Mittwoch, Mai 15, 2024

Karl Mayrhofer, Fabasoft. ''Liefern mit dem europäischen Cloudservice eine sichere IT-Umgebung.''Karl Mayrhofer und Andreas Dangl von Fabasoft im Interview.

 

Die Linzer Softwareschmiede Fabasoft liefert mit der »Folio Cloud« eine europäische Antwort auf der Suche nach verlässlichen IT-Diensten aus der Wolke.

Die Fabasoft-Geschäftsführer Karl Mayrhofer und Andreas Dangl, Leiter der Softwareentwicklung, im Gespräch über Sicherheit in der Wolke und die Vorteile, die eine heimische IT-Plattform bieten kann. Die Österreicher wollen mit der Fabasoft Folio Cloud eine verlässliche Umgebung für Collaboration und Geschäftsprozesse in Unternehmen bereitstellen.

(+) plus: Warum sollten Unternehmen auf die Fabasoft-Cloud setzten und nicht Services aus den IT-Wolken weltweit tätiger Anbieter beziehen?

Karl Mayrhofer: Wir betreiben unter dem Namen Folio Cloud einen europäischen Service für die sichere und nahtlose Zusammenarbeit von Unternehmen mit ihren Geschäftspartnern – Business-to-Business ist unser Fokus. Unsere Rechenzentren garantieren, dass Daten nicht in der gesamten Welt verteilt, sondern ausschließlich in Europa gespeichert liegen. Zwei Datencenter-Standorte in Österreich ermöglichen sogar IT-Dienste und die Datenspeicherung innerhalb der Landesgrenzen. Diese eigene Infrastruktur macht es uns möglich, von Dritten unabhängig zu sein. Unsere Kunden bekommen IT-Services aus einer Hand.

Andreas Dangl: Wichtig an dieser europäischen Unabhängigkeit ist auch die Verwendung von Software auf Open-Source-Basis. Damit ist der berüchtigte US Patriot Act bei uns auf keiner Ebene anwendbar. Viele IT-Anbieter – ob dies etwa Oracle im Datenbankgeschäft ist, Microsoft oder auch ein Cloudservice wie Amazon EC2 – unterliegen per US-Recht der Herausgabepflicht von Daten, sollte diese von den zuständigen Behörden angefordert werden.

(+) plus: Davon betroffene Cloud-Anbieter argumentieren freilich, wie unwahrscheinlich ein solches Vorgehen wäre. Geht es hier lediglich ums Bauchgefühl, wo Daten tatsächlich gespeichert liegen?

Dangl: Dies ist weniger eine Frage des Geschmacks, sondern in manchen Branchen auch eine gesetzliche Forderung. Im Finanzbereich, der Verwaltung oder in der Gesundheitsversorgung ist es zwingend, dass Daten innerhalb der EU oder der Staatsgrenzen liegen. Genau das können wir mit unserem Geografieprinzip, wie wir es nennen, garantieren. Einzelne Teamrooms in der Cloud, die Abläufe in einer Projektorganisation und auch einzelne Geschäftsunterlagen können dezidiert in gewünschten Ländern wie Österreich oder demnächst auch in Deutschland physisch abgespeichert werden. Dies ist für uns zwar mit höheren Kosten verbunden, da ja bei derart unterschiedlich verwalteten Speicherbereichen nur bedingt Skaleneffekte erzielbar sind. Es ist aber ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem wir klar Kunden gewinnen können.

(+) plus: Dennoch ist ein gravierender Erfolgsfaktor für Cloud-Lösungen das Vertrauen der Kunden, Daten an einen IT-Dienstleister auszulagern.

Mayrhofer: Zutritt zu den abgespeicherten Dokumenten und Teamrooms erhalten nur jene Cloud-Nutzer, die dazu eingeladen werden und sich auch sicher authentifizieren können. Möglich ist dies auch mit der sicheren Handysignatur, die von Folio Cloud unterstützt wird. Als IT-Professionisten können wir zertifizierte Geschäftsprozesse und Datensicherheit bieten. Eine Prüfung durch unabhängige Auditoren ist ein wichtiges Zeichen, dass man sich auf uns verlassen kann. Fabasoft Folio Cloud ist nach allen relevanten Branchenstandards ISO 27001, ISO 20000, ISO 9001 und SAS 70 Typ II zur Sicherheit und Servicequalität von IT-Umgebungen zertifiziert. Für viele Unternehmen ist eine eigene IT auf diesem Niveau kaum leistbar.

Dangl: Bei vielen Firmen herrscht aktuell ein enormer Druck, mit Unternehmensprozessen nach außen zu gehen und den Geschäftspartnern und Endkunden elektronische Services anzubieten. Nur ein Teil der Aufgabe ist es, eine passende Softwarelösung zu finden. Wesentlich sind der garantierte, hochverfügbare Betrieb und das Thema Datensicherheit. Die Kosten dafür können reduziert werden, wenn diese Prozesse in die Cloud ausgelagert werden und wenn diese in der Cloud denselben hohen Sicherheitsansprüchen genügen. Da helfen unsere Zertifizierungen beispielsweise durch PricewaterhouseCoopers. So benötigt eine Bank oder eine Health-Care-Organisation ein Audit dann lediglich für die Prozessteile, die innerhalb der eigenen Infrastruktur laufen. Für jene Bereiche, die in Folio Cloud implementiert sind, können sich diese Unternehmen auf unsere Zertifizierung berufen.

(+) plus:
Wie flexibel ist die Unternehmens-IT überhaupt noch, wenn Teile in eine Wolke ausgelagert werden?

Mayrhofer: Wir bieten durch die Individualisierbarkeit der Nutzeroberfläche und der abgebildeten Geschäftsprozesse keine Einheitslösung über den ganzen Globus, sondern Gestaltungsmöglichkeiten für die Nutzer. So bieten unsere Teamrooms virtuelle, geschlossene Plätze für die gemeinsame Projektarbeit unter Berücksichtigung unterschiedlicher Sprachen und lokaler Gesetze und Vorschriften. Diese Individualisierbarkeit selbst in einer Cloud ist sicherlich etwas, was von einem europäischen Anbieter besser verstanden wird.

Dangl: Bei dem Konzept der Fabasoft Cloud Apps, das an die bekannten App Stores in der Smartphone-Welt angelehnt ist, können Firmen die eigenen, digital abbildbaren Geschäftsprozesse erstellen. Oder man entscheidet sich als App-Anbieter, die Cloud öffentlich mitzugestalten. Bereits erfolgreiche Beispiele sind Cloud Apps für agile Softwareentwicklungsprojekte oder Redaktionssysteme für die Verwaltung von Dokumenten und Inhalten. Dabei geht es auch um Entwicklungsgeschwindigkeit. Ein deutscher Partner hat mit »HCC Paciento« eine für die Patienten kostenlose persönliche Gesundheitsakte innerhalb von nur drei, vier Wochen geschaffen. Dabei werden Unterlagen wie Befunde, Laborergebnisse und Röntgenbilder absolut geschützt verwaltet. Ärzte können mit einer Anmeldung über ihren digitalen Personalausweis dann für sie freigeschaltete Inhalte abrufen. Der Entwickler HCC ist nahe an seiner Branche und kennt diesen Markt sehr gut. Die Folio Cloud ist das Podest für diese Lösung, die grundsätzlichen Eigenschaften wie die Sicherheit müssen nicht von jedem Entwickler neu erfunden werden.

(+) plus: Was ist Ihr Geschäftsziel mit ihrem Cloud-Service?

Mayrhofer: Wir wollen in Europa mit Business-to-Business-Collaboration, mobilen Lösungen und auch bei Social Networks einen substanziellen Marktanteil gewinnen. Unternehmen, die offen für diese Services sind, können ihre traditionellen Kernprozesse, die auch nicht auslagerbar sind, mit standardisierbaren Prozessen aus der Wolke verbinden. Gerade in der Projektarbeit bietet sich eine Plattform wie die Folio Cloud an. Hier bieten wir der wachsenden Entwicklungscommunity einen neutralen Marktplatz. Eine 50:50-Umsatzaufteilung zwischen Entwickler und Plattformbetreiber ist ein hoher Anteil für unsere Partner und beflügelt viele. Gerade für kleinere Unternehmen ist dies ein großartiger Hebel für den Vertrieb. Den Unternehmenskunden wiederum wird die derzeit wohl sicherste Speicher- und Betriebsumgebung für Apps und Daten geboten.

Mehr unter: www.foliocloud.com

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