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EU-Klimaziele: Was auf die Branche zukommt
Die Zukunftsagentur Bau (ZAB) hat in einer Grundlagenstudie im Auftrag der Bundesinnung Bau die Herausforderungen und Chancen für die österreichische Bauwirtschaft im Zuge der EU-Nachhaltigkeitsziele analysiert. Die Studie liefert eine Roadmap, wie sich Unternehmen der Branche strategisch auf zukünftige gesetzliche und ökologische Anforderungen vorbereiten können.

Bild: »Nachhaltigkeit betrifft nicht erst die Zukunft. Sie ist schon jetzt ein entscheidender Erfolgsfaktor für jedes Bauunternehmen«, ist Robert Jägersberger, Bundesinnungsmeister der Sparte Bau, überzeugt.
Auch wenn durch die Omnibus-Verordnung spürbare Erleichterungen bei Berichtspflichten und der Taxonomieverordnung zu erwarten sind, wird es weiterhin zahlreiche Regeln für Klimaschutz und Nachhaltigkeit geben – viele davon mit direkten Auswirkungen auf die Baubranche. Das zeigt sich aber nicht nur durch verbindliche Rechtsvorschriften. »Es verändern sich auch die Rahmenbedingungen so, dass sich die einzelnen Unternehmen der Entwicklung nicht entziehen können, ohne dabei an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren«, sind die beiden ZAB-Geschäftsführer Gunther Graupner und Harald Kopececk überzeugt. Mit der Grundlagenstudie »Nachhaltigkeit: Herausforderungen für das Baugewerbe« will die Zukunftsagentur die Branche bei diesem Wandel begleiten und praxistaugliche Lösungen bieten.
Die von den Nachhaltigkeitsexperten Peter Maydl und Helmut Schöberl erstellte Studie beleuchtet insbesondere die konkreten Auswirkungen neuer EU-Richtlinien auf die Baupraxis und zeigt auf, wie sich gesetzliche Rahmenbedingungen verändern. Im Fokus stehen verschärfte Nachhaltigkeitsanforderungen – etwa durch neue Umweltstandards sowie Vorgaben an Baustoffe, Bauprozesse und die Umsetzung von Kreislaufwirtschaft. Zudem gewinnt die Nachhaltigkeitsberichterstattung als Bestandteil der Unternehmensstrategie zunehmend an Bedeutung, da Transparenz und Nachweispflichten steigen. Die Analyse zeigt darüber hinaus, welche Chancen und Risiken sich für Unternehmen ergeben – vom Vermeiden potenzieller Wettbewerbsnachteile bis hin zur gezielten Nutzung von Innovationspotenzialen.
»Für das Baugewerbe wird die Bewältigung der Nachhaltigkeitsanforderungen zur zentralen Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg. Die Roadmap der ZAB liefert dafür das Fundament, um das notwendige Know-how gezielt aufzubauen und in der Branche zu verankern«, so Robert Jägersberger, Bundesinnungsmeister der Sparte Bau. Geplant sind u. a. praxisorientierte Weiterbildungsangebote an den BAUAkademien sowie die Entwicklung von Informationsmedien und branchenspezifischen Tools.
EU-Nachhaltigkeitsziele: Die wichtigsten Maßnahmen, ihre Ziele und ihre Auswirkungen im Überblick
European Green Deal
Motivation und Ziele: Klimaneutralität bis 2050 Förderung einer kreislauforientierten Wirtschaft und Dekarbonisierung
Anwendungsbereich: Alle Wirtschaftszweige, inkl. Bau- und Immobiliensektor
Wesentliche Vorgaben und Anforderungen: THG-Reduktion um 55 % bis 2030, Förderung erneuerbarer Energien und Energieeffizienz, alle Sektoren dekarbonisiert
Umsetzung in Österreich: Europäisches Klimagesetz (EU-Verordnung gilt in allen Mitgliedsstaaten)
Wesentliche Neuerungen für das Baugewerbe: Dekarbonisierung von Baumaterialien und -prozessen, Förderung kreislaufwirtschaftlicher Ansätze und nachhaltiger Baustoffe
Auswirkungen für die Baubranche – Chancen: Integration grüner Technologien und Kreislaufwirtschaft
Auswirkungen für die Baubranche – Risiken: Erhöhter Druck zur Reduktion von Emissionen
EU-Gebäuderichtlinie (EPBD)
Motivation und Ziele: Gebäude verursachen 40 % des Energieverbrauchs und 36 % der CO2-Emissionen. Sanierungswelle und energieeffiziente Neubauten.
Anwendungsbereich: Planende und ausführende Baumeister, Auftraggeber, öffentliche und private Immobilienbetreiber
Wesentliche Vorgaben und Anforderungen: Energieeffizienzstandards, energieeffiziente Maßnahmen, Ausbau nachhaltiger Energie
Umsetzung in Österreich: OIB RL 6 – Energetisches Verhalten von Gebäuden OIB RL 7 – Nutzung der natürlichen Ressourcen
Wesentliche Neuerungen für das Baugewerbe: Einführung von Nullemissionsgebäuden bis 2030, Pflicht zu Solarenergie-Anlagen, Ladeinfrastruktur für E-Mobilität
Auswirkungen für die Baubranche – Chancen: Zunahme von Renovierungsprojekten, Neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen, Förderungen, Wettbewerbsvorteile
Auswirkungen für die Baubranche – Risiken: Steigende Baukosten, Regulatorischer Druck und Fristen, Erhöhter Schulungsbedarf, Fachkräftemangel
Berichtspflichten zur Nachhaltigkeit
Motivation und Ziele: Erweiterung der finanziellen Berichtslegung größerer Unternehmen um Nachhaltigkeitsaspekte und deren Umsetzung
Anwendungsbereich: Alle Unternehmen, die 2 der 3 Kriterien erfüllen:
- Mitarbeiter > 250 (> 1.000 MA*)
- Umsatz > 50 Mio. EUR
- Bilanzsumme > 25 Mio. EUR
Wesentliche Vorgaben und Anforderungen: Berichterstattung zu Umwelt, sozialen und Governance-Faktoren (ESG) gem. CSRD und künftigem NaBeG auf Basis ESRS
Umsetzung in Österreich: Nachhaltigkeitsberichtsgesetz 2025 (NaBeG 2025)
Wesentliche Neuerungen für das Baugewerbe: Berichtspflicht bei Erfüllung der Kriterien, Verpflichtung zur Datenbereitstellung entlang der Lieferkette, potenzielle Auftragsverluste bei Nichterfüllung
Auswirkungen für die Baubranche – Chancen: Bessere Unernehmenspräsentation; stärkeres Standing bei Banken und Shareholdern; mehr Wissen zu internen Prozessen und Effizienz
Auswirkungen für die Baubranche – Risiken: Mehr Bürokratie und Kosten für Personal, Schulung und Beratung; höherer Datenaufwand; Unsicherheit durch fehlende Erfahrung und nationale Regelungen.
TaxonomieVerordnung
Motivation und Ziele: Schaffung eines einheitlichen Standards für nachhaltige Investitionen und Neuausrichtung von Kapitalströmen in grüne Projekte
Anwendungsbereich: Betroffene Unternehmen und deren Lieferkette, u. U. einzelne Bauprojekte und nachhaltige Investitionen.
Wesentliche Vorgaben und Anforderungen: Nachweis taxonomiekonformer Tätigkeiten (wesentlicher Beitrag zu Umweltzielen, keine erheblichen Beeinträchtigungen)
Umsetzung in Österreich: EU-Verordnung gilt in allen Mitgliedsstaaten
Wesentliche Neuerungen für das Baugewerbe: Eigene Klimarisiko- und Vulnerabilitätsbewertung der Wirtschaftstätigkeiten
Auswirkungen für die Baubranche – Chancen: Nachfrage von taxonomiekonformen Projekten und Finanzierung. Zugang zu Förderungen, Investitionen ins Unternehmen
Auswirkungen für die Baubranche – Risiken: Auftragsverluste bei Nichtkonformität, Verwaltungsaufwand
Bauprodukteverordnung
Motivation und Ziele: Geregelter Binnenmarkt für Bauprodukte mit Anforderungen an Funktionalität, Sicherheit und Umwelt; Beitrag zu Klima- und Nachhaltigkeitszielen sowie digitaler Wandel
Anwendungsbereich: Verwendung und Kreislaufführung von Bauprodukten über der Lebenszyklus
Wesentliche Vorgaben und Anforderungen: CE-Kennzeichnung, Leistungs- und Konformitätserklärung, Einführung des digitalen Produktpasses
Umsetzung in Österreich: EU-Verordnung gilt in allen Mitgliedsstaaten
Wesentliche Neuerungen für das Baugewerbe: Steigende Anforderungen an Nachhaltigkeit von Bauprodukten, Notwendigkeit zur Dokumentation und Nachweiserbringung, Kennzeichnungspflichten
Auswirkungen für die Baubranche – Chancen: Harmonisierter Bauprodukte-Markt mit klarer Anforderungstrennung, digitalem Produktpass und Wettbewerbsvorteilen bei früher Umsetzung.
Auswirkungen für die Baubranche – Risiken: Komplexe Verordnung mit Weiterbildungsbedarf, v. a. in Digitalisierung; viele Regelungen offen; lange Übergangszeit; Produktnormen werden überarbeitet
OIB RL 7 und Kreislaufwirtschaft
Motivation und Ziele: Nationale Umsetzung des Green Deal und der Bauprodukteverordnung, Anpassung der OIB-Richtlinien an die neuen Rahmenbedingungen
Anwendungsbereich: Gesamter Bausektor mit Schwerpunkt Hochbau auf Basis der Baugesetzgebung der Länder
Wesentliche Vorgaben und Anforderungen: THG- und PE-Nachweis über den Lebenszyklus, Rückbaukonzept, kreislaufgerechtes Planen und Bauen, Materialaufstellung
Umsetzung in Österreich: OIB-Richtlinien 2027 mit neuer OIB-RL 7 auf Basis der Bauprodukteverordnung 2024; Abfallwirtschaftsgesetz
Wesentliche Neuerungen für das Baugewerbe: Lebenszyklusorientiertes Planen und Bauen, zusätzliche Nachweise in Planung und Ausführung, erheblicher Bedarf an Weiterbildung
Auswirkungen für die Baubranche – Chancen: Wettbewerbsvorteile bei frühzeitiger Anpassung; europaweite Umsetzung wahrscheinlich; klarere Vorgaben zur Nachhaltigkeit erwartet.
Auswirkungen für die Baubranche – Risiken: Detailregelungen unklar, da Grundlagendokument nur Ziele vorgibt; finale Fassung 2027; erhöhter Weiterbildungsbedarf und besserer Informationsfluss
Quelle: Gundlagenstudie »Nachhaltigkeit: Herausforderungen für das Baugewerbe« der Zukunftsagentur Bau (ZAB); Autoren: Peter Maydl, Helmut Schöberl
Tipp
Die Grundlagenstudie »Nachhaltigkeit: Herausforderungen für das Baugewerbe« ist als Download kostenlos unter https://www.zukunft-bau.at/roadmap-nachhaltigkeit erhältlich
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