Freitag, April 26, 2024




Drei Jahre lang wurden die autonomen E-Busse im Forschungsprojekt „auto.Bus - Seestadt“ von einem Konsortium bestehend aus den Wiener Linien , AIT, KFV, TÜV Austria, Yunex Traffic Austria/Siemens Mobility und Navya in der Seestadt Aspern getestet. Das Projekt hat gezeigt, dass der Weg zum autonomen Fahren im Personennahverkehr noch ein weiter ist. Viele für die Zukunft spannende Erfahrungswerte konnten dennoch gesammelt werden.

Bild oben: Projektkonsortium „auto.Bus - Seestadt“ mit Alexandra Millonig – AIT, Günter Steinbauer - Wiener Linien, Benedikt Rauch - TÜV Austria, Klaus Robatsch – KFV, Markus Racz - Yunex Traffic Austria. Foto: APA

Unter der Gesamtleitung der Wiener Linien wurden seit April 2018 zwei autonomen E-Busse auf ihre Praxistauglichkeit getestet. Erst ohne Fahrgäste in der Busgarage Leopoldau, um am 6. Juni 2019 zum ersten Mal österreichweit den innerstädtischen Fahrgasttestbetrieb in der Seestadt aufzunehmen. Mehr als 12.000 Kilometer wurden seitdem abgespult und mehr als 8.000 Fahrgäste aus allen Teilen Österreichs sowie dem benachbarten Ausland haben sich selbst vor Ort ein Bild über den aktuellen Stand der Forschung gemacht. „Das Projekt ,auto.Bus – Seestadt‘ unter der Gesamtleitung der Wiener Linien beweist eindrucksvoll, dass sich die Stadt Wien wichtigen Zukunftsthemen ernsthaft annimmt. Dabei ist es besonders wichtig, gemeinsam so viele unterschiedliche Aspekte wie möglich auf Herz und Nieren zu erforschen. Das breit aufgestellte Projektteam von, auto.Bus – Seestadt‘ hat eindrucksvoll bewiesen, auf wie vielen Ebenen ein Thema wie autonomes Fahren von Linienbussen auch weiterhin bearbeitet werden muss. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Projektpartnern für ihren Einsatz bedanken“, so Öffi-Stadtrat Peter Hanke.

Mit dem Ziel, den aktuellen Stand der Technik von autonomen E-Bussen im Fahrgastbetrieb zu erproben, fällt das Ergebnis durchwachsen aus: Sowohl im Sommer als auch im Winter gibt es nach wie vor wetterbedingte Probleme. Starker Wind sorgt ebenso wie leichter Schneefall, Starkregen oder Nebel dafür, dass die E-Busse manuell gesteuert werden müssen. Für einen linienmäßigen Dauereinsatz der Fahrzeuge muss der Markt noch zahlreiche Aufgaben bewältigen.

Mit dem offiziellen Ende des Forschungsprojekts auto.Bus - Seestadt am 30. Juni 2021 ist die Zeit der autonomen Busse bei den Wiener Linien nun vorerst einmal vorbei. Aktuell ist kein weiteres Projekt geplant, eine ständige Marktbeobachtung findet aber natürlich weiterhin statt. „Der interdisziplinäre Blickwinkel durch die unterschiedlichen Projektpartner haben dazu beigetragen, den Weg zum autonomen Fahren im Personennahverkehr für Österreich ein Stück weit weiter zu ebnen. Den gewonnenen Erfahrungsschatz werden die ExpertInnen im Rahmen verschiedener nationaler und internationaler Projekte einbringen“, sind sich die VertreterInnen des Projektkonsortiums sicher.

Fazit der Projektpartner:

Günter Steinbauer, Geschäftsführer Wiener Linien: „Autonomes Fahren spielt nicht nur im privaten, sondern auch im öffentlichen Verkehr eine immer bedeutendere Rolle. Für die Wiener Linien ist deshalb klar, dass die weltweiten Entwicklungen genau beobachtet werden. Sobald die Technik merkliche Fortschritte macht, werden wir uns wieder um Fahrzeuge bemühen. Denn der Gesamteindruck, den sowohl die Fahrgäste mit uns geteilt haben und den auch wir nach drei Jahren bekommen haben, zeigt, dass das die Zukunft sein wird. Nur wann diese Zukunft beginnt, steht noch nicht fest!“

AIT Austrian Institute of Technology: „Im Rahmen der wissenschaftlichen Leitung des Projekts arbeiteten wir an der optimalen Integration des automatisierten Busses in das Gesamtverkehrssystem. Die Weiterentwicklung der sensorischen Fähigkeiten automatisierter Shuttles war einer der zentralen Forschungsschwerpunkte im Projekt auto.Bus - Seestadt. In den letzten Jahren verspricht besonders Machine Learning großes Potential, um die sensorischen Fähigkeiten von mobilen Sensorsystemen zu verbessern. Im Projekt wurde daher eine Methode entwickelt, die essenzielle statische, transiente und dynamische Objekte im Straßenverkehr erkennt. Dazu wurde ein CNN-basierte Verfahren gewählt, welches Objektdetektionen und -klassifikation in nahezu Echtzeit ermöglicht.“

Markus Racz, CEO Yunex Traffic Austria GmbH/Siemens Mobility Österreich: „Mit unserer Car-to-X-Technologie haben wir spannende Innovationen in die Seestadt bringen können. Die Technologie stellt die Verbindung zwischen dem Elektrobus und der Straßen-Infrastruktur her. Durch das gemeinsame Projekt mit allen Partnern konnten wir zeigen, wie die Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer erhöht werden kann. Durch die Übertragungsmöglichkeit von Echtzeitinformationen können viele weitere Dienste für jeden Einzelnen generiert und bereitgestellt werden, was noch viele weitere Verbesserungen im Verkehrsablauf und der Akzeptanz erwarten lässt.“

Jean-Michel Boëz, Vertriebsleiter Navya: „Der Anwendungsfall in der Seestadt war eine perfekte Umgebung für NAVYA, um die autonomen Busse zu testen. Unsere Busse sind ideal für neue Stadtviertel geeignet, in denen der Bedarf an öffentlichen Verkehrsmitteln besteht und der Platz für Autos bewusst reduziert wird. Ein besonderes Augenmerk wird auf Familien, Kinder und ältere Menschen gelegt. Die Busse gewährleisten somit einen sicheren und reibungslosen Transport von und zur U-Bahn-Station und sind vollständig in den Fahrplan der öffentlichen Verkehrsmittel integriert. Das Projekt selbst war eine Herausforderung, da es eine der längsten Strecken war, die NAVYA je kartiert hat und es viele Stationen und Bewegungen rund um die Shuttle Busse gab. Die Umgebung selbst war eine Herausforderung, da sie sich aufgrund von Bauarbeiten etc. ständig veränderte und unser Team dazu veranlasste, die Strecke kontinuierlich anzupassen, sowie auch zukünftige Arbeiten vorherzusagen, um so einen möglichst reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. NAVYA ist besonders stolz darauf, Mitglied eines großen österreichischen Konsortiums zu sein und profitiert von der Forschungsleistung aller Partner. "

Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheitsforschung im KFV - Kuratorium für Verkehrssicherheit: „Wenn wir die Sicherheit aller VerkehrsteilnehmerInnen im Zuge der zunehmenden Fahrzeugautomatisierung erhalten und sogar erhöhen wollen, müssen wir kleine Schritte gehen und Menschen die Gelegenheit geben, sich nach und nach mit der neuen Technologie vertraut zu machen und realistische Erwartungen zu formen. Genau dort kann das Projekt ‚auto.Bus - Seestadt‘ erfolgreich eingeordnet werden.“

Stefan Haas, CEO TÜV AUSTRIA Group: „TÜV AUSTRIA war im Projekt auto.Bus - Seestadt für die Aspekte des Risikomanagements, der funktionalen Sicherheit und der Cyber Security verantwortlich. Durch das aktive Mitwirken bei der Implementierung dieser neuen Technologien konnte gewährleistet werden, dass ein Höchstmaß an Sicherheit erreicht wird – als entscheidenden Schlüssel dafür, dass diese letztlich in der Bevölkerung eine breite Akzeptanz finden. Die vergangenen drei Jahre, in denen die Fahrzeuge nun in der Seestadt unterwegs waren, geben uns Recht und haben gezeigt, dass die gesetzten Maßnahmen wirksam waren. Wir sind stolz darauf, dass wir Teil dieses spannenden Projekts sein durften.“

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