Thursday, May 01, 2025

Mehrwert für Manager

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Parallel auftretende Krisen stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Beim 30. qualityaustria Forum diskutierten Expert*innen mögliche Lösungswege und eröffneten einen optimistischen Blick in die Zukunft.

Bild: iStock

Mehr als 800 Wirtschaftsvertreter*innen waren am 12. März 2025 der Einladung von Quality Austria, internationaler Dienstleister in den Bereichen Systemzertifizierung und Weiterbildung, gefolgt und nahmen vor Ort im Salzburg Congress oder online zugeschaltet an der diesjährigen Fachtagung teil. Im Mittelpunkt stand heuer die Vielzahl an Krisen, die Unternehmen seit mehreren Jahren auf die Probe stellen und Mut, Innovationskraft und Durchhaltevermögen fordern. Genau darin liege die Stärke der heimischen Wirtschaft, zeigte sich Trendforscher Franz Kühmayer in seiner Keynote überzeugt: »Es gibt keinen Grund für den Abgesang auf die Industrie, auf Europa, auf den Westen, auf die Welt. Die Hoffnung, dass wieder ruhige Zeiten kommen werden, wird sich nicht erfüllen, und wir werden auch nicht alle Probleme der Welt lösen können. Aber: Aus Krisen entsteht immer etwas Neues, Abbruch-Zeiten sind Aufbruch-Zeiten!«

Gerade in Krisenzeiten sehnen sich Menschen nach Sicherheit und Klarheit. Regularien, die üblicherweise Orientierung geben, befinden sich jedoch derzeit ebenfalls im Umbruch. ESG, CSRD, NIS-2 bringen neue Vorgaben, auf die viele Betriebe noch unzureichend vorbereitet sind. 45 % der österreichischen CEOs haben Zweifel, ob ihr Unternehmen mit der aktuellen Strategie in zehn Jahren noch rentabel sein wird. Christoph Mondl und Werner Paar, die beiden Co-Geschäftsführer der Quality Austria Holding, appellierten an das Selbstbewusstsein der Wirtschaftsakteure: »Wir müssen handeln und auf Innovationen und Prozessqualität setzen. Die Welt der Normen bietet gerade jetzt Stabilität und entwickelt sich analog mit unseren aktuellen Herausforderungen weiter.«

www.annarauchenberger.com / Anna Rauchenberger - Salzburg, Austria - 12.03.2025 - 30. qualityaustria Forum, Congress Salzburg. FOTO v.l.: Mag. Christoph Mondl & Dr. Werner Paar, Geschäftsführung, Quality Austria

Bild: Mehr als 800 Wirtschaftstreibende und Fachleute nahmen vor Ort und online an dem Branchenevent teil.

Auf Kurs bleiben
Integrierte Managementsysteme bilden eine gute Grundlage, um Berichtspflichten ohne überbordenden Aufwand erfüllen zu können. So sind die Vorgaben der ESRS (European Sustainability Reporting Standards) bereits zu 93,6 % durch eine ISO 14001-Zertifizierung abgedeckt. Unternehmen, die diese Hausaufgaben gemacht haben, ernten schon die Früchte. Einer Studie der Harvard Business School zufolge verzeichnen Unternehmen, die ihr Portfolio auf nachhaltige Produkte umstellen, ein schnelleres Umsatzwachstum. Das deckt sich auch mit den Erfahrungen heimischer Manager*innen, die in Klimaschutzmaßnahmen investiert haben.

Den Zeitdruck ein wenig mindern könnte die Omnibus-Verordnung der Europäischen Kommission, die am 26. Februar 2025 in Kraft getreten ist und Erleichterungen für die Berichtspflichten der Unternehmen vorsieht. Längere Fristen und bürokratische Entlastungen soll es insbesondere bei der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), der EU-Lieferketten-Richtlinie (CSDDD) und der Taxonomie-Verordnung geben. Gemäß der schwedischen Redensart »Ruhig im Boot sitzen und auf Kurs bleiben«, empfahl Anneli Fischer, Head of Corporate Sales, Quality Austria Consulting, dennoch den betroffenen Unternehmen, ihre Vorbereitungen weiter voranzutreiben: »Das Herzstück der CSRD, die doppelte Wesentlichkeitsanalyse, bleibt bestehen und bietet die perfekte Basis für eine nachhaltige und strategische Ausrichtung des Unternehmens.«

Doch nicht nur im ESG-Bereich, auch bei der Umsetzung der NIS-2-Richtlinie (Netzwerk- und Informationssicherheit) gibt es noch einiges zu tun. Wie bei der CSRD steht die Verankerung in der österreichischen Gesetzgebung noch aus, jedoch liegt der Fokus des neuen Regierungsprogramms klar auf den Themen Cybersicherheit und Resilienz, wie Harald Erkinger, CEO der CIS – Certification & Information Security Services GmbH, betonte: »Die stark wachsende Digitalisierung erfordert mehr Sicherheit für die IT. Unternehmen sind daher gut beraten, bewährte Rahmenwerke wie ISO 27001 heranzuziehen, um eine strukturierte Grundlage für die Erfüllung der Cybersicherheitsmaßnahmen zu schaffen.« Die ISO 27001 für Informationssicherheit erfüllt 80 % der Anforderungen durch NIS-2.

www.annarauchenberger.com / Anna Rauchenberger - Salzburg, Austria - 12.03.2025 - 30. qualityaustria Forum, Congress Salzburg.  FOTO: DI (FH) Harald Erkinger, CEO, CIS - Certification & Information Security Services GmbH

Bild: Harald Erkinger, CEO der CIS – Certification & Information Security Services GmbH, erläuterte Chancen und Herausforderungen bei der Umsetzung der NIS-2-Richtlinie.

Jeder sechste Cyberangriff auf österreichische Unternehmen ist bereits erfolgreich. Ähnlich folgenschwer ist die Gefahr strategischer Risiken: Rund 60 % der CEOs schätzen sie als größere Bedrohung ein als operative Risiken – dennoch wird das Risikomanagement in 70 % der Unternehmen kaum in strategische Entscheidungen eingebunden. »Viele Unternehmen implementieren das Risikomanagement nur für Compliance-Zwecke und nicht zur Risikoreduzierung«, erklärte qualityaustria-Netzwerkpartner Walter Petschnig. »Neben Strategien und Richtlinien braucht es in Unternehmen eine gelebte Risikokultur – ganz gleich ob in Phasen der Stabilität oder der Transformation.« KI-Systeme können im Risikomanagement erhebliche Vorteile bringen, indem sie präzisere Datenanalysen und Prognosen sowie das Erstellen verschiedener Szenarien ermöglichen. Allerdings sollte die Technologie systematisch in ein umfassendes Framework integriert werden. Derzeit erfolgt der KI-Einsatz meist noch unregelmäßig und eher experimentell.

Menschen begeistern
Einen Einblick, wie ESG- und CSRD-Vorgaben in der Praxis gehandhabt werden, gaben Alexander Boubal und Petra Berger von der Simacek GmbH. Das Familienunternehmen, das in dritter Generation geführt wird, beschäftigt im Facility Management rund 10.000 Mitarbeiter*innen aus 70 Nationen. Das Thema Nachhaltigkeit steht seit 15 Jahren auf der Agenda und wird auch durch die Lockerungen des Omnibus-Rechtsakts nicht an Zugkraft verlieren, wie Berger betonte: »Wir bleiben bei unserer Verantwortung und stellen uns weiterhin den Regularien.«

Auch bei dem oberösterreichischen Stahlproduzenten Welser Profile wird Transformation als stetiger Prozess verstanden, der niemals aufhört. In Workshops erarbeiteten die Mitarbeiter*innen Booklets mit den Leitwerten des seit 360 Jahren bestehenden Traditionsunternehmens, die bis heute immer wieder als Referenz herangezogen werden. »Begeisterte Menschen formen Möglichkeiten für Generationen«, ist Vorstandsmitglied Julian Hatbauer überzeugt. So wurde beim Erstellen einer sogenannten 7-Generationen-Landkarte zunächst drei Generationen zurück und nach vorne geschaut, um dann unter Berücksichtigung dieser unterschiedlichen Perspektiven in der Gegenwart anzusetzen.

Unternehmen, die Veränderungen annehmen und daraus Wettbewerbsvorteile generieren, lernen kontinuierlich und wachsen auch als Organisation. Welche Hilfestellungen das Excellence Framework Europe (EFE) dabei geben kann, erläuterte Franz Peter Walder, Member of the Board der Quality Austria und CEO der CONENGA Group, gemeinsam mit Felix Horner, Präsident des Stiftungsrates und CEO der ESPRIX Excellence Suisse, sowie André Moll, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Initiative Ludwig-Erhard-Preis. Ihr Rat: »Mit Mut und Optimismus auf die Zukunft losgehen – es macht Sinn, an der Weiterentwicklung von Organisationen zu arbeiten.« Das EFE basiert auf einer Konsolidierungsmatrix, die alle relevanten Managementansätze integriert und die wesentlichen Themen für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg abdeckt. Die großen Vorteile des Frameworks: Es ist modelloffen und daher für jede Organisation anwendbar, unabhängig und durch den Open-Source-Ansatz kostenfrei zu nutzen.

Mut zum Andersdenken
Warum Mut zum Andersdenken eine Superkraft ist, führte Peter Kreuz, Gründer von »Rebels at Work«, aus. »Die Zeit der endlichen Spiele mit festen Regeln und vereinbarten Zielen ist vorbei«, führte der Bestsellerautor aus. »Wir alle sind heute Spieler in unendlichen Spielen.« Er riet den Tagungsteilnehmer*innen, sich im Rahmen der Möglichkeiten zu bewegen und flexibel auf Richtungsänderungen und Unwägbarkeiten zu reagieren. Transformation verläuft selten linear. Auch Innovationen sind nicht immer erfolgreich. »Zu scheitern, war das Beste, was mir als Unternehmer jemals passiert ist«, erklärte Dejan Stojanovic, The Failure Institute, anschließend.

www.annarauchenberger.com / Anna Rauchenberger - Salzburg, Austria - 12.03.2025 - 30. qualityaustria Forum, Congress Salzburg. FOTO v.l.: Thomas Pisar, ehem. Director TEC Transformation A1, Consultant, Physiker, Silvia Kaupa-Götzl, ehem. Vorständin Österreichische Postbus AG, Vera Led, ehem. CEO UNiQUARE Software Development, Aufsichtsrätin, Unternehmensberaterin, Mag. Dejan Stojanovic, The Failure Institute, Fuckup Nights

Bild: Thomas Pisar, Silvia Kaupa-Götzl, Vera Led und Dejan Stojanovic (v.li.) sprachen über die Kraft einer positiven Fehlerkultur.

In seinen sogenannten »Fuckup Nights« berichten Unternehmer*innen von gescheiterten Projekten und Ideen. Drei von ihnen holte er auch auf die qualityaustria-Bühne: Silvia Kaupa-Götzl, Ex-Vorständin der Österreichischen Postbus AG, Vera Led, ehemalige CEO der UNiQUARE Software Development, und Thomas Pisar, früherer Director TEC Transformation A1, erzählten sehr offen über Pläne, Irrwege, Hindernisse und wichtige Erkenntnisse. Statt einer positiven Fehlerkultur, die nach dem Prinzip »Trial and Error« das Lernen aus Misserfolgen ermögliche, ortet Stojanovic in Europa eine Kultur der Fehlerprävention – Fehler würden freilich dennoch passieren: »In einer riskanten Welt darf man nicht risikoscheu sein.« Seine Conclusio: Eine gelebte Fehlerkultur beflügelt den Fortschritt.

Ehrung: Vorhang auf für die Qualitätsprofis

Bereits zum zehnten Mal wurden im feierlichen Rahmen des 30. qualityaustria Forums Persönlichkeiten für herausragende Leistungen im Bereich Qualitätsmanagement geehrt. Die Preisträger*innen: Christian Eder (Raimund Beck KG), Marie Grabner (PremiQaMed Group) und die IT-Abteilung der Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz.

www.annarauchenberger.com / Anna Rauchenberger - Salzburg, Austria - 12.03.2025 - 30. qualityaustria Forum, Congress Salzburg. FOTO: Auszeichnung Qualitäts-Champion, Qualitäts-Talent & Qualitäts-Team

Bild: Der Qualitäts-Champion 2025 Christian Eder (Mitte) mit Bettina Oestreich-Grau (ÖVQ), Alexander Woidich (Jury) und den Co-Geschäftsführern von Quality Austria Werner Paar und Christoph Mondl (v.l.).

Seit 2015 zeichnen die Österreichische Vereinigung für Qualitätssicherung (ÖVQ) und Quality Austria außergewöhnliches Engagement sowie innovative Ansätze im Bereich Qualität aus. Seither ist nicht nur die Anzahl der Bewerbungen Jahr für Jahr stark gestiegen, auch die Bandbreite der eingereichten Projekte hat sich vom anfänglich vorwiegend technischen Portfolio zu einer großen Themenvielfalt in den Bereichen Umwelt, Sicherheit, Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder Industrie 4.0 gewandelt. Mit der zunehmenden Komplexität rückte nicht nur die Leistung von Einzelpersonen, sondern ganzer Teams in den Fokus – um dieser Entwicklung zu entsprechen, wurde heuer erstmals auch ein Team-Preis vergeben.

Zum »Qualitäts-Champion 2025« wurde Christian Eder gekürt. Er verantwortete die Einführung eines nachhaltigen Managementsystems bei der Raimund Beck KG. Die Umsetzung von Standards wie Circular Globe, PEFC sowie die Einführung von CSRD- und Taxonomie-Vorgaben für Produktentwicklungen haben das Unternehmen zu einem Vorreiter im Bereich der Kreislaufwirtschaft gemacht. Alexander Woidich, Sprecher der Jury, würdigte besonders »die Integration dieser vielfältigen Anforderungen und die Bereitschaft, Wissen an die nächste Generation weiterzugeben«.

Den Titel »Qualitäts-Talent 2025« erhielt Marie Grabner von PremiQaMed. Die Wienerin entwickelte eine innovative Systematik zur Zusammenführung von Daten aus unterschiedlichen Quellen, um die ESRS-Berichtspflicht des Unternehmens effizient zu erfüllen. Ihr integrativer und kontextgetriebener Ansatz unter Einbindung verschiedenster Interessengruppen sorgt seit 2025 für eine termingerechte und qualitativ hochwertige Berichterstattung der ESRS-Pflichten des Mutterkonzerns UNIQA.

In der neuen Kategorie »Qualitäts-Team des Jahres« überzeugte das Team der Abteilung IT und Organisation der Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz mit einer digitalen Innovation für Pflegekräfte. Das Tool ILVI dient als zentrales Datenerfassungsgerät und ermöglicht eine intuitive automatisierte Erfassung von Bewohner- und Patientendaten. Vital- sowie Messwerte werden in Echtzeit erfasst und automatisch in das zentrale Patientenverwaltungssystem hochgeladen. ILVI ermöglicht einen schnelleren und sichereren Zugriff auf Dokumentationen, unterstützt die Wunddokumentation und die Meldung technischer Probleme. Durch den Einsatz von ILVI konnte der administrative Aufwand für Pflegekräfte signifikant reduziert und somit wertvolle Zeit für die eigentliche Betreuung der Bewohner*innen gewonnen werden.

Bewerbungen für 2026 können ab sofort online unter www.qualityaustria.com/qualitaets-champion eingereicht werden.

Bilder: Anna Rauchenberger

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