
Action 2: Action 2: Sie verwenden einen Adblocker. Bitte deaktivieren..

Action 2: Action 2: Sie verwenden einen Adblocker. Bitte deaktivieren..
- Details
- Officetalk
Lebenszyklusorientierte Bauprojekte
Christoph Müller-Thiede über Digitalisierung, Nachhaltigkeit und gebündelte Verantwortung bei Bauprojekten.
Christoph Müller-Thiede über Digitalisierung, Nachhaltigkeit und gebündelte Verantwortung bei Bauprojekten.
Video by Gerhard Popp. Mehr von Gerhard Popp gibts hier
„Die Branche hat in den letzten 15 Jahren einen massiven Schritt in Richtung gebündelte Verantwortung gemacht", erklärt Christoph Müller-Thiede, neu gewählter Sprecher des Vorstandes der IG Lebenszyklus Bau und geschäftsführender Gesellschafter bei M.o.o.c.o.n. Seine Ausführungen bieten tiefgreifende Einblicke in die Entwicklungen und Herausforderungen im Bereich lebenszyklusorientierter Bauprojekte.
Interdisziplinäres Arbeiten und gebündelte Verantwortung
Im Gespräch reflektiert Müller-Thiede über die Entwicklung seit Gründung der IG Lebenszyklus vor 15 Jahren: „Wir sind wirklich eigentlich bei Null gestartet, was interdisziplinäre Leistungsbilder angeht" Die Fortschritte in der Branche hinsichtlich gebündelter Verantwortung beschreibt er als signifikant: „Gebündelte Verantwortung heißt, ich kann auch ganzheitlich denken und dort werden die Dinge bis zum Ende gedacht. Da haben wir in Österreich eigentlich schon einen sehr großen Schritt gemacht."
Als nächste Entwicklungsstufe identifiziert der Experte die frühzeitige Integration von Ausführungs-Know-how in die Planung: „Wo wir jetzt im nächsten Stepp hinkommen müssen, ist in der modularen Bauweise, wo natürlich auch der Holzbau eine sehr wesentliche Rolle spielt und generell in der Ausführung die ausführenden Unternehmen uns da noch früh an Bord zu holen." In dieser Integration sieht Müller-Thiede enormes Potenzial zur Materialeinsparung, CO2-Reduktion und Kostensenkung.
Digitalisierung im Ländervergleich
In Bezug auf die digitale Transformation der Baubranche zeigt der Vergleich zwischen Österreich und Deutschland deutliche Unterschiede. „Tatsächlich habe ich den Eindruck, dass sich da in Österreich alles ein bisschen langsamer bewegt als in Deutschland", konstatiert Müller-Thiede. Während in Deutschland verpflichtende Abwicklungen mit Building Information Modeling (BIM) in öffentlichen Projekten bereits implementiert sind, sei Österreich „noch ein gutes Stück weit entfernt."
Besonders fortgeschritten zeigt sich die Digitalisierung im Neubaubereich: „Wo man aber sagen muss, dass wir bei Neubauten schon sehr weit sind, was die Anwendung von BIM-Modellen und ganzheitlichen Dateninformationen angeht." Als besondere Herausforderung identifiziert der Experte jedoch die Digitalisierung des Bestands: „Was extrem zurückhängt, ist der Bestand und das ist auch ein Riesenthema, wie wir den Bestand digitalisieren."
Die Herausforderung der Bestandsdigitalisierung
Der Experte erläutert die spezifischen Schwierigkeiten bei der Digitalisierung von Bestandsimmobilien: „Der Knackpunkt beim Bestand ist, dass oft einfach ganz vieles in der Blackbox ist. Ich kenne Pläne, die sind wahrscheinlich 20-30 Jahre alt. Dazwischen wurden Sanierungsmaßnahmen, Instandhaltungsmaßnahmen gesetzt, die aber nie irgendwo dokumentiert wurden."
Diese mangelnde Dokumentation erschwert die vollständige digitale Erfassung erheblich: „Dass ich dann wirklich das ganze Gebäude komplett digital erfasst habe, mit all seinen Leitungsführungen, mit all seinen Gerätschaften usw., das ist ein unglaublicher Akt, den kaum einer geht." Als positives Beispiel führt Müller-Thiede das AKH an, die diesen Weg konsequent beschreitet, um den Werterhalt ihrer Gebäude zu sichern.
Wirtschaftliche Herausforderungen für lebenszyklusorientierte Projekte
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflussen maßgeblich die Umsetzung lebenszyklusorientierter Bauprojekte. Müller-Thiede sieht dabei den Betrachtungszeitraum als entscheidenden Faktor: „Wenn wir von Vorständen oder Politikern reden, die einen Horizont von fünf Jahren haben, dann werden oft nur die Investitionskosten betrachtet, um hier gewisse Budgetdeckel einzuhalten und nimmt dafür in Kauf, dass es vielleicht da und dort im Lebenszyklus sich vielleicht nicht ganz optimal auswirkt."
Im Gegensatz dazu stehen Unternehmen, die langfristig planen: „Bei vielen anderen Kunden von uns, die für sich selber bauen, dieses Gebäude dann selber besitzen und bewirtschaften werden und es die nächsten 20-30 Jahre für den eigenen Geschäftsbetrieb erhalten werden – dort haben wir auch schon früher immer offene Türen eingerannt."
Ausblick: Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft
Abschließend hebt der neue Vorstandssprecher die zunehmende Bedeutung der Nachhaltigkeit hervor: „Welche Maßnahmen setze ich wirklich, um CO2 zu reduzieren? Welche Maßnahmen setze ich wirklich um, vielleicht in den Ressourceneinsatz zu reduzieren?" Trotz des aktuellen Kostendrucks und einer gewissen Zurückhaltung bei Investitionen bleibt die Optimierung des Lebenszyklus ein zentrales Thema.
Die Ausführungen von Christoph Müller-Thiede verdeutlichen eindrucksvoll, dass trotz erkennbarer Fortschritte im Bereich lebenszyklusorientierter Bauprojekte noch erhebliches Entwicklungspotenzial besteht – insbesondere hinsichtlich der Digitalisierung von Bestandsimmobilien und der konsequenten Umsetzung einer kreislauforientierten Bauwirtschaft.
- Details

Action 2: Action 2: Sie verwenden einen Adblocker. Bitte deaktivieren..