Freitag, April 19, 2024

Die Rohstoffbranche steht vor großen Herausforderungen. Das Forum mineralische Rohstoffe und Report(+)PLUS haben bei den Unternehmen nachgefragt, wie sie den drängenden Themen der Zukunft begegnen. 

Herbert Zech
Geschäftsführer der Zech Kies GmbH, Landessprecher der Regionalgruppe Vorarlberg

In Vorarlberg sind Rohstoffabbaugebiete und Deponieflächen knapp. Was kann dagegen unternommen werden?

Wer Wirtschaftswachstum und Wohlstand will, muss auch eine regionalen Rohstoffversorgung und eine regionale Entsorgung von nicht verwertbarem Bodenaushub wollen. Das eine geht mittelfristig nicht ohne das andere. Dass in Vorarlberg ca. 25 Prozent der Gesteinskörnungen aus recycelten Materialien (Bodenaushub und Rückbau) gewonnen werden, zeigt, dass der Wille der Unternehmen für nachhaltige Lösungen unbestritten vorhanden ist. Das muss man stärker herausheben. Des Weiteren sollte für alle Beteiligten klargestellt werden, wie das Abfallwirtschaftsgesetz und das Altlastensanierungsgesetz auszulegen sind. Hier herrscht eine große Unsicherheit, welche das Deponievolumen in Vorarlberg zusätzlich verknappt. 

Die Zech Kies GmbH wurde 1958 von KR Herbert Zech sen. gegründet und ist Teil der Zech Kies Gruppe, die sich mit den Themen Rohstoffgewinnung, Lieferbeton, Kreislaufwirtschaft, Wasserbau und Energieerzeugung im Vierländereck Vorarlberg, Deutschland, Schweiz und Liechtenstein beschäftigt. Das Unternehmen betreibt drei Gesteinsabbaue in Vorarlberg und beschäftigt im Bereich Rohstoffgewinnung ca. 50 Mitarbeiter*innen.

Johann Eder
Geschäftsführer der Moldan Baustoffe GmbH, Vorstandsvorsitzender des Forums Rohstoffe und Landessprecher der Regionalgruppe Salzburg

Empfinden Sie den Verwaltungsaufwand bei neuen Projekten als überbordend?

Ich bin davon überzeugt, dass heute nur noch sehr gut ausgearbeitete Projekte eine Chance auf Genehmigung haben und das ist auch gut so. Jedoch sprengen die geforderten Unterlagen bzw. Gutachten mittlerweile sehr oft den Rahmen. Der Umfang an benötigten Dokumenten ist enorm und stellt vor allem für kleine und mittelständische Betriebe eine schon fast unüberwindbare Hürde dar. Die Kosten und der Zeitaufwand für neue Projekte sind für diese Betriebe kaum mehr darstellbar und das ist meiner Meinung nach keine gute Entwicklung.

Die Moldan Baustoffe GmbH & Co KG wurde 1812 gegründet. An den Standorten Kuchl, St. Koloman, Abtenau und Werfen sind 66 Mitarbeiter*innen beschäftigt. Die Unternehmensbereiche umfassen Gipsrohstein, Gipsbindemittel, Feinsande und Trockenbaustoffe.

Lutz Müller
Geschäftsführer der Kanzelsteinbruch Gratkorn GmbH, Landessprecher der Regionalgruppe Steiermark 

Warum ist die regionale Nutzung und Gewinnung von mineralischen Rohstoffen so wichtig?

Transport ist ein wesentlicher Klima- und Kostenfaktor. Regionale Rohstoffversorgung ermöglicht eine transport- und damit klimaoptimierte Versorgung der Gesellschaft. Früher wurden mineralische Baurohstoffe oft als Massenrohstoffe bezeichnet. Das mag zwar in Bezug auf das geologische Vorkommen in der Erdkruste stimmen, jedoch nicht auf die Verfügbarkeit im Wirtschaftskreislauf. Das zeigt zum Beispiel auch die Tatsache, dass in Norddeutschland Baurohstoffe aus Norwegen importiert werden müssen, weil es keine regionale Verfügbarkeit gibt. Diesen regionalen Vorteil sollten wir in Österreich nicht verspielen. 

Die Wurzeln des Kanzelsteinbruchs gehen weit in das 19. Jahrhundert zurück. Ein neues Kapitel in der Firmengeschichte wurde 2021 mit dem Rückzug der Gründerfamilie Dennig und der Umfirmierung in die Kanzelsteinbruch Gratkorn GmbH als Teil der Firmengruppe Strabag aufgeschlagen. Der Betrieb beschäftigt aktuell 14 Mitarbeiter*innen und gewinnt und veredelt rund 450.000 Tonnen Gestein pro Jahr. Damit ist das Unternehmen ein wichtiger Nahversorger für Straßenbaumaterialien für obere und untere Tragschichten sowie von Zuschlagsstoffen für die Heißmischgut- und Betonerzeugung in der zentralen Steiermark.

Koloman Riedler
Geschäftsführender Gesellschafter der Riedler Kies und Bau GmbH & Co KG, Landessprecher der Regionalgruppe Niederösterreich Nord/West 

Wie begegnen Sie den aktuellen Herausforderungen?

Der Leitsatz in unserem Unternehmen lautet: »Im Einklang mit der Natur«. Das wird bei uns seit Generationen täglich gelebt. So wird jedes Kiesabbauprojekt im Vorfeld geprüft – auf Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Mit diesen Erkenntnissen werden Anrainer, Behörden, Sachverständige befasst und die erarbeiteten Fakten schließlich umgesetzt. Als Beispiel führe ich unseren ältesten Kiesabbau in Winklarn an. Als in den 90er-Jahren die Rohstoffgenehmigungen ausliefen, haben wir in Zusammenarbeit mit den Anrainern der Gemeinde Winklarn weitere 20 Hektar Abbau bis zu der Wohnbaunachbarschaft erreicht. Es entstanden und entstehen neue Ökoflächen, eine Sportanlage, ein Betriebsgebiet etc. und für unseren Betrieb ist für lange Zeit der Rohstoff gesichert. 

Die Riedler Kies und Bau GmbH & Co KG wurde von Johannes Riedler gegründet, der 1953 mit dem Kiesabbau begann. Seit 1986 steht sein Sohn Koloman Riedler dem Unternehmen als geschäftsführender Gesellschafter vor. Die Unternehmensbereiche Erdbau, Tiefbau und Transport werden von Andreas Riedler und der Bereich Rohstoffe und Entsorgung von Gregor Riedler seit 2017 jeweils als Geschäftsführer geleitet. Das Familienunternehmen beschäftigt 70 Mitarbeiter*innen.

Jürgen Neuhuber
Geschäftsführer der Welser Kieswerke Treul & Co GmbH, Landessprecher der Regionalgruppe Oberösterreich

Wie können Nutzungskonflikte mit der Bevölkerung besser gelöst werden?

Der Fokus eines neuen Projekts muss bereits in der Planungsphase immer auch auf der Umgebungssituation liegen. Unser Ziel ist es, frühzeitig eine klare und sachliche Kommunikation mit allen Beteiligten zu führen. Es muss erklärt werden, wie sich das Projekt positiv auf die Zukunft in der Region auswirken kann. Es geht um Arbeitsplätze, Versorgung mit leistbaren, hochwertigen Rohstoffen und kurze Transportwege, um den ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten.

Auf der anderen Seite müssen auch Unternehmer hinhören und den Menschen, die der Veränderung in ihrem unmittelbaren Umfeld skeptisch gegenüberstehen, einen Lösungsvorschlag anbieten. Aus Erfahrung wissen wir, dass oft nicht der Abbau zur Debatte steht, sondern vielmehr das Thema Abtransport. Die Herausforderung hierbei ist es, dass alternative Möglichkeiten sinnvoll und wirtschaftlich vertretbar gestaltet werden – denn schließlich sollen diese verbindlich umgesetzt werden können.

Die Welser Kieswerke wurden 1938 von KR Karl Treul in Wels gegründet. Seit der Übersiedlung im Jahr darauf befinden sich der Firmensitz und die Zentrale in Gunskirchen. Das Unternehmen ist immer noch ein reiner Familienbetrieb und beschäftigt ca. 180 Mitarbeiter*innen. Die Firmengruppe ist mittlerweile in vielen Bereichen rund um die Gewinnung und Veredelung von Kiesen, Sanden und Hartgestein tätig. Auf 19 Standorten in Oberösterreich und vier in Niederösterreich werden Materialien gewonnen und/oder veredelt, zwischengelagert und verkauft – u. a. karbonatische (Welser Heide) und silikatische (Steyregger Au) Naturmaterialien, Granite (Mühlviertel), Wachauer Marmor (Waldviertel) und Quarzsande.

Josef Pacher
Geschäftsführer der Dolomit Eberstein Neuper GmbH, Landessprecher der Regionalgruppe Kärnten/Osttirol 

Was sind die aktuellen Herausforderungen in Ihrem Unternehmen?

Eine der schwierigsten Herausforderungen ist aktuell der Mangel an Facharbeiter*innen. Einerseits ist derzeit die Zahl der geeigneten bzw. ausreichend qualifizierten Kandidat*innen am Arbeitsmarkt überschaubar, anderseits müssen wir uns bewusst werden, dass neue, flexible und individualisierte Arbeitszeitmodelle im Entstehen sind. In unserem Fokus steht die ständige Suche nach Mitarbeiter*innen. Eine fundierte Aus- und Weiterbildung und die persönliche Weiterentwicklung im Unternehmen sind uns sehr wichtig. 

Die Dolomit Eberstein Neuper GmbH ist seit 1939 in Besitz der Familien Riedl und Neuper und betreibt drei Standorte – die Dolomitabbaue Eberstein und Kellerberg sowie den Kalkabbau Gösseling. Das Unternehmen wurde bis 2014 von Gerold Neuper geführt, seit 2015 von Josef Pacher als externer Geschäftsführer.

Walter Tunka
Geschäftsführer der Rohrdorfer Sand und Kies GmbH, Landessprecher der Regionalgruppe NÖ-Ost/Wien/Burgenland

Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Anliegen der Rohstoffbranche?

Die Rohstoffbranche ist für eine regionale, krisensichere Baustoffversorgung Österreichs von sehr großer Bedeutung. Unsere Produkte sind insbesondere die Basis für den Bau von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien und umweltfreundlicher Infrastruktur, sie sichern somit unseren Wohlstand und ermöglichen die Transformation der Gesellschaft zur Ressourcen- und Emissionsminimierung. Die Rohstoffbranche leistet ihren Beitrag zum Umweltschutz, indem sie proaktiv in moderne Anlagen und CO2-arme Herstellungsverfahren investiert.

Österreich ist durch seine Vielzahl an Lagerstätten von mineralischen Rohstoffen in der glücklichen Lage, seinen Bedarf langfristig regional zu decken. Allerdings braucht es dafür das Verständnis und die Akzeptanz der Bevölkerung. Von der Politik und Gesellschaft würden wir uns daher wünschen, dass sie uns hierbei unterstützt, für Rechtssicherheit und beschleunigte Genehmigungsverfahren sorgt und konstruktiv auf die öffentliche Wahrnehmung der Branche einwirkt. Denn wir produzieren in Österreich für Österreich.

Die Rohrdorfer Sand und Kies GmbH ist ein Traditionsunternehmen in der Rohstoffbranche und verfügt in diesem Geschäftsbereich über jahrzehntelange Erfahrung. Das Unternehmen betreibt 20 Kieswerke und Steinbrüche in Österreich und beschäftigt 150 Mitarbeiter*innen. Produziert werden Gesteinskörnungen für die betonerzeugende Industrie, Asphaltwerke, das Baugewerbe und für Privatkunden. Über das flächendeckende Werksnetzwerk und die optimierte Logistik werden Kunden umfassend lokal versorgt. 

Thomas Waltle
Geschäftsführer der Streng Bau GmbH und der Kieswerk Starkenbach GmbH, Landessprecher der Regionalgruppe Tirol

Welche Unterstützung würden Sie sich seitens der Politik bzw. Gesetzgebung für Unternehmen in der Rohstoffbranche wünschen?

In Tirol herrscht grundsätzlich eine sehr positive Stimmung. Wir sind mit der politischen Zusammenarbeit zufrieden. Das liegt auch daran, dass wir ein Gesteinsgewinnungskonzept erarbeitet haben und über einen Rohstoffbeirat verfügen. Freilich gäbe es auch noch Verbesserungspotenzial, besonders in Hinblick auf die Vollziehung der notwendigen Umweltverträglichkeitsprüfung. Zur Sicherung der Rohstoffverfügbarkeit wäre eine Vereinfachung der UVP-Verfahren durchaus wünschenswert. Generell kürzere Verfahren und die Klärung durch weniger Sachverständige würden viele Projekte beschleunigen und den Verwaltungsaufwand minimieren.

Zudem steht in Tirol aktuell das Thema Bodenaushubdeponien zur politischen Diskussion. Demnach soll im Mai im Landtag über einen Antrag abgestimmt werden, welcher die Bodenaushubdeponien nur mehr auf im Flächenwidmungsplan dafür vorgesehenen Flächen zulassen würde – ein Beschluss mit weitreichenden Folgen. Mit dem Mitspracherecht der Gemeinden über die Raumordnung in Form von Flächenwidmung würde die Schaffung von notwendigen Bodenaushubdeponien und somit die Entsorgung von Bodenaushubmaterialen deutlich erschwert werden.

Die Firma Streng Bau wurde 1957 von Herbert Streng gegründet und machte sich mit dem Bau von Tankstellen im Bezirk Landeck einen Namen. Später wurde im Zuge des Autobahnbaues in Tirol das Geschäftsfeld auf Tiefbau umgestellt. Das Unternehmen befindet sich seit über 50 Jahren unter der Führung der Familien Streng bzw. Waltle und wird derzeit vom Enkel des Firmengründers, Thomas Waltle, geführt. In der Firmengeschichte wurde der Geschäftsbereich immer weiter vergrößert und so gehören mittlerweile Aufgaben wie z. B. Containerservice, Recycling, Sondertransporte und Transportbegleitung zum Portfolio.

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