Freitag, Mai 10, 2024

25 Jahre in der Branche geben uns den Anlass, nun zur Abwechslung einmal ein wenig hinter die Kulissen zu blicken, was Facility Management für die, die es täglich leisten müssen, wirklich bedeutet. Ein Gastkommentar von Gerhard Schenk, Geschäftsführer HSG Zander.

Laut meiner Wahrnehmung ist der Facility Manager für Ergebnis bzw. Kosten für eine oder mehrere Immobilien verantwortlich, was mit folgenden Aufgaben bzw. Qualifikationen verbunden ist. Da ist zunächst einmal die Verantwortung: Der Facility Manager ist bei diversen Behörden – etwa der Feuerwehr – namentlich als derjenige gemeldet, der dafür verantwortlich ist, dass alle entsprechenden behördlichen Auflagen erfüllt werden, wofür er manchmal sogar persönlich haftet. Diese Verantwortung umfasst die Kenntnis der in der Betriebsanlagengenehmigung vorgeschriebenen Auflagen für eine konkrete Immobilie, aber auch allgemein gültige Normen und Vorschriften. Zudem trägt er als (technischer) Betriebsführer die Verantwortung, im Ernstfall die richtige Entscheidung zu treffen, um Schaden an Vermögen oder gar Leib und Leben zu verhindern.

Die zweite Anforderung ist die technische Ausbildung. In einer größeren Büroimmobilie sind bis zu 20 und mehr elektrische, elektronische und mechanische Hauptanlagen mit verschiedensten Subsystemen eingebaut. Natürlich bedient sich der Facility Manager hierbei einschlägiger Fachfirmen, aber im Krisenfall ersetzt das nicht seine persönliche Qualifikation. Und die muss auch IT-Verständnis und Kenntnis umfassen. Denn für die ordentliche Betriebsführung bedarf es spezifischer Grundkenntnisse von bis zu zehn und mehr unterschiedlichsten Steuerungs- und Betriebssystemen.

Eine weitere Anfordrung ist, zu dokumentieren und zu berichten. Auch hier wurden die Anforderungen in den letzten Jahren dramatisch höher, da fast jede im Zuge eines Immobilientransfers erstellte Due Diligence mehr und mehr die Qualität des Dokumentationsstandes mitberücksichtigt.

Das führt uns zur nächsten Anforderung an den Facility Manager, nämlich die der kaufmännischen Qualifikation. Ob er nun kosten- oder ergebnisverantwortlich ist, muss er stets darauf achten, den effizientesten Ressourceneinsatz sicherzustellen. 

Und schließlich braucht ein Facility Manager aufgrund der unterschiedlichen Interessen von Investoren und Mietern auch ein psychologisches Talent. Und das wird gerade im Störfall auf eine harte Probe gestellt, wenn die Nerven aller blank liegen.

Dieses komplexe Anforderungsprofil verlangen nur sehr, sehr wenige andere Berufsbilder. Und was soll man so jemandem zahlen? Was ist so jemand, der alle Anforderungen mehr oder weniger gut abdeckt, wert? Das letzte »Angebot« eines Kunden, das ich dazu im Ohr habe, liegt bei 2.100 Euro brutto pro Monat – noch Fragen?

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