Freitag, April 26, 2024

Die Consumerization der IT hat die Unternehmen voll erfasst. Hersteller, IT-Dienstleister und die IT-Abteilungen in den Firmen setzen auf eine neue Nutzerfreundlichkeit von Software – und lassen die Sicherheit nicht zu kurz kommen.


Es gibt derzeit vier Kräfte am Markt, die das IT-Gefüge in Unternehmen auf längere Zeit verändern: Social Media, mobile Lösungen, Big Data und die Cloud. Sich dagegen zu wehren, macht auf längere Sicht keinen Sinn, heißt es. IT-Entscheider sollten die Veränderungen mit offenen Armen empfangen und darauf neue Kommunikations- und Geschäftsprozesse aufsetzen. Oracles Zentraleuropa-Chef Michel Clement fordert dazu auf, die Art und Weise zu überdenken, wie IT-Infrastrukturservices in den Firmen bislang erbracht worden sind. »Ja – die IT-Strukturen werden immer komplexer«, gibt er unumwunden zu. Doch liege es nun an den Herstellern, »sie für die Kunden wieder zu vereinfachen«, so Clement. Er verweist auf Oracles derzeit prächtigstes Zaubersalz: »Fusion Applications«. Es ist das Mittel der Wahl, wollen Unternehmen die unterschiedliche Applikationslandschaft eines Herstellers – wie in diesem Fall eben Oracle – verwalten und erweitern. Der Fusionsansatz verknüpft javabasiert die Anwendungswelt zu einem Ganzen. Denn – und das ist auch Michel Clement bewusst: »Am Ende dreht sich alles um die Endgeräte und den Eindruck, den IT-Infrastruktur auf den Anwender hinterlässt.«

Die dritte Plattform

Der Begriff »Consumerization of the IT« umschreibt den zunehmenden Einfluss der Technologie, die für den Endkunden auf den Markt kommt, auch auf die Unternehmens-IT. Letztlich verändern sich also auch klassische Anwendungen der betrieblichen Informatik wie Oracles Systemwelt in Richtung Mobile Apps. Dasselbe gilt auch für die Infrastruktur, die notwendig ist, um dieses System zu implementieren und zu betreiben. »Unternehmenseigene App-Stores werden für größere Firmen zur Notwendigkeit, wenn sie der Vielzahl der Endgeräte gerecht werden wollen«, sagt Daniel Liebhart,  Solution Manager bei Trivadis. »Die Veränderung der Softwareverteilung geht mit einer Veränderung der notwendigen Infrastruktur für den Betrieb der Anwendungen einher«, meint er, und zitiert Forrester Research: »Cloud and Mobile become one.«

Will die IT-Infrastruktur eines Unternehmens mit den Entwicklungen des mobilen Arbeitens mithalten, ist Beweglichkeit gefragt – hinsichtlich Zeit, Ort und Geräteunterstützung. Diese bewegliche IT-Infrastruktur wird von Frank Gens, Chief Analyst bei IDC, unter dem Begriff »dritte Plattform« zusammengefasst. Sie erweitert die bestehenden zentralen IT-Infrastrukturen eines Unternehmens, im Gegensatz zur ersten Plattform (Mainframe-Technologie) und zweiten Plattform (Desktop-Unterstützung). Die IT-Infrastrukturen werden zur Grundlage für die Bereitstellung und den Betrieb von mobilen Anwendungen. Freilich bedeutet mobiles Arbeiten auch in vielen Fällen, mit unternehmenskritischen Daten zu arbeiten. »Daten müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, somit verfügbar rund um die Uhr und rund um den Globus. Dies muss in einem ständig wachsenden Umfeld von strukturierten und vor allem unstrukturierten Datenmengen gewährleistet sein«, weiß Liebhart. Und: Das mobile Arbeiten bringt zusätzliche Anforderungen hinsichtlich der Verschlüsselung und der ferngesteuerten Löschung lokaler Daten mit sich. Darüber hinaus kommt die Notwendigkeit verbesserter Aufklärung bezüglich Passwortstärke und anderer Sicherheitsrisiken im Mobile Computing hinzu. Zu guter Letzt darf je nach Aufenthaltsort des Anwenders auf bestimmte Daten gar nicht zugegriffen werden, sie dürfen an bestimmten Orten aufgrund gesetzlicher Regelungen auf keinen Fall sichtbar sein. Die Art und Weise, wie IT-Systeme verwaltet werden, werde sich dadurch vollständig verändern, so Liebhart weiter. »Eine Kombination aus zentralen Infrastrukturen mit global verteilten Diensten und Endgeräten, die sich ständig und rund um die Uhr an einen anderen Ort befinden, unterscheidet sich grundlegend von der traditionellen IT-Infrastruktur. Diese ist auf das Firmengelände und Büroarbeitszeiten beschränkt.«

Druck auf IT-Abteilungen

Ein jüngst veröffentlichter »Enterprise Mobility Cloud Report« von Citrix bestätigt den Knackpunkt Security rund um das App- und Device-Management in den Unternehmen. Ein »deutlicher Trend« gehe auch in die Richtung, immer mehr mobile Anwendungen im privaten, unkontrollierten Wildwuchs auf den Endgeräten zu sperren. Als einen der Hauptgründe für das App-Verbot nennen Firmen mögliche Sicherheitsrisiken für Daten und Netzwerk. Viele der Anwendungen stellen durch die verwendeten Synchronisierungs- oder Sharing-Funktionen eine potenzielle Gefahr für sensible Informationen dar. Citrix kann dazu natürlich auch eine passende Antwort liefern. Mit Managementlösungen für die Daten, Geräte und Apps will man eine vollständig gefüllte Toolbox bereitstellen können. »Die Consumerization der IT erzeugt Druck auf die IT-Abteilungen«, sagt Geschäftsführer Wolfgang Traunfellner. War man bislang auf den Hardware-Aspekt konzentriert, ist Ende 2012 mit der Übernahme von Zenprise, einem Anbieter von Mobile Device Management (MDM), nun das Spektrum voll abgedeckt. Ein »Mobile Solutions Bundle« bietet identitätsbasierte Bereitstellung und Kontrolle für Anwendungen, Daten und Endgeräte. Mit dabei sind: richtlinienbasierte Kontrollmaßnahmen, automatisches Löschen von Konten beim Ausscheiden von Mitarbeitern sowie Remote-Löschfunktionen zum Zurücksetzen von Endgeräten bei einem Verlust.

 

>> Kontext und Ziele wichtig:

Der Report hat Thomas Cermak, cellent AG Österreich, zum App-Boom für Business-Anwendungen befragt. Der Vorstand des IT-Dienstleisters und Anwendungsentwicklers sieht darin ebenfalls einen Hype und erinnert daran, einige Dinge zu beachten:

"1. Nützlich und effizient. Apps sind kein »Power-Working«-Tool, sondern schlanke, auf das Wesentliche reduzierte Anwendungen für einen konkreten Kontext – etwa ein Servicemitarbeiter, der auf seinem Smartphone Reparatureckdaten erfasst und ein Foto macht. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor dabei ist die User Experience, und diese ist stets einfach zu halten. Aus der Informationsflut im Unternehmen gilt es, jene für den Benutzer relevanten Informationen zu filtern. Die App muss dem Mitarbeiter die Arbeit erleichtern und darf kein zusätzliches Verwaltungstool sein.

2. Ganzheitlicher Ansatz. Mit iOS, Android und neuerdings auch Windows 8 stehen die Unternehmen vor einem inhomogenen Plattformmarkt. Die Vielzahl an Geräten und Apps muss klarerweise auch verwaltet werden. Daher ist es wichtig, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, der bereits bei der Infrastrukturentscheidung ansetzt – also welche Benutzergruppe welches mobile Endgerät überhaupt erhält. Dazu spielen auch Sicherheitsfragen und die Diskussion des Themas »Bring Your Own Device« eine große Rolle.

3. Klare Ziele. Die App alleine bringt keine Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung. Wesentlich ist daher, konkrete Business-Ziele zu definieren und den Mitarbeitern eine klare Erwartungshaltung zu kommunizieren.“

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