Thursday, May 08, 2025

Mehrwert für Manager

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Immer mehr Betriebe stellen ihr Heizsystem um. Die Wärmepumpe ist eine interessante Alternative. Wann sie sinnvoll ist und sich rechnet. Welche Förderungen es gibt. Ein Überblick.

Bild: iStock


Für Häuslbauer ist es längst keine Frage mehr: Das Heizsystem des neuen Eigenheims wird eine Wärmepumpe sein. Im privaten Neubau dominiert die Wärmepumpe bereits. Jetzt kommt die Wärmepumpen-Welle auch bei Klein- und Mittelbetrieben an. »Die Dekarbonisierung größerer Gebäude, der KMU und der industriellen Prozesse ist der nächste Schritt in der Heizungswende. Dieser Bereich ist jetzt unser größter Wachstumsmarkt«, sagt Karl Ochsner, Chef der Ochsner Wärmepumpen. Dass die Branche eine neue Abnehmergruppe findet, ist auch dringend nötig. Denn seit die Regierung im Dezember des Vorjahres die üppigen Förderungen für den Ausstieg der Privaten aus Öl- und Gasheizungen gestoppt hat, stockt auch die Nachfrage, der Wärmepumpen-Boom der Vorjahre ist vorläufig unterbrochen.

»Wir leben von Altaufträgen«, beschreibt Stefan Ortner, CEO des oberösterreichischen Unternehmens ­Ökofen, das Pelletsheizungen und Wärmepumpen anbietet. Und Martin Kloboucnik, Chef von Wolf Österreich, hält den Förderstopp gar für »eine Vollkatastrophe für die Branche«. Knapp 45.872 Heizungswärmepumpen hat die Branche in Österreich 2024 verkauft, um 5,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Rechnet man Brauchwasser-Wärmepumpen dazu, stagnierte der Absatz.

»Der Absatz im Gewerbebereich aber zieht an«, betont auch Karl Ochsner. Eine Unterstützung erfährt dieser Aufwärtstrend auch von der Förderseite. Denn während der Topf für Private leer ist, gibt es für Gewerbebetriebe und KMU noch Geld von den öffentlichen Händen. Neben Bundes- gibt es auch Landesförderungen.

Welche Vorteile hat eine Wärmepumpe?
Der überwiegende Teil der in Österreich verkauften Wärmepumpen sind Luft-Wasser-Wärmepumpen. Sie funktionieren im Prinzip umgekehrt wie ein Kühlschrank. Die Wärmepumpe entzieht der Umgebung Luft und erhöht die Temperatur eines Kältemittels, das den Kreislauf Verdampfung, Kompression, Kondensation und Expansion durchläuft. Die dabei erzeugte Wärme wird in die zu beheizenden Gebäude abgegeben. Für den Betrieb der Pumpe wird elektrische Energie benötigt. Stammt der Strom aus erneuerbaren Quellen, können Betriebe mit dem Umstieg auf Wärmepumpen ihr Nachhaltigkeitsprofil schärfen.

»Wenn Unternehmen Umweltberichte vorweisen müssen, ist das ein großer Vorteil«, betont Ochsner. Auch mit der Effizienz können diese Systeme punkten: Im Jahresschnitt wird ein Viertel der Wärme direkt mit Strom produziert, der große Rest kommt aus der Umwelt. Für Betriebe aber wohl das stärkste Argument für Wärmepumpen ist die Unabhängigkeit von Öl- oder Gaspreisen. »Das erhöht die Planbarkeit der Kosten«, unterstreicht Stefan Ortner.

Wichtig für alle Unternehmer, die sicherstellen wollen, dass ihr neues Wärmepumpen-System auch 100 Prozent umweltfreundlich ist: Sie müssen mit dem Stromversorger klären, aus welchen Quellen die bezogene elektrische Energie stammt. Und: Das Kältemittel, das im Kompressor verdichtet wird, verdampft und dringt in meist sehr geringen Mengen in die Umwelt. Das sind fluorierte Gase (F-Gase), die als klimaschädlich gelten. Wer diese F-Gase vermeiden will, muss beim Kauf der Wärmepumpe darauf achten, dass das Kältemittel R290 verwendet wird. Es weist eine wesentlich geringe CO2-Belastung auf.

Welche Voraussetzungen sind nötig?
Ein Wärmepumpensystem braucht – wie jede Heizung – Platz. 10 bis 20 m² sollten ausreichen, meint Karl Ochsner. Dazu ist noch ein Starkstromanschluss nötig, der allerdings bei Betrieben üblicherweise vorhanden ist. Zudem ist die elektrische Anschlussleistung zu beachten. Martin Kloboucnik gibt ein Beispiel dafür: Für 100 Kilowatt Heizleistung ist eine Anschlussleistung von 20 kW nötig. Das heißt: Die Anschlussleistung mit dem Faktor fünf multipliziert ergibt die Heizleistung. Ist die benötigte Anschlussleistung nicht vorhanden, kann das sehr teuer werden, gibt Kloboucnik zu bedenken. Ein Ausweg sind Hybridsysteme.

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Wohin wendet sich ein Betrieb, der eine Wärmepumpe will?

1. Energieberatung
Der erste Schritt sollte die Einholung von Expertenwissen sein. Energieberater oder Spezialisten der Wärmepumpenproduzenten selbst können den Energiebedarf des Unternehmens analysieren, Einsparpotenziale eruieren und Effizienzen heben. Das ist wichtig, um nicht zu große Anlagen zu kaufen, die dann wieder zu viel Energie verbrauchen und ins Geld gehen. Die Experten können nach ihrer Analyse den Energiebedarf des Unternehmens berechnen. 

2. Auswahl des Wärmesystems
Aus dem berechneten Bedarf kann dann die richtige Dimensionierung der Wärmepumpe ermittelt werden. Bei der Leistung von Wärmepumpen gibt es im Prinzip keine Grenzen, allerdings ist die Effizienz oft ein Problem. Das heißt, der Anteil der Wärme, die mit Strom erzeugt werden muss, steigt. Üblicherweise können mit Wärmepumpen bis zu 60 °C an Temperatur erzeugt werden. Unternehmen benötigen oft Prozesswärme, die wesentlich höhere Temperaturen braucht. Dazu gibt es zweistufige Systeme, wobei die erste Wärmepumpe eine mittlere Temperatur liefert und die zweite daraus die hohe Temperatur erzeugt. Ob so ein System sinnvoll ist, muss aber im Einzelfall entschieden werden. Viele Wärmepumpenexperten raten in solchen Fällen lieber zu Hybridsystemen: Dabei wird die Grundlast mit der Wärmepumpe erzeugt und die zusätzliche Wärme zum Beispiel mit Hackschnitzeln oder Pellets produziert. »Es gibt sicher keine Generallösung für alle Betriebe«, betont Martin ­Kloboucnik.

3. Kombination mit Photovoltaik
Eine umwelt- und klimafreundliche Variante ist die Verbindung von Wärmepumpe und PV-Anlage. Viele Unternehmen haben große Dachflächen, die sich zur Installation von PV eignen. Wenn diese Anlagen noch mit einem Batteriespeicher verbunden sind, kann ein guter Teil des Strombedarfs der Wärmepumpe aus der Sonnenenergie hergestellt werden. Mit PV und Speicher kann das sogenannte »Peak Shaving« betrieben werden. Damit werden Spitzenverbräuche aus dem vergleichsweise günstigen Solarstrom via Speicher abgedeckt. Ein computergesteuertes Regelungssystem kann die für den jeweiligen Betrieb optimale Strom- und Wärmeerzeugung sowie -verteilung steuern. Solche Softwaresysteme werden von den meisten Wärmepumpenlieferanten angeboten.

4. Angebote einholen
Ist sich das Unternehmen klar, welches Wärmesystem gewünscht wird, werden Offerte verglichen. Ein einfaches, kleines System einer Heizwärmepumpe fürs Gewerbe gibt es ab etwa 35.000 Euro. Meist ist es damit aber nicht getan. Kosten von Anschlussleistung, PV oder Speicher sowie etwaiger Zusatzheizsysteme müssen individuell berechnet werden. Diese Kosten können enorm variieren. Ein Beispiel: Ein kommunaler Stromversorger wollte von einem Betrieb für den Anschluss der höheren Leistung 400.000 Euro. Der Betrieb hat sich für PV und Speicher entschieden und konnte mit dem beschriebenen Peak Shaving die benötigte Leistung drücken, womit der Anschluss nur noch 100.000 Euro gekostet hat. Auch ein Verhandeln mit dem Stromanbieter über den Preis der Kilowattstunde kann sich lohnen. So bieten manche Versorger, wie etwa der Verbund, eigene Wärmepumpentarife an. 

5. Fördermöglichkeiten durchforsten
Fürs Gewerbe gibt es nach wie vor eine Reihe von interessanten Förderungen für den Ausstieg aus Öl und Gas. Grob gesprochen erhalten Unternehmen für den Umstieg auf Wärmepumpen mit Leistungen von 50 bis 100 kW 12.000 Euro und für höhere Leistungen 100 Euro pro kW. Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über Fördermöglichkeiten und Förderstellen, wie sie vom Verband Wärmepumpe ­Austria aufgelistet werden.

 

Biorestaurant Kolarik: fossile Heizung vollständig ersetzt

Das Traditionsunternehmen »Luftburg – Kolarik im Prater« hat bei einem Zubau auf eine moderne Heiz- und Kühltechnologie gesetzt. Herzstück des nachhaltigen Energiekonzepts des Restaurantbetriebs sind Grundwasserwärmepumpen – sie ersetzen eine fossile Gasheizung. Zwei Thermalia dual Grundwasserwärmepumpen von Hoval it einer Gesamtleistung von 362 kW klimatisieren nun die Luftburg. Diese entziehen dem Grundwasser Energie, um das Gebäude je nach Jahreszeit zu beheizen oder zu kühlen. Neben der Heizfunktion sorgt die Lösung durch ihre Kühlfunktion auch im Sommer für angenehme Raumtemperaturen  – eine Grundvoraussetzung für den Gastronomiebetrieb mit seinen 1.200 Sitzplätzen. »Dank der hohen Effizienz der Wärmepumpen werden die jährlichen Energiekosten der Luftburg um fast 50 Prozent sinken und der CO₂-Fußabdruck um rund 136 Tonnen pro Jahr reduziert«, betont Thomas Braunstein, technischer Projektleiter bei Hoval. Erd- und Luftwärmepumpen kamen aufgrund begrenzter Platzverhältnisse nicht infrage. Die gewählte Grundwasserlösung erforderte eine sorgfältige Planung: Die zwölf Meter tiefen Entnahme- und Schluckbrunnen befinden sich auf einem separaten Grundstück in 110 Metern Entfernung, was eine anspruchsvolle Planung und Umsetzung notwendig machte.

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Bild: Bianca und Paul Kolarik setzen auf eine nachhaltige und ökonomische Heizungs- und Kühllösung.

 

Bundesförderungen

  1. Raus aus Öl und Gas
    Es werden die Neuerrichtung, Umstellung und Erneuerung von umwelt- und klimafreundlichen Wärmeerzeugern gefördert, darunter Wärmepumpen mit weniger als 100 kW thermischer Leistung.

  2. Wärmepumpen ≥ 100 kW
    Gefördert werden elektrisch betriebene Wärmepumpen ab 100 kW Nennwärmeleistung mit Umgebungswärme als Wärmequelle, die zur überwiegenden Bereitstellung von Heizwärme, Warmwasser bzw. Prozesswärme oder zur Versorgung von Wärmenetzen (zum Beispiel Wasser/Wasser- oder Sole/Wasser-Wärmepumpen) verwendet werden.

  3. Energiesparen im Betrieb
    Gefördert werden: Wärmerückgewinnung von Kälteanlagen und von Lüftungsanlagen über 100 kW. Oder: Wärmetauscher-Leistung bzw. mehr als 50.000 m³/h Nennvolumenstrom bei Umluftsystemen. Oder: Wärmerückgewinnung bzw. Nutzung von bisher ungenutzten Wärmeströmen sowie Wärmepumpen zur Erschließung von Niedertemperaturabwärme, Heizungsoptimierung in Bestandsgebäuden, Optimierung von fossilen Prozesswärmeerzeugern und Effizienzsteigerungen bei industriellen Prozessen und Anlagen.

  4. Energiezentrale
    Gefördert werden Energiezentralen zur innerbetrieblichen Wärme- und Kälteversorgung, die eine Kombination von besonders innovativen und energieeffizienten Maßnahmen enthalten. Diese müssen mindestens drei der folgenden fünf Komponenten enthalten: Errichtung einer erneuerbaren Wärmeerzeugungsanlage oder einer klimafreundlichen Kältebereitstellungsanlage; Errichtung einer Wärmerückgewinnung oder eines Free-Cooling-Systems; Errichtung oder Erweiterung von innerbetrieblichen primären Verteilnetzen; Optimierung der Energiebereitstellung/-verteilung; Maßnahmen zur Sektorkopplung.

  5. Abwärmeauskopplung
    Gefördert wird die Neuerrichtung von Nahwärmeanlagen auf Basis erneuerbarer Energieträger oder von Abwärme zur Wärmeversorgung Dritter. Insbesondere die Errichtung von Heizzentralen auf Basis erneuerbarer Energieträger oder von hocheffizienter Abwärme (Wärmepumpe, Biomassekessel/Biomasse-KWK, Solarthermie, industrielle Abwärme, Geothermie) und die Errichtung von Verteilnetzen zur Wärmeversorgung Dritter.

    Weitere Förderungen der Länder (Nicht alle Bundesländer stellen Förderungen für Betriebe zur Verfügung.)

    Niederösterreich: Wärmepumpen bis zu 100 kW thermischer Leistung
    Oberösterreich: Wärmepumpen bis zu 100 kW thermischer Leistung
    Steiermark: Ersatz von fossilen Heizungen
    Tirol: Energieeinsparmaßnahmen mit Wärmepumpen
    Vorarlberg: Energiesparen für KMU

    Siehe dazu auch www.waermepumpe-austria.at/foerderungen