Samstag, Oktober 05, 2024

Erstmals die Welt per Solarflugzeug umrunden – mit diesem Ziel hat der Schweizer Bertrand Piccard Anfang März seine Airplane Solar Impulse 2 Richtung Oman gestartet. Sein Partner André Borschberg erwartet ihn beim ersten Zwischenstop. Der Energie Report war beim Start in Abu Dhabi mit dabei.

Von Karin Legat aus Abu Dhabi

Der erste Kontakt zu Bertrand Piccard erfolgt nach einem seiner letzten Testflüge von Solar Impulse 2 (Si2) in Abu Dhabi. Mit leuchtenden Augen berichtet er von seinem großen Traum, der ab 1999 langsam in Erfüllung gehen sollte: die aero-solare Weltumrundung. „Es ist ein großes Abenteuer. Bereits bei meiner Weltumrundung mit dem Heißluftballon Breitling Orbiter 3 habe ich gelernt, mir ein kleines Haus im Himmel zu bauen“, so Piccard und blickt begeistert auf Solar Impulse 2, die noch im Hanger steht. „Ich liebe es, mit den Kräften der Erde zu leben. Das ist eine unglaubliche Herausforderung. Was der Wind für den Ballon bedeutet hat, ist die Sonne nun für das Flugzeug“, betont er und spricht dabei die Idee hinter Solar Impulse an.

Die Si2-Technologie

Das Flugzeug ist mit 300 bis 500 Sensoren bestückt. Das Kommunikationssystem übermittelt mehr als 100 Datenpunkte, von der Temperatur der Motoren über die Position des Flugzeuges bis zu Akku-Spannung, Stabilität, Wind, Druck und Strömungsverhältnissen. „Si2 ist ein sehr komplexes Systems“, bringt es André Borschberg auf den Punkt. „Wir mussten eine Vielzahl an Überprüfungen durchführen, u.a. hinsichtlich der Sicherheit des Oxygensystems, des Alarmsystem, der Redundanz und der Telemetrik. Wenn ein System versagt, betrifft das eine Vielzahl an Funktionen. Alles ist neu, daher mussten wir alles trainieren und neu erfahren.“ Si2 wurde in den Jahren 2011 bis 2014 gebaut. Technologische Herausforderung war v.a. die Bereitstellung der Energie. Die Lösung: 17.248 monokristalline Silizium-Zellen mit 135 Mikron-Dicke auf Flügel, Rumpf und Höhenleitwerk, die untertags Lithium-Polymerakkus aufladen. Bis zum nächsten Sonnenaufgang liefern die Batterien dann die notwendige Energie. Eine entscheidende Verbesserung gegenüber dem Prototyp: Si2 kann seine Batterien auch bei der Durchquerung kleiner Wolkenschichten aufladen. Die Batterien, deren Energiedichte auf 260 Wh/kg optimiert wurde, werden in 4 bis 5 Stunden geladen, können jedoch bis zu 10 Stunden Energie liefern. Die Akkus sind mit High-Density-Foam isoliert. Das ist wichtig aufgrund der hohen Temperaturschwankungen von minus 40 bis plus 40 Grad Celsius. Dank einer Neubearbeitung der Magnete und einer speziellen Schnittweise der Rotorbleche in besonders dünne Scheiben reduzieren die Motoren den Leistungsverlust auf ein Minimum. Die Effizienz liegt bei 97 Prozent. Um die Aerodynamik zu maximieren, wurde die Flügelspannweite von Si2 gegenüber dem Prototypen um 8 m auf 72 m erhöht. Auf maximaler Flughöhe erreicht Si2 eine Geschwindigkeit zwischen 60 und 90 km/h.

Wo ist Si2 zu sehen?

Die Route führt auf ihren 35.000 Kilometern zunächst von Abu Dhabi Richtung Oman, weiter nach Ahmedabad und Varanasi in Indien, Mandalay in Myanmar sowie Chongqing und Nanjing in China. Nach der Überquerung des Pazifiks mit einem Zwischenstopp auf Hawaii hat Si2 Kurs auf die USA. Auf dem letzten Teil der Reise überquert Si2 den Atlantik und landet entweder in Südeuropa oder Nordafrika, bevor sie Ende Juli/Anfang August 2015 wieder an ihren Ausgangspunkt Abu Dhabi zurückkehrt.

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