Wednesday, November 12, 2025

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Das umfangreichste und wichtigste Nachschlagewerk der Welt steht unter Beschuss. Begehrlichkeiten bedrohen den Fortbestand der Non-Profit-Online-Enzyklopädie.

 

Wikipedia ist das größe Konvolut an menschlichem Wissen aller Zeiten. In der größten ihrer insgesamt 356 Sprachversionen, Englisch, bietet die Online-Enzyklopädie über 62 Millionen Artikel, die von Freiwilligen auf der ganzen Welt verfasst, redigiert und gepflegt und von über 70 Millionen Menschen täglich besucht werden. Nach 25 Jahren Bestehen ist Wikipedia vom belächelten Amateurprojekt zum Goldstandard faktenbasierter, aktueller Information geworden. Als freie Enzyklopädie darf jede*r an ihren Artikeln mitarbeiten; diese Mitarbeit ist freiwillig und unbezahlt.

Wikipedia ist werbefrei und finanziert sich ausschließlich über freiwillige Spenden; betrieben wird das Projekt von der gemeinnützigen Non-Profit-Organisation Wikimedia Foundation. In Zeiten eskalierender Propaganda, absichtlicher Fehlinformationen und KI-Halluzinationen ist Wikipedia eine letzte Insel der relativen Verlässlichkeit in einem Meer unzuverlässiger Fake-News und Beeinflussungsversuche.

Angriff von Musk
Klar, dass das vor allem jenen ein Dorn im Auge ist, die lieber ihre eigene Version der Wahrheit pflegen wollen. Einer der prominentesten Feinde ist Elon Musk, der wiederholt mit Ausfällen gegen die Enzyklopädie auffällig geworden ist. Auf Gerüchte, dass der reichste Mann der Welt Wikipedia wie Twitter einfach aufkaufen könnte, hat sich bereits 2022 deren Gründer Jimmy Wales eindeutig positioniert: Wikipedia stehe nicht zum Verkauf. Ein Jahr darauf bot Musk spöttisch eine Milliarde dafür, dass sich das Nachschlagewerk ein Jahr lang in »Dickipedia« umbenennen sollte. Subtile Kritik sieht anders aus.

Um Subtilität geht es allerdings ohnehin nicht, sondern vielmehr um inhaltliche Kontrolle. Musk und vor allem anderen rechten Meinungsmachern und Politikern geht es um die vermeintlich »linke« Schlagseite der Wikipedia-Autorenschaft – weil die sich etwa bevorzugt an klassischen Quellen wie etwa großen, renommierten Mainstream-Verlagspublikationen orientiere und neue, »alternative« Medien vor allem aus der wild wuchernden rechten Propaganda- und Verschwörungsszene nicht als gleichwertig zitabel ansehe.

In wissenschaftsfeindlichen Zeiten wie diesen ist aber auch schon das Berichten objektiver Fakten und Erkenntnisse und damit die Nicht-Übernahme politischer Positionen zu Umweltschutz und gesellschaftspolitischen Themen Majestätsbeleidigung. »Die Realität hat eine bekannt liberale Schlagseite«, wie es der vor kurzem nicht zuletzt wegen Aussagen dieser Art abgesetzte US-Satiriker Stephen Colbert einmal formuliert hat. Das Beharren auf neutraler Information und wissenschaftlicher Genauigkeit ist längst zum Politikum geworden.

Im Gefolge der Ermordung Charlie Kirks haben sich die schrillen rechten Angriffe auf die Unabhängigkeit der Wikipedia in den USA deutlich verschärft; wie der eskalierende Kulturkrieg um das Mutterland des »free speech« weiterverläuft, weiß niemand. Es ist nicht auszuschließen, dass das utopische Erfolgsprojekt der freien Enzyklopädie zumindest dort einem jähen Ende entgegengehen könnte.

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