Mittwoch, Mai 15, 2024

Österreichs größter Energiedienstleister Wien Energie sieht sich mit seinem Effizienzprogramm "voll auf Kurs". Seit Jahren werde ein Bündel an Maßnahmen gesetzt, um die Organisation für zukünftige Herausforderungen zu rüsten und wettbewerbsfähig zu bleiben. Das Programm scheint zu greifen. „Das erste Quartal 2016 ist vom Ergebnis gut gelaufen, der Ausblick für das restliche Jahr positiv“, so der Vorsitzende der Geschäftsführung Thomas Irschik.  Die schwierigen Energiemarkt-Bedingungen halten an, nicht zuletzt auch durch das Brexit-Referendum.

Mit einem Effizienzsteigerungsprogramm plant Wien Energie eine nachhaltig Ergebnisverbesserung um jährlich 86 Mio. Euro. Neben Personalmaßnahmen, die sozial verträglich und moderat ausfallen, werden "alle Möglichkeiten ausgelotet", so Thomas Irschik. Bei den Wiener Stadtwerken sollen bis 2018 im Energiebereich 900 Mitarbeiter eingespart werden, davon entfällt ein Drittel auf Wien Energie, der Rest auf die Wiener Netze. Insgesamt werden davon rund 800 Beamte bei den Stadtwerken ab Oktober 2016 bis 2018 in die Frühpension geschickt.

„Wien Energie muss mit dem Effizienzprogramm auch die Finanzierung künftiger Investitionen sichern“, betont Irschik. Bis Ende 2015 seien 40 Prozent der Wegstrecke erreicht worden, "eine gute Etappendurchlaufzeit". 2016 werde das nächste Etappenziel erreicht. Wien Energie wolle mit dem Programm sicherstellen, dass man eine zukunftssichere Finanzlage habe, die es auch ermögliche, bis zum Jahr 2020 rund ungefähr 870 Mio. Euro in Energieeffizienz, innovative Kundenlösungen und Erneuerbare Energie zu investieren.

"Wir drehen an allen Schrauben, wir ackern alles durch", so der für Finanzen zuständige Geschäftsführer Peter Gönitzer. Darunter fallen der Geschäftsführung zufolge neben dem Personalabbau unter anderem auch Energiebezug, Optimierung von Beschaffung und Vertrieb, die Überprüfung externer Vergaben bzw. Insourcing und ein flexiblerer Einsatz der Kraftwerke. Es gebe auch einen internen Arbeitsmarkt, Umschichtungen oder auch Abteilungszusammenlegungen. Ein Teil des Ergebnisverbesserungsprogramms sei das Wiener-Stadtwerke-Effizienzprogramm "Megawatt". Bei der Wien Energie waren per Ende März 2.660 Mitarbeiter beschäftigt, um 43 weniger als vor einem Jahr. Rund ein Viertel der Beschäftigten sind Beamte, dieser Anteil wird weiter sinken.

Im ersten Quartal hat Wien Energie den Gewinn gesteigert und ein leichtes Umsatzplus erzielt. Das Betriebsergebnis erhöhte sich um 19,8 Prozent auf 101,3 Mio. Euro, der Konzernjahresüberschuss um 21,1 Prozent auf 100,3 Mio. Euro. Der Gasabsatz ist gesunken, der Stromabsatz blieb stabil. Beim Wärmeverkauf gab es wegen steigender Fernwärmeanschlüsse ein leichtes Plus. Die Geschäftsführung rechnet mit einem anhaltend schwierigen Marktumfeld. Die Strompreise am Terminmarkt seien zu Jahresbeginn um 20 Prozent gesunken und hätten sich bis März kaum erholt, seit April seien sie aber um 30 Prozent gestiegen. Auch die Preise für Gas und CO2-Zertifikate hätten sich nach Tiefständen im ersten Quartal wieder erholt. Nach dem Brexit-Referendum seien die Preise für CO2-Zertifikate, Strom, Gas und Kohle wieder gesunken. Das Brexit-Voting habe gezeigt, dass die Energiemärkte mittlerweile hochliquide und damit sehr volatil seien, so Gönitzer. Sie reagieren damit gewissermaßen auch sehr nervös auf solche Entscheidungen - nicht ganz so stark wie bei den Finanzmärkten, aber mittlerweile ähnlich stark. Man habe extreme Preisveränderungen durchwegs nach unten gesehen.

Wien Energie hat im ersten Quartal 2016 um 7 Prozent mehr Strom erzeugt. Dabei wuchs die Produktion aus erneuerbaren Energien um 10 Prozent, vor allem wegen der Inbetriebnahme des Windparks Pottendorf/Tattendorf. Gestiegen sind auch die Erzeugung aus der Abfallverwertung durch den Vollbetrieb der Müllverbrennungsanlage Spittelau sowie aus Wasserkraft und Biomasse.  Fortgesetzt wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien. Für den Sommer geplant sind beispielsweise der Spatenstich für den Windpark Andlersdorf/Orth und für mehrere Photovoltaik-Anlagen in Wien. Die Gaskraftwerke würden vermehrt für Ausgleichsenergie eingesetzt und seien ein stabilisierender Faktor im Stromsystem, so der für die Erzeugung zuständige Geschäftsführer Karl Gruber. Insgesamt betrug die Stromerzeugung im ersten Quartal rund 1.960 Gigawattstunden (GWh) Strom.

Die Strompreise werden wie in der Vorwoche angekündigt per 1. Oktober gesenkt. Konkret wird der reine Energiepreis um 5 Prozent zurückgenommen. Die jährliche Ersparnis für einen Haushaltskunden wird mit bis zu 14 Euro im Jahr beziffert. Es handle sich um die 6. Strompreissenkung seit 2012, betonte Irschik. Die Gaspreise seien seither vier Mal gesenkt worden, zuletzt per Anfang Mai.

Im Bereich E-Mobilität hat die Wien Energie derzeit mehr als 400 öffentlich zugängliche Ladepunkte in Betrieb. Bis Ende des Jahres sollen es 440 werden.

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