesprochen zufrieden.

Puzzlespiel für Jobsuche

Das Finden der richtigen Mitarbeiter respektive passenden Arbeitgeber wird dort zu einer großen Herausforderung, wo besonderes Wissen gefragt ist. Gerade beim modernen »Information Worker«, mit seiner Skill-Palette von technischen Fertigkeiten bis hin zur Fähigkeit, vernetzt und fachübergreifend zu denken, geraten herkömmliche Jobvermittlungsportale schnell an ihre Grenzen. Die brandneue Plattform MercuryPuzzle geht einen anderen Weg: Anhand von wissenschaftlichen Persönlichkeitstests und einer Analyse von Lebensläufen erkennt MercuryPuzzle die persönlichen Stärken der User und »matcht« sie mit passenden Jobs und Firmen. Zudem wird den Nutzern die Möglichkeit geboten, sich untereinander zu vernetzen. Inzwischen verfügt die Plattform über knapp 30.000 aktive Nutzer und es kommen wöchentlich bis zu 3.000 neue hinzu. Renommierte Unternehmen wie ProSieben Sat.1 Media AG oder die Swisscom setzen bereits auf die Schnittstelle zu zufriedenstellenden Arbeitsverhältnissen. »Die Welt ist voller Rohdiamanten – Menschen mit enormem Potenzial, welches aber nicht oder nur mit großem Aufwand erkannt wird. MercuryPuzzle ist die Antwort auf diese Herausforderung«, heißt es im deutsch-österreichischem Gründungsteam des Startups.

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