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Etex ganz leicht
Ein Blick hinter die Kulissen des Baustoffherstellers: von der neuen Produktionsstätte in Bristol bis zur Rohstoffgewinnung in Avignon. Text: Alina Flatscher

Bristol – Die Stadt befindet sich im Wandel. Schon auf dem Weg vom Flughafen in die Innenstadt fällt ein Detail ins Auge: Über der Hauptstraße prangt ein Billboard, das personalisierbare Schutzkleidung bewirbt – Helme, reflektierende Jacken, individualisierte Arbeitsbekleidung. Ein Bild für den steigenden Stellenwert von Anpassungsfähigkeit und Sicherheit in modernen Industrien. Auch beim belgischen Baustoffhersteller Etex spielt dieser Gedanke eine zentrale Rolle. In Bristol hat das Unternehmen kürzlich seine neueste und größte Produktionsstätte eröffnet.
Der Konzern, spezialisiert auf leichte Bauweise, setzt hier auf moderne Technologien und flexible Konzepte. Jochen Friedrichs, Head of Division bei Etex, formuliert den Ansatz so: »Es geht nicht nur um Produkte – die sind oft austauschbar. Unser Mehrwert liegt in maßgeschneiderten, kundenorientierten Lösungen.« Gemeinsam mit Handelspartnern und Investoren entwickelt das Unternehmen Co-Design-Konzepte, die laut eigenen Angaben den Standard übertreffen sollen.
Bristols neue Fabrik: Effizienz trifft modulare Systeme
In der Produktionsstätte in Bristol entstehen Tag und Nacht Leichtbauplatten, modulare Systeme und High-Performance-Komponenten – Bausteine für eine Bauweise, die nachhaltiger und schneller sein soll. Nachhaltigkeit, Effizienz und Geschwindigkeit bilden laut Friedrichs die strategischen Säulen des Unternehmens. Besonders mit modularen Konzepten will sich Etex am britischen Markt vom Wettbewerb abheben. Unter der Marke Remagin kommen vorgefertigte Module zum Einsatz, die auf der Baustelle nur noch montiert werden müssen. Friedrichs beschreibt ein Beispiel: »Bei einem Projekt für Studentenwohnheime stand am Montag das Erdgeschoss, zwei Tage später war das zweite Stockwerk fertig. Das ist industrielle Präzision, kein klassischer Bauprozess mehr.«
Von Bristol nach Avignon: Nachhaltigkeit beginnt beim Rohstoff
In der Nähe von Avignon betreibt Etex eigene Rohstoffanlagen und ein Innovationslabor. Im Fokus: regionaler Gipsabbau und Kreislaufwirtschaft. »Local for local« lautet das Prinzip, wie Friedrichs erklärt: »Unsere Produkte sind schwer, der Transport ineffizient. Deshalb produzieren wir vor Ort für den lokalen Markt.« Recyclingquoten sollen weiter gesteigert werden, der CO₂-Fußabdruck sinkt bereits. In Australien bietet Etex nach eigenen Angaben bereits vollständig CO₂-neutrale Lösungen an – ein Modell, das auch in Europa ausgebaut werden soll.
Eric Bertrand, Chief Innovation Officer bei Etex, führt durch die Pilotanlage in Avignon. »Hier können Ideen aus dem Labor in einem realen Produktionsumfeld getestet werden«, erklärt er. Ziel ist es, neue Produkte wie die sogenannten U-Boards sowie technologische Ansätze zur Marktreife zu bringen. »Auf herkömmlichen Produktionslinien sind Tests riskant, weil Fehler die gesamte Fertigung gefährden könnten. Hier können wir aber innovative Verfahren ausprobieren«, sagt Bertrand. Ein Schwerpunkt liegt auf zirkulären Projekten: Gemeinsam mit Recyclingunternehmen wird Gips aus Abrissmaterialien gesammelt und wiederverwendet – inzwischen bestehen laut Bertrand bis zu 100 Prozent der Gipsplatten aus recyceltem Material.
Globale Perspektiven: Chancen in Schwellenmärkten
Auch außerhalb Europas sieht Etex Potenzial. In Märkten wie Asien, Lateinamerika und Australien wächst der Bedarf an Wohnraum. Friedrichs sieht darin Chancen für die modulare Bauweise: »Damit lässt sich kostengünstig und schnell Wohnraum schaffen – ein entscheidender Faktor in diesen Märkten.«
Fazit: Mehr als nur Baustoffe
Etex positioniert sich als Anbieter flexibler, effizienter und nachhaltiger Lösungen für die Bauindustrie. Die Philosophie der maßgeschneiderten Ansätze ziehen sich durch alle Unternehmensbereiche. Vom Gipsabbau in Avignon bis zur Montage fertiger Module in Großbritannien liefert Etex nicht nur Baustoffe, sondern versucht, den Bauprozess selbst weiterzuentwickeln. »Step by step«, wie Friedrichs es formuliert, soll die Branche so fit für die Zukunft gemacht werden.
Zahlen und Fakten:
- 1905 gegründet, Hauptsitz in Zaventem, Belgien
- Über 160 Standorte in 45 Ländern
- Mehr als 13.500 Mitarbeiter weltweit
- Fünf Produktplattformen: Gipskartonplatten, Faserzementplatten, Brandschutz und Hochleistungsdämmung, Glasmineralwolle und extrudiertes Polystyrol (XPS), High-Tech-Offsite-Lösungen
- Sieben F&E-Zentren weltweit
- Führende Handelsmarken wie Cedral, Durlock, EQUITONE, Eternit, Euronit, Gyplac, Gypsum, Innova, Kalsi, Pladur, Promat, Remagin, Siniat, Skamol, Superboard, Superglass und URSA.
Etex im Jahr 2024
Im vergangenen Jahr erzielte Etex einen Umsatz von 3,777 Milliarden Euro, gegenüber 2023 ein Minus von 0,8 Prozent. Trotz eines deutlichen Nachfragerückgangs erreichte das REBITDA dank eines proaktiven Managements der Produktionskapazitäten und Lagerbestände sowie einer Kostensenkung einen absoluten Wert von 695 Millionen Euro (-2,4 %). Die REBITDA-Marge erreichte 18,4 % und lag damit auf dem Niveau von 2023 (18,7 %). Der wiederkehrende Nettogewinn belief sich auf 264 Millionen Euro (-2,9 %) und lag damit nah an den Ergebnissen von 2023. Die Finanzverschuldung blieb mit 1,109 Mrd. Euro stabil gegenüber 1,039 Mrd. Euro im Jahr 2023.
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