Sunday, December 28, 2025

Mehrwert für Manager

Bau | Immobilien

Rainer Pascher, Geschäftsführer Murexin, spricht im Interview über die strategische Neuausrichtung und die größten Wettbewerbsvorteile des Unternehmens. Außerdem erklärt er, was ihn als Geschäftsführer von Murexin antreibt und welche andere berufliche Tätigkeit ihn reizen würde.

Bild: »Einen guten Fliesenkleber können viele herstellen. Entscheidend ist das System dahinter – und die Unterstützung, die wir bieten«, sagt Rainer Pascher.

Bei einem Gespräch am Jahresende liegt die erste Frage auf der Hand: Wie ist 2025 für Murexin gelaufen?

Rainer Pascher: In Anbetracht der nach wie vor schwierigen Rahmenbedingungen kann man sagen: Das Jahr ist gut gelaufen. Anfangs war es schwer, die Entwicklungen einzuschätzen. Wir haben diese Zeit genutzt, um uns neu zu organisieren und aufzustellen.

Was wurde konkret verändert?

Pascher: Wir haben den Verkauf und das Produktmanagement neu strukturiert und das Unternehmen auf eine Spartenorganisation umgestellt. Das bedeutet: In jeder Sparte – etwa Fliesenleger oder Bodenleger – arbeiten nun Verkäufer, Produktmanager, Entwickler und Techniker Hand in Hand. Und jede Sparte hat einen Spartenverantwortlichen. Dadurch können wir viel schneller auf Markt- und Kundenbedürfnisse reagieren, weil Technik und Verkauf unter einem Hut arbeiten. Diese Struktur haben wir im April umgesetzt – und sie hat uns enorm gutgetan.

Ist das eine Reaktion auf Feedback der Kunden oder eine interne Entscheidung gewesen?

Pascher: Beides. Als Chemieunternehmen sind wir naturgemäß sehr technisch orientiert. Wir haben viel gut gemacht, aber extern haben wir zu stark auf das geschaut, was nicht funktioniert. Das ist wie mit einem Smartphone: Niemand geht zur IT und sagt »Danke, es funktioniert«, man geht nur hin, wenn etwas nicht passt. Genauso war es bei uns. Jetzt bringen wir mehr Kundensicht hinein. Kunden spiegeln uns wider, was gut funktioniert – und was eben nicht. Darauf konzentrieren wir uns.

Wie schwierig war diese Umstrukturierung intern? Es gab vermutlich auch Widerstand?

Pascher: Überraschend wenig. Wir können heute Entscheidungen viel schneller treffen, und das ist für Mitarbeiter extrem wichtig. Früher gab es getrennte Abteilungen, die in unterschiedliche Richtungen gedacht haben – und am Ende setzte sich oft der durch, der am lautesten war. Jetzt gibt es einen Spartenverantwortlichen, der Verkauf, Produktmanagement und Technik verantwortet.

Murexin ist Teil der Schmid Industrie Holding. Orientiert man sich bei solchen Schritten an Schwesterunternehmen wie Austrotherm oder Baumit?

Pascher: Murexin ist ein eigenständiges Unternehmen – und bewusst anders als die Schwesterunternehmen. Wir sind ein bauchemischer Produzent, unsere Produkte sind erklärungsbedürftig und die technische Kompetenz steht im Mittelpunkt. Natürlich tauschen wir uns aus, auch international, aber Entscheidungen treffen wir eigenständig.
Sie waren seit 2022 technischer Geschäftsführer, seit 2024 sind Sie auch für Vertrieb, Produktmanagement und Marketing verantwortlich. Welche Schwerpunkte setzen Sie?
Pascher: In den ersten Jahren habe ich viel im technischen Bereich modernisiert – in Produktion, Anlagen, Entwicklung, Rezepturen. Wir haben stark investiert: automatisierte Abfüllanlagen, neue Beschichtungstechnik, robuste Rezepturen. Der logische nächste Schritt war, diese Stärken besser zum Kunden zu bringen. Deshalb haben wir die Bereiche zusammengeführt.

Wo sehen Sie den größten Wettbewerbsvorteil von Murexin gegenüber dem Mitbewerb?

Pascher: Unsere technische Kompetenz und der Service. Einen guten Fliesenkleber können viele herstellen. Entscheidend ist das System dahinter – und die Unterstützung, die wir bieten. Der Verarbeiter erwartet, dass wir ihm zur Seite stehen, schnell reagieren, Probleme lösen, Messungen durchführen. Als einziger heimischer Produzent mit mehreren Standorten in Österreich können wir am selben oder nächsten Tag kundenspezifische Abtönungen liefern. Das ist ein riesiger Vorteil.

Wie beurteilen Sie die politischen Maßnahmen zur Ankurbelung der Baukonjunktur?

Pascher: Wir fokussieren uns auf das, was wir selbst beeinflussen können: unseren Service, unsere Abläufe, unsere Anlagen. Die schwierigen Jahre haben wir genutzt, um zu investieren und zu modernisieren. Wenn die Produktion auf 110 % läuft, kann man schlecht umbauen – deshalb war diese Zeit wichtig. Jetzt sind wir für die Zukunft viel besser aufgestellt.

Wie blicken Sie in Richtung 2026?

Pascher: Sehr positiv. Wir haben die Hausaufgaben gemacht, modernisiert, das Portfolio gestrafft und qualitativ verbessert. Wir sind vorbereitet – deshalb bin ich zuversichtlich.

Was treibt Sie als Geschäftsführer von Murexin aktuell am stärksten an?

Pascher: Das große Potenzial von Murexin. Es gibt viele Stellschrauben, vieles zu gestalten. Als Familienunternehmen mit 95 Jahren Tradition gibt es enormes Entwicklungspotenzial. Ich möchte ein Unternehmen formen, in dem Mitarbeiter stolz zur Arbeit gehen. Wer Freude an der Arbeit hat, macht sie gut – das gilt immer.

Wenn Sie nicht bei Murexin und in der Baubranche gelandet wären, welche andere Branche würde Sie reizen?

Pascher: Die Tätigkeit wäre vermutlich dieselbe. Mir macht es Freude, gemeinsam mit einem Team etwas zu gestalten. Die Branche ist zweitrangig. Ich war in der Motorsportbranche, im Schienenfahrzeugbau, in der Forschung – überall kann man gestalten. Was mir in der Baubranche so gefällt, ist die Bodenständigkeit. Das passt einfach gut zu mir.

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