Samstag, Juli 27, 2024
Bindeglied für den Arbeitsmarkt
Martin Zieger, ÖPDL, Heidi Blaschek, WKO, und Herbert Kling, brandscore.at, (v. li.) präsentierten die aktuelle Zeitarbeitsstudie. (Fotocredit: ÖPDL)

In Zeiten des Arbeitskräftemangels greifen viele Unternehmen nicht nur als temporäre Lösung auf Personaldienstleister zurück. Die Arbeitszufriedenheit ist unter Zeitarbeiter*innen signifikant höher als in der erwerbstätigen Gesamtbevölkerung Österreichs. 

Text: Angela Heissenberger

Derzeit sind rund 90.000 Personen in Österreich in Zeitarbeit beschäftigt, das entspricht rund zwei Prozent der Erwerbstätigen. Jede*r fünfte Arbeitnehmer*in hat schon einmal in einem Zeitarbeitsverhältnis gearbeitet. Den schlechten Ruf habe die Branche längst abgelegt, wie Martin Zieger, Präsident des Verbands Österreichs Personaldienstleister (ÖPDL) und CEO der Powerserv Austria GmbH, betont: »Der Arbeitsmarkt hat sich gedreht. Die Mitarbeiter*innen suchen sich aus, wo sie arbeiten möchten.«

Zeitarbeit bietet diese Flexibilität – gleichzeitig sind überlassene Arbeitskräfte gegenüber dem Stammpersonal gleichgestellt. Zeitarbeit unterliegt in Österreich so strengen gesetzlichen Regelungen wie in kaum einem anderen EU-Land. Es gilt das Günstigkeitsprinzip: Zeitarbeitskräfte werden nach dem Kollektivvertrag der Personaldienstleister entlohnt. Sieht der Kollektivvertrag des beschäftigenden Unternehmens jedoch ein höheres Entgelt vor, so ist dieser anzuwenden. 

Intensiver Austausch

Eine aktuelle Studie im Auftrag des ÖPDL, für die knapp 1.400 Arbeitnehmer*innen befragt wurden, bestätigt die hohe Arbeitszufriedenheit. Nur zehn Prozent der Beschäftigten wollen das Zeitarbeitssystem verlassen. 85 Prozent der Zeitarbeitskräfte erkennen einen klaren Sinn (»Purpose«) in ihrer Tätigkeit – gegenüber 59 Prozent in der Gesamtbevölkerung. Generell zeigt sich eine signifikant höhere Arbeitszufriedenheit der Zeitarbeitnehmer*innen. Die wesentlichen Faktoren dafür ortet Studienleiter Herbert Kling, brandscore.at, im zwischenmenschlichen Bereich: »Unsere Studie zeigt, dass Zeitarbeitsunternehmen einen intensiven Austausch mit Kunden pflegen, klare Kommunikation und Gleichbehandlung gewährleisten.«

Innere Kündigung ist für Zeitarbeitnehmer*innen deutlich weniger Thema, als für die österreichischen Erwerbstätigen insgesamt. Befragt wurden knapp 1.400 Personen. 


Nutzten Betriebe früher Zeitarbeit, um Produktionsspitzen abzudecken, sichern Zeitarbeiter*innen in Zeiten des akuten Personalmangels heute oftmals die Aufrechterhaltung des regulären Betriebs. »Zeitarbeit ist keine temporäre Lösung, sondern eine nachhaltige Antwort auf den Arbeitskräftemangel in Österreich«, erklärt Zieger. »Unsere Branche spielt eine zentrale Rolle im nationalen und internationalen Recruiting.« 20 Prozent der Zeitarbeitskräfte stammen aus dem Ausland.

Viele Unternehmen haben die mühselige Personalsuche längst an Personaldienstleister ausgelagert. »Wir beobachten derzeit eine hohe Zahl an Übernahmen – 23 Prozent. Das ist für uns natürlich bitter, weil wir Mitarbeiter*innen verlieren, zeigt aber auch, dass wir gute Arbeit leisten«, sagt Heidi Blaschek, Bundesvorsitzende der Personaldienstleister im Fachverband der WKO. Als Geschäftsführerin von Die Job Schneider Personaldienste GmbH sowie der ManpowerGroup GmbH achte sie schon beim Vorstellungsgespräch auf das »Perfect Match«: »Wo liegen die Talente und Interessen der Kandidat*innen? Das muss nicht unbedingt die Position sein, für die sie sich beworben haben.« Personaldienstleistung entwickle sich somit zu einem immer wichtigeren Bindeglied am Arbeitsmarkt. Dieser erfordere neue Konzepte, so Blaschek: »Wir möchten Teil der Lösung sein.«

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