Sonntag, Oktober 13, 2024

Kaum ein anderer Begriff ist in den letzten Jahren so inflationär und missbräuchlich verwendet worden wie die »Nachhaltigkeit«. Jedes Unternehmen nimmt heute für sich in Anspruch, nachhaltig zu agieren. Nicht selten bleibt es aber bei Lippenbekenntnissen. Deshalb hat der Bau & Immobilien Report diese Rubrik ins Leben gerufen, in der bekannte Branchenplayer darlegen können, wie der Nachhaltigkeitsgedanke in ihrem Unternehmen konkret umgesetzt wird.

Von der Straße auf die Schiene
"Das Unternehmen Knauf hat in den letzten Jahren einige Maßnahmen gesetzt, um den Verkehr auf der Straße zu verringern. So setzen wir für die Produktion von Gipsplatten und Spachtelmassen seit Anfang des Jahres 2012 verstärkt neben Naturgips auch auf synthetischen Gips. Dieser sekundäre Rohstoff, der in der Industrieproduktion anfällt, wird per Bahn von osteuropäischen  Nachbarländern sowie aus Österreich zum Produktionsstandort Weißenbach/Liezen transportiert. Durch den Einsatz des synthetischen Gipses werden nicht nur Umwelt und Ressourcen geschont, sondern auch das österreichische Werk für Jahre gesichert. Zudem wird ein hoher Anteil des Transportverkehrs von der Straße auf die Schiene verlagert. Wir sparen rund 6.600 LKW-Ladungen pro Jahr ein. Durch die Verwendung eines neu entwickelten Waggons seit 2014 ist eine höhere Zugladung bis zu 11 % möglich. Somit kann jeder zehnte Zug eingespart werden und dies schont wieder Ressourcen. Ein weiterer Schritt, um den Straßenverkehr zu entlasten, ist die Knauf Citylogistik, hier wird der Transportweg von Weißenbach nach Wien mit der Bahn gefahren und nur die letzte Meile  zu den Kunden im Ballungszentrum Wien und Umgebung wird mit LKW gefahren.
Dies praktizieren wir schon jahrelang auch für den ungarischen Markt. Insgesamt wurden bis dato von 2012–2014 290 Ganzzüge – diese Menge entsprechen ca. 13.674 LKW-Ladungen bzw. 27.348 LKW-Bewegungen – von der Straße auf die Bahn gebracht. Durch die Erweiterung der Rohstoffversorgung und durch die Transportentlastung von der Straße auf die Schiene konnten wir unseren ökologischen Fußabdruck wesentlich verbessern, wie auch Berechnungen des IBO (Österreichisches Institut für Baubiologie und Bauökologie) zeigen."
Otto Ordelt, Geschäftsführer Knauf

Nachhaltigkeit ist ein permanentes Thema
"Im 2009 in Betrieb genommenen Isokorb-Werk der deutschen Schöck-Gruppe im oberösterreichischen Pucking ist Nachhaltigkeit ein permanentes Thema. Wir optimieren die Abläufe immer wieder, um die eingesetzten Materialien bestmöglich zu verwerten und Verschwendung jeglicher Art zu vermeiden. Ein Beispiel dafür aus dem Verpackungsbereich: Zu 90 Prozent wird dort Holz verwendet. Sämtliche beim Verpacken entstehenden Holzabfälle werden dem Lieferanten zurückgegeben und dieser verwertet sie zur teilweisen Heizung seiner eigenen Produktion.
Auch bei der Auslieferung der fertigen Produkte wird auf die Umwelt geachtet. Bei Kommissionslieferungen wird die Menge so berechnet, dass das Ladevolumen der LKWs optimal ausgenutzt wird, um unnötigen LKW-Verkehr zu vermeiden. Ein anderes Beispiel: Der Dämmkörper der neuen Isokorb-Generation besteht aus Neopor. Die bei der Produktion entstehenden Abfälle werden gesammelt und an ein Unternehmen weiterverkauft, das daraus Isolierungen für Fußböden produziert. Bei der Heizung der Werkshalle wird ebenfalls auf nachhaltigen Energieeinsatz geachtet. Die warme Abluft wird abgesaugt, gereinigt und dann wieder zur Erwärmung des Gebäudes verwendet. Außerhalb der Betriebszeiten wird die Produktion komplett vom Netz genommen, um auch unnötigen Kleinverbrauch auszuschalten."
Christoph Mauerkirchner, Leiter Schöck-Werk Pucking

Nachhaltigkeit – ein anderes Wort für Verantwortung
"Alle reden von der Verantwortung. Für die BIG als Unternehmen der Republik Österreich ist das Wort täglicher Auftrag. So wird in der BIG Recycling-Papier verwendet. Wir tauschen alte Lampen gegen LEDs und ermuntern zum Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel. Unser internes Umweltmanagement ist mit dem ÖkoBusiness Plan zertifiziert. Leider ist das alles nach wie vor nicht selbstverständlich.
Ziel ist daher Bewusstseinsbildung über konkrete Projekte. Denn wenn das Thema nicht greifbar wird, bleibt es ewig ein diffuses Theoriegebäude. Unser Anspruch ist, der Nachhaltigkeit Raum zu geben. Da ist etwa das Justizzentrum Korneuburg, das größte öffentliche genutzte Passivhaus Österreichs. Die Heizung und Kühlung der Objekte auf dem Campus WU erfolgt mittels Geothermie. Zwei Sanierungsprojekte aus unserem Programm »BIG Modern« wurden vor kurzem abgeschlossen: Das Plus-Energie-Bürohaus der TU am Getreidemarkt mit einer fassadenintegrierten Photovoltaikanlage und die Fakultät für Technische Wissenschaften der LFU Innsbruck: Hier wurde eine spezielle Lüftungstechnik entwickelt.
Nicht selten ist es herausfordernd, Menschen auf diesem Weg mitzunehmen. Genau diese Verantwortung haben wir für uns definiert. Nämlich einen Schritt voraus zu sein. Wenn uns jemand dabei folgt, haben wir schon einiges erreicht."
Hans-Peter Weiss, Geschäftsführer Bundesimmobiliengesellschaft

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