Montag, April 29, 2024

Ein paar kleine Tipps und Tricks, sie Sie sich die Urlaubserholung erhalten können.

von Martin Christian Morgenstern

Neuere Studien zeigen, dass bei immer mehr Menschen die Erholung eines Urlaubs bereits nach weniger als einer Woche verflogen ist. Weg ist das Gefühl des Nicht-gehetzt-Seins und des Durchatmen-Könnens. Warum das so ist, hat ganz einfache Gründe. Das menschliche Gehirn reagiert auf jede nicht kontrollierbare Situation oder Person mit Stress. Zeitdruck oder zu viele Aufgaben zum Beispiel sagen dem Gehirn, dass ein Verlust oder Ärger drohen. Daraufhin wird sofort eine Stressreaktion ausgelöst, als laufe ein hungriger Grizzlybär hinter einem her. Gleichzeitig werden die Gehirnareale fürs Denken abgeschaltet. So kocht man dann im Stress hoch und wird gleichzeitig auch noch ineffektiver. Kaum sind wir also aus unserem schönen »grizzlyfreien« Urlaub zurück, da geht schon wieder die Post ab. Viele Aufgaben und Mails haben sich während unserer Abwesenheit angestaut. Ab dann flitzen die Stresshormone wieder durch Körper und Geist und saugen den liebevoll aufgeladenen Akku wieder leer. Dann brauchen wir eine Erholungspause. Je tiefer der Akku nun entladen ist, desto länger brauchen wir unsere Ruhe. Und da liegt bei den meisten Menschen das Problem im Alltag. Wer viel Stress hat, der hat meistens auch wenig Zeit zum Regenerieren. Wenn wir also nach dem Urlaub sofort wieder Vollgas geben und die dann nötigen längeren Regenerationszeiten nicht einhalten, dann ist der Akku schon in wenigen Tagen wieder leergesaugt. Denn der Akku kann genau wie ein Tank im Auto nicht mehr als voll gemacht werden. Und dann hält der menschliche Akku im vollen Ladezustand stets immer nur ein paar Tage, bevor er wieder an das Ladegerät muss.

Balance finden

Sollten Sie sich gerade hier wiederfinden, dann bekommen Sie jetzt schon einmal eine ganz wichtige Information. Sie verbrauchen mehr Energie als der Energiespeicher Ihres Körper zur Verfügung stellt. Normalerweise sollte ein Leben eine Balance zwischen Belastung (Stress) und Erholung bieten. Natürlich gibt es immer Phasen wie Kinder, Hausbau, Jobwechsel, Projekte etc., die an den Kräften zehren. Das aber sollte die Ausnahme sein, nicht die Regel. Ansonsten wird es auf die eine oder andere Weise ungesund. Dauerstress belastet das Herz-Kreislauf-System enorm. Bluthochdruck und Herzinfarkte sind Krankheitsbilder, die daraus resultieren können. Das Verdauungssystem wird auch gestört, weil Verdauen eigentlich in der Ruhephase stattfinden soll. Nur wenn es kaum Ruhephasen gibt? Magengeschwüre und Co lassen grüßen. Auch müssen Sie unbedingt wissen, dass sich unter Stress die Körperzellen nicht gerne erneuern. Aber genau dass müssen sie regelmäßig. Denken Sie in dem Zusammenhang mal an Hautschüppchen. Aber nicht nur die Haut erneuert sich permanent. Auch die Zellen der Organe tun dies, und das ziemlich emsig. Und wenn wir uns im Dauerstress befinden, werden die Zellen immer weniger erneuert und damit anfällig für diverse Krankheiten. Daneben wird das Immunsystem durch Dauerstress immer schwächer und bietet Erregern aller Couleur täglich mehr Spielraum. Auch kann es sein, dass der Körper irgendwann so erschöpft ist, dass er depressiv zusammenbricht. Er ist dann ausgebrannt, man spricht dann von Burn-out.

Lösungen für den Alltag

Stress gehört zu jedem Leben dazu. Viel Stress kostet einfach viel Kraft und fordert deshalb auch viel Erholung. Weil die meis­ten Menschen aber nicht alle zwei Wochen in Urlaub fahren können, sollte man versuchen, den Urlaub in jeden Tag zu integrieren. Bereits wenige Minuten abzuschalten, tankt den Akku wunderbar auf und verhindert die Tiefenentladung. Ein idealer Zeitpunkt dafür ist, wenn wir sowieso müde sind. Das ist in der Regel natürlicherweise ungefähr alle vier Stunden der Fall. Auch nach dem Mittagessen, wenn der Körper alle Energie in die Verdauung investiert, ist ein guter Zeitpunkt für einen Kurzurlaub. Es gibt viele verschiedene Techniken, um abzuschalten und Kraft zu tanken. Ich werde Ihnen im Folgenden drei Techniken vorstellen, die ich persönlich für besonders gut halte.

Technik 1: Einen Baum pflanzen

Machen Sie es sich für diese Technik an einem beliebigen Ort bequem und reservieren Sie sich ein Zeitfenster von fünf bis zehn Minuten. Wenn Sie danach terminlich eng sind, stellen Sie sich einen Wecker, denn manchmal schläft man dabei auch gerne ein. Schließen Sie nun Ihre Augen und stellen sich vor, Sie drücken ein Samenkorn in den Boden. Nun stellen Sie sich in Ihrer Fantasie vor, wie aus dem Samenkorn ein kleiner Stamm aus dem Boden erwächst. Jetzt nehmen Sie alle Wahrnehmungen und Gedanken, die Ihnen gerade durch den Kopf gehen, und lassen Sie mit ihnen den Baumstamm immer dicker und größer werden. Wenn der Stamm, durch Gedanken und Wahrnehmungen genährt, richtig groß und stark geworden ist, dann lassen Sie in der Baumkrone schöne grüne Blätter wachsen. Jetzt dürfen Sie Ihren Baum bestaunen! Je mehr Sie sich nun in der Welt versenken, desto entspannter werden Sie. Sie schöpfen neue Kraft und tanken Erholung. Mit dem Wecker oder dem natürlichen Öffnen der Augen beenden Sie dann Ihren Kurzurlaub. Aber Sie wissen, dass Sie ab jetzt jederzeit hierhin wieder zurückkehren können.

Technik 2. Die kleine Atempause

Nehmen Sie sich dazu ein Zeitfenster von rund fünf Minuten und stellen Sie ruhig einen Wecker dazu ein. Machen Sie es sich gemütlich. Konzentrieren Sie sich zu Beginn nur auf das Einatmen durch die Nase. Stellen Sie sich dabei einfach vor, Sie atmen durch den Bauchnabel ein. Dabei können Sie feststellen, wie sich Ihre Lungen von der Tiefe aus mit frischer Luft füllen und sich der Brustkorb immer mehr erweitert. Das Einatmen sollte ungefähr vier bis fünf Sekunden dauern. Anfänglich können Sie ruhig mit der inneren Stimme mitzählen. Nach dem Einatmen lassen Sie einfach los und atmen langsam aus. Wenn Ihre Gedanken oder andere Wahrnehmungen wie Geräusche Ihre Aufmerksamkeit von der Atmung abziehen, ist das normal. Versuchen Sie, wenn Sie es merken, dann einfach wieder auf die Atmung – mit Schwerpunkt Einatmen – zurückzukehren.

Technik 3. Das Abschaltritual

Körper und Geist entspannen in der Freizeit meist automatisch. Denn in der feuen Zeit machen wir das, wonach uns ist. Ganz egal, ob Sie zum Beispiel Fernsehen gucken, ein Buch lesen, mit anderen Menschen sprechen, im Internet surfen, spazieren gehen oder Sport treiben. In Abhängigkeit zur Energie machen sie meist entweder herausfordernde oder eher entspannende Dinge. Das alles funktioniert aber nur dann, wenn der unbewusste Teil des Gehirns sich gedanklich von der Arbeit verabschiedet. Der Geist nimmt aber nicht selten Arbeitsthemen mit nach Hause. Dann klappt das Abschalten nicht gut, weil die Gedanken an die Arbeit immer weiter Stress im Körper auslösen. Um sich von belastenden Arbeitsgedanken zu lösen, bedarf es eines Rituals. Möglicherweise wenden Sie bereits schon eins mehr oder weniger bewusst an. Manche Menschen legen mit der Berufskleidung den Job ab, andere trinken erstmal eine Tasse Tee oder legen zehn Minuten die Füße hoch. Eine Idee von mir für ein Ritual findet am Türschloss statt. Wenn Sie zu Hause ankommen und den Schlüssel ins Schloss stecken, atmen Sie einmal so langsam wie Sie können durch die Nase ein und so langsam wie es geht durch den leicht geschlossenen Mund wieder aus. Betreten Sie dann Ihre Wohnung, schenken sich selber ein freundliches Lächeln und sagen sich »Ich wünsche mir jetzt eine erholsame und schöne freie Zeit!« Stellen Sie sich dabei vor, mit der Türschwelle eine Linie zu überqueren.


Zum Autor

Dr. Martin Christian Morgenstern ist ein renommierter Verhaltensforscher und Evolutionspsychologe. Als Experte für mentale Stärke, Persönlichkeitsentwicklung, Motivation und Stressmanagement berät, coacht und trainiert er seit über zehn Jahren Fach- und Führungskräfte, Politiker, Unternehmer und Berufssportler. Zudem ist er seit vielen Jahren Lehrbeauftragter an renommierten Fachhochschulen. Seine Methoden sind wissenschaftlich bestätigt und können sofort zu 100 Prozent umgesetzt werden. Im Januar ist im Village Business Verlag sein Buch »Gelassen gewinnen« erschienen.

Mehr zum Autor unter:
www.martinmorgenstern.com

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