Automatisiert und klimaneutral soll künftig der Weg in die Cloud für Kunden von Atos ablaufen – quer über die Infrastrukturen der größten Anbieter am Markt.
IT-Services werden zunehmend von unterschiedlichen Orten aus erbracht – aus dem eigenen Rechenzentrumsumgebung („on-premises“), in privaten Cloud-Umgebungen oder aus einer Public Cloud wie etwa Amazon Web Services oder Microsoft Azure. Das macht die Unternehmen hinsichtlich ihrer technischen Infrastruktur flexibler, die Administrierung der verschiedenen IT-Bestandteile aber zunehmend kompliziert. Setzen doch Unternehmen in der Regel auf mehrere Cloud-Partner.
Der IT-Konzern Atos hat mit der Plattform „OneCloud“ nun einen zentralen Infrastruktur-Service für seine Kunden vorgestellt, der diese Multi-Cloud-Umgebungen besser gestalten lässt. Zwei Milliarden Euro will der europäische Dienstleister in den kommenden fünf Jahren investieren. In der Cloud-Initiative sind die Aufstockung von Personal, Zertifizierungsprogramme, Investitionen in Forschung und Entwicklung und Akquisitionen enthalten. Vor wenigen Wochen hat Atos den österreichischen Cybersecurity-Spezialisten SEC Consult übernommen, um dessen Sicherheitsportfolio international zu integrieren. Und Sicherheit bilde auch ein wesentliches Argument für Nutzung der OneCloud, betont Élie Girard, CEO Atos, im Rahmen eines Gesprächs: „Atos setzt auf die Cloud-Anwendungen eine eigene Sicherheitsebene drauf – unabhängig von der Infrastruktur. Die Verschlüsselung geschieht zwischen dem Unternehmenskunden und dem IT-Partner – die Cloudinfrastruktur-Betreiber selbst haben keinen Schlüssel", verweist er auf Partnerschaften mit AWS, Google Cloud, Microsoft und IBM Red Hat, Dell, Salesforce, SAP und ServiceNow. "Diese Praxis ermöglicht die Zusammenarbeit von europäischen Kunden auch mit amerikanischen Cloud-Providern.“
Ist das ein geeigneter Weg für internationale Cloud-Anbieter, an die europäische Gaia-X-Initiative für datenschutzkonforme IT-Infrastruktur anzudocken? OneCloud werde jedenfalls „hundertprozentig kompatibel mit den Anforderungen von Gaia-X“ sein, betont Girard. Inwieweit die Hyperscaler dem Regelwerk der Gaia-X zustimmen können, sei aber noch in Arbeit. Interesse, daran mitzuwirken, hätten gewiss alle. Atos ist ein Gründungsmitglied der Initiative.
Strategisch als „One-Stop-Shop“ positioniert, sollen Unternehmen mit OneCloud einen modularen Zugang zu den Cloud-Services am Markt ebenso wie zu der Kompetenz eines industrieerfahrenen Integrators erhalten. Zwei Schlagworte streicht Atos-CEO Girard hervor: "Flexibilität" werde mit der Möglichkeit garantiert, Daten und Anwendungen zwischen unterschiedlichen Cloud-Infrastrukturen zu verschieben. "Interoperabilität" bedeute ein Zusammenspiel von mehreren Umgebungen: etwa eine Applikation in Cloud A, die mit Daten aus Cloud B arbeitet. 80 % der Kunden heute benötigen eine Multi-Cloud-Infrastruktur, heißt es bei Atos. Diese müsse hochgradig automatisiert funktionieren. Technologien wie Container und Microservices würden dies unterstützen – inklusive Sicherheitsfeatures und einer Datenverarbeitung, dank der vielen vernetzten Geräten im Feld künftig auch am „Edge“.
Jean-Philippe Poirault, Leiter des Bereichs Telecom, Media und Technology Industry bei Atos: „Mit mehr und mehr vernetzten Geräten verschieben sich die Daten an den Edge. Wir werden Ende des Jahres bereits große Verträge mit Kunden dazu sehen.“ Die beiden Manager betonen ihren Fokus auf Cloud und Edge gleichermaßen: 80 % der Daten heute werden in Rechenzentren generiert, nur 20 % außerhalb. 2025 wird das umgekehrt sein, so die Prognose.
Was Atos von anderen Anbietern unterscheide? „Viele am Markt bieten Teile davon – wir bieten alles“, ist Élie Girard überzeugt. Weiterhin setzt man in der Kombination der Angebote auch auf das reine „Blech“, das beispielsweise mit Serverlösungen für In-Memory-Computing für SAP-Anwendungen vertrieben wird. „Wir sind die Einzigen, die so viel Erfahrung mit der Integration von Edge- und Cloud-Services, ‚Bare Metal‘, Sicherheitslösungen und die IT-Integration bei den Unternehmen vorweisen können. Wir werden proaktiv auf unsere Kunden zugehen, und einen noch schnelleren Umstieg auf die Cloud empfehlen“, so der CEO weiter. Für ihn ist dies der Anfang einer längeren Geschichte: „Bisher sind die einfachen Dinge in die Wolke gewandert, Standardanwendungen. Jetzt beginnt der harte Teil – bei geschäftskritischen Anwendungen werden wir unsere Expertise einbringen.“ 2019 wurden 15 % des Konzernumsatzes im Cloud-Bereich generiert. Für 2024/25 lautet eine konservative Prognose Wachstum auf 26 % – das Edge-Geschäft nicht einberechnet.
Agreement für die Umwelt
Ein Servicemerkmal am Rande könnte künftig ebenfalls eine große Rolle spielen: Ähnlich wie bei „Service Level Agreements“ offeriert der IT-Dienstleister seinen Kunden, die Kern-IT oder einzelne Geschäftsanwendungen anhand von „Decarbonization Level Agreements“ auszulagern. SLAs beschreiben den Servicelevel und seine Qualität vertraglich und technisch. Über DLAs will man die Reduktion des CO2-Fußabdrucks übernehmen – bis hin zu Strafzahlungen, sollten vereinbarte Ziele nicht erreicht werden. Der Energiemix der Rechenzentren bei Atos enthält heute 80 % Erneuerbare, die „sehr bald“ auf 100 % steigen werden. Girard kündigt dazu weitere Informationen für Ende des Jahres an.
„Jedes Unternehmen heute ist zu einem Technologieunternehmen geworden“, kommentiert IBM-CEO Arvind Krishna den Vorstoß des Partners. Er will – ebenso wie andere Vertreter der internationalen IT-Branche – gemeinsam mit Atos die „Versprechen einlösen, die eine Ära der rasanten technologischen Veränderungen in Aussicht stellt.“