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Land der Hämmer, Land der Dome
Österreich hat eine lange und traditionsreiche Geschichte im Metallbau. Das erkennt man bereits in der Bundeshymne. Im Hochbau sind heute Hybridbauweisen gefragt, damit die einzelnen Baustoffe ihre Vorzüge ausspielen können.

»Sinnvolles Bauen ist immer ein Mix aus allen Baustoffen«, betont Georg Matzner, Geschäftsführer des Österreichischen Stahlbauverbands und Referent im Fachverband Metalltechnische Industrie. So wie es im Holzbau nicht klug sei, in den Brückenbau zu gehen – ein Ergebnis der heurigen Brückenbautagung –, werde man im Stahlbau nicht Wand und Decke in Freiform biegen. Hybridbauweisen seien das einzig Sinnvolle.
»Die Komplexität in Bauprojekten ist deutlich gestiegen«, betont dazu Thomas Glanzer, Head of Business Development & Sustainability bei AluKönigStahl und bezieht sich damit auf regulatorische Vorgaben, ESG-Kriterien, gestiegene Anforderungen an Transparenz und auch den zunehmenden Zeit- und Kostendruck. »Als Systemanbieter beobachten wir eine deutliche Verschiebung hin zu kreislauffähigen Materialien und transparenteren Materialpässen. Mit Schüco und Jansen bauen wir unsere Cradle-to-Cradle-Produktpalette weiter aus, derzeit gibt es über 90 zertifizierte Systeme.« Darüber hinaus beeinflusst AluKönigStahl durch Einkaufsverhalten den CO₂-Reduktionspfad der Aluminium- und Stahlwerke im Sinne des EU-Green Deal.
Bild: »Aluminium und Stahl sind im Hochbau nicht substituierbar. Die nachhaltige Zukunft des Bauens entscheidet sich jedoch nicht an einzelnen Werkstoffen, sondern an ihrem sinnvollen Einsatz im Kontext einer ökologisch und ökonomisch durchdachten Gesamtstrategie für das Gebäude«, betont Thomas Glanzer, AluKönigStahl.
Das Einkaufsverhalten spricht auch Andrea Wucher, Geschäftsführerin von MBM Metall, an. »Die Architekten kommen mit bereits abgestimmten Ideen der Bauherren zu uns. Von unserer Seite gibt es dann noch Optimierungsvarianten, mit denen Material gespart, eine Fassade thermisch verbessert werden kann oder durch eine geringere Komplexität der Konstruktion eine Kostenreduktion möglich ist.«
Nachhaltigkeit durch Metallbau
Eisen, Stahl, Kupfer, Nickel, Messing und Aluminium sind die am häufigsten recycelten Metalle. Stahl und Aluminium weisen bereits Recyclingquoten von rund 88 Prozent auf, elf Prozent werden direkt wiederverwendet. »Das schafft kein anderer Baustoff. In Abhängigkeit von der CO₂-Bilanz des Strommixes ergibt sich ein sehr gutes Produkt«, stellt Georg Matzner dem Metallbau ein ausgezeichnetes Zeugnis aus und ärgert sich über das schlechte Bild, das für Stahl erstellt wird. Holz habe über die letzten 20 Jahre ein super Lobbying betrieben, jeder verbinde schon Holzkonstruktionen mit Ökologie und Modernität. Es werde aber verschwiegen, dass Leimbinder-Holzkonstruktionen Klebstoffe enthalten, die sie zu Sondermüll machen.
Bild: »Sinnvolles Bauen bedeutet immer einen Mix aus allen Baustoffen«, betont Georg Matzner vom Stahlbauverband.
Die Berechnung der CO2-Bilanz von Baustoffen erfolgt modular. »In allen EU-Ländern erfolgt das nach der EN 15978-1.« In Österreich wird aber nur der Bereich Wachstumsphase angesehen. Der Transport zum Standort, die Verarbeitung im Werk, der Einbauprozess etc., … werden nicht berücksichtigt. Damit ist Holz im Gegensatz zu Metallen oder Zement immer positiv. „Das muss man aufzeigen, weil es greenwashing ist.«
Laut Harald Schinnerl, Bundesinnungsmeister der Metalltechniker und Geschäftsführer von Schinnerl Metallbau, braucht es hier noch Bewusstseinsänderung. »Da fehlt noch viel, wir müssen das den Kunden näherbringen.« Anstrengungen für eine gute CO₂-Bilanz gibt es bereits zahlreich. Die voestalpine präsentierte am heurigen Stahlbautag rund 30 Projekte, die derzeit in Linz und Donawitz laufen. Mit dem teilweisen Umstieg von der Hochofen- auf die Elektrostahlroute sollen die CO₂-Emissionen bis 2029 um rund 30 Prozent oder 4 Millionen Tonnen jährlich reduziert werden.
Das Forschungsprojekt SuSteel, Sustainable Steelmaking, befasst sich mit der CO₂-neutralen Herstellung von Rohstahl mithilfe von Wasserstoffplasma. Ab 2027 sollen in Linz laut Vorstandsvorsitzendem Herbert Eibensteiner Roheisen und Roheisenbriketts durch wasserstoffbasierte Feinerz-Reduktion im industriellen Maßstab hergestellt werden.
»Nur mit der Förderung des Holzbaus wird sich die CO₂-Bilanz nicht optimieren lassen«, stellt Matzner fest und verweist auf die zögerliche Arbeit an der OIB-Richtlinie 7. »Diese soll es erst ab 2027 geben. Bis sie dann in Landesrecht umgesetzt ist und der erste sein Haus danach gebaut hat, haben wir vermutlich 2032.« Einen Fortschritt sieht er durch die neue Bauproduktenverordnung, die seit Jänner gilt und wodurch die CO₂-Intensität der verbauten Baustoffe nach einer Übergangsfrist verpflichtend anzugeben ist. Beschlossen auf EU-Ebene ist bereits der neue »Steel and Metals Action Plan«, um insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Stahlindustrie im Zuge der Dekarbonisierung sicherzustellen.
Digitalisierung für Nachhaltigkeit
Digitale Werkzeuge wie Materialpässe, Lebenszyklusanalysen und BIM gewinnen im Metallbau weiter an Bedeutung, nicht nur für die Projektabwicklung, sondern auch als Voraussetzung für ESG-konforme Nachweise und Investorenkommunikation. »Für uns ist Digitalisierung ein strategischer Hebel. Sie erlaubt, Routinetätigkeiten zu automatisieren, Ressourcen gezielter einzusetzen und unsere Dienstleistungsqualität zu steigern«, betont Thomas Glanzer.
Den digitalen Umbruch stellt auch Harald Schinnerl in seinem Unternehmen fest. »Wir vermessen bereits vollständig in 3D, planen in diese Punktewolke hinein, unsere Maschinen arbeiten anschließend mit diesen Daten, ebenso wie später die Montagetruppen auf der Baustelle. Wir sparen damit sehr viel an Fertigungskosten.« Kleinere Firmen hätten diese Maschinen meist nicht, die Innung unterstützt laut Schinnerl mit Beratung. Eine Lösung sieht er in verstärkter Kooperation. »Betriebe müssen sich besser vernetzen, Gemeinschaften werden bereits gebildet.«
Forschung bringt voran
Wie am Stahlbautag wieder deutlich sichtbar war, schreitet die Stahlbauforschung in Österreich voran, laut Georg Matzner schon allein wegen der erforderlichen Energieeffizienz. »Jeder Betrieb ist bestrebt, möglichst runterzukommen.« Viele der Mitglieder des ÖSTV haben bereits PV auf den Dächern ihrer Produktionshallen installiert, teilweise mit Stromspeicherung für die Eigenverwendung. »Ich sehe die Stahlbauforschung aber eher als Evolution, weniger als Revolution«, betont er und berichtet von einem Forschungsprojekt der TU Graz, das eine Vorhersage der Restlebensdauer von Tragwerken ohne viel Aufwand und jahrelanges Monitoring ermöglicht.
Gearbeitet wird in Graz auch am Trag- und Verformungsverhalten von Einstiegsöffnungen. Hinsichtlich Materialeffizienz erwähnt Matzner ein Projekt der TU Wien, das die Umsetzung von Metallprojekten mit weniger Materialstärke zum Ziel hat. Die Universität Innsbruck arbeitet z. B. am Stabilitätsverhalten von Bauteilen und an der Entwicklung neuer numerischer Methoden für Verbindungstechnik. Thema ist auch die Verifikation der Modelle zur rechnerischen Bestimmung der Dämpfung von Eisenbahnbrücken. AluKönigStahl investiert in digitale Lösungen und Entwicklungspartnerschaften. Gemeinsam mit Schüco wird etwa an der Weiterentwicklung von Software zur Erstellung von Element-EPDs gearbeitet.
Kleinere Unternehmen wie MBM Metall haben oft keine eigene Forschungs- oder Entwicklungsabteilung. »Wir pflegen aber den aktiven Austausch mit unseren Lieferanten, die sehr große Entwicklungsbereiche haben. Wir bringen unsere Praxiserfahrung ein, was funktioniert bzw. nicht funktioniert, was verarbeitungstechnisch sinnvoll ist bzw. was weniger«, erklärt Andrea Wucher.
Bild: »Je sortenreiner gebaut wird, desto einfacher kann rückgebaut und recycelt werden«, betont Andrea Wucher und verweist auf aktuelle Vorzeige-Wohnbauprojekte von MBM Metall in Wien wie das Village im Dritten und den Gemeindebau Brockhausengasse.
Bauweise nach Geschoßtyp für neu errichtete Wohngebäude von 2013 bis 2023
Grafik: Bei Wohngebäuden wird ein großer Teil der Nettonutzfläche in Mauerwerksbauweise errichtet.
Stahlbautag
Im Rahmen des Stahlbautages im Mai in Graz wurden die Gewinner des 10. Österreichischen Stahlbaupreises 2025 ausgezeichnet:
Siegerprojekt Kategorie Hochbau: Turmbau Bauhaus-Archiv, Museum für Gestaltung, Berlin / Zeman
Siegerprojekt Kategorie Infrastruktur: U81 Stadtbahnbrücke über den Nordstern, Düsseldorf / MCE
Anerkennung Leichtigkeit mit Stahl: Büro- und Hotelgebäude Helix, Salzburg / Herbich und Metallic
Anerkennung »CI durch Stahlmasten«: Bog Crane 1+2, Estland / Bollinger und Grohmann
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