- Details
- Bau | Immobilien
Best of ... BIM
Building Information Modeling ist zwar immer noch nicht flächendeckend im Einsatz, fast täglich werden es aber mehr Projekte, die mit BIM geplant und umgesetzt werden. Der Bau & Immobilien präsentiert aktuelle Vorzeigeprojekte.
Bild: Die Tragwerksplanung des neuen Luftschiffhangars Mülheim erfolgte in Allplan auf Basis eines vollständigen 3D-Modells.
Allplan
Luftschiffhangar Mülheim
Der neue Luftschiffhangar Mülheim an der Ruhr vereint visionäre Ingenieurbaukunst mit kompromissloser Nachhaltigkeit. Errichtet für die WDL Luftschiffgesellschaft mbH, ersetzt der preisgekrönte Holzbau seit Ende 2022 den früheren textilbespannten Leichtbau für Wartung und Unterbringung der Luftschiffe. Da nur ein Ersatzneubau genehmigt war, mussten Grundfläche und Kubatur des Bestands beibehalten werden. Statt Stahl kam diesmal jedoch ausschließlich Holz zum Einsatz. Das Architekturbüro Smyk Fischer entschied sich für eine filigrane Fachwerkkonstruktion, entwickelt von Ripkens Wiesenkämper gemeinsam mit Marx Krontal Partner. Das Tragwerk besteht aus fünfzehn 26 Meter hohen Zweigelenkbögen, verbunden durch rund 600 innovative Holzknoten und -binder – völlig ohne Stahl. Eine Aluminiumhülle schützt die Konstruktion, während ein 72 Tonnen schweres, zweiflügeliges Tor technische Präzision auf höchstem Niveau zeigt. Die Tragwerksplanung erfolgte in Allplan auf Basis eines vollständigen 3D-Modells. Kollisionskontrollen, Materialkalkulation und Planableitungen konnten so effizient durchgeführt werden. Dank cloudbasierter Zusammenarbeit arbeiteten mehrere Konstrukteur*innen gleichzeitig am Modell. Der Luftschiffhangar Mülheim wurde mit dem Deutschen Ingenieurbaupreis 2024, dem Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis sowie dem Holzbaupreis NRW ausgezeichnet.

Bild: EPA Wien: Generalsanierung BREEAM-Outstanding-zertifiziert.
ATP architekten ingenieure
BIM als Schlüssel für nachhaltige Sanierung
Das 1972 errichtete Europäische Patentamt in Wien war am Ende seiner Nutzungsdauer. Anstatt abzureißen, entschied man sich für die Generalsanierung und somit den Erhalt der bestehenden Stahlbetonstruktur – ein Schritt, der rund 50 % CO₂ gegenüber einem Neubau einspart. Ziel war ein modernes Bürogebäude, das über den gesamten Lebenszyklus CO₂-neutral betrieben wird. Die nachhaltigste, wirtschaftlich sinnvollste und auch kulturell wertvollste Lösung war nicht ein spektakulärer Neubau, sondern die behutsame und intelligente Sanierung.
Herzstück der Planung von ATP war eine integrale, cloudbasierte BIM-Arbeitsweise. Alle Fachdisziplinen arbeiteten in einem gemeinsamen Modell, das sämtliche architektonischen, technischen und funktionalen Eigenschaften abbildet. Informationen konnten so in Echtzeit ergänzt und über alle Phasen hinweg genutzt werden – von der Vorplanung bis zum Facility Management. Auch Werk- und Montageplanung erfolgten BIM-gestützt in enger Kooperation mit den ausführenden Firmen. Am Ende stand ein vollständiges As-Built-Modell, das den Betrieb unterstützt und Optimierungspotenziale im Lebenszyklus sichtbar macht.
Dank innovativer Gebäudetechnik, Photovoltaik-Integration und einer hochgedämmten Holzelementfassade erzielt das Projekt die BREEAM-Bewertung »Outstanding« – die bisher höchste im gesamten DACH-Raum. Der Vienna Green Hub zeigt eindrucksvoll, wie ATP architekten ingenieure mit integraler Zusammenarbeit und digitaler BIM-basierter Planung den Weg zu klimaneutralen Gebäuden ebnet und Bauen im Bestand auf ein neues Niveau hebt.

Bild: 45 IFC-Modelle, über 900.000 Komponenten und 82 Datadrops bilden die digitale Basis des Projekts TVG.
FCP
Technisches Verwaltungsgebäude Düsseldorf
Mit dem neuen Technischen Verwaltungsgebäude (TVG) in Düsseldorf entsteht ein 110 Meter hohes Vorzeigeprojekt, das Klimaziele, urbane Verantwortung und moderne Arbeitswelten verbindet. Realisiert wird das Vorzeigeprojekt von der aus AllesWirdGut Architektur ZT GmbH, HERTL.ARCHITEKTEN ZT GmbH und FCP bestehenden ARGE TVG, die dabei konsequent auf Open BIM setzt.
Die digitale Basis legen 45 IFC-Modelle, über 900.000 Komponenten und 82 Datadrops. Regelmäßiger Datenaustausch im Zwei-Wochen-Rhythmus, agile Prozesse und ein maßgeschneidertes Issue-Management sorgen für höchste Planungsqualität und Kostensicherheit. Bis zu 118 Expert*innen arbeiteten gleichzeitig am Modell – koordiniert über eine gemeinsame Datenumgebung. Mit der von FCP entwickelten Digitalen Projektumgebung (DPU) konnten zudem auch Beteiligte ohne eigene Modellier-Software aktiv in den 3D-Planungsprozess eingebunden werden. Der Bauherr, die IPM Immobilien | Projekt | Management Düsseldorf GmbH, kann das Gebäude über VR-Modelle und QR-Codes jederzeit virtuell erleben, was einen neuen Standard in Sachen Transparenz darstellt.
Das BIM-Modell der Tragwerksplanung wurde in ein 3D-Rechenmodell überführt und diente als Grundlage für eine weitgehend automatisierte Bemessung. Über eigens implementierte Schnittstellen konnten rund 3.500 Stützen modellbasiert typisiert, visuell dargestellt und in weiterer Folge statisch berechnet werden. Dieser durchgängige Workflow reduzierte manuelle Arbeitsschritte erheblich und ermöglichte eine präzise sowie effiziente Ableitung der statischkonstruktiven Nachweise direkt aus dem digitalen Modell. Beim buildingSMART International Summit 2025 gewann das Projekt kürzlich den openBIM Award in der Kategorie Design for Buildings.

Graphisoft
Quartiersumbau in Speyer
Der Umbau der ehemaligen Sparkassen-Hauptstelle in Speyer aus den 1980er-Jahren zählt zu den aktuell komplexesten Bauprojekten der Domstadt am Rhein. Der Entwurf stammt vom Frankfurter Büro Stefan Forster Architekten und umfasst neben der umfangreichen Sanierung auch ergänzende Neubauten für Wohnen, Büro und Gewerbe. Geplant als Open-BIM-Projekt, nutzt das Architekturbüro hier Archicad als Planungswerkzeug.
Die Sanierungsplanung stellte das Architekturbüro vor Herausforderungen. Aktuelle Brand- und Schallschutzanforderungen beispielsweise kollidierten mit der Bausubstanz. Besonders die erhaltenswerten, aber statisch fast ausgereizten Rippendecken benötigten darum viel Planungsarbeit. Darüber hinaus sind Neugründungen einzelner Gebäudeteile notwendig, die erhöhte statische und ausführungstechnische Aufwände bedingen. Kostenkontrolle und Mengenermittlung sind ebenso herausfordernd. Denn die im BIM-Modell errechneten Massen können nicht direkt für die Abrechnung übernommen werden, da sie zum Beispiel aufgrund von Übermessungsregeln der in Deutschland geltenden VOB von den tatsächlich relevanten Massen abweichen. Der für das BIM-Management verantwortliche Geschäftsführer von Compendium, Florian Kraft, betont den Mehrwert von Open BIM gerade bei einem Umbau: »Vorhandene wie notwendige neue Durchführungen durch Decken, Wände oder Böden lassen sich mit deutlich weniger Fehlern in der Bauphase realisieren, wenn in den frühen Projektphasen gut geplant und am Modell 1:1 überprüft wurde.«

Bild: Dank dem Einsatz von BIM konnten beim Projekt »Opwaardering Maaslijn« Lösungen virtuell entwickelt und optimiert werden, lange bevor gebaut wurde.
Swietelsky
Transformation der Maaslijn
Auf der niederländischen Maaslijn zeigt Swietelsky, wie BIM den Bahnbau revolutioniert. Beim Projekt »Opwaardering Maaslijn« wird die 80 Kilometer lange Strecke zwischen Nijmegen und Roermond elektrifiziert und umfassend modernisiert. Ein Vorhaben dieses Ausmaßes wäre ohne digitale Methoden kaum zu steuern. BIM hilft dabei, die einzelnen »Puzzlesteine« des Projekts bereits vorab am Bildschirm zusammenzusetzen und teure Überraschungen während der Bauphase zu vermeiden. Mit Laserscannern, Drohnen und Trimble GEDO-Trolleys erfassten die Teams der Digitalisation & Construction Services (DCS) der Swietelsky AG zusammen mit Kolleginnen und Kollegen von Swietelsky Rail Benelux das gesamte Umfeld millimetergenau. Aus diesen Daten entstand in einem ersten Schritt ein digitaler Zwilling der Maaslijn, ein präzises 3D-Modell, in dem Gelände, Brücken und Leitungen exakt verortet sind. Damit arbeiten alle Beteiligten mit einer einheitlichen, verlässlichen Datenbasis. Änderungen in einem Modell werden sofort für alle Beteiligten sichtbar, Kollisionsprüfungen laufen automatisiert ab. Mit Augmented Reality (AR) werden die digitalen Modelle direkt auf die Baustelle gebracht: Planungsdaten können in Echtzeit mit der Realität abgeglichen werden.
Besonders innovativ ist die Integration von unterirdischen Leitungsnetzen: Sämtliche Strom-, Gas- und Telekommunikationsleitungen wurden modelliert. So konnten die Ingenieurinnen und Ingenieure bereits in der Planungsphase prüfen, wo Fundamente für Oberleitungsmasten konfliktfrei gesetzt werden können. Ein besonderes Highlight war auch die Integration neuer Fahrleitungsanlagen bei bestehenden Brücken.

Bild: Die digitale und kollaborative Abwicklung des Projekts Koralmtunnel gibt einen Ausblick auf die Zukunft des Tunnelbaus.
PDE Integrale Planung
Der digitalisierte Koralmtunnel
Im Dezember 2025 wird mit dem Koralmtunnel eines der größten Infrastrukturprojekte Europas eröffnet und für den öffentlichen Verkehr freigegeben. Vor allem in der Planungsphase und während der Umsetzung aller Tunnelausbaugewerke sowie der elektrotechnischen Hoch- und Mittelspannungsanlagen und sämtlicher maschineller Anlagen der technischen Bauwerksausrüstung war BIM ein Gamechanger. Weil im Tunnel nur wenig Platz war, stellte die kollisionsfreie Koordination auf Basis der Modelldaten einen wesentlichen Baustein für den erfolgreichen Abschluss des Projekts dar. Die pde Integrale Planung GmbH, eine 100-%-Tochter der Porr Group, übernahm dabei die Rolle des BIM-Gesamtkoordinators sowie Teile der BIM-Fachkoordination. Durch die BIM-gestützte Gesamtkoordination sämtlicher Planungsdisziplinen konnten sieben Gewerke mit rund 20 Planungspartner*innen kollaborativ zusammenarbeiten und damit viele konventionelle Schnittstellen, die in klassisch umgesetzten Projekten auftreten, ineinander greifen. Aus den rund 600 Fachmodellen wurden koordinierte und abgestimmte Pläne abgeleitet. Die etwa 2.500 Plandokumente standen der Baustelle über ein Common-Data-Environment für die Ausführung zur Verfügung. Die frühzeitige und vor allem verortete Dokumentation von Kollisionen, den dazugehörenden Lösungswegen und die klare Kommunikation in der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber, Planern und Auftragnehmern stand dabei im Fokus. Der Koralmtunnel zeigt eindrucksvoll, wie BIM gerade bei komplexesten Bauvorhaben unter Tage für Transparenz, Effizienz und Qualität sorgt.

Bild: Handler Bau setzt bei vielen seiner Projekte auf die BIM-Lösung von Nevaris.
Nevaris
Von verbindlichen Standards zu gelebter Praxis
In Österreich existieren bereits weit entwickelte BIM-Standards. Allerdings wurde im Gegensatz zu Deutschland bislang kein umfassendes BIM-Gesetz verabschiedet, sodass die konkrete Anwendung oft dem Auftraggeber überlassen bleibt und im Vertrag geregelt wird. Etwa 20 Prozent der Unternehmen nutzen BIM-Technologie, vorwiegend große Planungsbüros und Baufirmen, vorwiegend bei öffentlichen Projekten.
Die BIM-Lösung von Nevaris bietet – wie das Beispiel Handler Bau aus Bad Schönau zeigt – einen durchgängigen Open-BIM-Workflow, vom Modell über die Mengen- und Kostenermittlung bis zum LV. So lassen sich auch Projekte in Österreich effizient und zukunftssicher durch Einsatz des internationalen Standards IFC abwickeln. »Ich bin begeistert von der BIM-Lösung, insbesondere wegen der Zukunftssicherheit durch den ifc4-Standard von Nevaris, und freue mich auf weitere Entwicklungen«, sagt Christoph Koch, Kalkulator bei Handler Bau GmbH.
Nevaris empfiehlt, die modellbasierte Planung und Abwicklung auch in Österreich proaktiv umzusetzen, da viele Vorgaben in Partnernetzwerke und private Projekte hineinwirken – und frühzeitiges Handeln Abstimmungsaufwand und Fehlerquellen reduziert. BIM schafft auch hier Wettbewerbsvorteile und frühzeitige Planungssicherheit, unabhängig von der aktuellen gesetzlichen Lage.
- Details
ThemaThema
- Details
- Thema
Früh an Bord
- Redaktion
- 22.Oct.2025
- Details
- Thema
Kooperation als Überlebensstrategie in der Bauwirtschaft
- Redaktion
- 17.Oct.2025
- Details
- Thema
Gemeinsam besser ans Ziel
- Bernd Affenzeller
- 24.Sep.2025
- Details
- Thema
Lean in der Baustellenpraxis
- Bernd Affenzeller
- 01.Sep.2025
Bau & Wirtschaft
- Details
- Bau | Immobilien
Best of ... BIM
- Redaktion
- 11.Nov.2025
- Details
- Bau | Immobilien
AGB und ÖNORMEN: Chance oder Stolperfalle?
- Nina Sterzl, Johanna Hauer
- 11.Nov.2025
- Details
- Bau | Immobilien
Veranstaltungstipp: OÖ Bau-Symposium 2025
- Redaktion
- 10.Nov.2025
- Details
- Bau | Immobilien
Baumit setzt auf intelligente Kalksteintrocknung
- Redaktion
- 05.Nov.2025
- Details
- Bau | Immobilien
Vertraut, und doch anders
- Bernd Affenzeller
- 05.Nov.2025
- Details
- Bau | Immobilien
Lean Management trifft Ethik
- Klaus Lang, Gottfried Mauerhofer
- 05.Nov.2025
- Details
- Bau | Immobilien
Holzbauoffensive in Österreich
- Redaktion
- 05.Nov.2025
- Details
- Bau | Immobilien
Kräftiges Lebenszeichen der FM-Branche
- Redaktion
- 04.Nov.2025
Leben & StilView all
- Details
- Leben & Stil
Private Clubs: Members only
- Rhea Krčmářová
- 11.Nov.2025
- Details
- Leben & Stil
Das Jobkarussell dreht sich im Oktober 2025
- Redaktion
- 29.Oct.2025
- Details
- Köpfe
Drei: Neuer Chief Technology and Information Officer
- Redaktion
- 24.Oct.2025
- Details
- Leben & Stil
Aufgeblasen
- Rainer Sigl
- 24.Oct.2025
Office & TalkView all
- Details
- Officetalk
Enquete Gründung und Nachfolge
- Gerhard Popp
- 03.Nov.2025
- Details
- Officetalk
Kooperation als Überlebensstrategie in der Bauwirtschaft
- Redaktion
- 17.Oct.2025
- Details
- Officetalk
“Deregulierung als Schlüssel für leistbares Wohnen”
- Redaktion
- 14.Oct.2025
- Details
- Officetalk
„Wir müssen in die Umsetzung kommen"
- Gerhard Popp
- 30.Sep.2025
Produkte & ProjekteView all
- Details
- Projekte
Redesign für die Steiermark
- Redaktion
- 04.Nov.2025
- Details
- Projekte
Siemens: neuer Maßstab in der Antriebstechnik
- Redaktion
- 29.Oct.2025
- Details
- Projekte
»Prozesswissen entscheidet über Wettbewerbsfähigkeit«
- Redaktion
- 24.Oct.2025
- Details
- Produkte & Projekte
Digitale Werbefenster punktgenau steuerbar
- Redaktion
- 24.Oct.2025
How to resolve AdBlock issue?