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Auf die harte Tour
Der heimische Dämmstoffmarkt ist weiter rückläufig. Der Preis- und Margendruck steigt. Die geplanten Maßnahmen der Regierung werden grundsätzlich begrüßt, was die tatsächliche Umsetzung betrifft, dominiert aber Skepsis. Positiv wird die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit General- und Bauunternehmen wahrgenommen – wobei ein »Mehr« immer möglich und willkommen sei.

Die heimische Dämmstoffbranche hatte schon deutlich mehr zu lachen. Allerdings ist das auch schon wieder ein paar Jahre her. 2019 wurden über alle Dämmstoffarten hinweg 6,2 Millionen Kubikmeter verkauft. Noch ein wenig mehr waren es 2021 mit 6,3 Millionen Kubikmeter. Seither ist es stetig bergab gegangen. 2022 war das Minus mit 5,5 Prozent noch überschaubar, 2023 mit 13,7 Prozent schon schmerzhaft. Im letzten Jahr ging es laut aktuellen Zahlen der GDI 2050 Gebäudehülle+Dämmstoff Industrie in derselben Tonart weiter, unterm Strich stand ein Minus von 14,5 Prozent. Am härtesten hat es die alternativen Dämmstoffe mit einem Minus von über 20 Prozent getroffen, nur geringfüg besser schnitten Schaumstoffe mit minus 17,1 Prozent ab. Fast mit einem blauen Auge davongekommen ist die Mineralwolle mit minus 10,2 Prozent. Die Gründe für die negative Marktentwicklung sind für Roland Hebbel, GDI-Vorstand und Geschäftsführer Steinbacher-Dämmstoffe, leicht erklärt: »Der Rückgang des Neubaus ist evident. Die Sanierung ist meines Wissens nicht zurückgegangen. Sie hätte aber deutlich steigen müssen, um das Neubauminus auszugleichen. Das ist aber nicht passiert. Die Sanierungsrate liegt deutlich unter den angepeilten drei Prozent.«
Ein Rundruf bei führenden Branchenvertretern, bringt fast gleichlautende Antwort. Unisono ist von einem »schwierigen«, »herausfordernden« Jahr die Rede, von Absatz- und Umsatzrückgängen. Ernüchternd auch die Bilanz zum Sanierungsbonus. »Trotz erhöhter Förderungen für die thermische Sanierung blieb der erhoffte Markteffekt aus«, sagt etwa Robert Novak, Geschäftsführung Vertrieb Österreich bei Austrotherm. Seit Jahren kritisiert die Branche den – auch in der Kommunikation der letzten Bundesregierung spürbaren – Vorrang der Förderung des Heizklesseltauschs. »Dieser Ansatz war aus unserer Sicht nie zielführend. Eine nachhaltige Lösung beginnt mit der thermischen Sanierung, um die Energie nicht einfach zum Fenster rauszupumpen: Erst die Gebäudehülle optimieren, dann eine kleinere, effizientere Heizung einsetzen«, so Novak. Dennoch will sich niemand ausmalen, wo die Branche ohne dem hoch dotierten Sanierungsbonus heute stehen würde.
Entsprechend groß sind auch die Erwartungen an die neue Bundesregierung. Wünsche gibt es viele (siehe unten). Der Blick auf das Regierungsprogramm löst in der Branche keine Begeisterungsstürme aus, eher verhaltene Zustimmung mit einer ordentlichen Portion Skepsis. Die Inhalte und geplanten Maßnahmen decken sich in vielen Punkten mit den Branchenvorstellungen. Jetzt liege es an der Regierung, die Punkte auch umzusetzen. Kritik gibt es etwa von Sto-Geschäftsführer Walter Wiedenbauer an der »eher schwammigen Formulierung«. Vieles was jetzt geplant ist, würde wohl nicht umgesetzt werden, fürchtet der Sto-Chef.
Harter Preiskampf mit Folgen
Die aktuellen Rahmenbedingungen haben auch ein Thema wieder in den Vordergrund gespült, dass alle gerne weit hinter sich gelassen hätten: den intensiven Preiskampf. »Nach Jahren steigender Energie-, Rohstoff- und Treibstoffkosten sowie der teilweise mangelnden Verfügbarkeit hat sich der Markt von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt entwickelt«, erklärt Christian Höberl, Geschäftsleitung Vertrieb und Technik bei Röfix. Der Mangel an Projekten, kombiniert mit einem Überangebot in den Bereichen Dienstleistung und Produktion, verschärft den Preisdruck deutlich. »Besonders zu Jahresbeginn stehen wir vor der großen Herausforderung, unsere steigenden Kosten am Markt weiterzugeben«, so Höberl. Der anhaltende Preis- und Margendruck beeinträchtigt die Profitabilität der Baustoffindustrie erheblich. Die wirtschaftliche Lage einiger Anbieter hat sich im letzten Jahr durchaus an den Angebotspreisen ablesen lassen. »Nach ersten Insolvenzen spielt jetzt bei der Vergabe auch die erwartete dauerhafte Leistungsfähigkeit des Anbieters eine nicht unwesentliche Rolle«, ist
Georg Blümel, CEO der Synthesa-Gruppe, überzeugt. Eine Marktbereinigung und Kapazitätsreduktion sieht auch Roland Hebbel, Geschäftsführer Steinbacher Dämmstoffe, auf die Branche zukommen.
Partnerschaftsgedanke im Vordergrund
Positiv hervorzuheben ist, dass die aktuelle Lage von General- und Bauunternehmen nicht ausgenutzt wird, um zusätzlichen Druck aufzubauen. »Jeder Unternehmer ist verpflichtet, die bestmöglichen Voraussetzungen für sein Unternehmen zu schaffen. Dafür haben wir Verständnis«, sagt Höberl, der die Zusammenarbeit mit den Kunden aber als sehr partnerschaftlich und fair wahrnimmt. Auch Blümel nimmt kein Ausnutzen der schwierigen Lage wahr. Der partnerschaftliche Gedanke werde groß geschrieben. »Im Zweifel hat aber jede Seite immer auch die Wahl, einmal ein Projekt nicht gemeinsam zu realisieren. Dies schließt bei keinem die Tür für die Zukunft.«
Eine weitere Stcärkung des Partnerschaftsgedanken ist auch ein zentraler Wunsch, den die Dämmstoffhersteller an die Generalunternehmen und Baufirmen haben. »Unser größter Wunsch ist eine partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Nur wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, können wir nachhaltigen Erfolg sichern«, ist Wiedenbauer überzeugt. Auch Röfix-Chef Höberl wünscht sich einen Schulterschluss, um »die zentralen Herausforderungen wie den Fachkräftemangel und die Umsetzung der Regierungsmaßnahmen gemeinsam anzugehen«. Roland Hebbel appelliert an die Generalunternehmen, mehr an die Lebenszykluskosten als an die Errichtungskosten zu denken. In eine ähnliche Kerbe schlägt Robert Novak von Austrotherm. Er fordert, dass Generalunternehmer und Baufirmen verstärkt auf »Made in Austria« und regionale Produkte mit hoher Qualität setzen. »Dies trägt nicht nur zur Qualität und Nachhaltigkeit bei, sondern hat auch eine positive wirtschaftliche Rückwirkung, indem Arbeitsplätze erhalten und die Wertschöpfung in der Region bleibt.« Die Synthesa-Gruppe arbeitet laut Blümel »in der Regel mit langjährigen Partner zusammen«. Wie professionell das Management beim Gegenüber ist, lässt sich laut Blümel leicht erkennen. »Unprofessionalität zeigt sich vor allem im aktiven Claims-Management. Unserer Erfahrung nach lässt sich über die Qualität der Materialien und deren Verarbeitung, Stichwort »First time right«, deutlich mehr sparen als durch »günstige« Materialien und anschließendem Claiming.«
Im O-Ton
»Welche konkreten Wünsche haben Sie an die neue Regierung?«
Georg Blümel, Synthesa-Gruppe: »Kontinuität, Berechenbarkeit, insbesondere im Förderwesen, und das Erkennen, dass jeder im Bau investierte Euro nach unterschiedlichen wissenschaftlichen Studien weitere zwei bis drei Euro in der Gesamtwirtschaft mobilisiert. Dringend muss eine Reform des Kollektivvertragsrechts angestoßen werden, da derzeit in Österreich produzierende Unternehmen massiv gegenüber reinen Importanbietern über hohe, unflexible Tarife benachteiligt sind. Dies führt zu De-Industrialisierung Österreichs!«
Roland Hebbel, Steinbacher: »Die geplanten Maßnahmen der Regierung hinsichtlich Wohnungsneubau zur Stärkung der Baukonjunktur, zur Regulierung und Vereinfachung von Bauverfahren, das Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft und die neue Sanierungsoffensive sind gut und richtig. Unser Wunsch und unsere Forderung: Den schönen Worten müssen auch konkrete Taten folgen.«
Christian Höberl, Röfix: »Kein Wunsch, sondern ein gut gemeinter Rat: Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit ist der Dialog. Nur durch offene Kommunikation und das Teilen von Ideen können alle Beteiligten ihre Perspektiven einbringen und zusammen Lösungen finden, die für alle von Vorteil sind. Durch einen klaren Fokus auf unsere gemeinsamen Ziele und Kompromissbereitschaft können wir Differenzen überbrücken und die Interessen aller Beteiligten berücksichtigen. So entsteht eine vertrauensvolle Basis, auf der Zusammenarbeit gedeihen kann.«
Robert Novak, Austrotherm: »Wir wünschen uns, dass die Förderung für die thermische Sanierung nicht nur wieder aufgegriffen, sondern erhöht und in der Abwicklung vereinfacht wird. Diese Maßnahme schafft eine klare Win-win-win-Situation. Ein effizient gestaltetes Fördermodell würde nicht nur die Bauwirtschaft stärken, sondern auch langfristig Umwelt und Haushalte entlasten.«
Walter Wiedenbauer, Sto: »Wir brauchen schnelle und gezielte Maßnahmen, die der Wirtschaft dabei helfen, wieder aus dem Tief herauszukommen. Weniger Bürokratie und mehr Planungssicherheit wären essenzielle Schritte in die richtige Richtung.«
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