Donnerstag, März 28, 2024

Die Automobilbranche sieht in Hybrid- und Elektroantrieben die Zukunft, das Interesse der Kunden hält sich aber noch in Grenzen. Auch bei der Ausstattung wird oft am falschen Fleck gespart. Andreas Kostelecky, Geschäftsführer von Mitsubishi Österreich, erklärt, warum Sicherheit immer vorgehen sollte, auch wenn schöne Alufelgen manchen wichtiger erscheinen.

(+) plus: Mitsubishi Österreich verzeichnete 2015 mit einem Plus von fünf Prozent bei den Neuwagen ein sehr erfolgreiches Jahr. Wie sehen Ihre Erwartungen für heuer aus?

Andreas Kostelecky: 2015 war vom gro-ßen Erfolg des ASX getragen. Im fünften Jahr nach der Einführung haben wir fast 2.000 Stück abgesetzt. Heuer werden wir das nicht ganz schaffen, ich rechne mit etwa 1.800. Wir setzen aber stark auf unseren neuen Pick-up L200, der schon im Vorjahr sehr gut angekommen ist. In den letzten Monaten haben wir im Marktvergleich nur ganz knapp die Nummer eins verpasst, das war sehr erfreulich. Ich schätze, dass wir in diesem Segment wieder ca. 650 Fahrzeuge erreichen können.

(+) plus: Wo sehen Sie das größte Potenzial?

Kostelecky: Beim Outlander. Das Auto ist sehr attraktiv geworden. Die rund 100 Fahrzeuge, die wir vom ASX weniger verkaufen, werden wir beim Outlander dazugewinnen. Die ersten Fahrzeug der neuen Plug-in-Hybrid-Generation sind bereits in Öster­reich eingetroffen. Zu Beginn hatten wir eine eingeschränkte Verfügbarkeit, das fällt jetzt weg. In anderen europäischen Ländern werden Hybrid- und Elektrofahrzeuge stark gefördert und deshalb vom Werk bevorzugt.

Heuer ist unser Kontingent deutlich größer.  Beim Plug-in-Hybrid ermöglichen wir den Kunden eine Probefahrt. Wir installieren dafür Flagship-Stores, zunächst in Wien, Innsbruck und Klagenfurt, später in allen Landeshauptstädten. Die ersten 100 Käufer des Outlander PHEV bekommen eine Smatrics-Ladekarte dazu. Außerdem bieten wir allen Kunden, die sich für einen Plug-in-Hybrid entscheiden, in Zusammenarbeit mit dem ÖAMTC ein gratis Eco-Fahrtraining. Um diese Technologie optimal zu nutzen, sollte man nämlich einige Faktoren berücksichtigen: Welchen Fahrzyklus wähle ich, wann lade ich, charge ich am Auto oder besser über die Steckdose, welchen Radius kann ich bewältigen? Ich sag’s ganz ehrlich: Ohne Training würde selbst ich dieses Auto nicht optimal sprit- und stromsparend fahren.

(+) plus: Nicht erreicht wurden im Vorjahr die Verkaufsziele für den Space Star. Woran lag es?

Kostelecky: Es ist uns nicht gelungen, die Colt-Kunden von diesem Auto zu begeistern. Der Colt war eines der bekanntesten Modelle von Mitsubishi, bis das Werk in Holland geschlossen wurde. Das Konzept des Space Star geht stark in Richtung Umweltfreundlichkeit mit verbrauchsarmen Motoren und Leichtlaufrädern. Von der Dimensionierung ist er aber kleiner. 70 Prozent der Käufer sind Neukunden, das ist eine große Herausforderung. Der Space Star ist ein globales Modell, das spürt man. Im April kommt die zweite Generation mit einem »europäisierten« Facelift. Damit wollen wir an der Zahl von 1.000 Stück kratzen.

(+) plus: Hybrid- und Elektroautos waren lange Zeit die »ungeliebten Kinder« der Branche. Setzt im Zuge der Emissionsbeschränkung doch ein Umdenken ein?

Kostelecky: Bei den Herstellern ja, bei der Politik jein und bei den Kunden noch immer nicht. Elektromobilität war lange Zeit nicht wirklich sexy. Wir haben ja bereits 2010 mit dem Mitsubishi i-MiEV das erste Großserien-Elektrofahrzeug auf den Markt gebracht. Damals gab es einen richtigen Medienhype. Das Interesse ist inzwischen komplett abgeflacht. Auch unsere Mitbewerber schafften es nicht, eine starke Nachfrage zu kreieren.
Der Markt wächst zwar, aber in wirklich sehr kleinen Schritten. Auch die Ladeinfrastruktur lässt noch immer zu wünschen übrig. In Wien ist es praktisch unmöglich, eine Stromtankstelle auf öffentlichem Grund zu errichten. Einige Studien schreiben dem Elektroauto fünf Prozent Marktpotenzial zu.

Ich halte drei bis fünf Prozent für realistisch – und zwar nicht unbedingt im Pkw-Segment. Wären die vielen Klein-Lkw im innerstädtischen Lieferverkehr elektrifiziert, hätte das auch positive Auswirkungen auf den Lärm. Das wird in der CO2-Diskussion oft vergessen.
Den in der aktuellen Steuerreform enthaltenen Vorsteuerabzug für Elektrofahrzeuge und die Befreiung vom Sachbezug sehe ich sehr positiv. Schade ist nur, dass diese Regelungen nicht für Hybridfahrzeuge gelten. Ich halte es für eine halbherzige Lösung. Hybrid ist ein zukunftsweisendes Konzept, aber noch ist bei den verschiedenen alternativen Antriebsarten nicht alles entschieden. Aber für den Übergang in eine neue automobile Zeit ist diese Technologie ideal.

(+) plus: Womit werden wir in 25 Jahren unterwegs sein?

Kostelecky: Verbrennungsmotoren wird es wohl noch immer geben. Aber ich denke, dass sich die Verkehrskonzepte im urbanen Bereich völlig verändern werden – Stichwort multimodaler Verkehr. Das Miteinander der einzelnen Fortbewegungsmittel muss optimierter werden. Man wird nur noch Automatik- und selbstfahrende Autos benützen. Technisch ist das schon jetzt kein Problem, Sinn macht es aber erst, wenn das Zusammenspiel aller Verkehrsteilnehmer aufeinander abgestimmt ist. Das Auto als Teil der individuellen Mobilität wird schon weiter bestehen bleiben – vielleicht mit drei Rädern, vielleicht mit zwei?

(+) plus: Haben Firmenwagen als Statussymbol ausgedient?

Kostelecky: Jedes Auto hat ein anderes Image. Wenn Sie als Dienstwagen ein Premiumprodukt fahren dürfen, hat das einen hohen Stellenwert. Für Außendienstmitarbeiter ist das Auto aber weniger ein Statussymbol als ein Mittel zum Zweck. Im urbanen Bereich, wo der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel sehr gut funktioniert, wird das Auto weiter an Bedeutung verlieren. Das gilt nicht nur für Dienstwagen, sondern ist eine generelle Entwicklung, vor allem bei jungen Leuten.

In den Städten nimmt der Motorisierungsgrad ab, im ländlichen Bereich zu. Auch der alternative Antrieb spielt in der Stadt eine gewichtigere Rolle. Das ist zwar ein Paradoxon, weil gerade am Land viele Selbstversorger mit Photovoltaikanlage am Einfamilienhaus leben. Dort ist allerdings auch der Bewegungsumfang größer. Unser Hybrid bietet dafür ein wirklich klasses Extra: Das Navi zeigt je nach Ladezustand den Radius an, der rein elektrisch erreicht werden kann.

(+) plus: Beobachten Sie bei Mitsubishi ebenfalls einen Trend zum »Downsizing« – man bleibt in der Fahrzeugklasse, wählt aber aus Kostengründen eine schwächere Motorisierung?

Kostelecky: Begonnen hat das Downsizing in der Wirtschaftskrise 2008/2009. Viele sind damals eine Fahrzeugklasse heruntergestiegen. Wenn es nur um den Motor geht, verstehe ich das. Bei allem anderen spart man am falschen Fleck. Denn eines sollte man beim Downsizing nie vergessen: Safety first! Wenn es ein ausgeklügeltes Assistenzsystem nur auf einem bestimmten Level gibt, ist man gut beraten, hier zu investieren. Das Personal ist schließlich das Kapital der Unternehmen. Der adaptive Tempomat klinkt sich beispielsweise via Radar in drei Bereichen auf den Vordermann ein. Das Auto bremst automatisch ab, wenn man einmal nicht so genau aufpasst.

(+) plus: Werden die Kunden generell anspruchsvoller?

Kostelecky: Der Kunde will für ein asiatisches Produkt ein bestimmtes Ausstattungsniveau, das Komfort und Sicherheit bietet. In ein Auto mit geringer Komfort- und vor allem Sicherheitsausstattung will niemand mehr einsteigen. Im Privatkundengeschäft ist allerdings noch immer die schöne Alufelge interessanter. Wir merken diese Individualisierung stark beim Pick-up: Wenn es schon das gleiche weiße Auto ist, das auch der Nachbar hat, dann sollen wenigstens andere Felgen oder Streifen dran sein. Da wird eher auf das eine oder andere PS verzichtet und lieber in solche Details investiert.

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