Monday, December 01, 2025

Mehrwert für Manager

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Die Digitalisierungsexperten Michael Bendl und Manfred Pascher sprechen über den Bedarf an Effizienz in Unternehmen und darüber, wo dabei KI-Lösungen besonders gut unterstützen können.

Bild: iStock


Report: DC1 Digital Consulting Group ist seit rund einem Jahr unter diesem Namen am Markt. Was sind Ihre Schwerpunkte?

Michael Bendl: DC1 kommt sehr stark aus dem Microsoft-Umfeld, und wir sind dort weiterhin mit Lösungen und Dienstleistungen tätig. Gleichzeitig sind wir technologieoffen. Wir sehen, dass Unternehmen nicht nur ein Werkzeug brauchen, sondern ein funktionierendes digitales Gesamtmodell. Der Fokus von DC1 liegt auf Modern Workplace, Prozessdigitalisierung und auf KI. Wir entwickeln eigene Lösungen wie die ‚DC1 Business AI‘, die wir vollständig in der EU hosten, an Unternehmensdaten anpassen und in bestehende IT-Landschaften integrieren. Für viele Kunden ist das ein praxisbezogener Einstieg in KI mit hohem Mehrwert, ohne die hohen Lizenzkosten großer Hersteller tragen zu müssen.

Manfred Pascher: Ich sehe unsere Positionierung noch von einer anderen Seite: DC1 war schon immer sehr stark in der Automatisierung von Arbeitsplätzen – unabhängig davon, ob man es KI nennt oder nicht. Viele der heutigen KI-Projekte bestehen zu vielleicht zehn Prozent aus KI und zu neunzig Prozent aus solider Prozessautomatisierung. Unternehmen brauchen praktikable IT-Lösungen, die verlässlich funktionieren und die Durchlaufzeiten massiv reduzieren. Und genau da liegt unsere Stärke: Wir reißen nicht ganze IT-Landschaften nieder, sondern wir integrieren Neues in Bestehendes und heben dadurch einen spürbaren Mehrwert.

Report: Sie sprechen beide die KI an. Wie flexibel sollten Unternehmen heute bei der Wahl ihrer Werkzeuge und Modelle sein?

Pascher: Der Markt bewegt sich extrem schnell. Heute ist ein Modell Spitzenreiter, morgen bringt ein anderer Anbieter wieder etwas Besseres. Wenn man Kunden langfristig gute Lösungen bauen will, muss man flexibel bleiben und Modelle austauschbar halten. Lock-in-Effekte sind in der KI eine echte Gefahr – deshalb setzen wir bewusst auf Architekturen, die einen Austausch ermöglichen. Und man darf nicht vergessen: Bei KI geht es zu einem wichtigen Teil um Datenqualität und die Art der Daten. Unstrukturierte Dokumente funktionieren oft besser als endlose Excel-Tabellen, weil Sprachmodelle aus Dokumenten viel mehr Kontext herauslesen können. Das Potenzial entsteht also nicht nur aus dem Modell selbst, sondern aus den Daten, die man hineinlegt.

Bendl: Wir bewerten, welche Modelle für welchen Zweck am besten funktionieren: Bildgenerierung, Office-Arbeiten, juristische oder technische Texte. Jedes Modell ist anders stark. Unternehmen wollen in erster Linie etwas, das funktioniert und leistbar bleibt. Nicht alle wollen 30 Euro pro Nutzer und Monat für Copilot zahlen, wenn sie vielleicht dieselbe Produktivität mit einem passenden, kleineren LLM erreichen. Genau dafür entwickeln wir modulare KI-Lösungen, die flexibel und datenschutzkonform in der Cloud betrieben werden können.

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Bild: Michael Bendl ist Geschäftsführer der DC1 Digital Consulting Group.

Report: Cloudservices bedeutet auch immer eine gewisse Abhängigkeit vom Anbieter. Wie einfach ist es, Modelle oder Cloud-Umgebungen zu wechseln?

Bendl: Innerhalb gleicher Plattformen, etwa Microsoft Azure, ist das technisch recht simpel. Wenn wir eigene Softwarelösungen bauen, können wir innerhalb der EU-Region flexibel zwischen Modellen wechseln. Schwieriger wird es, wenn man zu einem völlig anderen Anbieter oder in eine andere Cloud möchte. Das ist immer aufwändig. Wer aber modular plant, kann sehr viel austauschen, ohne jedes Mal von vorne beginnen zu müssen.

Report: Wo sparen Unternehmen mit KI oder Automatisierung tatsächlich Kosten?

Bendl: Am schnellsten ist das bei Routineaufgaben möglich. Das sind die idealen Szenarien für KI und Automatisierung: etwas, das regelmäßig anfällt, klar strukturiert ist und viel Zeit verschlingt. Wenn ich durch Automatisierung Personalressourcen freischaffe, kann ich diese Menschen wieder für Tätigkeiten einsetzen, in denen sie wirklich gut sind. Ziel ist nicht, Menschen zu ersetzen, sondern ihnen monotone Aufgaben abzunehmen.

Pascher: Ich bring dazu ein Beispiel. Ein Kunde hatte fünf Tage Durchlaufzeit vom Eingang eines Formulars mit der Post, dem Scan, Abschreiben, Rechnungserstellung bis zum Ausstellen einer Plakette. Mit Automatisierung reduziert sich das auf wenige Stunden. Das ist nicht KI, das ist Digitalisierung. Aber die KI ist oftmals doch der Türöffner, damit Unternehmen diese Themen überhaupt angehen. Viele Prozesse, die jahrzehntelang in der Schublade lagen, kommen plötzlich wieder auf den Tisch, weil man sich fragt: „Kann KI uns da helfen?“ Und am Ende implementieren wir oft einfach kluge Workflows.

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Bild: Manfred Pascher ist Geschäftsführer von MP2 IT-Solutions und Prokurist des Tochterunternehmens DC1 Digital Consulting Group. 

Report: Also ist KI weniger ein Technologieprojekt als ein Digitalisierungsprojekt?

Bendl: Ja – wir decken bei DC1 die gesamte KI-Reise in Unternehmen ab und die beginnt fast immer mit Digitalisierung. Zuerst loten unsere Expert:innen gemeinsam mit den Entscheidungsträger:innen die Unternehmensprozesse aus und prüfen rechtliche Fragestellungen wie etwa zum EU AI-Act. Dann folgen Workshops mit Schlüsselkräften in den Fachabteilungen – den Key Usern –, in denen Prozesse analysiert und bewertet werden: Wie viel Zeit spart man? Was kostet die Umsetzung? Lohnt sich das? Wenn wir dann implementieren, laufen Schulungen, ein Change-Management und der Kompetenzaufbau für die Mitarbeiter:innen parallel.

Report: Welche Rolle spielt der Standort Österreich im Cloud-Kontext?

Bendl: Technisch macht es im Alltag kaum einen Unterschied, ob Daten in Österreich oder in Deutschland liegen. Die Vorteile sind minimal, meist geht es um wenige Millisekunden Latenz. Für viele Unternehmen geht es eher um das Gefühl der digitalen Souveränität. Der Standort ist aus unserer Sicht aber eher ein symbolisches Thema. Die Cloud bleibt dieselbe. Für eine echte Datensouveränität braucht es andere Ansätze als nur die Geografie eines Rechenzentrums.

Report: Digitalisierung und Mensch – wie wichtig ist der Faktor Mensch?

Pascher: Ein Projekt funktioniert nur dann gut und ist erfolgreich, wenn die Menschen von Anfang an eingebunden sind. Und moderne KI- sowie Digitalisierungslösungen müssen so gestaltet sein, dass sie den Menschen wirklich unter die Arme greifen und nicht als Bedrohung wahrgenommen werden. Viele neue Lösungen sind auf den ersten Blick sexy, aber nicht immer besser oder effizienter – das muss man offen ansprechen.



Hintergrund: Zwei Unternehmen, ein Ziel
MP2 IT-Solutions wurde 1999 gegründet und fokussiert auf IT-Lösungen und Digitalisierungsprojekte für Unternehmen. 2024 übernahm MP2 IT-Solutions das Digitalisierungsberatungsunternehmen Hatahet productivity solutions GmbH, das seit 2007 digitale Arbeitswelten gestaltet – mit Fokus auf Effizienz, Benutzerfreundlichkeit und Zukunftstechnologien. Das MP2-Tochterunternehmen wurde in DC1 Digital Consulting Group umbenannt und ist weiter eigenständig am Markt.

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