Samstag, April 27, 2024

Wir zeigen in einer Rundschau durch die Bundesländer und über die Grenzen hinaus aktuelle Kraftwerksprojekte und Ausbauten der Energiewirtschaft.

Verbund: Frische Dauerläufer an der Donau
Derzeit modernisiert der Verbund Österreichs ältestes Kraftwerk Ybbs-Persenbeug an der Donau. Durch die Investition von 144 Mio. Euro wird die Erzeugung um mehr als 77 Mio. Kilowattstunden erhöht und die Zuverlässigkeit nochmals verbessert. Die sechs alten Kaplan-Turbinen werden – nach einer Laufzeit von 400.000 Betriebsstunden- ausgetauscht. Die Transformatoren, Leittechnik und Steuerung wird komplett erneuert. Die dadurch erreichte Effizienzsteigerung von 6 % entspricht dem Jahresstromverbrauch von 22.000 Haushalten oder der Erzeugung eines Mur- oder Salzachkraftwerkes.
Die Maßnahmen am bestehenden Kraftwerk Ybbs-Persenbeug ermöglichen – ohne baulich in die Umgebung eingreifen zu müssen – die Stromerzeugung aus Wasserkraft signifikant zu steigern und damit jährlich zusätzlich 62.000 Tonnen an CO2-Emissionen einzusparen.
Ybbs-Persenbeug zählte nach dem 2. Weltkrieg zu den Prestige-Projekten des Wiederaufbaus. Mit einer Leistung von 236 MW ist es das viertstärkste österreichische Donaukraftwerk und vermeidet mit einer Jahreserzeugung von 1.336 Mrd. kWh jährlich 1,1 Mio. t CO2. Heute bildet das Kraftwerk auch ein beliebtes Ausflugsziel am Donau-Radwanderweg.

TIWAG: Ökologische Nachhaltigkeit im Mittelpunkt

Vor zehn Jahren stellte die TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG ein umfangreiches Arbeitsprogramm zum Ausbau der heimischen Wasserkraft vor – mit der Einreichung des Projektes »Ausleitungskraftwerk Imst-Haiming« zur Umweltverträglichkeitsprüfung am 1. Juni 2015 stehen nun alle fünf wesentlichen Wasserkraftvorhaben im Bewilligungsverfahren. Abseits großer Kraftwerksausbau-Projekte geht die TIWAG auch mit kleinen Wasserressourcen sorgsam um und legt größten Wert auf die ökologische Nachhaltigkeit ihrer Anlagen. Hiezu gehören auch Fischwanderhilfen an Querbauwerken, die die TIWAG derzeit projektiert und baut – etwa an der Pitze und beim Kraftwerk Langkampfen (bereits fertiggestellt), am Inn in der Runserau (in Bau) sowie beim Kraftwerk Kirchbichl (in der Planungs- und Genehmigungsphase).
Die Fischwanderhilfen sollen eine ganzjährige Passierbarkeit und Wanderungsmöglichkeit für Fische und andere Lebewesen sicherstellen, damit diese ihre natürlichen Laich- und Nahrungsplätze, Winterquartiere sowie Hochwassereinstände erreichen können. Die höheren Dotierwassermengen dienen zur ökologischen Verbesserung des Lebensraumes und steigern den Erholungswert der Gewässer für den Menschen. In die Fischwanderhilfen an Inn und Pitze investiert TIWAG – unter Inanspruchnahme öffentlicher Förderungen des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) und des Landes Tirol – ca. 17 Mio. Euro, die auch positive Beschäftigungseffekte für die regionale Wirtschaft setzen.

Salzburg AG: Bärenwerk und Fritzbach
Eine Kraftwerksmodernisierung und ein Neubau sind zwei aktuelle Vorzeigebeispiele der weiter wachsenden Wasserkraft in Salzburg: Das Kraftwerk Bärenwerk ist eines der ältesten Kraftwerk der Salzburg AG. Seit 2012 wurde es umfassend saniert und dabei wurde die Leistung um 28 % gesteigert. Ab Mitte 2015 liefert das Kraftwerk wieder sauberen und nachhaltigen Strom für 19.000 Haushalte. Dadurch spart das Kraftwerk Bärenwerk jährlich mehr als 53.000 Tonnen CO2. Das Kraftwerk Fritzbach im Pongau ist ein Gemeinschaftsprojekt der Österreichischen Bundesforste und der Salzburg AG. Eine der Herausforderungen war das Verlegen der rund 9 km langen Druckrohrleitung unter der Landstraße B99 zwischen der Wasserfassung in Hüttau und dem Kraftwerk am Gelände des Kraftwerks Kreuzbergmaut an der Salzach. Ab Mitte 2015 liefert das Kraftwerk Strom für mehr als 7.000 Haushalte und spart jährlich 20.000 Tonnen CO2.

ABB: Energiegewinnung aus Abfällen
Die EfW-Branche (»Energy from Waste«), bei der Elektrizität und Wärme aus Haushalts- und Gewerbeabfällen rückgewonnen wird, ist ein Wachstumsmarkt. Zwischen 1990 und 2010 sind weltweit die städtischen Feststoffabfallmengen von 700 Mio. Tonnen auf 1,3 Mrd. Tonnen gestiegen und werden 2025 schätzungsweise sogar 2,2 Mrd. Tonnen erreichen. Mit dem EfW-Prozess können pro Tonne Feststoffab­fall bis zu 800 kWh Energie rückgewonnen werden.  ABB hat kürzlich den Zuschlag für die Lieferung von elektrotechnischen Systemen und Steuerungslösungen für das neue Severnside Energy Recovery Centre im Südwesten Englands sowie einer EfW-Anlage im polnischen Poznan erhalten. »Mit unserem umfangreichen Technologieportfolio und unserem Fachwissen sind wir in der Lage, solche Projekte über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg, vom Engineering über die Projektumsetzung bis hin zum Lifecyle-Support, zu unterstützen«, beschreibt Claudio Facchin, Leiter der Division Energietechniksysteme bei ABB.

Energie Burgenland: Weitere Phase abgeschlossen
Eines der erfolgreichsten Projekte der Energie Burgenland wurde im Juni 2015 abgeschlossen. Mit der Inbetriebnahme des Windparks Nickelsdorf hat das burgenländische Energieunternehmen die zweite Windausbauphase erfolgreich abgeschlossen. 800 Mio. Euro wurden bisher in die Windkraft investiert. Weitere 90 Mio. Euro kamen dem Ausbau des Stromnetzes zugute. In Summe stehen im Burgenland nun 221 Windräder der Energie Burgenland, die mit einer Gesamtleistung von 500 MW rund 233.400 Haushalte mit Ökostrom versorgen. Im neuen Windpark Nickelsdorf am Gelände des »Nova Rock«-Festivals stehen neun der 221 Windräder. Für die Energie Burgenland hat die Versorgungssicherheit oberster Priorität. So zählt das moderne, gut gewartete Stromnetz mit einer Versorgungsverlässlichkeit von 99,99 % zu den sichersten in Europa. Durch den gezielten Windkraftausbau und regelmäßige Netzwartungen garantiert die Energie Burgenland auch zukünftig eine bestmögliche Ökostromversorgung im Burgenland – gepaart mit optimalen Service und Energieleistungen zu fairen Preisen.

W.E.B.: Erweiterungen von Parks und der Zentrale
Aktuell befinden sich drei Windparks der W.E.B. im Weinviertel in der konkreten Bauphase. Im Mai und Juni fanden die Spatenstichfeiern für Spannberg und Auersthal statt, diese sollen noch Ende 2015 in Betrieb genommen werden. Die Inbetriebnahme der Windpark­erweiterung Parbasdorf ist für Anfang 2016 geplant. Gesamt werden an den drei Standorten 30 MW gebaut, mit denen in Zukunft knapp 25.000 Haushalte versorgt werden können. Auch die Firmenzentrale in Pfaffenschlag im Bezirk Waidhofen an der Thaya wird erweitert. Gegenwärtig wird eine Großkomponentenhalle mit knapp 2.000 m2 errichtet. Die bestehende Kleinteilehalle wird zu Büroflächen umgestaltet, um den bereits knapp 100 W.E.B-Mitarbeitern gute Arbeitsbedingungen zu ermöglichen.
International werden momentan mehrere Bälle gleichzeitig in der Luft gehalten. In der Provinz Nova Scotia (Kanada) befinden sich momentan vier weitere Standorte in der Umsetzung, in Deutschland zwei und in Frankreich entsteht mit knapp 40 MW der größte Windpark der W.E.B-Geschichte.

Telekom Austria Group M2M, Kamstrup: Innovationsmotor Ybbs
Das E-Werk Wüster führt aktuell den ersten IMA-VO-kompatiblen vollständigen Smart-Meter-Rollout Österreichs durch, der den gesamten Versorgungsbereich von Ybbs – insgesamt rund 3.700 Kundenanlagen – umfasst. Projektpartner Telekom Austria Group M2M liefert die Zähler- und Kommunikationstechnologie aus einer Hand, BSF stellt die Integration mit den bestehenden OSS- und BSS-Systemen sicher. Die intelligenten Stromzähler ermöglichen eine Fernablese und bieten dem Kunden Transparenz über den Stromverbrauch seines Haushalts. Bisher mussten Mitarbeiter im Kundenhaushalt oder der Kunde mittels Selbstablesung die Basisdaten für die laufende Verrechnung liefern. Dieser Arbeitsschritt erfolgt in Zukunft automatisch, der Energieverbrauch wird übersichtlich auf einem Webportal dargestellt. Eingesetzt werden Zähler des Herstellers Kamstrup. Die Funktechnologie ist eine wirtschaftliche Lösung mit einem Eigenverbrauch, der 90 % geringer ist als bei herkömmlichen Ferraris-Zählern. Die Geräte verbinden sich automatisch untereinander und suchen selbstständig stets den optimalen Kommunikationsweg. Das sichert höchste Verlässlichkeit bei der Übertragung der Verbrauchsdaten. In einem Folgeprojekt setzt Kamstrup bei weiteren fünf EVU intelligente Stromzähler ein.

Vorarlberger Illwerke AG: Pumpspeicherkraftwerk Obervermuntwerk II
Das Pumpspeicherkraftwerk Obervermuntwerk II soll als Lieferant für Spitzen- und Regelenergie die Erfolgsgeschichte des Kopswerks II fortsetzen. Es wird das zweitgrößte Kraftwerk der Vorarlberger Illwerke AG. Ziel des Vorhabens ist die Bereitstellung von zusätzlicher Regelenergie und entsprechenden Kapazitäten für die Aufnahme von Strom zur Zwischenspeicherung. Das Obervermuntwerk II ermöglicht eine Leistungserhöhung der Kraftwerksgruppe Obere Ill-Lünersee im Umfang von 360 Megawatt im Turbinen- sowie im Pumpbetrieb. Die Regelbarkeit des Kraftwerks ist durchgehend in einem Bereich von -360 Megawatt (Pumpbetrieb) bis +360 Megawatt (Turbinenbetrieb) konzipiert. Ziel ist es, eine möglichst schnelle Regulierbarkeit der Anlage zu erreichen sowie eine Pumpspeicherung mit optimal möglichen Wirkungsgraden durchzuführen. Die technische Konzeption der Anlage schafft die dringend benötigten Voraussetzungen für die Integration erneuerbarer Energien.
Für das Obervermuntwerk II müssen keine neuen Wasserressourcen bewilligt werden. Es kann auf bereits bestehende Kapazitäten der Speicher Silvretta und Vermunt zurückgegriffen werden. Mit dem Obervermuntwerk II ist es zum ersten Mal möglich, die volle Kapazität beider Speicher energiewirtschaftlich zu nutzen. Mit dem neuen Projekt erreicht die Vorarlberger Illwerke AG einen Wirkungsgrad bei der Pumpspeicherung von rund 80 %.

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