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Eine Branche in der Warteschleife
Der Sanierungsbonus ist – zumindest vorübergehend – ausgesetzt. Dafür hagelte es seitens der Dämmstoffbranche Kritik. Mittlerweile gibt es aber auch Verständnis. Eine Verbesserung und Weiterentwicklung der Förderschiene sei richtig und sinnvoll. Bis es so weit ist, hilft sich die Branche selbst und überdenkt althergebrachte, nicht zu erreichende Ziele.
Eine aktuelle Studie des emeritierten Linzer Volkswirtschaftlers Friedrich Schneider und Martin Reindl im Auftrag von Internorm hat gezeigt, dass der Sanierungsbonus in den Jahren 2023 und 2024 auch unter Berücksichtigung eines geschätzten Mitnahmeeffekts von 30 % Investitionen in Höhe von rund 2,32 Milliarden Euro induziert hat. Dennoch wurde die Förderung Ende 2024 jäh gestoppt. Die Folgen sind laut GDI2050 weitreichend: »Geplante Modernisierungen privater Wohngebäude werden verschoben, das Bau- und Saniergewerbe berichtet von Auftragsrückgängen, Klimaziele rücken in weite Ferne.« Umso wichtiger ist es laut GDI-Vorstand Peter Schmid, dass Eigentümer die noch vorhandenen Förderoptionen kennen. »Denn in vielen Bundesländern stehen weiterhin beachtliche Fördermittel zur Verfügung«, so Schmid. Lediglich Niederösterreich, die Steiermark und Salzburg verzichten zur Gänze auf eine Sanierungsförderung, im Burgenland ist es lediglich der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.
Wie es mit der Sanierungsförderung auf Bundesebene weitergeht, ist derzeit noch unklar. In der letzten Ausgabe des Bau & Immobilien Report stellte Röfix-Geschäftsführer Christian Höberl in der Rubrik »Fragen an die Politik« eine entsprechende Frage an Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig. Dieser antwortete, dass »derzeit in Abstimmung mit den Bundesländern und unter Einbindung relevanter Interessengruppen an einer Weiterentwicklung der Förderungsbereiche gearbeitet« wird. Ziel sei es, bestehende Instrumente zu verbessern und Rahmenbedingungen zu schaffen, die Investitionen in erneuerbare Heizsysteme und thermisch-energetische Sanierungen bestmöglich unterstützen. Die Klärung der Details für eine Neuauflage der Förderschienen ist laut Totschnig bis Herbst 2025 geplant.
Verständnis für die Politik
Während weite Teile der Baubranche noch mit der Entscheidung der Politik hadern, die Förderungen auszusetzen, gibt es auch Verständnis. »Ein Reset bei den Förderprogrammen des Bundes war wohl unvermeidlich, einerseits wegen der angespannten Budgetlage, andererseits wegen teilweiser Überförderungen«, erklärt Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen IIBW, kritisiert aber die daraus resultierenden »Stop-and-Go-Effekte«, die für das Vertrauen in eine Branche und einen nachhaltigen Aufschwung »immer schlecht sind«.
Auch Steinbacher-Geschäftsführer Roland Hebbel spricht von »überdotierten Fördertöpfen«, die aber aufgrund »nicht vorhandener Stabilität und Nachhaltigkeit die Ziele nicht erreicht haben«. Zudem sei durch die sich immer wieder verändernden Rahmenbedingungen bei den Empfängern von Förderungen ein Misstrauen entstanden bzw. die Planungssicherheit verloren gegangen. Entsprechend hält Baumit-Geschäftsführer Georg Bursik den Ansatz von Minister Totschnig, die Fördersysteme weiterzuentwickeln und zu verbessern, für »richtig und wichtig«. Es gebe definitiv großes Potential, um die positive Wirkung der Förderinvestitionen auf die Wirtschaftsentwicklung in Österreich nochmals deutlich zu vergrößern.
»Entscheidend wird sein, fundierte Quellen und Experten vor der Neuauflage einzubinden und Abläufe zu vereinfachen, um hier auch tatsächlich eine Verbesserung zu erzielen«, so Bursik. Auch der neue CEO der Synthesa Gruppe, Guido Kuphal, ist überzeugt, »dass komplexe Antragsverfahren, unklare Zuständigkeiten und langwierige Genehmigungen für viele Eigentümer*innen große Hürden darstellen«. Zudem fehle es an qualifizierten Fachkräften, was zu langen Wartezeiten und höheren Kosten führt.
Zieländerung
Fakt ist, das berühmte 3-%-Sanierungsquoten-Ziel wurde trotz üppig dotierter Fördertöpfe auch in den letzten Jahren nicht erreicht. Aber vielleicht ist es auch an der Zeit, dieses Ziel zu überdenken. »Das 3-%-Ziel wurde ursprünglich von der EU festgelegt, ohne dass dessen tatsächliche Umsetzbarkeit umfassend hinterfragt wurde«, erklärt Sto-Geschäftsführer Walter Wiedenbauer. Aus heutiger Sicht sei das Ziel aber kaum realistisch, nicht zuletzt aufgrund fehlender personeller Ressourcen in der Branche. Auch Marktforscher Andreas Kreutzer stellt die Sinnhaftigkeit des 3-%-Ziels in Frage, denn das würde bedeuten, dass ein Gebäude alle 33 Jahre komplett saniert werden müsste. »Das ist weder technisch notwendig noch ökonomisch sinnvoll.« Aus seiner Sicht wäre es schon erfreulich, 2 % zu erreichen. Allein dafür müsste laut Kreutzer die Sanierungsrate bei Fenstern gehalten werden, bei Dach und Fassade hingegen müssten die Anstrengungen verdoppelt werden.
Selbsthilfe der Branche
Den Dämmstoffherstellern ist aber durchaus bewusst, dass das Warten auf die nächste Förderung zu wenig ist. Man weiß, dass man sein Schicksal auch ein Stück weit in den eigenen Händen hat. »Wir nehmen unsere Verantwortung ernst und kommunizieren kontinuierlich die Vorteile thermischer Sanierung«, sagt Sto-Chef Wiedenbauer. Mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit und praxisnahen Referenzprojekten will man Bauherren, Investoren und Planer für die Potenziale nachhaltiger Sanierung sensibilisieren.
Auch bei Synthesa setzt man gezielt auf kontinuierliche Bewusstseinsbildung durch Kampagnen in Print- und Onlinemedien, um die Vorteile thermischer Sanierungen verständlich und greifbar zu machen. »Zudem unterstützen wir das ausführende Gewerbe mit praxisnahen Informationen und Tools zur Förderabwicklung, um bürokratische Hürden zu senken«, so Kuphal. Auch Endkund*innen erhalten von Synthesa gezielte Beratung zu Fördermöglichkeiten und energetischen Maßnahmen. »Unser Ziel ist es, durch Information, Vereinfachung und Motivation die Nachfrage zu stärken.« Und auch Baumit setzt auf »Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung«. Um den Gebäudebestand zukunftsfit zu machen und die entsprechenden Investitionen auszulösen, müssen laut Georg Bursik »alle an einem Strang ziehen«. Das sieht auch sein Gegenüber bei Steinbacher Dämmstoffe, Roland Hebbel, so: »Es geht nur gemeinsam.«
Wo die Gemeinsamkeit allerdings ein Ende haben sollte, spricht Wolfgang Amann an. »Es wäre wünschenswert, wenn nicht jede Ankündigung für neue Förderaktionen sofort zu Preiserhöhungen führen würde. Es ist schon auch frustrierend, dass ein doch erheblicher Anteil der Förderungen nicht beim Konsumenten ankommt.«
Sanierungsförderung nach Bundesländern

Grafik: (Angenommene Gesamt-Sanierungskosten für Wärmedämmung, Fenstertausch und Erdwärmepumpe für ein 120 m² großes Einfamilienhaus: 110.000 Euro.) Die Bundesförderungen für die thermische Sanierung sind vorerst gestoppt, Förderungen in den Ländern gibt es aber noch – mit großen Unterschieden, von 0 % der Gesamtkosten bis zu 35 %.
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