Freitag, April 26, 2024

Während sich die Wirtschaft in der Euro-Zone langsam erholt, springt die Konjunktur in Österreich nur schleppend an. Im Vorjahr legte das Bruttoinlandsprodukt nur um 0,3 Prozent zu. Auch im ersten Halbjahr 2014 zählte Österreich nicht zur Spitzengruppe der vom Aufschwung profitierenden Länder.

Das drückt zunehmend aufs Gemüt: Die Stimmungslage der österreichischen KMU hat sich weiter verschlechtert. Jeder fünfte Betrieb baut wegen sinkender Umsätze Mitarbeiter ab, Investitionen werden zurückgehalten. Report(+) Plus hat österreichische Unternehmer nach ihren Hoffnungen, Sorgen und Plänen gefragt.

1. Welche Impulse bräuchte die Wirtschaft?

Hermann Lindner, Geschäftsführer Lindner Traktoren GmbH: Für uns als Traktorenhersteller ist vor allem die positive Investitionsgesinnung in der heimischen Landwirtschaft wichtig. Die Landwirte haben in den vergangenen Jahren stark investiert, aber noch immer sind 75 Prozent der österreichischen Traktoren älter als 15 Jahre. Damit sich die Landwirte für effiziente, sichere und saubere Maschinen entscheiden, benötigen sie allerdings Planungssicherheit – etwa bei offenen Fragen rund um künftige Förderungen oder die weitere Entwicklung auf dem Milchmarkt.

Josef Gasser, Geschäftsführer Lieb Bau Weiz GmbH: Wir müssen das Jammertal bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung so schnell wie möglich verlassen! Die Politik ist gefordert, wieder Kontinuität in der Weiterentwicklung Österreichs sicherzustellen. Gefordert sind Ziele für Österreich sowie entsprechende Konjunkturbelebungsmaßnahmen und rechtliche Begleitmaßnahmen. Um dies umsetzen zu können, brauchen wir eine »Regierung der besten Köpfe«. Auch das Thema Lohndumping muss in den Griff gebracht werden. Für die österreichischen Behörden muss die Verfolgbarkeit der verdächtigen Betriebe aus dem Osten möglich sein. Alternativ könnten auch entsprechende Abrechnungs- und Auszahlungsmodalitäten gesetzlich vorgeschrieben werden, die einen möglichen Missbrauch unterbinden oder zumindest sichtbar und verfolgbar machen würden. Es muss verhindert werden, dass durch das Ungleichgewicht der Arbeitskosten (Belastungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber) unsere eigenen Facharbeiter in die Arbeitslosigkeit geschickt werden und die Wertschöpfung schließlich einem anderen Staat zufließt.

Josef Mayer, Geschäftsführer S. Spitz GmbH: Wir benötigen in Österreich überhaupt Impulse. Aufgrund der hohen vergangenheitsbezogenen Ausgaben des Staates hat die Regierung keinen Spielraum für zukunftsbezogene Investitionen. Bildung, die Förderung von Innovationen und die Reduktion des lähmenden Verwaltungsapparates sollten die Schwerpunkte sein.

2. Belastet die schwache Konjunktur auch Ihr Unternehmen?

Hermann Lindner: Uns ist es im Geschäftsjahr 2013/2014 gelungen, den Umsatz leicht zu steigern. Auch für das laufende Geschäftsjahr haben wir dieses Ziel. Ein Erfolgsfaktor ist der stetige Fokus auf Innovation – unsere F&E-Quote beträgt mittlerweile mehr als drei Prozent, vor zwei Jahren flossen zwei Prozent des Umsatzes in F&E. Ergebnisse sind beispielsweise die immer effizienteren Fahrzeuge oder der neue stufenlose Lintrac, der ab Ende 2014 produziert wird.

Josef Gasser: Natürlich belastet die Zurückhaltung der Investitionen die Baubranche und damit auch unser Haus. Daraus resultieren enorme wirtschaftliche Herausforderungen und der Preisdruck ist so hoch wie noch nie. Die Aufgabe jedes Unternehmens ist daher, noch effizienter zu werden – egal ob in der Logistik, im Einkauf oder in der direkten Dienstleistung.

Josef Mayer: Das Gegenteil ist bei uns der Fall: Wir investieren in innovative Produkte und Verfahren und erhöhen die Mitarbeiterzahl. Wir haben in den letzten Jahren sehr viel in die Qualifikation und Ausbildung unserer Mitarbeiter investiert und werden jetzt durch neue Ideen und Innovationen belohnt.

3. Wie sehen Ihre Zukunftserwartungen aus?

Hermann Lindner: Vom neuen Lintrac erwarten wir uns weiteres Wachstum, auch auf den Auslandsmärkten. Derzeit liegt die Exportquote bei mehr als 40 Prozent, die Tendenz geht Richtung 50 Prozent. Im Jahr 2013 hat Lindner mehr als 1.400 Neufahrzeuge gefertigt. Durch den Lintrac planen wir einen deutlichen Zuwachs bei den Stückzahlen. Das Ziel sind 400 bis 600 Lintrac im Jahr; mittelfristig streben wir die Herstellung von 1.800 Geotrac-, Unitrac- und Lintrac-Modellen am Standort Tirol an.

Josef Gasser: Das Erfolgsrezept des ständigen Wachstums ist für die Zukunft wohl nicht mehr aufrechtzuerhalten. Die Wirtschaft braucht daher neue Impulse und muss umdenken und lernen, auf einem Markt ohne nachhaltiges Wachstum bestehen zu können. Diesen geänderten Rahmenbedingungen müssen wir uns bereits heute stellen. Darin sehen wir unsere Hauptaufgabe im Management für die Zukunft unserer Unternehmensgruppe.

Josef Mayer: Unsere Stimmungslage ist ausgezeichnet. Unser Kapital ist das Vertrauen der Konsumenten und Kunden, die unsere ausgezeichnete Qualität und unsere Verlässlichkeit schätzen. Als österreichisches Familienunternehmen in der Lebensmittelindustrie haben wir Bescheidenheit gelernt. Wir werden auch in Zukunft durch unsere vorsichtige, nachhaltige Geschäftsgebarung unseren erfolgreichen Weg fortführen.

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