Sonntag, Mai 12, 2024
Digitalisierung: Überlebensfrage für Unternehmen
Bericht zur Kraft der Digitalisierung in Österreich: Michael Zettel (Accenture), Monika Köppl-Turyna (EcoAustria), Christiane Noll (Avanade), Hermann Erlach (Microsoft). (Foto: Stefan Csaky)

Dass sich die Digitalisierung positiv auf Unternehmen und in weiterer Folge auf die Volkswirtschaft auswirkt, wurde bereits mehrfach in Untersuchungen nachgewiesen. Eine aktuelle Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria in Zusammenarbeit mit Accenture, Avanade und Microsoft unterstreicht ebenfalls die makroökonomischen Wachstumseffekte.

„Die Digitalisierung führt zu höheren Umsätzen, mehr Erfolg und dadurch auch einer höheren Beschäftigungsrate in den Unternehmen“, betont Michael Zettel, Country Managing Director Accenture Österreich, bei einer Präsentation Ende Juni. Laut der Studie „Ökonomische Effekte der Digitalisierung in Österreich“ (Link) kann die Verbesserung einer digitalen Wettbewerbsfähigkeit um nur 1 % das BIP pro Kopf um 0,16 % steigern. Bei Realisierung des Aufholpotenzials würde sich daraus eine Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung Österreichs von rund 100 Milliarden Euro ergeben, kumuliert bis 2030. „Wenn Österreich zu den digitalen Champions wie Finnland, Dänemark, Schweden oder den Niederlanden aufschließt, steigt unser BIP jährlich um bis zu 17,4 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung der Wirtschaftsleistung um 3,5 %“, betont Zettel.

Monika Köppl-Turyna, Direktorin EcoAustria, sieht Österreich gemessen an zwei Indizes (Digital Economy and Society Index 2022, DESI, sowie IMD Digital Competitiveness Index 2022) im oberen Mittelfeld einer allgemeinen Digitalisierungsrate in Europa sowie im Mittelfeld mit Aufholbedarf bei eingesetzten Cloud-Infrastrukturen und -Services. Die Cloud wird als einer der wesentlichen Einflussfaktoren für die Digitalisierung der Wirtschaft und Gesellschaft neben den Themen Big Data und KI genannt. Die führenden Länder Schweden, Dänemark, Niederland und Finnland sind mit auffälligem Abstand an der Spitze.



Grafik oben: Bestimmung des digitalen Fortschrittsgrades anhand des IMD Digital Competitiveness Index



Grafik oben: Bedeutung von Cloud-Diensten für digitale Wettbewerbsfähigkeit

Sollte Österreich in einem in der Studie errechneten „Catching up Szenario“ zu einem Spitzenreiter mit hoher digitaler Wettbewerbsfähigkeit aufsteigen, dann ergäben sich daraus 37.000 zusätzliche Arbeitsplätze quer über die Sektoren, also nicht nur in der IT-Branche. Dafür sind digitale Basiskompetenzen, hochspezialisierte IT-Fachqualifikationen, die Nutzung digitaler Technologien in Unternehmen – besonders für KMU – und technologische Breitbandinfrastrukturen entscheidend, wird betont. Die Nutzung von Cloud-Services erklärt rund zwei Drittel der Unterschiede in der digitalen Wettbewerbsfähigkeit der Staaten im Jahr 2022.

In Österreich betrachten sich nur etwa 2 % der Unternehmen als stark digitalisiert und haben bereits digitalisierte Geschäftsmodelle und Entscheidungsprozesse implementiert. Insbesondere KMU haben großes Potenzial: 33 % der Großunternehmen und nur 16 % der KMU nutzen digitale Prozessoptimierung, Prognosen und Analysen. Bei digitalen Geschäftsmodellen und automatisierten Entscheidungen sind es lediglich 4,3 % der Großunternehmen und 2,6 % der KMU.

Cloudanbieter in Österreich

Die geplante Einführung der Cloudregion Österreich als Teil der globalen Microsoft Cloud ermöglicht es österreichischen KMU, Start-ups und öffentlichen Institutionen, moderne Technologien ohne hohe Investitionskosten zu nutzen und ihre Daten dabei lokal zu speichern, ergänzt Microsoft-General Manager Hermann Erlach. Er bestätigt, dass an den neuen Rechenzentren (Anm. Standorte im Osten Österreichs) bereits kräftig gebaut wird. Das Cloudgeschäft von Microsoft wachse in Österreich aktuell stärker als in anderen europäischen Ländern, bedingt durch eine spätere „Cloud Adoption“ durch die Unternehmen. Ebenso werden KI-Lösungen positive Effekte auslösen. „Es gibt abgesehen vom medialen Hype bereits eine unglaublich große Bandbreite verschiedener Einsatzfälle für den beruflichen Alltag.“ Rund 75 % der Wertschöpfung von Kundenprojekten bei Microsoft werden laut Erlach in Österreich erzielt.

Größter Partner mit ausschließlichem Fokus auf Microsoft-Lösungen ist Avanade mit rund 300 Mitarbeitenden. Geschäftsführerin Christiane Noll berichtet aus Gesprächen mit Unternehmenskunden, die „eine Wachstumsmöglichkeit heute überhaupt nur noch mit der Unterstützung durch die Cloud sehen“. Für die Expertin ist eine moderne IT zur Überlebensfrage auch am Arbeitsmarkt geworden, um Fachkräfte zu gewinnen. „Diese kommen nicht mehr zu Unternehmen, die eine veraltete Technologie haben“, berichtet Noll.

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