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Muss man Regularien wirklich bedingungslos hinnehmen?

Dass der technische Fortschritt Regularien mit sich bringt, ist nachvollziehbar und auch notwendig. Sie müssen aber auch regelmäßig evaluiert und auf ihre Sinnhaftigkeit geprüft werden, damit sie nicht zur Konvention werden, sondern die tatsächlichen Anforderungen der Realität abbilden. 

Viele Menschen lieben Regeln und Normen. Man fühlt sich sicherer und muss auch weniger Risiko eingehen und Verantwortung übernehmen. Dass Regularien daher viele Vorteile haben, ist unbestritten. Dennoch muss es auch zulässig sein über deren Sinnhaftigkeit von Zeit zu Zeit diskutieren zu dürfen, ohne dass sich deren Ersteller oder bedingungslose Anwender auf den Schlips getreten fühlen. Und man darf auch die Frage stellen, ob es nicht irgendwann doch zu viele Vorgaben werden, die wiederum Dienstleister auf den Plan rufen, die im Dickicht der Regeln zu Experten reifen und selbstverständlich gerne jene beraten, die mit ihren Produkten die Gesellschaft stützen und für weitere unproduktive Stunden weder Verständnis noch Ressourcen haben.


50 Jahre sind nicht gottgegeben
Als Beispiel sei aus aktuellem Anlass wieder einmal die in der EN 15804 angeführte Lebensdauer von Gebäuden von 50 Jahren angeführt, die von vielen ganz offensichtlich nicht hinterfragt wird. Da werden von Beratern Berechnungen angestellt und mit schönen Grafiken deren Ergebnisse mit dem möglichen CO2-Einsparungspotenzial präsentiert. Ganz im Sinne des Klimaschutzes versteht sich. Dass man die in dieser Norm hinterlegte Lebensdauer von 50 Jahren generell hinterfragt, kommt scheinbar niemanden in den Sinn. Keine Frage, die Norm gibt das her - eine Bewertung über diesen Zeitraum lässt jene schlecht dastehen, die für deren Produktion viel Energie einsetzen. Aber Hand aufs Herz, würden Sie Wohnraum bauen, wenn Sie wüssten, dass dieser nach 50 Jahren sein Lebensende erreicht hat?

50 Jahre als Bewertungszeitraum für Baustoffe ist vielleicht eine Konvention, aber keine realistische Abbildung der tatsächlichen Lebensdauer von Bauwerken. Eine Verlängerung auf 100 Jahre oder mehr wäre jedenfalls sachgerechter – insbesondere im Sinne der Ressourcen- und Klimapolitik. Nur so lassen sich Dauerhaftigkeit, Wartungsfreiheit, Rezyklierbarkeit und langfristige Umweltauswirkungen auch fair vergleichen. Aber dazu müsste man aus der Komfortzone heraus und ein Regularium auch einmal gegen den Willen deren Ersteller, Berater und Unterstützer hinterfragen.

Basis hinterfragen
Es ist daher dringend an der Zeit darüber nachzudenken, wie wir mit dem Minimum an einfachsten Regularien zukunftsweisend und klimafit bauen. Sich auf Normen zu berufen, ohne deren Basis zu hinterfragen, ist zwar einfach, aber vielleicht doch auch ein wenig fahrlässig. Man erzeugt theoretische Verbesserungsansätze, die in der Natur nicht abbildbar sind und verunglimpft ganze Produktgruppen und Bauweisen. Schade, denn die größten Dekarbonisierungspotenziale liegen letztlich in der Produktion. Der Dienstleistungssektor, der darüber urteilt und berät, kann diese Prozesse begleiten. Das Fundament dazu legen aber die produzierenden Branchen.n
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