Donnerstag, Dezember 05, 2024

Trotz hoher Arbeitslosigkeit und lahmer Konjunktur ist Österreichs Jugend überraschend optimistisch, sich ein Leben nach den eigenen Vorstellungen leisten zu können. Das Thema Vorsorge nimmt für sie einen deutlich wichtigeren Stellenwert ein als für ihre Eltern und Großeltern.

Das Glück ist bekanntlich ein Vogerl. Und Österreich muss ein Land der Ornithologen sein, wie man aus der Generali Zukunftsstudie 2015 schließen könnte. Rund 2.000 Österreicherinnen und Österreich ab 15 Jahren wurden im Juni und Juli von MindTake Research über ihre Erwartungen, Sorgen und Glücksmomente befragt. Größte Glücksbringer im Leben sind demnach die Familie und Freundschaften. Weltpolitischen Krisen zum Trotz blicken 71 % optimistisch in die Zukunft.

Die Top 3 unter den Zukunftssorgen des Vorjahrs blieben auch 2015 in der Reihung unverändert: Der Anstieg der Lebenserhaltungskosten, die schlechte Konjunktur und die Kürzung der staatlichen Pension bereiten nach wie vor den größten Kummer. Vor Alltagsrisiken und persönlichem Unglück, allen voran schwere Krankheit, fürchten sich deutlich weniger Menschen, einzig die Sorge um die negative Wirtschaftsentwicklung und – unter den älteren Befragten – um die Zukunft der Kinder nahm zu. »Das Gefahrenpotenzial eines Krieges, eines Gewaltverbrechens oder des Klimawandels wird in Österreich höher eingeschätzt als das Risiko eines Unfalls oder einer schweren Krankheit«, bestätigt Peter Thirring, Vorstandsvorsitzender der Generali Versicherung AG.

Peter Thirring

Peter Thirring, Generali Versicherung: »Autos und Handys sind meist rundum geschützt, die eigene Person nicht.«

Fürsorgliche Eltern

Die Ergebnisse der Generali-Umfrage decken sich im Wesentlichen mit der Generationen-Studie, die im Auftrag der Donau Versicherung die unterschiedlichen Perspektiven von Jugendlichen bzw. Eltern und Großeltern unter die Lupe nahm. Den vielfach prophezeiten pessimistischen Zukunftsaussichten können die Jugendlichen größtenteils nichts abgewinnen. Zwei Drittel der befragten 15- bis 25-Jährigen sind zuversichtlich, sich auch später ein Leben entsprechend ihren eigenen Vorstellungen leisten zu können. Ihre Eltern und Großeltern sind diesbezüglich weit pessimistischer.

»Es wird die erste Generation sein, die nicht mehr mit so hohem Lebensstandard rechnen kann«, sagt Elisabeth Stadler, Generaldirektorin der Donau Versicherung AG. In diesem Punkt zeigt sich die größte
Divergenz: 44 % der älteren Generation gehen davon aus, ihrem Nachwuchs noch länger unter die Arme greifen zu müssen. 85 % der Jugendlichen zeigen sich dagegen hoch motiviert, ihren Start ins Leben allein zu meistern. »Der Wunsch nach Eigenverantwortung wird unterschätzt«, erläutert Studienleiterin Christina Matzka von meinungsraum.at. »Eltern und Großeltern sehen sich aufgrund ihrer Fürsorgerolle stark in der Verantwortung. Die Jugendlichen fordern dagegen, selbst Entscheidungen planen und treffen zu können. Gleichzeitig wissen auch sie, dass es ohne Unterstützung ihrer Eltern kaum gehen wird.« 54 % denken dabei in erster Linie an Geld, Ratschläge stehen an zweiter Stelle.

Wunsch nach Unabhängigkeit

Die größten Stolpersteine auf dem Weg in die Unabhängigkeit sind für vier von fünf Jugendlichen die hohen Lebenserhaltungskosten und teure Wohnungen. Auch die schwierige Arbeitsplatzsituation bereitet vielen Sorgen, jeder Zweite sieht Probleme in der Verfügbarkeit von Ausbildungsplätzen. Vor allem junge Frauen messen dem Bereich Arbeitsplatz und Ausbildung mehr Bedeutung bei – ebenfalls ein Indiz für das Streben nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit. Generell nimmt das Thema Bildung aber für die ältere Generation einen höheren Stellenwert ein. »Viele der Eltern und vor allem der Großeltern hatten weder so vielfältige Bildungsmöglichkeiten noch den Zugang dazu wie die heutige Jugend«, erklärt Matzka. »Ein Auslandssemester ist längst gang und gäbe.«

Elisabeth Stadler

Elisabeth Stadler, Donau Versicherung: »Die Notwendigkeit einer Pensionsvorsorge wird von Jugendlichen stärker wahrgenommen.«

Weitaus stärker als Ältere das vermuten würden, beschäftigen sich Jugendliche mit ihrer finanziellen Zukunft. So liegt das »Sparen für die Zukunft« mit 24 % bereits hinter der Ausbildung an zweiter Stelle der Prioritätenliste, für Eltern und Großeltern hat Sparen nur eine untergeordnete Bedeutung (11 %). Das spiegelt sich auch im Vorsorgeverhalten wider: Sechs von zehn Jugendlichen legen bereits durchschnittlich 176 Euro pro Monat für später zur Seite – um 40 % mehr als die ältere Generation. Mehrheitlich wird als Sparziel eine eigene Wohnung (46 %) genannt. Das Auto oder Moped (20 %) liegt gleichauf mit der Vorsorge für die Zukunft oder Pension (21 %), was sogar Donau-Generaldirektorin Stadler in dieser Ausprägung überrascht: »Das Thema Auto ist bei den Jugendlichen deutlich in den Hintergrund gerückt. Viele machen gar nicht mehr den Führerschein.«

Das klassische Sparbuch, Bausparen und die Lebensversicherung sind dabei für alle Generationen die drei wichtigsten Vorsorgeinstrumente. Das Sparbuch liegt als jederzeit verfügbare Form der Geldanlage klar voran. Interessanter Nebenaspekt: Die Sensibilität für die Notwendigkeit einer Pensionsvorsorge ist bei jungen Menschen deutlich ausgeprägter als bei älteren, obwohl ihr Lebens-abend noch in weiter Ferne liegt.

Handys rundum geschützt

Der Blick durch die rosarote Brille wirkt sich auch in anderen Bereichen auf das Vorsorgeverhalten der ÖsterreicherInnen aus. »Das Bewusstsein für die Risikoabsicherung der eigenen Person ist oft zu wenig ausgeprägt«, sagt Generali-CEO Thirring. »Während Autos und Handys meist rundum geschützt sind, fehlt es an der Vorsorge bei einem Freizeitunfall, bei Berufsunfähigkeit oder bei Pflegebedarf.« Die optimistische Grundstimmung wirkt wie ein Schutzschild, Motto: »Mir wird schon nichts passieren.«

Bei den Versicherungen will man noch stärker als bisher bei jüngeren Menschen ansetzen. »Wir sehen es sehr positiv und als eine klare Bestätigung unserer Beratungsverpflichtung, da die Lebensversicherung bereits von einem Viertel der Jugendlichen als die zweitwichtigste Vorsorgeform genannt wird«, sagt Donau-Chefin Stadler. Grundsätzlich gilt: Je früher mit der Vorsorge begonnen wird, desto günstiger sind die Prämien und die Erträge höher. Mit nur einem Euro pro Tag ab der Geburt des Kindes könne bis zum 20. Geburtstag beispielsweise ein Startkapital von 11.950 Euro angespart werden, wie Stadler vorrechnet. Zahlen Jugendliche ab ihrem 20. Lebensjahr monatlich 37 Euro in eine Lebensversicherung ein, sammelt sich mit Gewinnbeteiligung bis zum Pensionsantritt ein Kapital von 79.176 Euro an, das als lebenslange Rente von 318 Euro pro Monat ausgeschüttet werden kann.

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