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Bauen mit wenig Ressourcen

Foto: Das Urban Mining and Recycling-Wohnmodul UMAR wurde Anfang 2018 in eine der Etagen der experimentellen NEST Plattform am Campus der schweizerischen Material- und Prüfanstalt (Empa) in Dübendorf bei Zürich eingebaut. Foto: Das Urban Mining and Recycling-Wohnmodul UMAR wurde Anfang 2018 in eine der Etagen der experimentellen NEST Plattform am Campus der schweizerischen Material- und Prüfanstalt (Empa) in Dübendorf bei Zürich eingebaut.

Im Rahmen der ersten »BAUTECH Talks« der Österreichischen Bautechnik Vereinigung (öbv) sprach der eben mit dem deutschen Ingenieurpreis ausgezeichnete deutsche Stararchitekt über den problematischen Ressourcenverbrauch. »Der Menschheit geht das Baumaterial aus«, warnt Sobek und präsentiert radikale und revolutionäre Ansätze, um das zu verhindern.

Die Weltbevölkerung wächst pro Sekunde um 2,6 Personen. Das sind pro Jahr rund 80 Millionen neue Erdenbürger. »Wenn wir jedem davon einen durchschnittlichen Baustandard von 300 Tonnen verbautem Material zugestehen, könnten wir mit dieser Menge jedes Jahr eine 40 cm dicke und 2100 Meter hohe Mauer rund um die gesamte Erdkugel bauen«, erklärt Architekt und Bauingenieur Werner Sobek. Dieser enorme Materialverbrauch ist laut Sobek deshalb so problematisch, weil dadurch riesige Mengen Energie verbraucht werden, der CO2-Ausstoß steigt und die Menschheit bald schlicht nicht mehr genug Baumaterial hat.

»Viele Menschen glauben, dass in den Wüsten genug Sand für die Herstellung von Beton lagern würde. Aber dieser Sand ist nicht geeignet, weil er aus sphärischen, glatt geschliffenen Kügelchen besteht.« Das Resultat sei, dass vor allem in Asien und im mittleren Osten mittlerweile die Küstenregionen durch Sandraubbau stark geschädigt würden. Seinen Lösungsansatz verkürzt Sobek auf die Formel »Build for more with less«.

UMAR Wohnmodul

Als Antwort auf den globalen Ressourcenraubbau hat Sobek gemeinsam mit seinen Kollegen Dirk E. Hebel und Felix Heisel die Urban Mining and Recycling-Unit UMAR entwickelt. Dabei handelt es sich um ein vorgefertigtes Wohnmodul aus wiederverwendbaren, recyclingfähigen oder kompostierbaren Baumaterialien. Tragwerk und Fassade bestehen aus unbehandeltem Holz, Kupfer und Aluminium.

Das Holz kann nach dem Rückbau  wiederverwendet oder kompostiert werden. Die Metalle können sortenrein eingeschmolzen und rezykliert werden. Im Innenbereich werden verschiedenste, seriell verarbeitete Bauprodukte eingesetzt, deren unterschiedliche Materialien sortenrein und rückstandsfrei in ihre unterschiedlichen Stoffkreisläufe zurückgeführt werden können. Unter anderem kommen hier gewachsene Myzeliumplatten, wiederverwertete Isolationsmaterialien wie Jeans, geliehene Bodenbedeckungen und eine multifunktionale Solarthermieanlage zum Einsatz.

Die dahinterliegende Idee: Materialien werden für ein Gebäude lediglich »ausgeliehen« und nach dem Ende von dessen Lebenszyklus für andere Bauvorhaben wieder nutzbar. Mit Projekten wie UMAR soll ein geschlossener Kreislauf entstehen, bei dem kein noch so kleines Element des Gebäudes entsorgt werden muss.

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