Mittwoch, Oktober 23, 2024
Die Zahlen sind alarmierend. Mehr als vier Millionen Arbeitslose meldet Deutschland im August. In österreich sind es rund 200.000. Die lahmenden Volkswirtschaften machen Arbeit zum knappen Gut. Und das ist brandgefährlich. Darin sind sich Experten einig.

Europa, unkt etwa der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Milton Friedman, werde am Thema Arbeitslosigkeit zerbrechen. Der überbürokratisierte, wenig flexible alte Kontinent werde nicht die Kraft haben, die eingefahrenen Bahnen zu verlassen - und letztlich kläglich scheitern. Dass der Ideologe des freien Marktes den Mut zum Tabubruch, der da und dort aufkeimt, möglicherweise unterschätzt hat, zeigt jetzt der deutsche Wahlkampf. Ausgerechnet die Sozialdemokraten unter einem Kandidaten, der sich als »Genosse der Bosse« einen Namen gemacht hat, schickten den VW-Vorstand Peter Hartz aus, um das Unsagbare zu Papier zu bringen. Die Hartz-Kommission präsentierte Vorschläge zur Reform des Arbeitsmarktes, die reihenweise ideologische Positionen über Bord gehen ließen und trotzdem heftig von Partei und Gewerkschaft akklamiert wurden. Im Papier ist von Minijobs, Ich-AGs und Zeitarbeit die Rede, und es baut auf dem Eingeständnis auf, dass regulär, abgesichert, mit Kollektivverträgen gesegnet das Heer der Arbeitslosen nicht zu verkleinern ist.

Peter Hartz hat vollmundig angekündigt, dass er mit seinen Maßnahmen die Arbeitslosigkeit bis 2005 glatt halbieren könne, und sein Rezept heißt: eine neue Klasse der Arbeitenden schaffen, die McJob-Kategorie einführen.

Der sanfte Revolutionär. Hartz hat sich Anfang der Neunzigerjahre einen Namen gemacht, als ihn Ferdinand Piëch, damals VW-Vorstandsvorsitzender in Wolfsburg, mit einer heiklen Aufgabe betraute. 30.000 Stellen sollten bei den Autobauern, die am Rande des Zusammenbruchs standen, gestrichen werden. Hartz, der über gute Kontakte zur Gewerkschaft verfügte, fand kreativere Wege. Statt Massenentlassungen gabs die Viertagewoche. Freiwillig arbeiteten die Wolfsburger kürzer und verdienten weniger. Hartz brachte das unverblümt auf den Punkt: »Wir müssen schlicht schneller arbeiten.«

Dabei gilt Hartz als sanfter Revolutionär, der Unkonventionelles und schwer Verdauliches so serviert, dass es von den Betroffenen mit getragen wird. Selbst als er die Auto5000 GmbH gründete, die deutlich unter VW-Tarifschema Leistungen erbrachte, blieb der Aufschrei der Gewerkschafter aus. Gar Beifall erntete er, als er die explodierenden Kosten für überstunden kappte, indem er ein Zeit-Wert-Papier einführte. überstunden in jungen Jahren werden schlicht fürs Alter gutgeschrieben - und ermöglichen dann den sanften übergang in die Pension.

Das Hartz-Papier, das Mitte August im französischen Dom in Berlin präsentiert wurde, stellt eine ideologische Trendumkehr dar; das zeigt sich an zwei zentralen Sätzen. Erstens, so Hartz, sollen die Arbeitslosen in Zukunft zwar gefördert, aber mehr gefordert werden. Zweitens, und das hängt unmittelbar damit zusammen, soll die aktive Arbeitsmarktpolitik ersetzt werden durch eine aktivierende. Die Hauptrolle spielt der Arbeitslose, der zwingend seinen Beitrag leisten muss, um den Weg zurück in die Welt der Wirtschaft zu finden. Die Arbeitsämter definieren ihre Rolle neu und verstehen sich als Servicecenter, die stark mit privaten Vermittlern zusammenarbeiten. Sie geben Hilfe, aber sie machen auch Druck, wenn sich herausstellt, dass die Bereitschaft, seinen Beitrag zu leisten, allzu unterentwickelt ist. Die Unzumutbarkeitsbestimmungen werden neu gefasst, und die deutsche Hartz-Kommission will, dass derjenige, der einen Job nicht annimmt, weil er sich für überqualifiziert hält, erst beweisen muss, dass eine Unzumutbarkeit tatsächlich vorliegt.

Ich-AG. Das Kernstück der Hartz-Vorschläge hat einen Namen: die Ich-AG. Gedanklich schaffen die Erfinder damit eine Vorstufe zur Selbstständigkeit - oder, wie Kritiker meinen, ein Ausgedinge für Arbeitslose. Der Vorschlag lautet: Wer eine Ich-AG anmeldet, soll drei Jahre lang Zuschüsse kassieren dürfen - dieser Betrag errechnet sich aus der Höhe des Arbeitslosengeldes, den einbezahlten Sozialversicherungsbeiträgen und dem Einkommen der Ich-AG, die maximal 25.000 Euro verdienen darf. Zu bezahlen sind allerdings: zehn Prozent Einkommenssteuer. Außerdem ist die Ich-AG voll versicherungspflichtig.

Ein besonderes Zuckerl für Unternehmen: Sie können Ich-AGs als Subunternehmer beschäftigen und damit ihren Personalstand flexibel an die aktuelle Auftragslage anpassen. Auf jeden Angestellten darf eine Ich-AG kommen.

Gerade dieser Vorschlag erweist sich unter heimischen Interessenvertretern und Politikern als besonderer Zankapfel: »Arbeitslose würden damit für eine bestimmte Zeit in die Selbstständigkeit gedrängt, um danach wieder arbeitslos zu werden.« So formuliert Bernhard Achitz, Leiter des sozialpolitischen Referates im öGB, seine Vorbehalte. Der Sozialsprecher der Grünen, Karl öllinger, befürchtet eine Verschärfung der Klassenunterschiede. »Ich halte die angedachte Schaffung eines Niedriglohnsektors für keine positive Entwicklung. Das spaltet den Arbeitsmarkt noch mehr und ist der Weg in die Dienstbotengesellschaft.«

Applaus hingegen kommt von unerwarteter Seite: »Die Ich-AG ist eine goldrichtige Forderung«, meint Hubert Gorbach, stellvertretender Parteiobmann (FPö). »Wir brauchen die Rute im Fenster«, so Gorbach und fügt hinzu: »Ich würde Arbeitslose nach vier bis acht Monaten für Arbeiten im öffentlichen Interesse einteilen.«

Reinhold Mitterlehner (öVP), Generalsekretär der Wirtschaftskammer, hält die Ich-AG für eine interessante Idee zur Bekämpfung der Schwarzarbeit, schränkt jedoch ein: »Mir schweben eher Steuerfreibeträge als ein niedrigerer Steuersatz vor, um nicht zwei unterschiedlich begünstigte Gruppen zu schaffen.«

Auch die Industriellenvereinigung steht den Vorschlägen sehr positiv gegenüber. »Wir bräuchten genau die von der Hartz-Kommission vorgeschlagenen Maßnahmen,« sagt Lorenz Fritz, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (öVP). Ein Teil der Arbeitslosen leide zwar sehr, etwa 40 Prozent hätten sich jedoch arrangiert und wollten gar nicht raus aus dieser Situation. »Da braucht man Zuckerbrot und Peitsche«, so Fritz. Zuckerbrot wäre die Zeitarbeitsgesellschaft, Peitsche eine Pauschalierung des Arbeitslosengelds.

McJOBS. Die Kluft zwischen denen, die den vollen Schutz des Rechts und damit die Privilegien der Arbeitenden für sich in Anspruch nehmen können, und den anderen, die im Vorhof der Arbeitswelt deutlich schlechter gestellt sind, tritt klar zutage.

Minijobs nennt die Hartz-Kommission, was in österreich unter die Rubrik »geringfügig Beschäftigte« fällt. Die Geringfügigkeitsgrenze liegt hierzulande bei 301,54 Euro, in Deutschland bei 325 Euro. Der Hartz-Plan sieht eine Erhöhung für steuer- und sozialabgabenbegünstigte Minijobs im Haushaltsbereich von 325 auf 500 Euro monatlich vor. Das Ziel ist es, alle »haushaltsnahen« Dienstleistungen aus der Schwarzarbeit herauszuführen. Putzfrauen und Babysitter werden großteils schwarz bezahlt, weil sich das gute Gewissen, das eine Anmeldung mit sich bringen würde, sonst kaum jemand leisten kann.

»Wir haben uns dazu noch keine endgültige Meinung gebildet«, erklärt der Leiter der Abteilung Sozialpolitik in der Wirtschaftskammer, Martin Gleitsmann. Was wenig wundert, gibt es doch Wirtschaftszweige, die lautstark nach möglichst vielen Geringfügigen verlangen.

Gleitsmann hält die Stärkung des Niedriglohnsegmentes (zumindest offiziell) für nicht wirklich wichtig. »Wir müssen mehr Wert auf Qualität und Weiterbildung legen, denn mit an österreich angrenzenden Niedriglohnländern werden wir nicht konkurrieren können«, meint er. Ein Standpunkt, der von Gewerkschaft und Arbeiterkammer geteilt wird. Bernhard Achitz, Leiter des sozialpolitischen Referates im öGB, steht nicht an, die »vernünftige Gesprächsebene auf Expertenebene« zu loben. Er will jedenfalls alle atypischen Beschäftigungsverhältnisse mit einer Sozialversicherungspflicht gekoppelt wissen. Eine Erhöhung der Geringfügigkeitsgrenze lehnt Achitz definitiv ab. Er pocht darauf, dass alle Beschäftigten, die Bagatellgrenzen überschreiten, abgesichert sein sollen.

Jobcenter statt Amt. »Ich kann mit allen Vorschlägen der Kommission leben«, meint AMS-Chef Herbert Buchinger, »weil die ohnehin nicht über das hinausgehen, was in österreich gang und gäbe ist.« Tatsächlich ist mit der Ausgliederung des AMS im Jahr 1994 einiges passiert.

Die Entwicklung am Arbeitsmarkt, erklärt Buchinger des Weiteren, gehe in Richtung »Just-in-time-Jobs«, also in Richtung Tages- oder Stundenlohn. »Das ist eine Tatsache. Wer sich darüber beschwert, kann genauso gut darüber jammern, dass es regnet.«

Der Berufsstand der Ziviltechniker ist im Niedergang«, verrät der Mitarbeiter eines renommierten Wiener Großbüros just auf der von Boogie-Woogie-Rhythmen geprägten 15-Jahr-Feier des Verbandes österreichischer Ziviltechniker. Nicht Weinseligkeit, sondern eine vor kurzem verlorene Ausschreibung für die statische und konstruktive Bearbeitung des Linzer Wissensturmes ist der Auslöser des Planers Frusts.

Zum Zug gekommen ist dort ein Büro, das sich preislich unter der Hälfte des eigenen Anbotes positioniert hatte. »Es ist günstig, keine Frage«, sagt dazu der für die technische Projektentwicklung zuständige Magistratsbeamte Robert Wudy. Er hatte aus einer Angebotspalette von rund 20 Bietern mit österreichischer Befugnis auszuwählen. Ausländische Büros wurden »wegen der kurzen Fristen« nicht zur Angebotslegung eingeladen. Ein Vorwand, der angesichts der geografischen Nähe zu Deutschland und im Zeitalter von E-Mail, dem EMS-Dienst der Post und anderen Kurierdiensten fast schon erfrischend klingt.

Aber auch gut ist, weil damit niemand behaupten kann, dass die Diskonter nicht mit den heimischen Gegebenheiten in puncto Lohnnebenkosten konfrontiert seien. Wie kann also ein Büro ein und dieselbe Dienstleistung um mehr als die Hälfte günstiger anbieten? Die Qualität sei das Entscheidende, wird jeder verantwortungsvolle Ziviltechniker behaupten. Nach den spektakulären Statikmissgeschicken in der Shopping-City Süd und im Gasometer wird es kaum jemand wagen zu widersprechen.

Durch die Verbindung eines Handys mit Nintendos GBA sollen drahtlose Multiplayer-Spiele und Downloads aus dem Internet für das Unterhaltungsgerät verfügbar werden. Nach Aussagen des Entwicklers ist die "Aurora Engine" mit Nokia, Ericsson, Siemens und einigen anderen Mobiltelefonmarken kompatibel.

Kernstück der Entwicklung ist eine vom Mobiltelefon unabhängige Software-Schicht, die der Nutzer einfach in die eigene Game-Engine integrieren können soll. Mit dem momentanen Entwicklungsstand arbeitet die Aurora Engine nur mit SMS-Technologie, Unterstützung von MMS, GPRS, Bluetooth und anderen Wireless-Standards soll aber in näherer Zukunft realisiert werden. über das Mobiltelefon soll der Nutzer auch auf das Internet zugreifen können, um auf diese Weise Spielstände und Highscores abzuspeichern oder Inhalte herunterzuladen.

Die Tastatur des Mobiltelefons kann als zusätzlicher Controller für den GBA verwendet werden, beispielsweise zur Eingabe von Level- oder Cheatcodes. Eine weitere Möglichkeit ist die Nutzung der Tastatur als "extra keys" für komplexe Spiele. Umgekehrt soll auch der Output des GBA am Handy-Display dargestellt werden können.

Die technischen Details und weitere Informationen zur Aurora Engine will Peter Moraliyski in Kürze hier bekannt geben.

Pünktlich zur Präsentation der Halbjahresergebnisse des französichen Telekomkonzerns gab Michel Bon seinen Rücktritt bekannt. Die französische Regierung hätte seinem Antrag stattgegeben. Verabschiedet werden weitere vier Verwaltungsratsmitglieder, die aus Solidarität mit Bon ebenfalls ihren Hut nehmen.

Das Unternehmen hat im ersten Halbjahr einen Verlust von 12,2 Milliarden. Euro eingefahren. Wie das Unternehmen am Donnerstagabend mitteilte, belief sich der Schuldenstand zu Ende Juni auf 69,7 Milliarden Euro.

Für die Mobilcom gäbe es laut Verwaltungsrat keine positive Lösung. O-Ton: "sie werden Bankrott gehen." Die französischen Regierung hätte geschlossen für den Rückzug aus MobilCom gestimmt.

Der japanische Elektronikkonzern Hitachi hat seine Wachstumsprognosen für das Geschäftshalbjahr 2002/03 zurücknehmen müssen. Statt mit einem erwarteten Nettogewinn von umgerechnet 42,7 Millionen Euro wird nur noch mit dem Erreichen des Break-Even gerechnet.

Diese trüben Aussichten werden mit der starken Aufwertung des Yens und den damit verbundenen Mehrkosten für die Niederlassungen in übersee noch verschärft. Das Betriebsergebnis wird nun mit 52 Milliarden Yen (444 Millionen Euro) statt zuvor prognostizierten 597 Millionen Euro angesetzt. Die erwarteten Umsatzzahlen seien laut Hitachi jedoch nicht gefährdet.

Trotz Zuwächse zwischen 12 und 14 Prozent im dritten Quartal (im Vergleich zum Vorjahr) musste Philips eine Umsatzwarnung abgeben. Grund: im Vergleich mit dem Vorquartal entspricht dies eigentlich einem Minus von 13 bis 15 Prozent. Entgegen Analystenerwartungen konnte der niederländische Konzern seine Vorjahrsumsätze nicht halten.

Noch im Juli war Philips davon ausgegangen, dass die Umsatzentwicklung sich zwischen unverändert bis möglicherweise minus fünf Prozent gegenüber dem Vorquartal bewegen werde.

Tony Fricko trägt den Titel "European Programme Manager jStart Emerging Technologies". In London darf er das tun "was diesen Job bei IBM so spannend macht": Die Software-Entwicklung vorantreiben. Und zwar in Form der Produktion von beispielhaftem Code, der industrieweit zur Diskussion geboten wird. Freilich nicht ganz ohne Eigennutz. Vielmehr sind es IBM, Microsoft und BEA Systems, die hier als dominante Player den Markt mit fixfertigen Interoperabilitäts-Ansätzen konfrontieren.

Report: Sie gehören dem weltweit agierenden jStart-Programm von IBM an. Ein Programm, das uns militärisch anmutende Kürzel wie SOAP, UDDI, WSDL und XML als großartig verkaufen will. Wie lässt sich Ihr Job beschreiben?
Tony Fricko: Wir betreiben ein groß angelegtes Marketing für Software-Development, es ist - wenn man so will - die nächste Stufe im Evangelizing. Fakt ist, dass weltweit noch eine Unmenge an wirklich allumfassend akzeptierten Standards fehlen, um die Vielzahl unterschiedlicher E-Business-Varianten miteinander kompatibel zu machen. Und eben das - die unternehmensweite Integration aller IT-Jobs - ist das Thema schlechthin bei allen Unternehmen. Bereits heute machen Integrations-Bemühungen 30 Prozent aller IT-Ausgaben aus. Integration ist die number one pain.

Nun ja, der Begriff Web-Services ist mittlerweile weit verbreitet, ohne jedoch wirkliche Konturen zu haben. Wie weit ist der Standardisierungsprozess tatsächlich fortgeschritten?
Tatsächlich befinden sich innerhalb des W3C-Gremiums eine Reihe an Standards bereits im Last Call-Stadium - also kurz vor der Recommendation, was dann der wirklich fertige Standard ist. SOAP 1.1 ist bereits akzeptiert, Version 1.2 im Last Call. WSDL 1.2 ist im Stadium des Working Draft.
Aber es stimmt, wir brauchen nicht alleine ein einheitliches Protokoll für die Transaktion zwischen Applikationen. Wirklich komplex werden die basics dahinter. Was wir brauchen ist garantierte einmalige data-delivery innerhalb einer einzigen Flow-Language, worin die OASIS-Plattform stark engagiert ist.

Was macht die Standardisierung so schleppend? Warum existieren gleich mehrere Gremien wie W3C.org und OASIS nebeneinander? Zuviel der Politik?
Ich würde sagen, wir haben aus der Vergangenheit gelernt. Beispielsweise hat die CORBA-Spezifikation einfach zuviel Spielraum bei der Implementierung gelassen, was eine tatsächliche Interoperabilität erst recht wieder korrumpierte. Aber noch einmal: Es geht nicht bloß um eine Transport-Vereinheitlichung, gewünscht wird von den Fortune 500 eine komplette Business-Transaction-Spezifikation. Dieser Prozess der Standardisierung wird sich vermutlich noch bis Ende 2003 hinauszögern. Das dauert.
Was die Politik betrifft: IBM und Microsoft treten sehr bewußt als dominante Player mti fixfertigen Lösungen an die Industrie heran. Dass nun einige frustrierte kleinere Unternehmen aufschreien und diese Vorschläge versuchen, zu untergraben - das ist normal. Aber ich meine, dass der im Rahmen des alphaWorks-Projektes zur Diskussion freigegebene Code mehr als brauchbar ist. überhaupt: Ich glaube, es bilden sich zwar mehrere, dafür aber um so demokratischere Standardisierungs-Gremien aus. Ich sehe darin nicht unbedingt einen Nachteil.

Sie sagen, die Fortune 500-Unternehmen sind die eigentlichen Vorantreiber von Web-Services? Es ist also nicht umgekehrt bloß eine neue Laune der IT-Industrie?
Absolut. Aus dem Dialog mit unseren Großkunden heraus entsteht die Forderung nach Web-Services. Wir reagieren hier eigentlich mehr. Es wird radikale Reduktion von Integrationskosten gewünscht und es ist eine breite Front wider allfällige Silo-Entwicklungen vorhanden. Zwei Beispiele: Wenn eine norwegische Versicherung etwa alle internen Services verlinkt, um sodann in Folge 6500 Unternehmenskunden mit 390.000 Mitarbeitern vollautomatisiert und auf Standards basierend anzubinden, beinhaltet das ein gewaltiges Einsparpotenzial. Umgekehrt hat etwa einem japanischen Chiphersteller die nicht-standardisierte Anbindung an einen Marktplatz ein halbes Mannjahr in Höhe von einer halben Million Dollar gekostet. Was sich also hinter Web-Services verbirgt, ist mit Sicherheit keine Laune der IT-Industrie. Es ist die von early adopters verlangte Rationalisierung in Form neuer Normen. Unternehmen verlangen eine IT-Revolution, für uns ist es eine IT-Evolution.

Verstehe ich Sie richtig - erst nachdem interne Prozesse vereinheitlicht sind, können Web-Services nach außen generiert werden?
Ja, in der Regel ist das so. Und das hat auch mit dem aktuellen Klima zu tun: Unternehmen schauen vorrangig nach innen. Ist keine klare line of business zugegen, werden Projekte nicht mehr in Angriff genommen.
Das eigentliche Problem dabei ist letztlich der Kopiervorgang des Standards, also die tausendfache Anbindung von Kunden an unternehmensinterne, standardisierte Prozesse. Aber die ersten White Papers für die Integration binnen einer Stunde sind fertiggestellt.

Innerhalb des Standardisierungsprozesses werden doch sehr fundamentale Weichen für die Zukunft gestellt. Inwieweit besteht hier eigentlich eine Differenz zwischen abstraktem Diskurs und praktischer Umsetzung?
Ich glaube, dass hier eine sehr große Chance für Nischenplayer bestehen wird, die schnell in der Lage sind, die neuen Werkzeuge zur Integration zu verwenden. Ein Nischenplayer kann hier wesentlich rascher agieren als etwa wir als IBM das könnten. Voraussetzung dafür ist aber permanente Anfreundung mit dem Neuen.

Würden Sie sagen, dass Java den Weg zum Standard bereits hinter sich hat?
Java muss - und wird sich - als Middle-Tier-Anwendung mit .NET sowie Backend-Systemen anfreunden. Aber Java ist bereits heute die erste Wahl bei der Applikationsentwicklung, es gibt dazu kaum eine vernünftige Alternative. J2EE ist state-of-the-art. Und Java Server Pages (JSP) in Verbindung mit Web-Services werden es bald sein.

Und damit einhergehend der endgültige Siegeszug der Thin Clients?
Ich glaube schon. Bedenken Sie, dass die Anschaffungskosten bei dicken Microsoft-Clients heute nur mehr 20 Prozent der Kosten ausmachen - der Rest entfällt auf Wartung. Was also passieren wird, ist gewissermaßen das Abhacken der Hydra. Thin Clients verschmelzen mit der Intelligenz von Middle-Tier-Anwendungen, PCs werden zur Playstation und Browser alleine dienen als Arbeitsmaske. Und dafür brauchen wir Standards, Standards, nichts als Standards...

Zum Ende des letzten Schuljahres sorgte ein Vorfall in einer höheren Schule im 22. Wiener Gemeindebezirk für Aufsehen: "Damit Kinder 14 Tage vorab ein Essen bestellen können, müssen sie sich einer Erfassungsprozedure unterziehen, wie sie üblicherweise nur in Hochsicherheitsgefängnissen, Atomkraftwerken oder im Militärbereich üblich sind";, so die damaligen Vorwürfe der Arge Daten.

Als Schuldige wurde der örtliche Elternverein ausgemacht und ein haarsträubendes Detail aufgedeckt: Im Zuge der Befassung durch den Datenschutzrat bestätigte der Elternvertreter, ein Richter, dass dieses System bis Juni ohne jegliche Genehmigung durch die Datenschutzkommission (DVR) betrieben wurde, so die Datenschützer.

Nun schlägt Arge Daten-Obmann Hans G. Zeger erneut Alarm: Das System soll nicht nur weitergeführt, sondern noch ausgebaut werden, beispielsweise als Zugangskontrolle bei Labors und Biblotheken.

Zeger, selbst Mitglied des Datenschutzrates: "Kann man dem Gymnasiums-Projekt noch zu Gute halten, dass offenbar technisch verspielte Eltern mit einer überzogenen Technologie Kinder beglücken und nicht recht wissen, was sie tun, stehen hinter dem Projekt des Unterrichtsministeriums knallharte überwachungsüberlegungen."

Nach dem Ausscheiden des ehemaligen CFO Marcus Mühlberger im Frühjahr 2002 wurde nun die Nachfolgerin präsentiert: Monika Fiala (36) nimmt dabei auch gleich ihrem neuen Chef einen Job ab, denn seit dem Frühjahr hatte update-CEO Gerhard Schuberth den CFO-Posten noch mitbetreut.

Fiala studierte Betriebswirtschaftslehre an der WU Wien und absolvierte einen MBA-Studiengang an der California State University. Zuletzt arbeitet sie als CFO bei der Venture-Capital-Gesellschaft iLab24 A und war Mitglied des Aufsichtsrats bei investierten Gesellschaften. Davor fungierte sie als Kaufmännische Geschäftsführerin bei KPNQwest Austria.

Ihren neuen Job definiert Fiala so: "Mein Ziel ist es, auf Basis von transparenten Kostenstrukturen Vertrauen in unser Unternehmen auf- und auszubauen und innerhalb der gesetzten Zeiträume den Break-even zu erreichen."

Gerhard Schuberth, CEO von update, streut schon einmal Blumen: "Mit Frau Fiala konnten wir eine erfahrene Finanzchefin verpflichten, die alle Eigenschaften mitbringt, die besonders im schnelllebigen IT-Markt erforderlich sind. Damit ist unser Management wieder komplett, so dass wir uns jetzt mit voller Kraft den angestrebten Zielen widmen können."

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